Für den März 2009 hatte ich mir einen Solo-Skitrip durch die Schweiz von Ost nach West vorgenommen. Schwerpunkt sollte das Aufsuchen von Orten sein, an denen ich als Jugendlicher vor rund 25 Jahren mit meinem Vater oder den Großvätern im Sommer zum Wandern war. Startpunkt war das Appenzellerland, das mir seit damals am meisten im Herzen geblieben ist. Von dort war die Route Toggenburg - Zentralschweiz/Mythen - Freiburgerland mit Charmey/Schwarzsee/Moleson geplant. Natürlich sollte es wetterbedingt anders kommen.
Die Tourziele in der Ostschweiz und im angrenzenden Italien. Eigentlich war eine Ost-West-Fahrt durch die Nordschweiz von Appenzell bis Gruyères geplant, was vom Wetter leider vereitelt wurde.
Appenzell / Kronberg / Ebenalp 21.3.2009
Warum fährt eigentlich jemand zum Skifahren ins Appenzellerland? Nun, wie bei manchen anderen Skifahrten handelt es sich hier um das Aufarbeiten von Jugenderlebnissen. Im vorliegenden Fall war ich in den frühen 1980er Jahren mit meinem Vater und Großvater zum Wandern im Appenzellerland und im Alpstein, deren Existenz mir bis dahin nicht bekannt war. Damals war ich 15 oder 16 Jahre alt. Wir machten seilbahnunterstützte Wanderungen vom Kronberg zur Schwägalp, von der Ebenalp über den Schäfler zum Seealpsee, vom Hohen Kasten hinunter zum Fälensee und Sämtisersee, und natürlich fuhren wir mit der Seilbahn auf den Säntis. Überall fand ich Skilifte. Trotz altersgerechter Interessenlage (Musik, Mädels, Disco!) habe ich mich in den Appenzeller Kontrast von sanften Kuppen und schroffem Kalkfels verguckt, den es so in anderen Alpenrand-Gebieten nicht gibt. Die Heimfahrt führte uns damals durchs Obertoggenburg mit seiner imposanten Lage zwischen Säntis und Churfirsten und seinen vielen Seilbahnen. Die Landschafts- und Bergbahnimpressionen von Appenzellerland und Toggenburg haben sich seinerzeit tief eingeprägt, und schon damals hatte ich mir vorgenommen: Da fährst Du mal zum Skifahren hin! Zwischen Vorsatz und Umsetzung sind zwar rund 25 Jahre vergangen, aber ich hab's gemacht.

Die Anfahrt von Ettlingen in die Ostschweiz über Singen - Schaffhausen - St. Gallen erweist sich fahrzeitmäßig als lohnende Alternative zur Anfahrt über Basel oder über Bregenz, wenn man weder Stuttgarter noch Schaffhausener Berufsverkehr befürchten muss. Zähneknirschend muss ich feststellen, dass ich meine Canon Digicam in Ettlingen im Regal liegen gelassen habe. Also kaufe ich als Aushilfsgerät gleich um 8:00 Uhr in Appenzell eine Sony Einsteiger-Digicam. Der Verkäufer setzt netterweise den vorgeladenen Akku aus seinem Demogerät ein, denn sonst ginge mit der neuen Cam erstmal nichts. Leider erweist sich die Cam über den Skitrip als den Anforderungen nicht gewachsen. Das hatte ich nicht erwartet. Jetzt wird sie wieder verkauft.
Appenzell
Anfahrt: in 3h von Ettlingen über Stuttgart - Singen - Schaffhausen - St. Gallen; schneller als erwartet, trotz ca. 20 km Schweizer Dauerbaustelle zwischen Singen und Winterthur
Vor der kurzen Weiterfahrt nach Jakobsbad schaue ich am Appenzeller SCHL Sollegg vorbei, der 1500 Meter langen Brändle-Anlage auf den lokalen Haushügel. Leider ist er bereits im Saisonschluss (angeblich Schneemangel, stimmt aber augenscheinlich nicht, wohl eher Motivationsmangel). Aber die frühere, postgelbe Kabine 1 der PB Jakobsbad-Kronberg steht an der Talstation! Mit der bin ich vor 25 Jahren selbst gefahren!
Appenzell: Pistenplan Sollegg
Appenzell: Trasse SCHL Sollegg
Appenzell: Talstation SCHL Sollegg
Appenzell: Talstation SCHL Sollegg. Die alte gelbe Kabine der PB Jakobsbad-Kronberg dient hier als Imbiss. Mit der bin ich in den frühen 1980er Jahren noch gefahren!
Jakobsbad/Kronberg 21.03.2009
Anfahrt: 10 Minuten von Appenzell.
Wetter: Sonnig, mittags Durchzug abgerissener Hochnebelfelder, mit -5°C bis 0°C zwischen 800 und 1600 m viel kälter als erwartet
Schnee: 30-100 cm harter Altschnee
Anlagen in Betrieb:
40PB Jakobsbad-Kronberg, SCHL Studen, Verbindungslift Kronberg, Babylift Jakobsbad, SCHL Alpsteinblick Gonten (im Gebiet, aber nicht im Skipass), SCHL Bömmeli Lauftegg (benachbart, aber nicht im Gebiet und nicht im Skipass)
Anlagen geschlossen: SCHL Lauftegg (schluchz), SCHL Sollegg in Appenzell, SCHL Osteregg in Urnäsch
Ankunft in Jakobsbad um 8:55 h. Schnell in die Skistiefel und das Equipment gegriffen, denn um 9:00 h fährt die Pendelbahn auf den Berg. Ein Blick zur Sonne, ein Griff zur dünnen Mütze - passt! Der Seilbahnschaffner wartet eine Minute, bis ich den Halbtagesskipass gekauft habe - danke! Ich bin der einzige (!) Skigast in der 9-Uhr-Gondel, nur drei Männer von Liftbetrieb und Pistensicherung fahren mit. Oben der tolle Blick auf die steilen Säntiswände und die Appenzeller Berge. Im Westen steht der Hohe Kasten mit Antenne, Panoramarestaurant und Bergstation der PB, die im Winter unverständlicherweise nicht fährt. Rechts daneben kann man die Ebenalp mit ihrem Skihang Gartenwald einsehen, mein Nachmittagsziel. Zum SCHL Studen (Garaventa) am Kronbergosthang muss man zunächst 15 Höhenmeter aufsteigen, wie lästig.

