Ich habe zunächst überlegt, für alle Teilgebiete eigene Topics zu machen, habe mich dann aber entschlossen, das Gesamtgebiet gemeinsam zu besprechen.
Ich möchte mich zunächst hauptsächlich auf Lifte bzw. Bahnen beschränken, die früher existiert haben und ersatzlos abgebaut wurden (Ausnahme: Corvigliabahn, Diavolezza-Gletscherlift), bin aber auch an Bildern von historischen und mittlerweile ersetzen Liften interessiert, so dürften ja vor der WM 2003 auf der Corviglia alle Schlepplifte verschwunden sein.
Zunächst der Tallift in St. Moritz. Beim Abendspaziergang sind mir die Reste eines kurzen Schleppers im Bereich des Starts der Cresta-Bobbahn aufgefallen, der sich in den alten Panoramen noch findet.
Hier ein Ausschnitt aus dem Panorama im ADAC Winterbuch von 1978
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Hier der Lift im heutigen Zustand
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Nächster und umfangreicherer Punkt: der Piz Corvatsch., insbesondere der Gletscher dieses Berges
Schon um 1900 (andere Quelle 1922) wurde dieser Gletscher im Sommer für den Wintersport genutzt und es fanden Sommerskirennen mit Abfahrt und Sprunglauf statt
STM11 (Quelle Silvio Margadant/Marcella Maier, St. Moritz, Streiflichter einer aussergewöhlichen Entwicklung, Gemeinde St. Moritz, Verlag Walter Gammeter, 1993)
Hier ein Bild der Ostseite des Berges vor der Erschließung von der Fuorcla Surlej aus
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und hier ein Vergleich vom vergangenen Februar, man erkennt deutlich den Rückgang des Gletschers
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Erste Erschließungspläne umfassten eine Standseilbahn von St. Moritz Bad über Hahnensee auf die Fuorcla Surlej (als Scheitelpunkt), von dort wieder hinunter nach Pontresina. Konzessionsantrag erfolgte 1904 von Emil Victor Strub, die Gemeinden lehnten diesen Antrag 1908 mit der Begründung ab, da „derartige Bahnen nicht im Interesse unseres Kurortes liegen“. (Quelle wie oben). Viele der damals geplanten bzw. gebauten Bahnen wurden mit Wasserantrieb angetrieben. Beide Wagen hatten je einen großen Wassertank eingebaut, der Wagen an der Bergstation wurde mit Wasser befüllt, aus dem Tank des unteren Wagens wurde das Wasser abgelassen, da das Gewicht des Wagens mit dem vollen Tank höher war als das des aufwärts fahrenden Wagens mit der Nutzlast und Wasser an der Bergstation umsonst verfügbar war, kostete der Antrieb der Bahn nichts.
Die erste Bahn, die übrigens tatsächlich in St. Moritz verwirklicht wurde (Projekte gab es mehrere), war die erste Sektion der noch bestehenden Standseilbahn St. Moritz-Dorf – Chantarella (1913), die 2. Sektion auf die Corviglia wurde 12/1928 eröffnet, hier ein Bild:
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Aber zurück zum Corvatsch:
Das nächste Pojekt zu einer Erschließung stammt aus 1947 (gescheitert), 1959 wurde schließlich die Konzession für die dann realisierte Corvatschbahn erteilt. Diese wurde dann mit finanzieller Hilfe des griechischen Reeders Stavros Niarchos gebaut, die erste Sektion wurde am 23.3.1963, die zweite am 8.12.1963 eröffnet.
Schon 1964 wurde der Gletscherskibetrieb mit 2 „Trainerliften“ (??) begonnen (im Sommer), es wurden insgesamt 28000 Skifahrer befördert. (Quelle dieser Zusammenfassung: Festschrift anlässlich der Neueröffnung der1. Sektion 1997);
1965 wurde die erste „Pistenmaschine „Ratrac“ um Fr. 42000 angeschafft.
In der Folge berichtet die Chronik über zahlreiche Verbesserungen der Abfahrten durch massive Sprengungen und Erdbewegungen, das muß früher wesentlich abenteuerlicher gewesen sein da oben.
1967 wird der Georgi-Gletscherlift in Betrieb genommen. (lt. ADAC-Buch 700/h, Länge 550m, HU 168, Bergstation 3210). Der zweite länger Lift am Gletscher hieß Corvatsch-Gletscherlift (500/h, 675 Länge, 182 HU, Bergstation auf 3392, also deutlich oberhalb der Bergstation der Seilbahn mit 3303).
