Neuer Viertausender in Zermatt
Pyramide mit Sky-Plattform 117 m über dem Gipfel des Klein Matterhorn geplant Zermatt Bergbahnen haben sich für das superlative Projekt von Heinz Julen und Ueli Lehmann entschieden.
Das hat die Welt noch nicht gesehen: Die Zermatt Bergbahnen planen eine Glas-Stahl-Pyramide auf dem Klein Matterhorn mit einer Aussichtsplattform auf 4000 m über Meer, 117 m über dem eigentlichen Gipfel (3883 m.ü.M.). Die Pyramide wird gefüllt mit Restaurants, Multimediaraum, Infrastrukturen und eventuell einem Hotel – auf fast vier Kilometer Höhe über Meer.
Da auf dieser Höhe viele Leute schlecht schlafen (geringer Sauerstoffgehalt), soll das Hotel unter Überdruck gehalten werden, um eine Atmosphäre wie auf 2200 m.ü.M. zu erhalten (wie im Flugzeug). Besucher müssen Druckausgleichskabinen passieren, um in das in sich geschlossene Universum zu gelangen.
An der Aussenwand des Gipfels und der rund 90 m hohen Pyramide (=etwa 30 Stockwerke) fahren Himmelslifte hinauf: 190 m von der Glacier-Plattform bis zur Pyramidenspitze und noch mal rund 30 m über diese hinweg bis zur verglasten Sky-Plattform.
Durch die leichte Schräglage der Turmkonstruktion wird die Sky-Plattform (117 m über dem eigentlichen Gipfel) in einem schwebeähnlichen Zustand zu stehen kommen. So kann man nicht nur rundum in die Weite, über die Schweiz, Italien und Frankreich, sondern auch unter sich in die Tiefe schauen – und hat dann statt Boden die Alpen unter den Füssen!
Die Glacier-Plattform befindet sich am unteren Ende der „Himmelslifte“ über dem Gletscher. Sie bringt den Besucher ganz nah heran an Gletscherabbrüche und -spalten. Normalerweise muss man für eine solche Nähe zu Gletscherspalten geführte Bergtouren unternehmen.
Insgesamt fahren die Lifte über eine Länge von 220 m – an der Nordostwand des Gipfels und der Pyramide entlang. Die Fahrt in den teilweise verglasten Liften soll die Empfindungen für den Berg noch verstärken.
„Schon immer sehnt sich der Mensch nach dem Universum, nach magischen Erlebnissen“, ist Künstler Heinz Julen überzeugt. „Das Projekt ist ein kleiner Schritt in diese Richtung.“ Das Matterhorn glacier paradise soll zum Gipfel grosser Träume werden – ein Ort für den Menschen, eine Hommage an die Bergwelt, eine spirituelle Dimension.
Schon jetzt ist der kleine Bruder des Matterhorns der höchste Aussichtspunkt Europas, den man per Seilbahn erreichen kann. Die Zermatt Bergbahnen würden mit ihrem Projekt aus dem Klein Matterhorn gar einen neuen Viertausender (3883 m + 117 m = 4000 m) machen. Es wäre dann der 77. Viertausender der Alpen (38 davon kann man vom Matterhorn glacier paradise aus sehen, so auch den Mont Blanc).
„Das Matterhorn glacier paradise soll auch in Infrastruktur und Architektur seinen Superlativen und seiner Einmaligkeit gerecht werden“, so die Meinung von Christen Baumann, CEO der Zermatt Bergbahnen. „Es soll ein weiteres Markenzeichen der Schweiz werden, die bestehenden vielfältigen Angebote ergänzen.“
Das Projekt ist ein einmaliges Zusammenspiel von Natur und Technik; die Abhängigkeit von Fremdenergien soll durch die Nutzung von Alternativenergien minimiert werden, der Philosophie einer Weltraumstation entsprechend (Sonnenenergie). Geprüft wird auch die Erstellung eines Windkraftwerkes.
Der Turm wird übrigens von einer „Dreibein“-Konstruktion seitlich gestützt, ähnlich wie wir das von der Rettung aus Gletscherspalten kennen. Der Dreibein-Aufbau wird geschlossen – und wirkt dann wie eine Pyramide.
Diesen Sommer soll mit dem Bau des Glacier Restaurants, dem Shop, der Bergsteigerunterkunft und dem unterirdischen Zugang zum Gletscherpalast begonnen werden.
2004 hatten die Zermatt Bergbahnen einen Wettbewerb zur Neugestaltung des Matterhorn glacier paradise ausgeschrieben. Fünf Studien waren eingereicht worden.
Der Verwaltungsrat hat sich für das Projekt von Heinz Julen und Ueli Lehmann entschieden, nachdem eine Machbarkeitsstudie ergeben hat, dass es technisch realisierbar ist. Insbesondere statisch ist das Projekt eine Herausforderung. Das Projektteam besteht aus dem CEO der Zermatt Bergbahnen, Christen Baumann, Heinz Julen (Künstler), Ueli Lehmann (Architekt), Geologen, Statikern, Ingenieuren und weiteren Experten.
Bald bekommt das grosse Matterhorn, Wahrzeichen der Schweiz, also Konkurrenz vom kleinen Bruder. Und die Schweiz hat dann auch ihren Eiffelturm!