Oben ist es saukalt, statt der erwarteten +5°C sind es -5°C, und der Windchill der Bise tut sein übriges. Beim Abfahren frieren mir Stirn und Ohren ein, und Beine und Füße werden auch kalt. Ich habe mich mit Temperatur und Kleidung völlig verschätzt. Die Hänge firnen auch auf der Ebenalp bis zum Liftschluss am Nachmittag nicht auf.
Die Kronberg-Talabfahrt ist etwas Besonderes. Vor allem ist sie nichts für Skifahrer, die es straight, technisch fordernd oder cool wollen. Diese Abfahrt ist einfach anders. Volle 7,5 km Länge bei nur 800 Höhenmetern sprechen für Individualität.


Jakobsbad/Kronberg: Pistenplan
Jakobsbad/Kronberg: Anfahrt von Appenzell. Säntiswände und Kronberg.
Jakobsbad/Kronberg: Ehemaliges Hotel Jakobsbad gegenüber der Kronbergbahn, heute ein Altenheim. Darin haben wir um 1980 mit drei Familiengenerationen gewohnt!
Jakobsbad/Kronberg: Talstation PB Kronberg.
Jakobsbad/Kronberg: PB-Talstation. Nordhänge weiß, Südhänge grün.

Jakobsbad/Kronberg: Übungswiese mit Seillift an der PB-Talstation.
Jakobsbad/Kronberg: Blick aus der PB Kronberg zur Hundwiler Höhe (1300m). Dahinter liegt Appenzell.
Jakobsbad/Kronberg: PB Kronberg, Strecke.
Jakobsbad/Kronberg: Blick von der PB-Bergstation auf die Säntis-Wände.
Jakobsbad/Kronberg: Blick vom Kronberg-Gipfel auf die Appenzeller Berge. Erinnert ein wenig ans Allgäu.
Jakobsbad/Kronberg: PB-Bergstation und altes Restaurant. Davor die Umlenkscheibe des Verbindungslifts Kronberg.
Jakobsbad/Kronberg: Verbindungslift Kronberg. Er ist ein reiner Rückbringer zur Bergstation und hat keine eigene Abfahrt.
Jakobsbad/Kronberg: Talstation SCHL Studen (Garaventa). Die Anlage ist rund 800m lang und bedient mehrere schöne Pisten.
Jakobsbad/Kronberg: SCHL Studen. Hinten der Hohe Kasten, dessen PB im Winter nicht fährt. Der weiße Strich rechts davon ist die Ebenalp.
Jakobsbad/Kronberg: Talabfahrt über den Grat.
Jakobsbad/Kronberg: Talabfahrt über den Grat. Man passiert diese hübsche Kapelle ...
Jakobsbad/Kronberg: ... und das wunderschöne Gasthaus Scheidegg, das als Kulisse eines 1940er Jahre-Films dienen könnte.
Jakobsbad/Kronberg: Ländliche Idylle an der Talabfahrt.
Jakobsbad/Kronberg: Die Talabfahrt Kronberg führt ein kurzes Stück über den Skihang von Gonten. Der DoppelSCHL gehört leider nicht zum Skipass.
Jakobsbad/Kronberg: SCHL Gonten, leider nicht im Kronberg-Liftpass enthalten. Schweizer Gärtchen-Denken.
Jakobsbad/Kronberg: Vom Gontener Skihang zweigt die Talabfahrt ab, passiert einen Steilhang und den Campingplatz und quert bis zur Talstation zwei Straßen und viel flaches Gelände.
Jakobsbad/Kronberg: SCHL Lauftegg (Garaventa), 1200m lang. In den 1980ern lief ich seine Trasse hoch. Er sollte schon mal stillgelegt werden und ist das Stiefkind des Betriebsleiters - sehr schade.
Vor dem Wechsel zur Ebenalp schnell ein Abstecher zum isoliert kurz vor Urnäsch gelegenen SCHL Bömmeli Lauftegg, der nur ca. 500m lang ist. Wie hat sich dieser kurze Hang eigentlich 30 Jahre lang halten können? Zum Angebot gehören Beschneiung, Flutlicht und das Gasthaus Bömmeli, dem der Lift gehört. Eine Verbindung zum Jakobsbader Lauftegglift existiert meines Wissens nicht, obwohl sie per Ziehweg möglich sein müsste - schade. Heute mittag fährt hier kein einziger Mensch. Geisterhaft wirkt das Szenario der leer auf- und abfahrenden Gehänge.
Jakobsbad/Kronberg: SCHL Bömmeli Lauftegg an der Straße zwischen Jakobsbad und Urnäsch, gesehen vom gleichnamigen Restaurant, dem der Lift gehört.
Ebenalp 21.03.2009
Anfahrt: Von Jakobsbad über Appenzell nach Wasserauen ca. 20 Minuten
Wetter: Sonnig, -2°C bis 0°C
Schnee: 30-100 cm harter Altschnee
Anlagen in Betrieb: PB Wasserauen-Ebenalp, SCHL Gartenwald, SCHL Chlus
Anlagen geschlossen: SCHL Schwende
Der kleine Ort Wasserauen, wo die Talstation der Ebenalpbahn steht, liegt bereits zwischen den steilen, hohen Feldwänden, die Richtung Seealpsee und Talschluss weiter in die Höhe wachsen. Das Tal endet hinter dem Sämtisersee mit der wundervoll auf einer Empore gelegenen Meglisalp vor der mächtigen Kulisse von Altmann und Säntis. Der Parkplatz in Wasserauen ist gut gefüllt, ganz anders als am Kronberg. Unglaublich steil fährt die alte PB die Felswand hinauf und endet ein Stück hinter deren Kante. Bis zum Sommer 2009 wird die Bahn modernisiert. An der Bergstation geben Dutzende von Paraglidern, die von hier starten, ein buntes Bild ab. Von hier sind wir vor rund 25 Jahren auf den Schäfler gelaufen. Auf der Ebenalp laufen die beiden SCHL Gartenwald (Garaventa) und - in einer Geländekammer - Chlus (Habegger?). Mir fällt die eigenartige Häufung von Skigästen in quietschgrünem oder grün-braunem Outfit auf. Das sieht aus wie Pfeilgift-Frösche auf Skiern ...