In den 70-er Jahren offenbar im Sommer Hochbetrieb am Gletscher mit bis zu 5 Skilehrern und Skiverleih an der Bergstation, im Sommer 1978 wegen Lawinenabgängen im Winter davor Skiabfahrt bis zum Fuorclaweg im Bereich des Mandra-Liftes den ganzen Sommer befahrbar.
In den 80-er Jahren kam es dann zum Niedergang des Sommerbetriebes, 1983 konnte beispielsweise der beliebte Georgi-Lift nur mehr an wenigen Tagen betrieben werden (Schneemangel, Gletscherspalten), 1990 sind im Sommer nur mehr 2 Kleinlifte über ca. 8 Wochen in Betrieb, 92/93 sind dan alle Lifte am Gletscher abgebaut. 1986 wurde übrigens schon der erste Teil der Beschneiiungsanlage für die Piste ins Tal eröffnet.
Hier ein Panorama vor der Erschließung des Furtschellas-Gebiets, wobei ich diesen Prospekt nicht genau datieren kann
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Hier einige Bilder aus diesem Prospekt
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ein Panorama aus dem ADAC Buch von 1978, zu diesem Zeitpunkt ist Furtschellas schon erschlossen (hier nicht sichtbar)
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Nun noch einige Bilder aus der Festschrift, auf denen man die Gletscherlifte erahnen kann.
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Diavolezza:
Hier gab es bis in die 90-er Jahre (?) oben am Gletscher einen Einfach-, dann Doppelschlepplift, der schließlich durch die dzt. bestehende 4KSB ersetzt wurde, ich hab aber keine Infos, wann das genau war.
Daten der alten Gletscherlifte:
Gletscherlift Diavolezza 1: 720/h, Länge 720m, HU 150m, Bergstation wahrscheinlich 2850 oder 2950m (im ADAC-Buch fälschlich mit 2050m angegeben).
Diavolezza 2: 480/h, Länge 650m, HU 145m, Bergstation wie Lift 1;
der Sessellift geht heute übrigens etwas weiter hinauf, er übertrifft auch die Höhe der PB (diese geht bis 2973m).
Hier eine alte Ansichtskarte von der Diavolezza
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Hier eine weitere Karte (Sommer), in der man gut den Verlauf des Gletscherliftes erkennen kann.
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Auf diesem Bild aus dem ADAC-Buch kann man 2 SL nebeneinander sehen.
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Weiters hat es aber früher offenbar auch einen Schlepplift gegeben, der den unteren Teil der Diavolezza-Abfahrt bediente, hier das Panorama aus dem ADAC-Buch
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Daten des SL „Bernina-Diavolezza“: 725/h, Länge 1235m, HU 292m, Bergstation 2385m
Berninapaß:
Was man auf dem obigen Panorama auch erkennen kann, sind 3 Lifte direkt am Berninapaß, das Skigebiet ist auf der Karte als Paradiso Bianco bezeichnet.
Ich habe im Hospiz Recherchen angestellt und folgende, allerdings eher unvollständige Informationen erhalten:
Die Lifte wurden deutlich vor der Lagalb Bahn gebaut, der erste Lift wurde schon zu einer Zeit betrieben, als die Straße im Winter nicht offengehalten wurde, er führte von der Bahnstation auf der Passhöhe zum Hospiz und diente als Zubringer.
Später wurde ein zweiter Lift gebaut, nach Auskunft im Hospiz „mehrere Kilometer lang“, was ich für ziemlich übertrieben halte, ich schätze seine Länge anhand der Karte und der Geländeformation auf max. 1000 m.
Jedenfalls wurden die Lifte nach Eröffnung der Lagalb-Bahn nicht mehr ausreichend frequentiert und stillgelegt, dürften aber einige Zeit parallel betrieben worden sein, wahrscheinlich auch im Jahr 1978. Nach Angaben des Wirts im Hospiz wären sie vor etwa 25 Jahren stillgelegt worden, die Stützen wären bis ins vergangene Jahr noch gestanden und dann abgebaut worden.
Ich hab noch 2 Bilder aufgetrieben:
STM3 „Skilift Ospizio Bernina mit Blick auf Hotel Berninapaß und Lago Biancho“
STM4 „Bergstation Skilift Ospizio Bernina mit Blick auf Piz Bernina“
So, das waren meine Erkenntnisse aus St. Moritz, würde mich freuen, wenn noch andere Informationen bzw. Bilder dazukommen.
gerrit