Der Name des Berichtes habe ich mit „Töff-Tour“ ganz bewusst gewählt und hängt mit einer besonderen Situation bei der Abfahrt am Furkapass zusammen. An einer Baustelle ein paar Kilometer vor Hospendal fahren wir auf eine Ampelanlage zu, an der ein Arbeiter mit einer Fahne steht und sich sichtlich langweilt. 50 Meter bevor wir die Ampel erreichen und gerade die letzten Autos die Ampel passieren, springt die Ampel auf rot. Wir werden langsamer und kommen auch kurz zum stehen. In diesem Moment wird der Bedienstete „wach“, schwenkt ganz aufgeregt mit seiner Fahne, fordert uns auf, trotz knallroter Ampel, den inzwischen weit entfernten Autos zu folgen. Das kommentiert er lautstark mit den Worten: „Hopp –Töff, Hopp – Töff!!!“ Fortan ist für uns eine Motorrad-Tour nur noch eine Töff-Tour.
Ende August 2006 starten wir an einem Donnerstagmorgen um 4 Uhr bei uns in Norddeutschland. Zwei Autos, zwei Anhänger mit vier Leuten und 4 Motorrädern. Ich hatte mit Oscar vereinbart, dass wir die Gespanne während unserer Abwesenheit bei ihm vor der Haustür in Lindau parken und er ein Auge darauf werfen wird.
Für mich heißt es in Lindau dann noch mal schnell Gas nachtanken, damit wir auf dem Rückweg keine Zeit verlieren. Den kuriosen Hänger habe ich mir von meinem Cousin geliehen. Sieht wirklich lustig aus, ist aber absolut praktisch. Übrigens: Baujahr 1972
Ein paar Minuten später stehen wir bei Oscar an der Ecke. Leider treffen wir ihn nicht. Ist ja ein ganz normaler Arbeitstag. Umziehen, Mopeds startklar machen und dann geht’s los.
Wir fahren ins Appenzeller Land von Altstätten in Richtung Säntis. Wie wir erst Wochen später feststellen, sind wir kurz vor dem entstandenen Bild geblitzt worden. 3 von 4 Leuten waren zu schnell. Bei mir waren es 67km/h statt erlaubter 60km/h. Bei Bill (im Bild) waren es knapp 80km/h. Im Streit hatte man ihm sogar 16 Tage Gefängnis angedroht, sobald er das nächste Man in die Schweiz einreist. Man hat sich dann auf 300 Euro geeinigt. Mehr als uns die 4 Tage Töff-Tour gekostet haben.
Irgendwo im Appenzeller Land die erste Pause. Wirklich nett hier.
Anfahrt auf den Klausenpass. Es hatte 2006 um den 25. August ganz heftig geschneit. Hier begegenen wir dem ersten Schnee am Straßenrand.
Blick in Richtung Tödi.
Der erste Pass in unserer Sammlung. Der Klausenpass
Einer Zwischenstopp und es geht weiter in Richtung Altdorf und von dort in Richtung Andermatt und dann den Sustenpass hinauf. Sehr schon zu fahren, aber im Schatten gelegen. Es wird Abend und schon kalt.
Das Sustenhospiz ist unsere Herberge. Wir stellen die Mopeds in den Schnee und kehren ein.
Drinnen gibt es wohlige Wärme und leckeres Essen.
Draußen ist die Sonne weg, es ist bitterkalt und mein Bruder könnte noch Bäume ausreißen.
Das war auch noch ne lustige Geschichte. Eigentlich hatten wir zwei Doppelzimmer gebucht. Als der Wirt uns aber sah und uns wohl für unkompliziert eingestuft hatte, fragt er uns höflich, ob wir auch mit einem Lager zufrieden wären. Er erwarte noch ein paar Harley-Fahrer und die würden nicht so gern aufs Lager gehen. Wir willigten ein.
Wir brachten unser spärliches Gepäck zum Lager und stellten fest, dass es dort oben saukalt war und es keine Heizung gab. Wir entschlossen uns gemeinschaftlich auf die Dusche zu verzichten

Spät am Abend kommen wir nun in den großen Lagerraum zurück und sehen das klitzekleine Heizlüfterchen, das vergeblich versucht, ein laufwarmes Lüftchen in das riesige Zimmer zu pusten. Aber er gab gute Schlafsäcke und so konnten wir die Temperaturen kurz über dem Gefrierpunkt überstehen.
Am kommenden Morgen erwartet uns strahlender Sonnenschein und es geht weiter…
… auf Alpinforum-Entdeckungstour. Wollte doch noch ein paar Bilder vom „ehemaligen Sommerskigebiet“ am Sustenpass machen.
Auf der anderen Seite des Sustenpasses geht es nun in Richtung Meiringen und dann gleich hoch zum Grimselpass.
Unten in Gletsch sehe ich erstmals nach 1985 wieder mal den Rhonegletscher und bin geschockt. Vor 20 Jahren hing der noch deutlich über die Kante und ich war damals noch in der Gletscherhöhle, die auf Höhe des Hotels war. Heute muss man ein paar 100m zu Fuß laufen, um die Höhle zu erreichen.
