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Floriade 2022 (NL) | Kabelbaan-Preview | August 2021

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Zottel
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Floriade 2022 (NL) | Kabelbaan-Preview | August 2021

Beitrag von Zottel »

Floriade 2022 (NL) | Kabelbaan-Preview | August 2021

Alle 10 Jahre trifft sich die internationale Gartenbaubranche auf der Floriade. Die Ausstellung findet an wechselnden Standorten in den Niederlanden statt, im kommenden Jahr in Almere, das am südlichen Ende des IJsselmeres in Flevoland liegt. Die Ausstellung wird von April bis Oktober 2022 geöffnet sein. Aktuell befinden sich die Garten- und Parkanlagen in Bau - seit Juli und noch bis September können bereits Teile der Baustelle im Rahmen der Floriade Preview besichtigt werden.

Den Aufwand einer solchen Preview nehmen die Veranstalter auf sich, um insbesondere den Bewohnern der Region, aber auch Interessierten einen Vorgeschmack auf die Show zu geben und der Gartenbauausstellung sozusagen beim Wachsen zusehen zu können. Teil der Floriade und im Rahmen der Preview bereits geöffnet ist die "Kabelbaan", eine moderne 10-EUB von Doppelmayr, für die ich im August die kurze Anreise aus dem Ruhrgebiet auf mich nehme.

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Die Veranstalter schaffen es, auf der Preview-Homepage keine falschen Erwartungen zu wecken, sondern bereiten die Besucher - wie ich meine - ehrlich und transparent darauf vor, was sie auf dem Gelände erwartet: Eine Baustelle. Aber genau darum geht es bei der Preview. Und dafür wird man auf den Besuch gut vorbereitet, beispielsweise mit einem Hinweis auf passendes Schuhwerk. Zudem zeigen die Niederländer mit gratis Heißgetränken vor Ort ihre Gastfreundschaft und die Besichtigung hat den Charakter eines Nachbarschaftsbesuchs in beinahe freundschaftlicher Atmosphäre - ohne dabei an Professionalität einzubüßen.

Als äußerst sympathisch empfinde ich die offizielle Wegbeschreibung, die es für die Anreise mit dem Fahrrad, dem Boot und zu guter Letzt auch mit dem Auto gibt. Mein Transportmittel ist das Letztere. Bei einem Literpreis von 1,97 € für Super an der Autobahntankstelle würde ich in den Niederlanden wohl eher auch auf den Drahtesel umsatteln.

Der Parkplatz liegt einen rund zehn minütigen Fußmarsch entfernt vom Preview-Center, ist dafür aber kostenlos. Beschrieben ist das alles ganz sauber auf der Homepage sowie auch vor Ort beschildert.
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Almeres neue Landmarke zeigt sich bereits aus einiger Entfernung. In gut 13 Monaten ist es damit aber wieder vorbei.
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Über Stock, Stein und die frisch asphaltierte Straße gelange ich zur Seilbahnstation. An allen Ecken und Enden wird derzeit gebaut. Dass man Interessierte dennoch auf das Gelände lässt, ist schon eine tolle Sache.
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Am Zugang zum Gelände empfängt mich eine gut gelaunte, gut informierte und auch im höheren Alter des Englischen mächtige Truppe von Baustellen-Guides. Wofür ich mich speziell interessieren würde, ob ich an einer der Führungen teilnehmen möchte - achja, und ob ich schon ein Ticket hätte, werde ich gefragt. Allein, dass das Gespräch nicht sofort mit einer Ermahnung ob des zu kaufenden Tickets beginnt, gibt mir ein gutes Gefühl. Das passt zur freundlichen Stimmung vor Ort.

Schnell habe ich mein Anliegen erklärt, man reagiert darauf sehr aufgeschlossen und weist mir schließlich auch den Weg zum Preview-Center samt Kartenverkauf. Dort beginnt gerade eine der Baustellenführungen mit rund 20 niederländischen Teilnehmern. Ich bin der einzige, der Maske trägt - sowohl draußen als auch im Gebäude. Entsprechend entgeistert schauen mich die Niederländer an. Ich muss wohl wie ein Fremdkörper wirken. Ähnlich dürfte es asiatischen Europa-Reisenden vor 2020 gegangen sein.

