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Hochfeiler, 3510 m || 11.-12.8.2008

Italy, Italie, Italia
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Emilius3557
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Hochfeiler, 3510 m || 11.-12.8.2008

Beitrag von Emilius3557 »

Unsere diesjährige Pflicht-Hochtour stand wettermäßig leider unter keinem besonders guten Stern. Wenn wir gewusst hätten, wie stark der Südföhn ausfallen würde, wären wir wohl nicht auf die Südtiroler Seite des Alpenhauptkamms gefahren sondern im Norden geblieben. Dank der wegen des Klimawandels abgeschmolzenen Firnschneide des Gipfelgrats kann man den Hochfeiler auf dem Normalweg heute eis- und schneefrei im Hochsommer besteigen und kann selbst bei widrigen Bedingungen wie wir sie vorfanden den Gipfel erreichen.

Anfahrt: Inntalautobahn, Brennerautobahn mit Videomaut (in Kiefersfelden bereits bezahlt), Sterzing, Pfitschtal, Parkplatz Pfitscherjochstraße 3. Kehre (nicht viele gute Parkmöglichkeiten), 1710 m

Route: Aufstieg zur Hochfeilerhütte (http://www.hochfeilerhuette.it), 2710 m ca. 3 ½ Stunde mit größerer Essenspause, Weg v.a. im ersten und letzten Drittel steil, dazwischen lange Hangquerung. Einzelne Passagen drahtsteilgesichert, da ein wenig ausgesetzt, aber für geübte Berggeher unnötig. Sehr ursprüngliches Gelände, keinerlei Erschließung sichtbar (Forstwege, Seilbahnen etc.)

Am Montag Nachmittag Weg in Richtung Untere Weißzintscharte (Weg zur Edelrautenhütte), die Moräne entlang bis zum Gliderferner, hier flach, aper und praktisch völlig spaltenfrei, immer noch recht langer schön ausgeprägter Gletscher, dann über Eis- und Firnfelder (oben bei Blankeis und Schuttbedeckung sowie größerer Steilheit ohne Steigeisen heikel zu begehen, v.a. die Felsplatten hinauf zur Scharte sind extrem wacklig), im unteren Bereich einige neuere Drahtseilsicherungen wegen Gletscherrückgang hinauf zur Scharte östlich der Unteren Weißzintscharte direkt unterhalb des Kleinen Weißzint bei einem markanten Gratturm aus Quarz, Höhenlage ca. 2960 m mit schöner Aussicht auf Hochfeiler und bis in die Dolomiten (Drei Zinnen, Civetta, Marmolada, Kronplatz). Bis hier ca. 1 ½ Stunden von der Hochfeilerhütte und eine Stunde wieder zurück (rasante Abfahrt auf Firnfeldern, heikler an den Blankeisstellen). Wetter: viele dunkle Wolken am Nachmittag, das befürchtete Gewitter bleibt allerdings aus. Ob der evt. versuchte Gipfelgang die erwünschte Aussicht gebracht hätte, lässt sich ex post schwer feststellen.

Dienstag: Aufstehen 6.15 Uhr, Frühstück ab 6.30 Uhr, leider Wetter nebelig und stürmisch, deshalb erst um 7.30 Uhr Aufbruch mit Mütze, Handschuhen und Anoraks. Gleich die ersten 65 Hm hinter der Hütte bringen den steilsten Aufschwung mit Drahtseilsicherungen bis zum breiten Südwestrücken des Hochfeilers. Hier immer mittelsteil aufwärts, gute Markierungen und Wegspuren, leider reißt die Wolkendecke bis auf einen Tiefblick zum Gliderferner niemals auf, in größerer Höhe unangenehm starker Föhnsturm (ca. 80- 100 km/h ?), der zwar nach oben treibt, aber die Gliedmaßen sehr stark auskühlt (unbewegliche Hände). Auf ca. 3275 m machen wir Essenspause im Biwaksack, leider keinerlei Wetterbesserung, so dass wir nach 2 ½ Stunden den 3510 m hohen Hochfeiler erreichen, der obere Grat ist aper mit ganz geringen Schneeberührungen, verlangt keine Kletterfertigkeiten, lediglich Trittsicherheit. Bei Kälte und Sturm sowie der dünnen Luft kein sehr angenehmer Gipfelgang, kurzer Aufenthalt für Gipfelphotos und Eintrag ins Gipfelbuch, leider keinerlei Aussicht hier am Alpenhauptkamm. Abstieg in 1 ½ Stunden (gemächlich) zur Hütte, Mittagsrast und Abstieg in 2 ¼ Stunden, so dass wir um 16.00 Uhr wieder beim Auto sind.

