Am fruehen Vormittag treffe ich mit dem Autozug in Bozen ein und mache ich mich sofort auf den Weg zum Karerpass. „Dank“ des schlechten Wetters komme ich zuegig voran, die Strassen sind frei. Um 10 Uhr treffe ich wie verabredet den freundlichen Betriebsleiter Herrn Martin an der Bergstation von „Laurin I“. Bei der Besichtigung der Antriebsstation sehe ich meine Vermutungen bestaetigt. Die Anlage ist im Jahre 1987 grundlegend revidiert und von einem Stehkorblift zu einer Doppelsesselbahn umgebaut worden. Dabei wurden unter anderem Aenderungen am Antrieb vorgenommen, der Bodenabstand durch neue Stuetzen bzw. Niederhalter den Vorschriften angepasst und Wartungspodeste montiert.
Nach diesem Umbau war die Anlage nur einige Saisonen in Betrieb und stand dann mehrere Jahre still. Nach einer erneuten Revision im Jahre 2007 (?) wurde sie im selben Jahr nach langer Zeit wieder in Betrieb genommen. Es gibt Sommer- und Winterbetrieb.
Blick auf den Antrieb in der Bergstation.
Die Aggregate sind Leitner-typisch aufgestellt. Von Strecke her gesehen links befindet sich der Hauptantriebselektromotor.
Die original Drehstromasynchronmaschine mit 120 PS wurde im Zuge der Revision 1987 durch eine thyristorgesteuerte Gleichstrommaschine mit knapp 170 PS ersetzt.
Dadurch ueberfluessig wurde das Zweistufenuntersetzungsgetriebe (fuer Winter- und Sommerbetrieb) vom Typ „SS 2“ wie es seinerzeit ueblicherweise verbaut wurde. Die original Hauptbetriebsbremse in der Ausfuehrung als elektromechanisch betaetigte Backenbremse wurde durch eine ebenfalls elektromechanisch (!) beatetigte Scheibenbremse ersetzt.
Mittig angeordnet ist unveraendert das Hauptgetriebe vom Typ „KSS 3“.
Rechts des Hauptgetriebes ist der Notantriebsdieselmotor aufgestellt. Bei Ausfall des elektrischen Hauptantriebs wird dessen Leistung ueber eine Einscheibentrockenkupplung, ein serienmaessiges LKW-Getriebe (zumeist nur 1., 2. und R.-Gang) und eine manuell zu schliessende Klauenkupplung an das Hauptgetriebe uebertragen. Offensichtlich ist im Jahre 1987 auch der Dieselmotor ausgetauscht worden. Interessant ist der hydrostatische Antrieb des Kuehlerluefters. Getriebe und Kupplungen scheinen original belassen worden zu sein.
Der Blick aus dem Maschinenraum auf die Strecke. Im Zuge des Umbaus wurde 1987 die typische Einfahrportalstuetze durch diese einseitige Konstruktion ersetzt.
Blick auf das Fahrpult im Kontrollraum. Auch dieses wurde im Jahre 1987 erneuert.
Der Blick des Liftwaerters auf die Strecke.
Steuerelektronik.
Batterieladegeraete.
Schaltschrank mit Leistungselektronik (Thyristoren).
Blick von der Ausstiegsseite auf die Strecke.
Ruhig und gleichmaessig dreht sich die gelbe Seilscheibe.
Gerne nehme ich die Einladung von Herrn Martin zu einer Tal- und Bergfahrt an. Ich haette mir natuerlich auch ein Billet gekauft, aber so ist es natuerlich noch schoener …
Eindeutig nicht original ist der Niederhalter Nummer 11. Dieser ist vermutlich auch 1987 gesetzt worden.
Weiter geht es in Richtung Talstation.
Absolute Koenigsklasse: 8er Rollenbatterie am Waagebalken.

Die Talstation ist als Umlenkspannstation ausgefuehrt.
Seilscheibe und Spannschlitten sind im Freien (!) positioniert obwohl eine Ueberdachung vorhanden ist.

Historische Wandmalerei.
Blick auf die Strecke und Stuetzen mit dem schoenen alten Profil.

Neben der Talstation liegen Teile fuer den Ausbau der Beschneiungsanlage. Wie mir Herr Martin erzaehlt, wird diese bis zur Talstation ausgebaut um schneesichere Talabfahrten zu ermoeglichen. Desweiteren ist geplant die Talstation der Nachfolger-Anlage der Doppelsesselbahn moeglichst in der Ortschaft Welschnofen zu errichten um eine bessere Anbindung an das Skigebiet zu erreichen.
Talstationausfahrt als Portalniederhalter mit 8er Rollenbatterie am Waagebalken.
Bis auf die schmalen Seilrollen noch weitgehendst original belassen.
Bis 1987 war diese Portalstuetze mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Niederhalter.
So muß eine Sesselbahn aussehen …
Im Hintergrund erkennt man die Anlage „Laurin II“.
Kurz vor der Bergstation.
Handrad fuer mechanische Not- und Handbremse an der Antriebsstation.
Trotz diverser Modifikationen bietet eine Fahrt mit „Laurin I“ noch so ziemlich originales LEITNER 70er Jahre feeling. Ich kann nur jedem Liftinteressierten eine Fahrt nahelegen, ehe diese Anlage (spaetestens im Jahre 2010) ausser Betrieb genommen beziehungsweise ersetzt wird.
An dieser Stelle moechte ich mich noch einmal ganz herzlich bei Herrn Martin fuer seine Gastfreundschaft und Unterstuetzung bedanken. Ihm und seiner Gesellschaft wuensche ich fuer die Zukunft alles Gute!
Gruesse von der Kueste,
Peter