
Ein Stück dokumentiertes Gletscher-Sterben...
Danke, Starli, für das geniale Vergleichsfoto. Aber ich denke doch, dass "mein" roter Pfeil auf den Felsen hinweist. Vielleicht ein paar Meter weiter rechts, aber dennoch auf dieser Höhe. Aber wir wollen und an diesen Kleinigkeiten doch wohl nicht aufreiben. Auf jeden Fall war er damals, trotz meterhohem Schnee, noch nicht zu erkennen.starli hat geschrieben:Dürfte fast der gleiche Standort sein, so daß man gut weitere Vergleiche ziehen kann. Dein roter Pfeil markiert allerdings nicht die Position des Felsens (oder sollte er das gar nicht?)
danke für den Link!stivo hat geschrieben:hallo,
ich hab ne seite gefunden vom deutschen wetterdienst, wo es um die wetterkapriolen der letzten jahre und jahrzehnte geht. Es gibt dort auch einige Gletscherbilder.
Da der Bericht recht umfassend ist und vielleicht auch in andere topics reinpassen würde, darf man ihn gerne verschieben
http://www.tu-freiberg.de/~wwwmediz/Win ... ba647c65bc
ERSTE BILANZ
Heißer Juli setzte den Gletschern zu
Der Sommer ist meteorologisch gesehen vorbei. Auch dieser Sommer setzte den Tiroler Gletschern zu, wenn es auch heuer zu keiner Rekordabschmelzung kam.
Trauriges Bild Ende Juli
Wissenschaftler der Universität Innsbruck sind der Frage nachgegangen, wie sich der wechselhafte Sommer auf die Entwicklung der Tiroler Gletscher ausgewirkt hat. Seit Ende Juli atmeten Tirols Gletscher auf, so viel Schnee habe es im August auf den Gletschern schon viele Jahre lang nicht mehr gegeben, sagt die Glaziologin Andrea Fischer von der Universität Innsbruck.
Im Juli lieferten die Gletscher ein trauriges, trostloses Bild. Schmutzig braunes, schmelzendes Eis bis in höchste Regionen ohne schützende Schneeauflage.
Rettender August
Erinnerungen an den Rekordsommer 2003 wurden wach, wie Fischer am Beispiel Hintereisferner im Ötztal schildert. Dort seien heuer bis Ende Juli am Zungenende fünf Meter abgeschmolzen, gleich wie im Jahr 2003. Die Abschmelzung sei heuer im August aber zum Erliegen gekommen.
Stärkere Verluste im Westen Tirols
Das heißt, dass keine so drastischen Massenverluste wie im Sommer 2003 zu verzeichnen sind. Insgesamt sind aber auch im heurigen Sommer Tirols Gletscher überdurchschnittlich stark abgeschmolzen. Gerade im Ötztal und im Bereich der Silvretta, sagt Fischer.
Etwas weniger dramatisch sind die Verluste in den Zillertaler und Stubaier Alpen, da dort der Winter schneereicher war.
Gletschertagebuch 2006: Fortsetzung des bisherigen Trends
Mit den Schneefällen im Gebirge am Mittwoch und Donnerstag ist die Abschmelzung auf den Gletschern zu Ende gegangen. Damit kann Bilanz gezogen werden: Wieder haben die meisten Gletscher einen Massenverlust erlitten, nur bei kleinen, hochgelegenen Gletscherflecken war ein Zuwachs möglich.
In erster Linie war der heiße Juli dafür verantwortlich (er war um rund vier Grad Celsius zu warm), dazu kamen ein zu warmer Juni (0,5 bis zwei Grad über dem Mittel) und ein September mit warmem Altweibersommer - Tage ohne ergiebige Schneefälle im Gebirge.
Nur der kühle August - an der Wetterstation Rudolfshütte war er um 2,6 Grad Celsius zu kalt - mit Schneefällen, die eine schützende Neuschneedecke bildeten, rettete die Gletscher vor einem größeren Verlust.