An der Talstation des SCHL Gartenwald beginnt die Talabfahrt nach Schwende, die noch komplett bis 800 m hinunter befahrbar ist - nicht schlecht für Ende März. Allerdings ist sie recht hart und bietet nicht viel Erwähnenswertes, bis sie in den Schwender Skihang (mit klassischem Von-Roll- oder Habegger-SCHL) übergeht. Leider ist der Schlepplift schon außer Betrieb. Von Schwende aus muss man mit der Appenzeller Schmalspurbahn eine Station weit nach Wasserauen zur PB-Talstation zurückfahren. Ich habe Glück, nach 5 Minuten ist die Bahn da. Weil dem teilgeladenen Akku der neuen Digicam am SCHL Chlus der Saft ausgegangen ist, kann ich Talabfahrt und SCHL Schwende leider nicht im Bild festhalten.
Auf der Suche nach einer Unterkunft fahre ich über Appenzell, Jakobsbad und Urnäsch (SCHL Osteregg leider schon außer Betrieb) über die Schwägalp. Großartig das Szenario der von der Spätnachmittagssonne beleuchteten, steilen Kalkwände des Berges. Mangels Digicam-Akkupower kann ich die Eindrücke leider nicht festhalten. Ich überlege, im Berghotel Schwägalp ein Zimmer zu nehmen. Doch dutzende von Gästen schleppen bereits ihre Reisetaschen hinein, und das Restaurant ist voll besetzt. Das lassen wir lieber. Die wenigen anderen Unterkünfte auf der Schwägalp sind geschlossen. Also geht es am kurzen, hässlich zusammengebastelten Skilift der Schwägalp vorbei in Richtung Toggenburg. Kurz vor Ennetbühl finde ich ein Gasthaus, das mich für wenig Geld aufnimmt.
Ebenalp: Pistenplan.
Ebenalp: Steil fährt die alte PB von Wasserauen die Felswand hinauf. Möglicherweise ist es noch die selbe Kabine, mit der ich vor ca. 25 Jahren im Sommer zum Wandern hinaufgefahren bin.
Ebenalp: Blick aus der PB ins tief in den Säntiskalk eingeschnittene, hintere Tal von Wasserauen. Etwas weiter hinten liegt der Seealpsee.
Ebenalp: Blick aus der PB zurück zur Talstation. Von der Perspektive kann man die Steilheit der Bahn ableiten.
Ebenalp: Das steilste Streckenstück der PB ist geschafft. Hinten der Hohe Kasten, dessen Seilbahn im Winter außer Betrieb ist.
Ebenalp: PB kurz vor der Bergstation. Hier sammeln sich die Paraglider - ein buntes Bild.
Ebenalp: Steilhang der anspruchsvollen Piste des SCHL Gartenwald, die viel Spaß macht.
Ebenalp: Trasse SCHL Gartenwald (Garaventa).
Ebenalp: Trasse SCHL Gartenwald mit PB-Bergstation und Appenzeller Vorlandhügeln.
Ebenalp: Geländekammer des SCHL Chlus mit dem darüber liegenden Schäfler, auf den man ohne weiteres einen Anschusslift bauen könnte. Hinten links schaut der Säntis durch die Lücke.
Ebenalp: SCHL Chlus.
Ebenalp: SCHL Chlus von der Bergstation gesehen.
Ebenalp: Nur ca. 30 Höhenmeter über der Bergstation des SCHL Chlus bietet sich dieser Ausblick in den Alpstein auf Altmann und Säntis. Niemand steigt das kurze Stück auf.
Obertoggenburg 22.03.2009
Anfahrt: Von Ennetbühl über Nesslau-Neu St. Johann nach Unterwasser ca. 30 Minuten
Wetter: Stark bis aufgelockert bewölkt, ab 13 Uhr sonnig, -2°C bis +2°C
Schnee: 50-150 cm Altschnee, ganz oben pulvrig
Anlagen in Betrieb: alle Obertoggenburger Bahnen
Anlagen geschlossen: keine
Frühmorgens sofort nach dem Wachwerden der erwartungsvolle Blick aus dem Fenster. Schließlich hatte der Wetterbericht einen strahlenden Sonntag prognostiziert. Doch was ist das? Über den Säntiswänden ist alles grau zugezogen. "Nur über der Nordostschweiz halten sich noch Wolkenfelder", meint Radio DRS. Angesichts meines Aufenthaltsortes ist das unerfreulich. Heute geht es ins Obertoggenburg, das eigentlich schon einmal für einen Familienskiurlaub herhalten sollte, für diesen Zweck aber wegen zu niedriger Lage und Schneesicherheitsbedenken zurückgestellt wurde.
Auf der Anfahrt von der Schwägalp ins Toggenburg kommt man an den seit 2005 stillgelegten Skiliften von Rietbad vorbei. Ihre leeren Drahtseile geben einen tristen Anblick ab. Dass das Talstationsareal eines der Lifte als Truppenfahrzeug-Parkplatz des Schweizer Militärs genutzt wird und mit Stacheldraht abgesperrt ist, macht die Szenerie nicht sympathischer.
Rietbad: Pistenplan (= alte Ansichtskarte); bei nur zwei SCHL ist der kürzere linke prompt falsch eingezeichnet. An den Portalstützen in der Bildmitte sieht man, wo er tatsächlich verläuft.
Rietbad: Linker Schlepplift (Übungslift)
Rietbad: Militärfahrzeuge vor dem rechten, längeren Schlepplift. Stacheldraht im Skigebiet.
Rietbad: Die Trasse des rechten, längeren Lifts verläuft oben in den Wald hinein.
Die Weiterfahrt ins Obertoggenburg zieht sich länger hin als erwartet. Dazu trägt nicht zuletzt die dichte Besiedlung des Gebiets bei. Auf dem Parkplatz der Standseilbahn Alp Iltios in Unterwasser ist noch viel Platz. Zaghaft schaut die Sonne durch die Wolkendecke.
Kartenkauf, Einstieg, Bergfahrt und Übergang zur PB Chäserrugg gehen an SSB Alp Iltios so schnell, dass ich nicht zum Fotografieren der Standseilbahn komme. An der PB Chäserrugg reihe ich mich in die einzige Warteschlange der gesamten Tour ein (15 Minuten / 2 Kabinen). Diese PB habe ich gar nicht für so mächtig gehalten - 3,5 Kilometer Fahrstrecke sind mächtig viel, 300 Meter mehr als die ebenfalls sehr lange, ehemalige Punta Indren-Bahn in Alagna. Oben bewundere ich zunächst den Blick ins Rheintal und natürlich auf die Alpsteinkette. Nach einer Fahrt mit dem SCHL Chäserrugg quere ich zur Gamsalp im Gebiet von Wildhaus. Vom SCHL Gamserrugg geht es über die schwarze Warmtobelabfahrt hinunter nach Wildhaus-Oberdorf - ein Heidenspaß auf abenteuerlicher Trassenführung! Das Wildhauser Gebiet hat mich ansonsten ein wenig enttäuscht. Weder der SCHL Gamserrugg noch die Talabfahrt ins Unterdorf bieten etwas Erwähnenswertes. Also quere ich zurück über die Alp Iltios und den schönen WSO-SCHL Stöfeli (was für ein großartiges Talstationsgebäude!) und wechsle ins Gebiet von Alt St. Johann. Wer hätte das gedacht - sowohl die Pisten der KSB Ruestel als auch die Talabfahrt von Sellamatt nach Alt St. Johann machen richtig Spaß. Allerdings habe ich nicht verstanden, warum die Obertoggenburger Bergbahnen zwischen Sellamatt und die KSB Ruestel diesen doofen, langsamen Zubringer-Tellerlift gestellt haben. Sinnvoller wäre gewesen, die KSB schon in Sellamatt starten zu lassen und am Standort der heutigen Ruestel-Talstation eine Zwischenstation einzubauen. Den Abschluss für das Skigebiet Obertoggenburg bilden die nochmalige Fahrt auf den Chäserrugg und die schöne Talabfahrt nach Unterwasser.
Das Toggenburg besteht aus dem alpinen Ober- und dem voralpinen Untertoggenburg. Im Untertoggenburg gibt es nach dem Abbau des Skigebiets Ebnat-Kappel nach wie vor ein Kleinskigebiet, das außerhalb der Region weitgehend unbekannt ist: Die Wolzen in Krummenau. Die will ich natürlich mitnehmen.

