Unsere diesjährige Pflicht-Hochtour stand wettermäßig leider unter keinem besonders guten Stern. Wenn wir gewusst hätten, wie stark der Südföhn ausfallen würde, wären wir wohl nicht auf die Südtiroler Seite des Alpenhauptkamms gefahren sondern im Norden geblieben. Dank der wegen des Klimawandels abgeschmolzenen Firnschneide des Gipfelgrats kann man den Hochfeiler auf dem Normalweg heute eis- und schneefrei im Hochsommer besteigen und kann selbst bei widrigen Bedingungen wie wir sie vorfanden den Gipfel erreichen.
Anfahrt: Inntalautobahn, Brennerautobahn mit Videomaut (in Kiefersfelden bereits bezahlt), Sterzing, Pfitschtal, Parkplatz Pfitscherjochstraße 3. Kehre (nicht viele gute Parkmöglichkeiten), 1710 m
Route: Aufstieg zur Hochfeilerhütte (http://www.hochfeilerhuette.it), 2710 m ca. 3 ½ Stunde mit größerer Essenspause, Weg v.a. im ersten und letzten Drittel steil, dazwischen lange Hangquerung. Einzelne Passagen drahtsteilgesichert, da ein wenig ausgesetzt, aber für geübte Berggeher unnötig. Sehr ursprüngliches Gelände, keinerlei Erschließung sichtbar (Forstwege, Seilbahnen etc.)
Am Montag Nachmittag Weg in Richtung Untere Weißzintscharte (Weg zur Edelrautenhütte), die Moräne entlang bis zum Gliderferner, hier flach, aper und praktisch völlig spaltenfrei, immer noch recht langer schön ausgeprägter Gletscher, dann über Eis- und Firnfelder (oben bei Blankeis und Schuttbedeckung sowie größerer Steilheit ohne Steigeisen heikel zu begehen, v.a. die Felsplatten hinauf zur Scharte sind extrem wacklig), im unteren Bereich einige neuere Drahtseilsicherungen wegen Gletscherrückgang hinauf zur Scharte östlich der Unteren Weißzintscharte direkt unterhalb des Kleinen Weißzint bei einem markanten Gratturm aus Quarz, Höhenlage ca. 2960 m mit schöner Aussicht auf Hochfeiler und bis in die Dolomiten (Drei Zinnen, Civetta, Marmolada, Kronplatz). Bis hier ca. 1 ½ Stunden von der Hochfeilerhütte und eine Stunde wieder zurück (rasante Abfahrt auf Firnfeldern, heikler an den Blankeisstellen). Wetter: viele dunkle Wolken am Nachmittag, das befürchtete Gewitter bleibt allerdings aus. Ob der evt. versuchte Gipfelgang die erwünschte Aussicht gebracht hätte, lässt sich ex post schwer feststellen.
Dienstag: Aufstehen 6.15 Uhr, Frühstück ab 6.30 Uhr, leider Wetter nebelig und stürmisch, deshalb erst um 7.30 Uhr Aufbruch mit Mütze, Handschuhen und Anoraks. Gleich die ersten 65 Hm hinter der Hütte bringen den steilsten Aufschwung mit Drahtseilsicherungen bis zum breiten Südwestrücken des Hochfeilers. Hier immer mittelsteil aufwärts, gute Markierungen und Wegspuren, leider reißt die Wolkendecke bis auf einen Tiefblick zum Gliderferner niemals auf, in größerer Höhe unangenehm starker Föhnsturm (ca. 80- 100 km/h ?), der zwar nach oben treibt, aber die Gliedmaßen sehr stark auskühlt (unbewegliche Hände). Auf ca. 3275 m machen wir Essenspause im Biwaksack, leider keinerlei Wetterbesserung, so dass wir nach 2 ½ Stunden den 3510 m hohen Hochfeiler erreichen, der obere Grat ist aper mit ganz geringen Schneeberührungen, verlangt keine Kletterfertigkeiten, lediglich Trittsicherheit. Bei Kälte und Sturm sowie der dünnen Luft kein sehr angenehmer Gipfelgang, kurzer Aufenthalt für Gipfelphotos und Eintrag ins Gipfelbuch, leider keinerlei Aussicht hier am Alpenhauptkamm. Abstieg in 1 ½ Stunden (gemächlich) zur Hütte, Mittagsrast und Abstieg in 2 ¼ Stunden, so dass wir um 16.00 Uhr wieder beim Auto sind.
Fazit: sehr schönes Gebiet, sehr schönes, ursprüngliches Tal, leichter Hochgipfel (auch und vor allem für Hochtourenneulinge geeignet), spaltenfreier und damit seilfrei zu begehender Gletscher, ideal für ein klares Spätsommer-/Frühherbstwochenende, da die Eisverhältnisse diese Tour so gut wie nicht beeinflussen.
Hochfeiler, 3510 m || 11.-12.8.2008
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Hochfeiler, 3510 m || 11.-12.8.2008
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Re: Hochfeiler, 3510 m || 11.-12.8.2008
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- Bizarre Plattenarchitektur im Nebel auf gut 3200 m
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Re: Hochfeiler, 3510 m || 11.-12.8.2008
Hi!
Gratulation für die Besteigung des Höchsten in den Zillertaler Alpen! Wenn das Wetter mitspielt ist die Aussicht vom Hochfeiler genial.
Am 12.8. War ich auf dem Hohen Riffler, da war das Wetter auch eher ungemütlich.
mfg
mayrhofner
Gratulation für die Besteigung des Höchsten in den Zillertaler Alpen! Wenn das Wetter mitspielt ist die Aussicht vom Hochfeiler genial.
Am 12.8. War ich auf dem Hohen Riffler, da war das Wetter auch eher ungemütlich.
mfg
mayrhofner
And now for something completely different...