Das Stubacher Sonnblick Kees
Das Stubacher Sonnblick Kees am 14. September
Der warme Witterungscharakter im Frühsommer führte im Juni zu einem raschen Abbau der winterlichen Schneedecke. Im heißen Juli erreichte die Eisabschmelzung hohe Werte.
Aber auch im Akkumulationsgebiet (Nährgebiet) wurde der Schnee rasch reduziert, die Fläche der Altschneebedeckung war schon Ende Juli gleich wie im Vorjahr am 30. September: das Stadium war also bereits zwei Monate früher erreicht. Die Massenbilanz war zu diesem Zeitpunkt -0,6 Mio. Kubikmeter - und zwei Monate Abschmelzung standen möglicherweise noch bevor.
Der abrupte Wechsel zu kühler Witterung (am 4. August schneite es bis 1.800 Meter herab), die den ganzen August andauerte, "konservierte" die "temporäre" Massenbilanz - erst im September war das Sonnblick Kees wieder etwa so ausgeapert wie Ende Juli.
Die Abschmelzung des Eises und die des Altschnees setzten sich ab Anfang September fort; in 2.500 Meter Seehöhe schmolzen drei Zentimeter Eis pro Tag. Mitte September hatte das Sonnblick Kees eine vorläufige Massenbilanz von ca. -0,8 Mio. Kubikmeter.
Ein neuer See entsteht
Der Eisrandsee am 27. Juli 2006 vor dem Auslaufen
Seit 1990 ist am linken Rand des Sonnblick Keeses die Entstehung eines Eisrandsees im Gang. Der See vergrößerte sich ab 1994 von 80 Meter auf über 200 Meter Länge, die maximale Tiefe betrug ca. 13 Meter. 2006 hatte der See eine maximale Fläche von 2,05 Hektar.
Der Eisrandsee entwässerte über den "Eis(l)bach". Der - weiter südlich gelegene - Keesbach als zweiter Abfluss von der Gletscherzunge liegt um sechs Meter tiefer als der Seespiegel.
Zwischen beiden Bächen dämmte bisher der Gletscher den See ab. Schon vor einigen Jahren war abzusehen, dass der Gletscher so weit abschmelzen würde, dass die Gletscheroberfläche dasselbe Niveau hätte wie der Seespiegel. Dann würde der See in Richtung des Keesbaches entwässern und gleichzeitig der alte Auslauf "Eis(l)bach" trocken fallen.
Am 27. Juli war es so weit: Der Seespiegel senkte sich vom 27. bis 29. Juli ab, das Wasser lief subglazial - unterirdisch durch das Eis - in Richtung Keesbach weg; von jetzt an entwässert der neue See nur mehr über diesen Überlauf.
Hydrographische Veränderungen
Bild: Heinz Slupetzky
Eisrandsee nach dem Auslaufen (zwischen 27. und 29.7.06
Der Prozess der Seenbildung und die hydrographischen Veränderung wurden durch den Hydrographischen Dienst Salzburg (Hans Wiesenegger) anhand von Abfluss und Seestandsregistrierungen erfasst.
"Laserscan"-Vermessungen ergaben ein Auslaufen einer Wassermenge von ca. 100.000 Kubikmeter, das führte im Stausee Weißsee der ÖBB (Österreichische Bundebahnen) immerhin zu einem Anstieg des Seespiegels um 20 Zentimeter.
Neue See wird zukünftig größer
Eiskliff und Eisberge im August 2006 und der neue "Unterer Eisboden See"
Der neue See, der nun bestehen bleiben und in den nächsten Jahren größer werden wird, hat den Namen "Unterer Eisboden See" erhalten. Sein Spiegel liegt in 2.492 Meter Höhe. Der Gletscher wird in Zukunft in den See kalben und mit den Eisbergen einige Jahre lang arktische Verhältnisse bieten.
Gletscherschmelze von oben, Unterhöhlung von unten
Erst der starke Gletscherrückgang in jüngerer Zeit hat eine bisher vernachlässigte, weil nicht erlebte und daher nicht vorstellbare Komponente aufgezeigt: Gletscher schmelzen nicht nur an der Oberfläche in Abhängigkeit von bekannten strahlungsphysikalischen Vorgängen, sondern: Erstens verlieren sie zum Teil in noch größerem Ausmaß an Substanz durch das Unterhöhlen durch Gletscherbäche und Schmelzung aufgrund der nachfolgenden Luftzirkulation.
Zweitens verlieren sie durch das Perforieren der Eisdecke, weil Felskanten und -stufen auftauchen sowie drittens durch das Kalben in Seen hinein bzw. Aufschwimmen der randlichen Teile der Gletscherzunge.
Zusammenbruch der Gletscher
Zerfall der Gletscherzunge am Stubacher Sonnblick Kees
Alles zusammen führt zu einem mechanischen Zusammenbrechen der Gletscher(zungen). Der Massenverlust und Rückgang wird dadurch außerordentlich beschleunigt.
Endgültige Jahresbilanz 2006
Mit dem Kaltlufteinbruch Anfang Oktober und damit verbundenen Schneefällen unter 1.500 Meter herab war die heurige Abschmelzperiode beendet.
Der ungewöhnlich warme Altweibersommer - er war einer der wärmsten bisher - im September mit einer Null-Grad-Grenze über 4.000 Meter und damit Tag- und Nacht-Schmelzung führte beim Sonnblick Kees schließlich zu einer negativen Massenbilanz von ca. einer bis 1,5 Mio. Kubikmeter.
Auch die Nordalpengletscher wie am Dachstein haben trotz des reichlichen Winterschnees negativ bilanziert. Die Tauerngletscher hatten überwiegend negative Bilanzen, noch schlechter dürften die Tiroler Zentralalpen- und auch die Westalpengletscher abgeschnitten haben.
Die Längenänderungen der österreichischen Gletscher werden im Frühjahr 2007 nach Auswertung der Ergebnisse des Alpenverein-Messdienstes in den OeAV Mitteilungen (BERGAUF) veröffentlicht.
"Nachhaltiger" Gletscherschwund
Die Summenwirkung macht es aus: Es ist nicht so sehr ein Einzeljahr mit einem extremen Massenverlust - wie etwa 2003 - was ins Gewicht fällt, sondern es sind die kontinuierlichen jährlichen negativen Massenbilanzen.
Dazu gehört nun auch wieder das Haushaltsjahr 2006. Durchschnittlich gut eine Mio. Kubikmeter pro Jahr Massenverlust seit 1982 führten zu einem Gesamtabbau beim Sonnblick Kees von rund 26 Mio. Kubikmeter, das sind ein Viertel bis ein Drittel der Gesamtmasse des Gletschers.
Das Gletschersterben ist nachhaltig geworden. Auch wenn ab jetzt gletschergünstigere Zeiten kommen würden - mit einer Serie von 20 positiven Massenbilanzen hintereinander: Erst danach wäre ein Vorstoß zu erwarten. Aber: Es spricht mehr für eine Fortsetzung des Gletschersterbens.
[5.10.06]
so ist es, also bisher hab ich relativ viele Links zusammengesammelt, jetzt muss ich diese durchlesen,anschaun und danach sortieren. Aufm Internet findet man wirklich viele Infos in diesem Thema, aber was mir aufgefallen ist, dass von den Tabellen, Dateien (Massenbilanz, Niederschläge etc etc) gibt's eine Mangel, zumindest ich sehe es soDie Ötztaler Alpen sind das Arbeitsgebiet der Bayr. Akademie der Wissenschaften (deren Arbeiten sind im Web gut dokumentiert, ich glaub die entsprechenden Links hast du schon ?).
noch nicht, ich hab schon die HP besucht aber hab leider kein entsprechendes gefunden. Bei der Suche hab die Begriffe Gletscher, Abschmelzung etc angegeben aber die Suche war ergebnislos. Was ich gefunden habe ist ein Buch, oder besser gesagt eine Broschüre mit dem Titel "Bedrohte Alpengletscher" (man könnte es bestellen) aber Dokumente zum Herunterladen hab ich nicht gesehenHast du die jährlichen Gletschermessungen des ÖAV schon gesammelt ?