Obertoggenburg: Pistenplan
Obertoggenburg: Unterwasser, Talstation SSB Alp Iltios. Die Anschlussbahn ist die PB zum Chäserrugg.
Obertoggenburg: Unterwasser, Alp Iltios mit Talstation der PB Chäserrugg.
Obertoggenburg: Unterwasser, Blick aus der Talstation der PB zum Chäserrugg.
Obertoggenburg: Unterwasser, PB Alp Iltios-Chäserrugg. Was für eine unglaublich lange Strecke (3,5 Kilometer)!
Obertoggenburg: Blick vom Chäserrugg 1700 Höhenmeter hinab in Richtung Rheintal.
Obertoggenburg: Blick vom Chäserrugg hinüber ins Skigebiet Flumserberge. Dazwischen liegt (vom Gipfel nicht einsehbar) der Walensee.
Obertoggenburg: SCHL Chäserrugg vor der Säntis-Kulisse.
Obertoggenburg: SCHL Chäserrugg mit Säntiskette.
Obertoggenburg: Unterwasser, SCHL Stöfeli (WSO).
Obertoggenburg: Restaurant Stöfeli mit PB Chäserrugg und Churfirstenkette.
Obertoggenburg: SCHL Gamserrugg, eine umgebaute Oehler-Anlage.
Obertoggenburg: Bergstation Wildhaus-Oberdorf und SCHL Oberdorf (BMF, wenn ich mich recht erinnere).
Obertoggenburg: Wildhaus, SCHL Kollersweid (WSO). An diesem Hang fand gerade ein Skischulrennen statt.
Obertoggenburg: Wildhaus, SCHL Espel (Müller?). Schweizer Schleppliftklassik. Schön, dass so etwas hier noch steht.
Obertoggenburg: Unterwasser, SCHL Stöfeli (WSO). Klassische Städeli-Anlage, massives Haus mit Doppeltor - so muss eine Schweizer Schlepplift-Talstation aussehen!

