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Feldis - Dreibündenstein - Brambrüesch 01.10.

Verfasst: 01.10.2021 - 20:59
von sheridan
Da das Wetter heute noch im Sommer-Modus war, habe ich noch eine Tour gemacht, die ich schon länger geplant hatte. Von Rhäzüns aus ging es mit der Eiergondel-Pendelbahn von Inauen Schätti hoch nach Feldis. Das grosse Spannfeld über den Rhein ist schon beeindruckend. Oben in Feldis läuft man dann noch ca 10min zum Sessellift, ist ein fix geklemmter 2er. Im Winter gibt es da auch einen Shuttle-Bus. Oben sieht man schon in der Ferne die Bergstationen vom Furggabüel (Brambrüesch) und Windegga (Pradaschier). Ich bin dann Richtung Dreibündenstein gegangen, das Gebiet dort ist so eine Art hügelige Hochebene. Am Ende geht es dann aber nochmal ordentlich hoch auf den Dreibündenstein entlang eines Steinwalls. Vielleicht war der mal früher eine Art Grenzmarkierung, zieht sich jedenfalls recht markant durchs Gelände. Der originale Grenzstein steht übrigens in einem Museum im Chur, die aktuelle Version ist von 1914. Die Fernsicht war heute dort oben auch sensationell, man konnte recht weit in die Surselva schauen. Fast direkt daneben ist die Bergstation Furggabüel, dort bin ich dann abgestiegen bis zur Malixer Alp und dann über den Spundisköpf-Gratweg zur Bergstation der Gondelbahn. Insgesamt braucht man ca 2.5h für die Stecke. Alles in allem ein sehr schöner Indian Summer-Tag heute.

Re: Feldis - Dreibündenstein - Brambrüesch 01.10.

Verfasst: 03.10.2021 - 21:36
von TPD
Lol
Wir haben uns auf dieser Tour um 4 Tage verpasst.

Re: Feldis - Dreibündenstein - Brambrüesch 01.10.

Verfasst: 06.10.2021 - 10:00
von švi-nigel
Schöne tour da oben, merssi. Da meine mutter bündnerin war weis ich dass sich beim dreibündenstein die gebiete der drei alten rhätischen Bünde treffen. Der kanton Graubünden müsste drum eigentlich Dreibünden heissen. Wäre für mih jedenfalls logischer als dass komische „grau/Grischun“.

Re: Feldis - Dreibündenstein - Brambrüesch 01.10.

Verfasst: 07.10.2021 - 08:19
von ski-chrigel
Tat er auch lange Zeit, aber die Franzosen sind schuld für das „grau“ ;-) :
Vom 15. Jahrhundert bis 1798 hiess die Region Drei Bünden und war ein Zusammenschluss der drei Teilstaaten Grauer Bund (im Wesentlichen Bündner Oberland), Gotteshausbund (va. Chur, Domleschg und Engadin) und Zehngerichtebund (Prättigau und Davos).
1799 - 1803 hiess er dann Kanton Rätien. Rätien wird ja noch heute oft verwendet (zB RhB).
Im Rahmen der Mediation durch Napoleon wurde 1803 der Name Graubünden geschaffen und in der heutigen Form in die Eidgenossenschaft eingegliedert. Der Graue Bund war der politische gewichtigste der drei Bünde, weshalb sich Napoleon für diesen entschied.

Re: Feldis - Dreibündenstein - Brambrüesch 01.10.

Verfasst: 07.10.2021 - 17:17
von Basalt
švi-nigel hat geschrieben: 06.10.2021 - 10:00 Schöne tour da oben, merssi. Da meine mutter bündnerin war weis ich dass sich beim dreibündenstein die gebiete der drei alten rhätischen Bünde treffen. Der kanton Graubünden müsste drum eigentlich Dreibünden heissen. Wäre für mih jedenfalls logischer als dass komische „grau/Grischun“.
Der Begriff „Graubünden“ entstand bereits zu Zeiten des Freistaats der Drei Bünde und wurde schon damals (teils als Synonym) für den alten Staatenbund verwendet. Nachfolgend ein paar historische Beispiele von für Graubünden benutzten Bezeichnungen:

⁃ Niccolò Machiavelli 1507 über Eidgenossen und Bündner: „(…) Oltre a questi dodici Cantoni ci sone due altere qualità di Svizzeri: la Lega Grigia, e i Vallesi, e tutti due confinano con Italia (…)“.

⁃ Guglielmo Tengatino von Brescia 1511 zu einem Bündnis mit den Bündnern: „Questa vera libertà ci viene hora sicurissimamente offerta dalla nobilissima Lega che con tanta prontezza et con tanta solecitudine da Signori Suizzeri e Grigioni son partiti di non voler altro da noi che una perpetua congiuntione delle nostre con le luoro forze a comune diffesa (…)“.

