Wenige Meter neben der Strasse stehen die traurigen Ueberreste eines Skiliftes.
Dessen Talstation befindet sich in der Naehe des Schutzhauses "Angelo Sebastiani".
Das Rifugio ist mit einer Skulptur seines Namensgebers versehen.
Bei einem Cappuccino erfahre ich, dass der alte Lift aus den 50er Jahren stammt und schon 1967 ausser Betrieb gesetzt worden ist. Weitere Informationen hierzu (wieso, warum & weshalb) konnte ich nicht erhalten.
Bei http://www.funivie.org gibt es weitere Informationen zu dieser Anlage, unter anderem auch Bilder von der Antriebsstation:
http://www.funiforum.org/funiforum/show ... php?t=2522
Ich fahre weiter und naehere mich Terminillo - Campo Forogna.
Kurz vor Terminillo - Campo Forgna steht rechts der Strasse die ESB "Terminiletto".
Die Anlage wurde 1968 von Marchisio errichtet. In der Referenzliste ist diese Sesselbahn mit den folgenden Angaben aufgelistet:
Baujahr:1968
Anlage: Terminiletto
Ort: Terminillo (RI)
Laenge: 883 Meter
Hoehenunterschied: 412 Meter
Fahrgeschwindigkeit: 2 Meter pro Sekunde
Foerderleistung: 600 Personen pro Stunde
Antriebsleistung: 120 PS
Foerderseildurchmesser: 30 mm
Die um die Anlage gruppierten vielen Frischfleischreserven haetten bei meinen Toechtern sicherlich Begeisterungsstuerme entfacht...
Mich schauen die Tiere jedoch nur etwas unglaeubig an, waehrend ich um den Edelschrott huepfe.
Die Talstation ist als Antriebsspannstation ausgefuehrt.
Trotz der orangen Farbgebung passt die alte Anlage gut in die Landschaft.
Wie an so vielen Anlagen sieht man auch hier die weisse Farbe als Ueberbleibsel von Risspruefungen an wichtigen Schweißstellen.
Gediegener Bremsmechanismus...
Anders als bei Leitner sind hier die Aggregate laengs auf dem Antriebsspannschlitten angeordnet.
Der Hauptantriebselektromotor ist eine Drehstrom-Asynchronmaschine mit 120 PS bei 960 Umdrehungen pro Minute.
Fest an diesen gekuppelt ist das Hauptgetriebe vom Typ FM.DS.120. Beidseitig sind Betriebsbremsen angeordnet.
Auf der gegenueberliegenden Seite des Hauptgetriebes befindet sich der Notantriebsmotor. Ueber eine gewoehnliche Einscheibentrockenkupplung der ein normales LKW-Getriebe folgt und eine (vorab von Hand zu schliessende) mechanische Kupplung treibt dieser im Bedarfsfall die Anlage an.
Auf dem Typschild entziffere ich etwas von "...229th...base depot..." unter der gruenen Farbschicht.
Da es sich um einen 6-Zylinder Benzinmotor des US-amerikanischen Herstellers Diamond handelt, liegt die Vermutung nahe, dass diese Maschine aus US-Militaerbestaenden stammt. Nach dem zweiten Weltkrieg hatte die US-Armee sehr viel ueberfluessiges Material in ihren europaeischen Depots, was in den 60er und 70er fuer 'nen Appel und 'nen Keks verkauft wurde. Offensichtlich hat Marchisio diese guenstige Quelle genutzt um die Produktionskosten niedrig zu halten. Betrachtet man den Notantrieb wirklich nur als reinen Notbehelf, so ist gegen die Verwendung eines unwirtschaftlichen Benzinmotors nichts einzuwenden. Fuer das maximal 30 Minuten dauernde Leerfahren einer Anlage, kann man die zum Teil horrenden Verbraeuche gut tolerieren.
Dieser Motorentyp war vor allem in den Diamond Zugmaschinen und Abschleppwagen eingebaut. Das naechste Bild habe ich bei www.flickr.com gefunden. Es zeigt solch ein Fahrzeug der US-Armee aus dem zweiten Weltkrieg.
Die beiden Ausfahrportalstuetzen mit ihren 8er Rollenbatterien am Waagebalken sind ein Augenschmaus.