Obertoggenburg: Alt St. Johann, 4KSB Ruestel. Schöne Pisten. Aber warum hat man hier den alten SCHL durch eine KSB ersetzt?
Obertoggenburg: Alt St. Johann, Kombibahn Alp Sellamatt mit Blick Richtung Untertoggenburg.
Krummenau/Wolzen 22.3.2009
Anfahrt: Von Unterwasser über Nesslau-Neu St. Johann nach Krummenau ca. 20 Minuten
Wetter: Sonnig, ab 16 Uhr stark bewölkt, +2°C bis +7°C
Schnee: 30-150 cm Altschnee
Anlagen in Betrieb: alle
Anlagen geschlossen: keine
Die Dame an der Kasse im Talstationsgebäude der DSB Rietbach in Krummenau schaut mich an wie ein Wesen vom anderen Stern, als ich ganze anderthalb Stunden vor Saisonschluss bei ihr eine Liftkarte kaufen möchte. Wir einigen uns auf eine Karte zum Sonderpreis.



Eigentlich wollte ich von hier aus in die Zentralschweiz und später ins Freiburgerland weiterfahren. Aber Radio DRS sagt für den Folgetag schnelle Eintrübung und Niederschläge von Nordwesten voraus. Nur in Tessin und Engadin soll das Wetter besser bleiben. Also muss ich mich spontan in diese Richtung umorientieren. Da Schlechtwetter erfahrungsgemäß früher eintrifft als vorhergesagt, steuere ich das Gebiet Splügen / San Bernardino an, wo ich noch nie war, und nehme Unterkunft im hübschen Dorf Splügen. Anschließend soll es ins Tessin weitergehen.
Krummenau/Wolzen: Pistenplan. Zum SCHL Wolzenalp führt ein kurzer Seillift von der DSB-Bergstation.
Krummenau/Wolzen: Talstation der DSB Wolzen (BMF)
Krummenau/Wolzen: Strecke DSB, über Heuwiesen vorbei an Obstbäumen und Bauernhäusern. Schön entspannend.
Krummenau/Wolzen: DSB-Strecke im Rückblick. Unten liegt Krummenau.
Krummenau/Wolzen: Vor Erreichen der Bergstation passiert die DSB den SCHL Stalden (ebenfalls BMF). Oben links der SCHL Wolzenalp.
Krummenau/Wolzen: Talstation SCHL Wolzenalp.
Krummenau/Wolzen: Trasse SCHL Wolzenalp, ein Stück durch den Wald.
Krummenau/Wolzen: Trasse SCHL Wolzenalp, lang und länger. Hinter jeder Kuppe vermutet man die Bergstation ... und sieht stattdessen das nächste Streckenstück.

Krummenau/Wolzen: Blick von der Bergstation SCHL Wolzenalp über die rote Piste zur Säntiskette.
Krummenau/Wolzen: Blick von der Bergstation SCHL Wolzenalp zur Churfirstenkette. Der langgestreckte Berg ganz hinten ist der Chäserrugg - schon ganz schön weit weg.
Krummenau/Wolzen: Trasse SCHL Wolzenalp. Der Ort in Bildmitte links müsste Ebnat-Kappel sein.
Krummenau/Wolzen: Trasse SCHL Wolzenalp, lang und länger, bis zur Talstation. Neben dem SCHL verläuft die schwarze Piste, präparierter Steilhang-Spaß pur.
Krummenau/Wolzen: SCHL Wolzenalp und seine schwarze Piste.
Krummenau/Wolzen: Talstation SCHL Wolzenalp.
Krummenau/Wolzen: Talabfahrt nach Krummenau. Hinten die Churfirsten. Ganz plötzlich hat es von Norden zugezogen - Vorboten des angekündigten Schlechtwetters für die Nordschweiz.
Splügen 23.3.2009
Anfahrt: Aus dem Toggenburg über Chur ca. 1:30 h
Wetter: Sonnig, -2°C bis +3°C
Schnee: 80-200 cm Altschnee
Anlagen in Betrieb: EUB Tanatzhöhi, 3SB Tamboalp, SCHL Tanatz, SCHL Bodmenstafel
Anlagen geschlossen: SCHL Lattenstafel
Splügens Ortsbild überrascht mich positiv. So ein hübsches Dorf habe ich am Zusammentreffen der beiden wichtigen Verkehrswege Splügen und San Bernardino nicht erwartet. Schnell finde ich eine schöne Unterkunft zu akzeptablem Preis. Die nächste Überraschung kommt am sonnigen Montagmorgen. In einem Innerschweizer Kleinskigebiet wie Splügen habe ich eine fixe DSB oder bestenfalls eine alte Habegger-EUB als Zubringerbahn erwartet. Doch ins Skigebiet Piz Tambo fährt eine neue, bunte, megahippe 8EUB (Garaventa), die so gar nicht in das kleines Dorf im Hinterrheintal passt, in zwei Sektionen zur 2140 m hohen Tanatzhöhi. Es gibt sogar Discogondeln des Werbepartners "Luzis Disco" in Andeer mit entsprechender Beschallung.