⁃ Verfassung (Bundesbrief) des Dreibündenstaates vom 23. September 1524: „Präambel: Wir, alle Gemeinden der gemeinen drei Bünde dies- und jenseits der Gebirge bekennen und tun jedermann kund für uns und unsere Nachkommen: (…)“.

⁃ Bündner Toleranzedikt von 1544: Niederlassungsfreiheit für Glaubensflüchtlinge: „Proindeque omnibus, solummodo ob religionis Evangelicae confessionem et in a patria profugis et in Reatorum terras sive dominantis (…).“

⁃ Die Druckschrift eines anonymen Verfassers, herausgegeben im Anschluss und zur Rechtfertigung des Strafgerichts von Thusis von 1618 trägt den Titel: „Grawpündtnerische Handlungen des M.DC.XVIII jahrs“ (Anmerkung: Hier dürfte mit dem Begriff wohl nur der eigentliche Graue Bund gemeint sein, zu dem Thusis damals gehörte).

⁃ Jean Bodin 1576 in seinen „Six livres de la Republique“: „Comme les Seigneurs des trois ligues Grises, anciens alliés des Suisses, furent compris en termes expres’ au traité de 1521 entre le Roy François I. et les Suisses en qualité de coalliés (…).“

Der graue (obere) Bund entsandte zwar die meisten Abgeordneten in den gemeinsamen Bundestag, dieser tagte jedoch jeweils abwechselnd in Ilanz, Chur und Davos, um die grundsätzliche Gleichberechtigung der drei Bünde zu unterstreichen. Es gab somit keinen primus inter pares und keinen offiziellen Hauptort. Der Ende des 18. Jahrhunderts faktisch erzwungene Beitritt Bündens zur Eigenossenschaft bedeutete das Ende des althergebrachten Bündner Staatswesens und der früheren staatsrechtlichen Souveränität (samt Verlust des traditionellen Untertanengebiets Veltlin). Daher sollte wohl auch der alte Name „Drei Bünde“ nicht in die neue Kantonsbezeichnung übernommen werden.

Im Auftrag von Napoleon Bonaparte legte der Basler Oberzunftmeister Peter Ochs 1798 einen Entwurf einer helvetischen Einheitsverfassung vor. Der Entwurf richtete in der Verfassung selbst eine Einladung zur helvetischen Mitgliedschaft an die Bündner: „On invitera les Ligues grises à devenir Partie intégrante de la Suisse, et si elles repondent favorablement à cette invitation, les Cantons seront provisoirement au nombre de 22, savoir: (…) celui de Rhétie ou de Grisons: Cheflieu, Coire.“

In der Helvetischen Republik hiess der Kanton dann wie von Ochs vorgeschlagen „Kanton Rätien“ mit Hauptort Chur. In der Folge erkannte auch Bonaparte, dass der im Freistaat der Drei Bünde völlig ungewohnte Zentralismus nach französischem Vorbild in der Helvetik keine Akzeptanz fand. Napoleon erteilte daher den Auftrag, neue Kantonsverfassungen auszuarbeiten und sich dabei an den alten demokratischen Strukturen zu orientieren. So entstanden in den Kantonen die neuen Mediationsverfassungen, die von Napoleon am 10. März 1803 in Kraft gesetzt wurden.

Dass Bonaparte in diesem Zusammenhang den Namen „Graubünden“ für die Verfassung von 1803 ausdrücklich vorschrieb, ist nicht belegt und m.E. unwahrscheinlich: Die Bündner übernahmen für die neue Mediationsverfassung einfach die bereits 1798 vom Schweizer Peter Ochs vorgeschlagene Alternativbezeichnung „Grisons“ (Graubünden), um sich nunmehr auch klar gegenüber der unglücklichen Zwischenphase der Helvetik abzugrenzen (vgl. z.B. auch das Beispiel des helvetischen Kantons „Léman“, der seit 1803 den Namen „Vaud“ (Waadt) trägt).

OT Ende. :wink:

Re: Feldis - Dreibündenstein - Brambrüesch 01.10.

Verfasst: 07.10.2021 - 17:30
von intermezzo
@Basalt:

Wow, sehr spannende Ausführungen. Ich danke Dir sehr für Deine Bemühungen und für dieses Füllhorn an historischen Informationen zu Graubünden, Rätien etc.

Solche Sachen sind überhaupt nicht OT;-)

Re: Feldis - Dreibündenstein - Brambrüesch 01.10.

Verfasst: 08.10.2021 - 07:35
von švi-nigel
@Basalt: Ja.. ähm.. ok… So gnau wollt ichs eigentlich gar nicht wissen. Trotzdem 1000 dank für diese hammer erklärung.!! :D

Re: Feldis - Dreibündenstein - Brambrüesch 01.10.

Verfasst: 08.10.2021 - 18:31
von Basalt
@intermezzo und svi-nigel: Gern geschehen. Schön dass die Infos auf Interesse stossen. :wink: