La Grave, Bergdorf an der berühmten Meije, würde mich nun schon seit geraumer Zeit reizen. Als reines Freeride-Gebiet zum einen und als kultisches, französisches/romanisches Bergdorf in traumhafter Landschaft zum anderen. Vor kurzem hab ich eher zufällig in einer gut sortierten Wr. Bergsportbuchhandlung einen Skiführer namens L2A, L'Alpe d'Huez, La Grave - hors pistes/off piste (franz./engl.) entdeckt.
Hier mal drei Fotos, die einen guten Überblick über die Freeride-Abfahrten links bzw. im "Nahbereich" der Seilbahn (die restlichen Fotos muss ich noch scannen) geben.
War vom Forum hier eigentlich jemand mal persönlich dort ? Irgendwelche Erfahrungen ?
La Grave wurde in diversen Topics mal angeschnitten, meist ging es aber um die Seilbahn. Dort war meines Wissens noch niemand vom Forum, wobei ich mir bei einem der in Frage kommenden Kandidaten gerade nicht ganz sicher bin.
"Seilbahnen sind komplexe technische Systeme. Sie sind Werke innovativen vielschichtigen Schaffens und bilden ein spannungsvolles Zusammenspiel technischer und wirtschaftlicher, politischer, sozio-kultureller und landschaftlicher Faktoren." (Schweizerisches Bundesamt für Kultur)
Also ich war schon da, allerdings im Sommer. La Grave per se ist geil. Das Ding ist, dass es in Grenoble und Umgebung wohl deutlich mehr Leute gibt, die auf solche Freeridegebiete stehen als anderswo. Daher ist gerade am WE wohl leider auch gerne mal etwas überlaufen, was es einem dann schwierig macht, pulver zu finden. Ich bin eigentlich nur deshalb nie hingefahren, weil alle Franzosen sagen, Alagna sei La Grave hoch 4, und ersteres liegt näher! HU und Kulisse in La Grave sind jedenfalls sehr geil und das Team, das das Gebiet betreibt macht einen netten Eindruck, insbesondere der Typ, der die Site macht, der ist auch auf Schipass und recht cool. Sicher eine Reise wert, aber Alagna ist in jedem Fall krasser.
Das Dorf ist in der Tat eher unsprünglich geblieben, aber es liegt nicht gerade sehr schön. Ziemlich dunkel im Schatten, und sie richtig hübsch ist es irgendwie auch nicht. Dann noch die Straße, wobei ich nicht weiß, ob der Lautaret im WInter auch offen ist. Ich werd aber sicher dennoch mal hinfahren, nur gibt es einfach noch so viele andere geile Gebiete, die näher liegen und eher Gefahr lawufen sich zu verändern. Dazu gehören schonmal die ganzen Bergamasker Alpen und Macucnaga, das ja ein bisschen anstrebt, das neue Alagna zu werden. Dafür müssten sie allerdings erstmal die Bahn wieder aufmachen.
Das Dorf ist in der Tat eher unsprünglich geblieben, aber es liegt nicht gerade sehr schön. Ziemlich dunkel im Schatten, und sie richtig hübsch ist es irgendwie auch nicht. Dann noch die Straße, wobei ich nicht weiß, ob der Lautaret im WInter auch offen ist.
Ja, bei der Lage von La Grave sind wir auch der selben Meinung - an der Strasse entlanggezogen, wenig Platz, und im Winter kalt und dunkel. Der Lautaret ist im Winter normalerweise offen, ich fuhr ja Ende Januar über diesen Pass nach Alpe d'Huez und zurück, auf der Hinfahrt bei leichtem Schneefall und starkem Wind, aber die Strasse war trotzdem vorbildlich geräumt (nur ein paar Ungarn und Holländer legten trotzdem Ketten an ).
Hm, Durchfahrtsstrasse ist natürlich nicht ideal. Das mit dem schattig würd mich nun nicht so sehr stören, zumindest auf den Fotos der website fand ich den Ort architektonisch und vom gesamten Ensemble her doch attraktiv.
Die Entfernung ist natürlich der wesentliche Knackpunkt (wobei mir ja Alagna auch fast "zu" weit weg ist, mit öffentlichen Verkehr ists halt zusätzlich doch etwas mühsehlig ...).
Ist halt schade, dass es in den Ostalpen kein direktes Pendant dazu gibt (Krippenstein bzw. Dachstein generell ist sicher toll und steht natürlich auch auf meiner Wunschliste, aber Obertraun als solches reisst mich nicht grad vom Hocker ...). Ideal wär ja fast der Schneeberg südlich von Wien (da gibts ja gleich dutzende Abfahrten, von fast leicht bis extrem schwer und bis zu 1500 Hm). Zu blöd, dass die Zahnradbahn rauf erst so spät geräumt und geöffnet wird ...