Nach dem Mittagessen auf der Terrasse des schönen Bergrestaurants Tambo-Vista geht es weiter nach San Bernardino. Vor dem Nordportal des San Bernardino-Tunnels wimmelt es von Schweizer Militär, denn hier befindet sich der Schießplatz Hinterrhein. Die Militärfahrzeuge vor den verschneiten Bergen erinnern mich an Fernsehbilder aus Afghanistan ... Bevor ich in den Tunnel fahre, frage ich mich einen Moment, welches eigentlich seit Ende des Zweiten Weltkrieges das Feindbild der bündnisfreien Schweizer Armee ist, das ihre Existenz rechtfertigt. Eine Antwort finde ich auf die Schnelle nicht.

Splügen: Pistenplan. Für mich ein reichlich unstrukturieres Gebiet, wenn man von EUB und SCHL Bodmenstafel absieht. Für ein inneralpines Gebiet ist die erschlossene Höhenlage unterdurchschnittlich. Statt die Anlagen zu modernisieren, sollte man prüfen, ob z.B. der benachbarte Tourenberg Guggernüll (rechts im Plan) per KSB von der Tamboalp aus erschlossen werden kann. So würde das Gebiet erst richtig interessant. Oder man verlängert das Gebiet bis zur Splügenpasshöhe (wäre links im Bild). Dort stehen auf italienischer Seite in Montespluga sogar noch zwei stillgelegte Schlepplifte.
Splügen: Ortsbild, erstaunlich unverfälscht für ein Dorf an zwei großen Verkehrswegen.
Splügen: Falls jemandem nicht klar ist, wo er sich befindet ...
Splügen: Talstation 8EUB Piz Tambo. Die Trasse der Vorgängerbahn war etwas weiter rechts.
Splügen: Strecke 1. Sektion 8EUB.
Splügen: Strecke 2. Sektion 8EUB mit SCHL Tanatz und Bergstation.
Splügen: SCHL Bodmenstafel. Endlich wieder eine "erwachsene" WSO-Anderthalbkilometeranlage mit rassiger Abfahrt. Mein Favorit im Splügener Gebiet.
Splügen: Nochmal SCHL Bodmenstafel.
Splügen: Blick von der Bergstation SCHL Bodmenstafel zur 3SB Tamboalp.
Splügen: SCHL Lattenstafel (WSO?). Muss irgendwann vom Mond ins Splügener Gebiet gefallen sein. Es kann keine Planung gegeben haben, diesen kurzen Lift hier quer über den Hang zu stellen.

Splügen: 3SB Tamboalp (WSO). Keine Ahnung, wozu man diese lahme Anlage auf einen typischen Schlepplifthang mit leichter, uninteressanter Piste gestellt hat.
Splügen: Strecke 3SB Tamboalp. Hinten der Namenspatron des Gebiets, der Piz Tambo.
Splügen: SCHL Tanatz mit EUB-Bergstation.
Splügen: Schwarze Piste zur EUB-Mittelstation, super und mit viel Spaß zu fahren.
Splügen: Nochmal die schwarze Piste zur EUB-Mittelstation.
Splügen: 8EUB erste Sektion. Eine Discogondel fährt in die Mittelstation ein.
Splügen: 8EUB-Talstation.
Splügen: Ehemalige Talstation der Vorgängerbahn. Hinten die neue 8EUB-Talstation.
San Bernardino 23.3.2009
Anfahrt: Von Splügen durch den San Bernardino-Tunnel ca. 20 Minuten
Wetter: Sonnig, ab 16 Uhr wechselnd bewölkt, +2°C bis +7°C
Schnee: 50-150 cm Altschnee
Anlagen in Betrieb: 6EUB Confin, SCHL Tre Omen, DSB Pan de Zucher, SCHL Lares, Seillift Confin
Anlagen geschlossen: SCHL Rotond
Wer die San Bernardino-Straße gleich nach dem Südportal des Tunnels an der Ausfahrt des gleichnamigen Ortes verlässt, steht quasi schon an der Talstation der EUB. Ich mache vorab einen Abstecher in den Ort San Bernardino mit seiner italienischen Architektur. Er ist nahezu ausgestorben und wirkt auf mich wie eine Geisterstadt. Sein Skigebiet Confin war früher komplett von Müller-Anlagen inkl. EUB erschlossen, was den Charakter des Gebiets prägte. Zubringer ist heute eine bereits etwas abgenutzte und in die Jahre gekommene Garaventa-EUB mit hässlichen, verschmutzten rosa Kabinen. Ihre wellblechverkleidete Talstation versprüht den Charme der Werkstatthalle eines Handwerksbetriebs - einfach nur hässlich. Oben findet man die Müller-DSB Pan de Zucher mit original Gartenbank-Sesseln, die beiden Müller-SCHL Tre Omen und Lares und den Habegger-Schrägportalstützen-SCHL Rotond. Interessant sind die beiden Abfahrten ganz links auf dem Pistenplan (Rotond-Motton) und ganz rechts (Tre Omen = FIS-Abfahrt). Vom Bergrestaurant auf Confin Bass führt eine heftige, schwarze Abfahrt entlang der Trasse einer Stromleitung zur EUB-Talstation. Die rote Standard-Talabfahrt führt ebenfalls relativ steil durch den Wald. Insgesamt konnte mich das Skigebiet San Bernardino nicht so recht überzeugen. Es gibt dort nichts, was mich begeistert.
San Bernardino: Pistenplan.
San Bernardino: Der Ort ist wie ausgestorben. Fußgänger oder Autofahrer sind hier heute fast eine Sensation.
San Bernardino: Talstation 6EUB (Garaventa). Die Front scheint noch von der Müller-Vorgänger-EUB zu stammen ...
San Bernardino: ... die hässliche Betriebshalle dahinter ganz sicher nicht. Hinter der Halle der Ausfahrt-Kreisel der San Bernardino-Straße.
San Bernardino: Blick aus der EUB auf den Ort mit seiner prägnanten Kuppelkirche. Rechts im Bild der Dorflift, dessen Namen ich nicht kenne.
San Bernardino: Trasse EUB mit Bergstation. Sieht auf diesem Foto gar nicht so hässlich aus, wie sie ist.
San Bernardino: SCHL Tre Omen. Wenn ich es richtig gesehen habe, sind hier oben bis auf den Habegger-SCHL Rotond alle Anlagen von Müller.
San Bernardino: Strecke SCHL Tre Omen. Die nächste Portalstütze ist kein Zwischeneinstieg, auch wenn es so aussieht (das Schild verbietet den Einstieg). Es liegt einfach so viel Schnee.
San Bernardino: Blick von der schön zu fahrenden FIS-Piste Tre Omen übers Skigebiet in die Valle Mesolcina. Welches ist der ganz hinten von der Sonne angeleuchtete Berg?
San Bernardino: Hier die Detailansicht: Welcher große Berg ist das da hinten? Ist es ein Skiberg? Ich konnte nicht erkennen, ob auf seiner Flanke Strom- oder Seilbahnmasten stehen.
San Bernardino: Blick von der schön zu fahrenden FIS-Piste Tre Omen auf EUB-Bergstation und Restaurant. Unten der Ort San Bernardino.
San Bernardino: Talstation SCHL Rotond (Habegger). Dort steht die einzige verbliebene Müller-Kabine der alten EUB.
San Bernardino: Pisten des SCHL Rotond, der heute leider außer Betrieb ist. Die links am Bildrand erkennbare hat mir neben der Tre Omen-FIS-Piste am besten gefallen.
San Bernardino: Bergrestaurant Confin Bass. Hat schon bessere Tage gesehen.
San Bernardino: SCHL Tre Omen (Müller), gesehen vom Restaurant Confin Bass. Hier ist heute alles geisterhaft leer.
San Bernardino: Talstation DSB Pan de Zucher (Müller). Eine uralte Anlage, noch mit "Gartenstuhl"-Sesseln. Solche Anlagen sind selten geworden.
San Bernardino: Strecke DSB Pan Zucher.
San Bernardino: Bergstation DSB Pan Zucher. Interessantes Design ... Ein Skigast dreht hier gerade unfreiwillig eine Ehrenrunde. Das Kind schaut entsetzt - wo will Mama denn hin?