Typische Marchisio Zentralstuetze als Hochhalter mit 4er Rollenbatterie.
Ein letzter wehmuetiger Blick auf die Talstation. Da die Anlage naechstes Jahr 40 Jahre alt wird, muß sie aufgrund der italienischen Gesetzgebung stillgelegt oder neu aufgebaut werden. Somit wird diese Sesselbahn vermutlich in der Wintersaison 2007/2008 ein letztes Mal in Betrieb sein.
Etwas nachdenklich verlasse ich diese schoene alte Anlage in Richtung Terminillo - Campo Forgna. Ein paar Meter weiter befindet sich die "Residence Rialto" auf der gegenueber liegenden Strassenseite. Es handelt sich um einen typisch italienischen Appartmentkomplex. Anscheinend werden diese Gebaeude in der Saison noch genutzt.
Neben der Appartmentanlage befindet sich ein kleiner, sehr LSAP verdaechtiger, Schlepplift von Marchisio.
Gegenueber finde ich die Ueberbleibsel eines Leitner Schleppliftes auf den Terminilluccio.
Wenige Meter weiter erreiche ich Terminillo - Campo Forogna. Es handelt sich um eine Art Platz bzw. grosse Kreuzung, die entsprechend beschildert ist.
Dort steht auch eine Art neoklassizistische Siegessaeule; eventuell noch ein Ueberbleibsel der Mussolini-Aera???
Von hier hat man einen sehr schoenen Blick auf den Gipfel des Terminilluccio. Ausser der Wache der Forstbehoerde ist hier alles tot.
Ich fahre weiter in Richtung Pian dei Valli. Dort befindet sich auch die PB-Talstation. Ein aelterer, aber nicht mehr aktueller Uebersichtsplan hilft bei der Orientierung.
Die Talstation befindet sich an einer Art Marktplatz. Die Gegend wirkt nun nicht mehr wie tot, sondern wie ein Urlaubsort ausserhalb der Saison. Dennoch ist alles sehr sehr retroverdaechtig.
Neben der PB-Talstation finden sich noch Ueberbleibsel der letzten Revision, also von vor ca 40 Jahren...
Nochmals ein Blick auf den Terminilluccio mit PB-Bergstation und Sendeanlagen.
Angeblich wurde diese PB von Ceretti & Tanfani erbaut. Weitere Informationen und mehr Bilder bei http://www.funivie.org unter:
http://www.funivie.org/pagine/speciali/ ... /index.htm
Aber, noch nicht genug edelen Altmetalls, in einer kleinen Seitenstrasse hinter der PB-Talstation finde ich einen alten Unimog mit Schneefraese von Bombelli. Ich vermute, es handelt sich um ein Fahrzeug aus einer groesseren Serie fuer die ANAS (italienische Strassenverwaltung), geliefert in den 60er Jahren.
Als Fraesantriebsmotor befindet sich ein luftgekuehlter V-8 Dieselmotor des italienischen Motorenbauers VM auf der Ladeflaeche. Der ganze Dinosaurier macht zwar nicht den gepflegtesten, aber doch einen einsatzfaehigen Eindruck. Interessant, dass es die Hersteller-Firma noch gibt: http://www.bombelli.it Heute produziert das Unternehmen vornehmlich Schneepfluege und Streugeraete.
Ich treibe mich noch ein bischen in der Ortschaft herum. Es dominieren grosse Appartementhaeuser in allen Zustandsvarianten; ueber allem schwebt jedoch immer der Gipfel des Terminillucio.
Waere es nicht so diesig, haette man von hier oben einen schoenen Blick in Richtung der Stadt Rieti.
Auf dem Weg in Richtung Rieti halte ich in Vazia wegen eines Regenschauers an und nutze die Zeit fuer ein Heissgetraenk. Das oertliche ANAS-Strassenwaerterhaus ist so gut erhalten und gepflegt, dass es mir ein Bild wert ist.
Weiter geht die Reise. Zu diesem Zeitpunkt weiss ich noch nicht, dass ich Stunden spaeter einsam durch die Wolken bei Campo Felice irren werde.
Aber das ist eine andere Geschichte...