Aber die Bahn, eine GPB, ist der Hammer. Eine Stütze hängt soviel ich weiss an einer senkrechten Felswand! Entworfen hat das Ganze das Seilbahngenie Denis Creissels.
Dieser Off Piste Führer interessiert mich. Kannst du evtl. noch mehr Fotos einscannen? Wo kriegt man den her?
War mal vor 2 Jahren einen Tag von L2A rüber nach La Grave gefahren (flache Traverse über den Gletscher). Das Gebiet ist landschaftlich viel reizvoller als L2A, da es direkt unter der Meije mit seinem Gletscher liegt. Als ich da war (Ende März) war alles eine einzige eingefahrene Piste (allerdings ohne Markierungen). Die Hauptrouten sind bei schönem Wetter problemlos allein zu befahren. Es gibt allerdings viele, sehr krasse Varianten, die zum Teil zur Strasse im Tal zwischen dem Stausse und la Grave führen, wo man entweder alpine Erfahrung haben muss oder sonst am besten mit einem Führer unterwegs ist. Ein Nachteil im Frühling ist, dass man z.T. nicht mehr ins Tal oder gar zur ersten Zwischenstation der ersten Sektion (Pylon 1) abfahren kann. Nur von der Berg- bis zur Mittelstation zu fahren bringts nicht so. (Kurz und Traversen). Die Bahn ist für meine Begriffe ziemlich schrottreif und machte für mich als Laien einen unsicheren Eindruck (was sie aber wahrscheinlich nicht ist).
Ein Neubau würde aber den Charakter des Gebietes verändern, es kommen jetzt schon sehr viele "Anfänger" von L2A rüber, dank denen es schnell zu Wartezeiten kommen kann.
Noch ein Wort zu La Grave: Der Ort ist im Grund eines trostlosen Tals und entlang der Strasse gebaut. Wer noch was anderes als nur Hardcore Skifahren möchte, ist in L2A sicher besser untergebracht.
Gruss
Ginet, Francis; Villaret, Fabrice (1995): L'ALPE D'HUEZ - LES 2 ALPES - LA GRAVE hors pistes / off piste, Editions vamos, 74310 Servoz (ISBN: 2-910672-03-4).
In der gleichen Reihe (Vamos Topo Guides) erschienen sind auch Ski-guides zu Chamonix, Les 3 vallees, Val d'Isere-Tignes.
Die restlichen Fotos/Topos zu La Grave werde ich demnächst einscannen und hier posten.
Zum Ort: was habt ihr alle gegen romanische Gebirgsorte ? Die sind eben so. Gerade diese Natursteinhäuser geben dem ganzen einen kultigen Flair. Ich finde die toller als die verkitschten Lederhosen-"Tiroler"-Einheitsstil-Orte Westösterreichs.
Zur Bahn: Ich hab da Fotos gesehen (u.a. glaub ich auch hier in diversen Threads). Die schaut in der Tat heftig aus. Allein die Trasse und diese Stütze die scheinbar horizontal von der Felswand wegragt ... Für mich wär da wohl jede Fahrt eine enorme Überwindung ...
Also La Grave stellt architektonisch sicher die Massse aller österreichischen Schiorte locker in den Schatten. Aber es liegt einfach nicht so sehr schön finde ich. Natürlich nicht so scheiße wie Wagrain oder Flachau, aber gut, von sowas reden wir ja gar nicht.
Zuletzt geändert von trincerone am 06.03.2005 - 22:59, insgesamt 1-mal geändert.
Vielen Dank für den Buchtipp und Photos auch meinerseits. Noch ein Wort zu la Grave: Es ist weniger die Architektur oder das Dorf selbst, das mir nicht so gefällt, sondern die Lage im tiefen schattigen Talkessel. Wobei ich sagen muss, dass sich das Tal gegen den Pass Richtung Briancon öffnet und man auch ziemlich schnell im Skigebiet von Serre Chevalier ist.
Noch ne kurze Info bezüglich Guide: Wir haben für diesen Tag einen Guide in L2A für EUR 50.00 pro Person angeheuert. Das Bureau des guides ist an der Talstation vom Jandri Express und hat ab 17.00 offen.
Normalerweise werden so max. 8 Personen zusammengewürfelt, da es sonst aber keine Leute hatte, waren nur mein Kumpel und ich in der Gruppe. Der Aufpreis für la Grave beträgt 10 EUR (1 Tag) und neu ist glaube ich ab 6 Tagen Skipass L2A der von la Grave inklusive.