San Bernardino: SCHL Lares (Müller). Bietet so gar nichts Erwähnenswertes. Am Sockel der Umlenkscheibe das GMD-Schild.
San Bernardino: Talabfahrt durch den Wald. Schön, aber ohne Besonderheiten.
San Bernardino: EUB-Talstation mit ihrer hässlichen Wellblechhalle.
Blick auf der Fahrt nach Chiavenna über den Luganersee nahe der italienischen Grenze bei Lugano/Gandria. Hier sind 21°C. Die verschneiten Berge im Hintergrund stehen schon überm Comersee. Eigentlich müsste man zum Erholen und Wandern hierbleiben. Manchmal ist Skifahren Quatsch.

Eigentlich hätte ich die Skireise von San Bernardino aus gern in einem Tessiner Skigebiet fortgesetzt. Doch im Rahmen eines Anrufs bei den Bergbahnen Nara in Leontica bringe ich in Erfahrung, dass alle Tessiner Skigebiete (außer Airolo) geschlossen sind (Saisonschluss am 22. März) - traurig angesichts der tollen Schneelage. Aus dem Skigebiet von San Bernardino war die meiste Sonne im Südosten zu sehen. Also fällt zögernd die Entscheidung, nach Madesimo zu fahren. Die Luftlinien-Entfernung ist gering, die Straßenentfernung wegen des gesperrten Splügenpasses gewaltig. Übernachtungsziel ist Chiavenna, die italienische Kleinstadt am Fuß des Malojapasses, von der Lage vergleichbar mit Brig im Oberwallis. Über die Autobahn geht es durch die Valle Mesolcina, Bellinzona und den kleinen Monte Ceneri-Pass zunächst nach Lugano. Wer in Richtung Comersee fahren will, muss leider die Stadt durchqueren. An einer roten Ampel werfe ich einen Blick aus dem Auto. Die wartenden Leute an der Bushaltestelle sind bei 21°C frühsommerlich gekleidet, während ich in Skikleidung im heruntergekühlten Auto sitze. Ich beginne an meiner Zurechnungsfähigkeit zu zweifeln, während ich mich durch den Luganeser Feierabendverkehr bewege.


Madesimo 24.03.2009
Anfahrt: Von Chiavenna ca. 30 Minuten
Wetter: Föhnsturm mit Sonne und Schneeschauern, ab 13 Uhr stark bewölkt, -5°C bis 0°C
Schnee: 100-200 cm vorwiegend pulvrig
Anlagen in Betrieb: Alle außer PB Pizzo Groppera und KSB Val di Lei, Tendenz (wegen des Sturms) rasch abnehmend
Anlagen geschlossen: PB Pizzo Groppera und KSB Val di Lei, später KSBn Cima Sole, Colmanetta, Colmanetta Est
Warum eigentlich nach Madesimo? Madesimo gehört zu den frühen Klassikern italienischer Skikultur. Sein Name reiht sich ein zu anderen Größen wie Sestrières, Courmayeur, Cervinia, Alagna, Cortina, die in den 1950er/1960er Jahren (oder noch früher) große Höhen mit für die damalige Zeit kühnen und gewaltigen Pendelbahnen erschlossen. Madesimo gehört zu den von Deutschland aus am schlechtesten erreichbaren Wintersportorten der Alpen, weil die Schweiz dem Splügenpass Wintersperre auferlegt. Der eigentlich unkomplizierte Pass ist im Gegensatz z.B. zum Berninapass für die Eidgenossen unwichtig, schließlich liegt dahinter ja keine Schweiz mehr. Die Italiener räumen dagegen bis zum Stausee kurz vor der Passhöhe. Die Wintersperre des Splügenpasses nabelt nicht nur Madesimo, sondern auch die Bergamasker Alpen vom direkten Zugang über die Churer Autobahn ab und blockiert für diese Gebiete den teutonischen Winter-Massentourismus.
Die Anfahrt von Chiavenna nach Madesimo gestaltet sich serpentinenreich auf relativ schlechter Straße, dies aber bei zunehmend blauem Himmel. Die Splügenstraße und die Direktzufahrt nach Madesimo über die Galeriestraße finde ich auf dem Niveau von 1960 vor. Als ich aus dem Auto steige, zieht es zu und fängt an zu schneien - na klasse.