Fazit: sehr schönes Gebiet, sehr schönes, ursprüngliches Tal, leichter Hochgipfel (auch und vor allem für Hochtourenneulinge geeignet), spaltenfreier und damit seilfrei zu begehender Gletscher, ideal für ein klares Spätsommer-/Frühherbstwochenende, da die Eisverhältnisse diese Tour so gut wie nicht beeinflussen.
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Blick hinauf zum Pfitscher Joch und der gleichnamigen, geschotterten und sehr holprigen Passstraße
Blick hinauf zum Pfitscher Joch und der gleichnamigen, geschotterten und sehr holprigen Passstraße
Im unteren Bereich führt der Hüttenanstieg durch bewaldetes Almgelände
Im unteren Bereich führt der Hüttenanstieg durch bewaldetes Almgelände
Hochalpine Szenerie beim Aufstieg zur von hier aus nicht sichtbaren Hochfeilerhütte, Höhenlage ca. 2150 m
Hochalpine Szenerie beim Aufstieg zur von hier aus nicht sichtbaren Hochfeilerhütte, Höhenlage ca. 2150 m
Im Mittelgrund die Hochfeilerhütte auf der großen Moräne, hinten der Kleine Weißzint
Im Mittelgrund die Hochfeilerhütte auf der großen Moräne, hinten der Kleine Weißzint
Hoher (3371 m) und Kleiner Weißzint von der Moräne aus gesehen (15 min von der Hütte)
Hoher (3371 m) und Kleiner Weißzint von der Moräne aus gesehen (15 min von der Hütte)
Das Ziel unserer Wünsche noch wolkenfrei, der 3510 m hohe Hochfeiler, höchster Gipfel der Zillertaler Alpen
Das Ziel unserer Wünsche noch wolkenfrei, der 3510 m hohe Hochfeiler, höchster Gipfel der Zillertaler Alpen
Auf dem hier spaltenfreien und aperen Gliderferner. Problemlos ohne Steigeisen und Seil überschreitbar.
Auf dem hier spaltenfreien und aperen Gliderferner. Problemlos ohne Steigeisen und Seil überschreitbar.
Trotzdem beachtlich tiefe Gletschermühlen
Trotzdem beachtlich tiefe Gletschermühlen
Hier erkennt man die einstige Mächtigkeit des Gliederferners und die Hütte auf der Seitenmoräne
Hier erkennt man die einstige Mächtigkeit des Gliederferners und die Hütte auf der Seitenmoräne
Über diesen Schnee-Eis-Fels-Hang stiegen wir zur Scharte mit dem markanten Quarz-Gendarmen (2960 m)
Über diesen Schnee-Eis-Fels-Hang stiegen wir zur Scharte mit dem markanten Quarz-Gendarmen (2960 m)
Der Kleine Weißzint (3260 m) ist hier zum Greifen nahe, wehrt sich aber mit einem furchtbar brüchigen Plattengrat
Der Kleine Weißzint (3260 m) ist hier zum Greifen nahe, wehrt sich aber mit einem furchtbar brüchigen Plattengrat
Der Hochfeiler und der Normalweg über den breiten Südwestrücken gesehen von der Scharte. Ist leichter und problemloser als es von hieraus aussicht.
Der Hochfeiler und der Normalweg über den breiten Südwestrücken gesehen von der Scharte. Ist leichter und problemloser als es von hieraus aussicht.
Schöner Ausblick nach Süden in die Dolomiten von der Scharte
Schöner Ausblick nach Süden in die Dolomiten von der Scharte
Zoom in die Östlichen Dolomiten (Drei Zinnen?)
Zoom in die Östlichen Dolomiten (Drei Zinnen?)
Rechts dürfte das die Civetta sein
Rechts dürfte das die Civetta sein
Rasante Abfahrt über Firn und Eis von der Scharte verkürzt den Abstieg
Rasante Abfahrt über Firn und Eis von der Scharte verkürzt den Abstieg
Die 2710 m hoch gelegene Hochfeilerhütte des AVS Südtirol, Baujahr 1986
Die 2710 m hoch gelegene Hochfeilerhütte des AVS Südtirol, Baujahr 1986
Blick auf Hütte und Gletscher von P. 2765 am Südwestgrat
Blick auf Hütte und Gletscher von P. 2765 am Südwestgrat
So sieht in etwa der Normalweg über den Südwestgrat aus und so mies war die Sicht leider während des ganzen Gipfelgangs
So sieht in etwa der Normalweg über den Südwestgrat aus und so mies war die Sicht leider während des ganzen Gipfelgangs
Aufstieg bei Föhnsturm über den Südwestgrat
Aufstieg bei Föhnsturm über den Südwestgrat
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Re: Hochfeiler, 3510 m || 11.-12.8.2008

Beitrag von Emilius3557 »

Bizarre Plattenarchitektur im Nebel auf gut 3200 mRestliche Bilder
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Bizarre Plattenarchitektur im Nebel auf gut 3200 m
Bizarre Plattenarchitektur im Nebel auf gut 3200 m
099_Am Hochfeiler Südwestgrat 3200 m.jpg (23.14 KiB) 1702 mal betrachtet
Beweisphoto. Wir waren oben auf dem Hochfeiler, 3510 m. Leider extrem ungemütlich, man freut sich auf Bureau und Arbeit (fast...)
Beweisphoto. Wir waren oben auf dem Hochfeiler, 3510 m. Leider extrem ungemütlich, man freut sich auf Bureau und Arbeit (fast...)
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mayrhofner
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Re: Hochfeiler, 3510 m || 11.-12.8.2008

Beitrag von mayrhofner »

Hi!
Gratulation für die Besteigung des Höchsten in den Zillertaler Alpen! Wenn das Wetter mitspielt ist die Aussicht vom Hochfeiler genial.
Am 12.8. War ich auf dem Hohen Riffler, da war das Wetter auch eher ungemütlich.

mfg
mayrhofner
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