Beim Uebergang beim obersten Lift auf dem Gletscher kontrolliert ein Angestellter das Ticket, damit nur Leute mit gültigem Tix rüberfahren. Man muss übrigens nicht mit dem Raupenbus (extra) fahren. 5-10 Minuten schieben und laufen über den flachen Gletscher geht auch.
Man kann auch problemlos ohne Guide fahren, da wie gesagt die 2-3 Hauptrouten wirklich einfach sind (höchstens rot), aber eben unpräpariert und ohne Markierungen. Vorsicht ist zuoberst auf dem Gletscher (Spalten) und sobald man die Hauptstrecken verlässt geboten, da man schnell über einen Felsabgrund fahren kann.
Nur das mit dem Geheimtipp ist leider vorbei...
Ein Kumpel von mir war letzten Winter dort (einen Tag von Serre Chevalier aus hingefahren). Der war total begeistert. Könnte mal fragen, was er an Fotos hat. Enige hab ich auf seinem Schlepptop gesehen.
ich war 2004 für eine Woche in La Grave - wir hatten nen halben Meter Neuschnee - so ein Gefühl hatte ich noch nie - beim Fahren ohne Tuch über dem Gesicht hatte man förmlich das Gefühl das man im Powder erstickt.
Der Lifestyle ist tatsächlich ein anderer - generell war's so wir konnten nicht mehr ganz runter fahren - dann fuhr man soweit man kam und ist dann noch 20 Minuten über die Wiesen abgestiegen. Ganz nett ist auch das Refuge Chancel - kein fließend Wasser, kein Strom. Also mir persönlich hat das super gefallen. Ich weiß auch das ich da auf jeden Fall nochmal hingehen werde.
In dem recht bekannten Buch: "Die Alpen im Luftbild" (v. Toni Hiebeler) hab ich folgendes Photo gefunden, das die Bergstation der Telepheriques de la Meije oberhalb von La Grave zeigt:
Bei der "Produktion" (Luftbildaufnahmen vom Helikopter) dieses Buches ist übrigens Toni Hiebeler bei einem Absturz tödlich verunglückt.
Na ja, ich habe ja meinen Wissensstand in den beiden Threads beschrieben:
Pause sagt, es gab ein Sommerschigebiet, Foto Ghedina Cortina sagt, es gab ein Sommerschigebiet und der Zugang - von dem ich in meinem Bericht schrieb, dass er niemals Schifahrer geeignet gewesen ist - war nach dem Luftbild aus dem Buch tatsächlich so gut ausgebaut, der er sehr wohl bequem mit Schiern zu begehen war. Da damit mein Hauptgegenargument widerlegt ist, spricht für mich viel dafür, dass es diese Anlage gab.
Im übrigen hat es bis jetzt jede noch so unwahrscheinliche Sommerschiliftanlage gegeben, nach der ich gesucht habe, mit Ausmahme des 3400, wo sich bis heute gewichtige Pro und ebenso gewichtige Contraargumente die Waage halten, wobei mich Deine Interviews schon nachdenklich gemacht haben. Hat sich da nochwas ergeben?
Dank unseren französischen Freunden von Les remontées mécaniques ist das Rätsel um den Hersteller der GUB endlich geklärt. Entworfen wurde die Bahn von Denis Creissels, dies dürfte allgemein bekannt sein. Gebaut wurde sie aber weder von einer französischen noch von einer italienischen Firma, sondern von einer deutschen! Von PHB um exakt zu sein. Ehrlich, das hätte ich nicht erwartet! Den Beweis gibt es hier.
Die beiden Skilifte bei der Bergstation sind auch sehr interessant. Da wäre einmal die in die Felswand gehängte Kurve des Trifidesliftes. Ebenfalls besonders: Ausser der Umlenkscheibe bei der Bergstation ist der gesamte zweite Lift, Girose genannt, inklusive Talstation und Stützen schwebend aufgehängt! Damit aber nicht genug: Beide Lifte sind technisch gesehen eine Anlage! Erreicht wurde dies durch eine geschickte Führung des Kabels, welche eine gestreckte Zwirbelkurve darstellt. Dreimal dürft ihr raten, wer diese sicherlich einmalige Anlage konstruiert hat. Für einen ausführlichen Bericht (französisch) bitte klicken.
"Seilbahnen sind komplexe technische Systeme. Sie sind Werke innovativen vielschichtigen Schaffens und bilden ein spannungsvolles Zusammenspiel technischer und wirtschaftlicher, politischer, sozio-kultureller und landschaftlicher Faktoren." (Schweizerisches Bundesamt für Kultur)