Um 13 Uhr nehme ich die letzte Abfahrt und verlasse Madesimo. Diesmal wähle ich die Straßenvariante über den Ort Isola zurück nach Campodolcino und Chiavenna. In Isola steht eine schöne, lange Schleppliftruine, die durch den Wald auf eine Bergkuppe führt. Ihre Talstation ist nicht sofort zu finden; mangels Fotoapparat untersuche ich die Situation nicht näher.
Die Rückfahrt nach Ettlingen über Chiavenna - Malojapass - Oberengadin - Julierpass - Bivio - Savognin - Thusis - Chur - Zürichsee - Zug - Luzern - Basel dauert 6:10 h ohne jeden Stopp. Das ist weiter als Macugnaga (5:45 h), wird sich mit Fertigstellung der Autobahnumfahrung Zürich aber wohl um eine halbe Stunde verbessern. Das erklärt auch, warum keine deutschen Touristen Urlaub in Madesimo machen. Die Anfahrt über Luganer- und Comersee - also fast über Mailand - ist unzumutbar, und bei der Anfahrt über Julierpass fährt man im Top-Skigebiet Engadin natürlich besser Ski als in Madesimo, also bleibt man lieber dort.
Madesimo: Pistenplan. Vom italienischen Flair des Skigebiets ist außer der PB Groppera nichts geblieben. Hier fahren fast nur noch KSBn. Italien-untypisch hat man sogar die Altanlagen demontiert.

Madesimo: Fußgängerzone am Morgen. Hier ist wetterbedingt nichts los.
Madesimo: Talstation EUB Larici. Nach anfänglich blauem Himmel hat es zu schneien angefangen, und die PB Groppera ist außer Betrieb. Soll ich bei dem Wetter wirklich da hoch?
Madesimo: In der Talstation der EUB Larici steht ein interessantes Modell der Bauprojekte auf der Groppera-Ostseite im Val di Lei. Seine Glasabdeckung ist zugeschneit.
Madesimo: Blick aus der EUB Larici zurück auf den Ort im Schneefall.
Madesimo: Das da über der EUB-Bergstation kenn' ich doch ... fängt mit S an, hört mit onne auf.

Madesimo: Das Verlassen der EUB-Bergstation Larici erfordert einiges an Überwindung. Mit 80 km/h weht der Schnee ins Gesicht.
Madesimo: Anschlussbahn ist die 4KSB Cima Sole zur alten PB-Mittelstation. Dem Foto sieht man den Sturm nicht an. Schon morgens um 9:20 Uhr blieb die Bahn alle paar Minuten sturmbedingt stehen.
Madesimo: Und da zeigt er sich doch: Pizzo Groppera. Gern wäre ich hochgefahren. Aber der Föhnsturm hätte die alte Gondel heute wohl vom Tragseil geworfen.
Madesimo: Die alte PB-Mittelstation auf der Cima Sole. PB Pizzo Groppera sturmbedingt außer Betrieb. In der Tat fliegt hier ziemlich viel durch die Luft.
Madesimo: Der Föhnsturm transportiert Eiskristalle horizontal. Fotografieren geht hier nur einhändig, die andere Hand schützt das Gesicht.
Madesimo: Das Wetter hier noch mal schriftlich ... die Kamera beginnt bei Windchill -30°C zu streiken, zunächst nur der Objektivschutz.
Madesimo: 4KSB Cima Sole. Das Foto ist nicht unscharf. Der Sturm peitscht bloß so viel Material durch die Luft.
Madesimo: 4KSB Cima Sole.
Madesimo: Schöne, sturmgeschützte Waldabfahrt. Und es sind keine Leute da.
Madesimo: Pistenraupen-Klassiker, den man wohl wegzusanieren vergessen hat. Gesehen am Restaurant Lago Azzurro.
Madesimo: 4KSB Colmanetta Est. Wurde wenig später abgeschaltet.
Madesimo: Schöne Piste an der 4KSB Colmanetta Est. Hinten ist der Pizzo Groppera trotz Sturm schön herausgekommen.
Madesimo: 4 KSB Colmanetta. Fast keine Skigäste vorhanden. Die Anlage wurde wenig später abgeschaltet.
Madesimo: Motta, die kleine Feriensiedlung oberhalb von Madesimo. Hier ist erfreulicherweise nur kräftiger Wind, kein Sturm.
Madesimo: 4 KSB Motta-Serenissima. Vorn wehen die Stofffahnen, hinten die Schneefahne am Pizzo Groppera.
Madesimo: Nostra Signora d'Europa oberhalb von Motta. Passt gut in die Landschaft, ist aber schwierig zu fotografieren. Hier wurde ich beim Fotoschießen fast umgeweht.
Madesimo: Nostra Signora d'Europa mit schneefahnengeschmücktem Pizzo Groppera. Das letzte Bild der Aushilfs-Digicam, die sich anschließend bei Windchill -30°C in den Streik begab.