Ein Blick ins Rhonetal
Auch am Furkapass noch satt Schnee.
Es geht an der besagten Baustelle und Hospendal vorbei in Richtung Gotthardpass, von dem ich etwas enttäuscht bin. Zumindest von Hospendal aus ist es ja eher eine Schnellstraße und weniger ein Pass.
Wir fahren weiter in Richtung Belinzona und biegen dann ab in Richtung San Bernadino.
Hin und wieder wird auch mal ein Tankstopp eingelegt.
Ach ja – wir sind ja in Italien.
Machen auch mal ne Pause und trinken ne Fanta.
Es geht über den San Bernadino, der von Süden aus absolut zu empfehlen ist. Der hat richtig Spaß gemacht.
Die nächste kuriose Geschichte. Wir kommen in Splügen an und suchen eine günstige Unterkunft, wir benötigen keinen Schnickschnack. Es soll günstig sein. Ich schlendere in die Touri-Info und frage die Dame nach einem günstigen Angebot. Sie zeigt auf das Hotel Bodenhaus direkt nebenan. Für mich war sofort klar. Das ist die erste Adresse am Platz und überhaupt nicht unserer Preisklasse. Ich winke ab und sage der Dame, dass das nichts für uns ist. Sie entgegnet, dass es dort Mitarbeiterzimmer gibt, die man im Ausnahmefall auch an Gäste vergibt. Wir gehen also rüber und werden sehr, sehr nett empfangen.
Wir bekommen so ein Mitarbeiterzimmer (mit Etagendusche) für nicht mal 30 Euro und dürfen sogar noch das Schwimmbad nutzen. Super Frühstück auf dem Niveau eines 4-Sterne-Hotels am nächsten Tag ebenfalls inklusive.
Dieses Haus kann ich nur wärmstens empfehlen. Das war ein Highlight.
Am nächsten Morgen, wieder tolles Wetter, geht es den Splügenpass hinauf und wieder nach Italien.
Dann über den Maloja bis St. Moritz.
Bis zur längeren Pause am Morteratsch-Gletscher und dem Blick auf Piz Bernina und Co.
Es geht weiter über den Bernina….
…nach Livinio zum Tanken. Das macht doch mal wieder Spaß!
Kurz hinter Livinio wird der erste Blick auf den Ortler frei.
Und wieder ne nette Geschichte in Bormio. Wir kommen in Bormio um kurz vor 14 Uhr an und müssen feststellen, dass das Stilfser Joch wegen einer Radsportveranstaltung gesperrt ist. Die Polizisten sagen uns, dass die Straße um 15 Uhr geöffnet wird. Wir machen wieder eine Pause und fahren in die Stadt und trinken günstigen Cappucino.
Um viertel vor drei machen wir uns auf den Weg in Richtung Straßensperre. Inzwischen stehen hier dutzende Autos und hunderte Motorräder und warten darauf, dass die Straße freigegeben wird. Mein Bruder erinnert sich an unsere Tour ein Jahr zuvor. Er glaubte sich ebenfalls zu erinnern, dass ein paar Kilometer oberhalb eine Straße in die Passstraße mündet. Er fährt also vor in wieder in Richtung Livinio und navigiert uns zielsicher durch ein Wohngebiet den Hang hinauf.
Ein paar Minuten später stehen wir ein paar 100 Höhenmeter oberhalb der Straßensperre direkt an der Einmündung zur Passstraße. Auch hier steht ein Carabinieri. Er sagt uns, dass die Straße in wenigen Minuten freigegeben wird. Wir dürfen starten, sobald da unten (siehe Bildmitte) gefahren wird.
So durften wir damals als ersten und einziges, ohne jeden Verkehr das Stilfser Joch hinauf fahren. Trotz unseres Vorsprunges sind wir aber noch vor der Schweizer Grenze von den ersten Rasern eingeholt worden.
Einige Bilder von der Passhöhe:
Standardfoto der Serpentinen. Sah noch gut aus. Als dann aber auf dieser Seite die Talfahrt geöffnet wurde, mussten wir mit einigen hundert Radfahrern, die zwischen den Autos führen, ins Tal fahren. Das war nicht wirklich lustig. Aber so ist das nun mal. Die Straße ist für alle da.
Noch mal ne Pause am Reschensee.
In dieser Pension in Nauders (unterhalb der Burg) habe ich schon einige Male übernachtet. Auch dieses Haus kann ich empfehlen. Eur 23,- pro Person, sehr ordentlich, gutes Frühstück.
Am nächsten morgen ging es dann weiter über die Pillerhöhe. Hier hat es leider leicht genieselt. Weiter über Imst zum Hahntennjoch.
Und das Abschlußfoto entstand am Hochtannbergpass.
Am Sonntag sind wird dann, nach vier tollen Tagen, wieder in Lindau angekommen. Oscar habe ich wieder nicht getroffen. Er war mit k2k in Brand und musste Seilbahnen angucken.
Er hat aber schön auf die Autos aufgepasst. Danke noch mal dafür.
Fazit: Tolle Töff-Tour, viel Asphalt gesehen, leider geblitzt worden, Skifahren ist trotzdem schöner!!!