Nun denn, als sich die Gruppe in Bewegung setzt, wage ich mich allein in das Innere des Preview-Centers. Es ist ein flacher Bau, in dem die Geschichte der Floriade dargestellt ist und gratis Kaffee, Wasser und Tee ausgeschenkt werden. Ich interessiere mich für die beiden Erstgenannten und mache einen Schnappschuss mit einem interessanten Detail.
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Bereits zur Floriade in Venlo vor zehn Jahren wurde das dortige Gelände mit einer temporären Seilbahn erschlossen, damals eine 8-EUB aus dem Hause Doppelmayr, die inzwischen als Panoramabahn Kreuzjoch in Schruns im schönen Montafon ihre zweite Bleibe gefunden hat. Meine Reportage zur EUB in Venlo findet sich hier: viewtopic.php?f=58&t=44352&p=4858385&hi ... o#p4858385
Wovon ich bisher nicht wusste, war die Doppelsesselbahn, die man zur Floriade 1972 baute. Das Thema werde ich später in einem separaten Topic aufgreifen.

Zurück nach Almere im Jahr 2021. Von der Terrasse des Preview-Centers ist der Blick frei auf die Nordstation der aktuellen Kabelbaan. Es handelt sich um eine moderne 10-EUB von Doppelmayr in edler D-Line-Ausführung. Auch eine Besonderheit ist deutlich zu sehen: Die Station steht zum Großteil im Wasser.
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Das Wetter ist noch schlecht und ich habe keinen Zeitdruck. So wage ich einen ersten Blick auf die Trasse und schlendere zum Einstieg. Dort steht wieder ein freundlicher Baustellen-Guide. Als ich in meiner Tasche nach dem Ticket krame, winkt er ab: Dass ich ein Ticket habe, würde er mir schon glauben.
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Den diversen Artikeln der Seilbahnfachpresse ist zu entnehmen, dass die Anlage im Rahmen des diesjährigen Floriade-Mottos "Growing Green Cities" das Thema der Urbanen Seilbahnen bespielen soll. Derzeit ist die Anlage für mich einfach nur eine Seilbahn, die im nahen urbanen Umfeld steht - aber vielleicht lässt sich der urbane Gedanke auch erst greifen, wenn drumherum alles fertig ist. Jedenfalls ist die Nordstation auf Wasser gebaut, was mir vorher nicht klar war und was mich vor Ort ziemlich umhaut. Genial.
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Ein - hoffentlich temporäres - Kuriosum an der Anlage ist die weiße Folierung. Nicht nur, dass sie von außen recht langweilig aussieht. Sie behindert die Sicht aus dem Innern zudem enorm. Nun ist es so, dass sich weder Doppelmayr noch die Floriade-Veranstalter diese Folierung freiwillig ausgesucht haben, sondern sie ist notwendig, um Auflagen der zuständigen Behörde zu erfüllen. Knackpunkt laut der regionalen Presse ist die Autobahn A6, die von der Seilbahn kurz vor der Südstation überspannt wird. Wie der TV- und Radiosender Omroep Flevoland berichtet, müssen die Scheiben der Gondeln getönt sein, damit die Gondelinsassen von der Autobahn aus nicht erkennbar sind.

