Neues von der Turmbergbahn Karlsruhe-Durlach
Verfasst: 07.10.2020 - 13:22
Da ich kein bestehendes Infrastruktur-Topic für die Karlsruher Standseilbahn auf den Turmberg finden konnte, eröffne ich für die Informationen zum bevorstehenden Neubau der Bahn ein neues.
Die Turmbergbahn fährt vom Karlsruher Stadtteil Durlach auf den 256 m hohen Turmberg und überwindet dabei 100 Höhenmeter. Sie wurde bereits 1888 erbaut und fuhr ursprünglich mit Wasserballast als Antrieb. 1945 wurden Kriegsschäden repariert, 1966 erfolgte ein Totalumbau von Trassierung und Bahn, die in diesem Rahmen auf Elektroantrieb umgestellt wurde. 2004 erhielt die Bahn ein neues Seil. Sie gehört den stadteigenen Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK) und befördert rund 100.000 Fahrgäste pro Jahr. Auf dem Berg befinden sich eine Aussichtsplattform, der historische Bergfried der ehemaligen Burg Hohenberg, zwei Restaurants mit Außenanlage, ein Waldseilgarten, das Gelände eines Schützenvereins und die Sportschule Schöneck.
Die mehrfach verlängerte Betriebserlaubnis für die alte Bahn läuft 2022 aus. Darum planen die Karlsruher Verkehrsbetriebe schon länger einen Totalneubau, für den zwei Jahre veranschlagt werden. Vergabekandidat für die Ausschreibung ist Garaventa. Im Rahmen des Neubaus soll die Bahn, die aktuell ein gutes Stück oberhalb der Durlacher Hauptdurchgangsstraße / B3 im Wohngebiet startet, um ca. die Hälfte ihrer aktuellen Länge nach unten bis zur Hauptstraße verlängert und so ans Straßenbahnnetz angebunden werden. Die bestehende Talstation würde dann zu einer Mittelstation mit Bedarfshalt umgebaut, was allerdings die Fahrzeit von 3,5 auf 7,5 Minuten verlängern und die Kapazität (bei gleicher Wagengröße) von 840 auf 475 Personen pro Stunde fast halbieren würde. Die aktuell baulich versteckte Seilbahntechnik würde von Garaventa beim Neubau teils sichtbar gemacht.
Wie das bei solchen Planungen nun mal so ist, sind die errechneten Baukosten seit 2018 von damals 14,7 Mio Euro mittlerweile auf 20,9 Mio Euro gestiegen, und typischwerweise steigen sie ja während der Bauzeit noch einmal. Die Verkehrsbetriebe Karlsruhe wollen die Pläne nur umsetzen, wenn das Land Baden-Württemberg mindestens die Hälfte der Baukosten übernimmt, und man sucht weitere Fördermöglichkeiten. Die Pläne sollen am 20. Oktober 2020 zunächst vom Karlsruher Gemeinderat genehmigt werden. Die enormen Baukosten werden mit einer erwarteten Erhöhung der Fahrgastzahlen gerechtfertigt.
Quellen:
Badische Neue Nachrichten (BNN) vom 6. Oktober 2020 (Paywall)
T-Online-Artikel vom 23. August 2019
Artikelsammlung bei KA-News
Ausschreibungsrahmen vom April 2019
Meine Meinung:
Selbst als großer Seilbahnfreund empfinde ich die dargestellte Kosten-Nutzen-Relation für den Neubau der Turmbergbahn inkl. Verlängerung als unpassend, zumal die Stadt Karlsruhe parallel 1,5 Milliarden Euro in ihrer aus dem Ruder gelaufenen U-Bahn-Lösung versenkt. Die damals in ähnlicher Situation befindliche Wildbader Sommerbergbahn beispielsweise (mit jährlich bis zu 250.000 Fahrgästen) wurde 2010/11 von Garaventa für rund 7 Mio Euro erneuert. Ein ähnlicher Kostenrahmen wäre aus meiner (Steuerzahler-)Sicht auch für die Erneuerung der Turmbergbahn diskussionsfähig. Wenn die Verlängerung der Bahn zu teuer ist, bleibt die Talstation halt, wo sie ist - schließlich funktioniert dieses Konzept seit nunmehr 154 Jahren. Von den anderen beiden Dritteln der 21 Mio Euro ließen sich gesellschaftlich wichtigere Projekte wie die Unterstützung von Bildungseinrichtungen oder Kitas oder der Bau eines Altenheims finanzieren.
Warten wir also ab, was der Karlsruher Gemeinderat meint.
Die Turmbergbahn fährt vom Karlsruher Stadtteil Durlach auf den 256 m hohen Turmberg und überwindet dabei 100 Höhenmeter. Sie wurde bereits 1888 erbaut und fuhr ursprünglich mit Wasserballast als Antrieb. 1945 wurden Kriegsschäden repariert, 1966 erfolgte ein Totalumbau von Trassierung und Bahn, die in diesem Rahmen auf Elektroantrieb umgestellt wurde. 2004 erhielt die Bahn ein neues Seil. Sie gehört den stadteigenen Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK) und befördert rund 100.000 Fahrgäste pro Jahr. Auf dem Berg befinden sich eine Aussichtsplattform, der historische Bergfried der ehemaligen Burg Hohenberg, zwei Restaurants mit Außenanlage, ein Waldseilgarten, das Gelände eines Schützenvereins und die Sportschule Schöneck.
Die mehrfach verlängerte Betriebserlaubnis für die alte Bahn läuft 2022 aus. Darum planen die Karlsruher Verkehrsbetriebe schon länger einen Totalneubau, für den zwei Jahre veranschlagt werden. Vergabekandidat für die Ausschreibung ist Garaventa. Im Rahmen des Neubaus soll die Bahn, die aktuell ein gutes Stück oberhalb der Durlacher Hauptdurchgangsstraße / B3 im Wohngebiet startet, um ca. die Hälfte ihrer aktuellen Länge nach unten bis zur Hauptstraße verlängert und so ans Straßenbahnnetz angebunden werden. Die bestehende Talstation würde dann zu einer Mittelstation mit Bedarfshalt umgebaut, was allerdings die Fahrzeit von 3,5 auf 7,5 Minuten verlängern und die Kapazität (bei gleicher Wagengröße) von 840 auf 475 Personen pro Stunde fast halbieren würde. Die aktuell baulich versteckte Seilbahntechnik würde von Garaventa beim Neubau teils sichtbar gemacht.
Wie das bei solchen Planungen nun mal so ist, sind die errechneten Baukosten seit 2018 von damals 14,7 Mio Euro mittlerweile auf 20,9 Mio Euro gestiegen, und typischwerweise steigen sie ja während der Bauzeit noch einmal. Die Verkehrsbetriebe Karlsruhe wollen die Pläne nur umsetzen, wenn das Land Baden-Württemberg mindestens die Hälfte der Baukosten übernimmt, und man sucht weitere Fördermöglichkeiten. Die Pläne sollen am 20. Oktober 2020 zunächst vom Karlsruher Gemeinderat genehmigt werden. Die enormen Baukosten werden mit einer erwarteten Erhöhung der Fahrgastzahlen gerechtfertigt.
Quellen:
Badische Neue Nachrichten (BNN) vom 6. Oktober 2020 (Paywall)
T-Online-Artikel vom 23. August 2019
Artikelsammlung bei KA-News
Ausschreibungsrahmen vom April 2019
Meine Meinung:
Selbst als großer Seilbahnfreund empfinde ich die dargestellte Kosten-Nutzen-Relation für den Neubau der Turmbergbahn inkl. Verlängerung als unpassend, zumal die Stadt Karlsruhe parallel 1,5 Milliarden Euro in ihrer aus dem Ruder gelaufenen U-Bahn-Lösung versenkt. Die damals in ähnlicher Situation befindliche Wildbader Sommerbergbahn beispielsweise (mit jährlich bis zu 250.000 Fahrgästen) wurde 2010/11 von Garaventa für rund 7 Mio Euro erneuert. Ein ähnlicher Kostenrahmen wäre aus meiner (Steuerzahler-)Sicht auch für die Erneuerung der Turmbergbahn diskussionsfähig. Wenn die Verlängerung der Bahn zu teuer ist, bleibt die Talstation halt, wo sie ist - schließlich funktioniert dieses Konzept seit nunmehr 154 Jahren. Von den anderen beiden Dritteln der 21 Mio Euro ließen sich gesellschaftlich wichtigere Projekte wie die Unterstützung von Bildungseinrichtungen oder Kitas oder der Bau eines Altenheims finanzieren.
Warten wir also ab, was der Karlsruher Gemeinderat meint.