Das bestätigt mir auch das Personal vor Ort und lässt durchblicken, dass man mit der gefundenen Lösung zwar die Auflagen erfülle, mit dem Ergebnis aber keinesfalls glücklich sei. Schließlich trübt die Folie die Aussicht sehr, und das im wahrsten Sinne des Wortes, wie ich wenige Minuten später selbst feststellen muss. Zu allem Übel regnet es noch an diesem Tag und in den kleinen kreisrunden Öffnungen der Folie sammelt sich tröpfchenweise das Regenwasser. Um etwas Abhilfe zu leisten, wischt das Personal die Scheiben aller Gondeln, in die jemand einsteigt, so gut es geht trocken. Das steht sicher nicht in der Jobbeschreibung eines Seilbahnbediensteten oder gar Betriebsleiters. Die Damen und Herren wischen an diesem Tag aber mit einer ungefragten Selbstverständlichkeit und sind dabei auch noch bemerkenswert freundlich und zuvorkommend, dass ich nicht anders kann, als mich dafür ausdrücklich zu bedanken. Ein toller Service.

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Los geht die erste Fahrt. In den geräumigen CWA Omega V-10-Gondeln sitzt es sich auf Holz ganz gemütlich.
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Tja, und so präsentiert sich die Nordstation durch die besagte Folie.
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Entgegen der Fahrtrichtung ist die etwas Sicht besser als nach vorne.
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Denn in Fahrtrichtung geht die Sicht gefühlt gegen Null.
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Wieder der Blick zurück. Links und rechts der Trasse wird fleißig gewerkelt. Auf rund 35 Metern Höhe bewegen sich die Gondeln auf der Strecke.
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Der Seitenblick durch die Gondeltüren ist kaum besser, hier zu sehen die A6.
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Und im Rückblick
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Gleich hinter der Autobahn ist die Südstation erreicht. Ich greife Rucksack und Jacke und mache mich zum aussteigen bereit. In der Gondel stehend umrunde ich die Station, denn derzeit ist dort kein Ausstieg für Besucher möglich. Kurz vor Verlassen der Station dämmert mir, dass ich hier nicht werde aussteigen können. Und so greife ich wieder zur Kamera. Wie man hier sieht, gibt es keinen durchgehenden Bahnsteig, um die Zu- und Ausstiege voneinander zu trennen. Ob das im nächsten Jahr gut funktioniert oder nur zu mehr Hektik führt? Die stündliche Förderleistung ist auf 2.250 Personen ausgelegt.
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Es folgen einige getrübte Impressionen der 850 Meter kurzen Retourfahrt.
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An der Nordstation habe ich Zeit und Gelegenheit für einige Fotos. Das Personal ist sehr aufgeschlossen - und trägt übrigens Maske, denn das ist wohl strikte Vorgabe von Doppelmayr. Die Besucher sind offiziell ebenfalls angehalten, in den Stationen und den Gondeln Maske zu tragen.
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Die Station ist wirklich ein Hingucker.
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Die Garagierung der insgesamt 34 Gondeln erfolgt in den Stationen: Je 17 im Süden und Norden.
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Da bekommt der Begriff Wartungssteg gleich eine neue Bedeutung.
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Wenn man will, kann man mit dem Preview-Ticket für 12,50 € den ganzen Tag Seilbahnfahren. Eine zweite Fahrt genehmige ich mir noch, da jetzt auch das Wetter etwas besser wird.
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In Skigebieten empfand ich das D-Line-Design bislang häufig als übertrieben. Hier in Almere, vor der Wasserkulisse - und zukünftig im Rahmen der Floriade - kommt das Design aus meiner Sicht aber sehr gut zur Geltung. Die Ecken und Kanten passen für mein Auge besser in ein (werdendes) urbanes Umfeld als in die Berge.
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Die nächste Gondel fährt knapp oberhalb der Wasseroberfläche in die Station ein.
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Wie hier zu sehen ist, erfüllt die Folierung immerhin ihren Zweck.
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Auf dem Weg zurück zum Auto, mit einem kleinen Umweg zum gratis Kaffeeausschank, ergeben sich noch einige nette Motive der Kabelbaan.
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In diesem Jahr bis zum 26. September und dann 2022 vom Beginn der Floriade am 14. April bis zu ihrem Ende am 9. Oktober wird die EUB in Betrieb sein. Danach dürfte rasch der Rückbau erfolgen, da die Anlage in Mannheim anlässlich der Bundesgartenschau 2023 wieder aufgestellt wird. Und wenn dann auch die Buga im Oktober 2023 ihre Tore wieder schließen wird, soll die Seilbahn abermals umsiedeln. Wohin, ist mir derzeit nicht bekannt.
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Auch aus dieser Perspektive ist die Station ein Hingucker.
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Der Preview-Parkplatz sowie weitere im Bau befindliche Parkflächen für die große Show im nächsten Jahr liegen direkt am Binnengewässer Weerwater. Dieses nutzen die Niederländer für den Wassersport, ebenfalls mit einer kleinen Seilbahn.
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Zu guter Letzt versuche ich noch von außen einen Zugang zur Südstation zu bekommen. Immerhin ist sie von vier Seiten von Straßen umschlossen, abzüglich der Autobahn müsste man da doch von drei Seiten herankommen - denke ich mir.

Leider falsch gedacht. Rundherum ist alles eingezäunt. Näher komme ich nicht heran.
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Schließlich mache ich mich auf den Heimweg und bin um einige Seilbahnmotive sowie den gastfreundlichen Austausch mit den Floriade-Mitarbeitern und Seilbahnbediensteten reicher.
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noisi
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Re: Floriade 2022 (NL) | Kabelbaan-Preview | August 2021

Beitrag von noisi »

Da war die Sucht wieder mal groß!
Da mein Bildhoster seine Verzeichnisstruktur geändert hat, werden die Bilder in meinen Berichten z.T. nicht mehr angezeigt. Auf konkreten Wunsch stelle ich sie wieder her.
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GIFWilli59
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Re: Floriade 2022 (NL) | Kabelbaan-Preview | August 2021

Beitrag von GIFWilli59 »

Zottel hat geschrieben: 27.08.2021 - 23:15 Zu allem Übel regnet es noch an diesem Tag und in den kleinen kreisrunden Öffnungen der Folie sammelt sich tröpfchenweise das Regenwasser. Um etwas Abhilfe zu leisten, wischt das Personal die Scheiben aller Gondeln, in die jemand einsteigt, so gut es geht trocken. Das steht sicher nicht in der Jobbeschreibung eines Seilbahnbediensteten oder gar Betriebsleiters. Die Damen und Herren wischen an diesem Tag aber mit einer ungefragten Selbstverständlichkeit und sind dabei auch noch bemerkenswert freundlich und zuvorkommend, dass ich nicht anders kann, als mich dafür ausdrücklich zu bedanken. Ein toller Service.
Diese Art von Service und Freundlichkeit ist wirklich erfreulich, das würde ich mir zB in Winterberg auch mal wünschen, dass jemand bei Regen/Schneefall mal das Wasser von den Sesseln abzieht...
Zottel hat geschrieben: 27.08.2021 - 23:15 In Skigebieten empfand ich das D-Line-Design bislang häufig als übertrieben. Hier in Almere, vor der Wasserkulisse - und zukünftig im Rahmen der Floriade - kommt das Design aus meiner Sicht aber sehr gut zur Geltung. Die Ecken und Kanten passen für mein Auge besser in ein (werdendes) urbanes Umfeld als in die Berge.
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Ich persönlich finde diese edlere D-Line-Variante ohnehin weit besser gelungen, als die weder-Fisch-noch-Fleisch-Variante mit der UniG-Basis und den "Ohren" an der Stirnseite. Hier fügt sie sich aber ganz besonders gut in die Umgebung ein.
Übersicht über meine Berichte
2020/21: 101 Tage
Skitouren (75): 18x Willingen, 15x Steinach, 12x Winterberg, 7x Gr. Inselsberg, 6x Ilmenau, 6x Ernstthal, 5x Schneekopf, je 1x Elkeringhausen, Döllberg/Suhl, Goldlauter, Jena, Kassel, Oberhof
Ski Alpin (14): 8x Willingen, 5x Winterberg, 1x Winterberg+Willingen
Resteski (12): 8x Winterberg, 2x Schneekopf, 2x Steinach
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