Der Nachmittag
Nachdem der zweite Teil meines Via Lattea Berichtes überwiegend vom französichen Teil der Via Lattea handelt, stelle ich ihn mal hier bei den Frankreich Berichten rein.
Teil 1 (Sestriere, Sansicario, Sauze D`Oulx) ist hier bei den Italienberichten zu finden:
http://alpinforum.com/forum/viewtopic.php?f=48&t=34058
Nach einen tollen Vormittag im östlichenTeil der Via Lattea in Sestriere, Sauze D`oulx und Sansicario fahre ich mit dem Auto in den westlichen Teil nach Claviere und Montgenevre.
Die Verbindung von Sestriere/Sansicario/D`Oulx nach Claviere/Montgenevre kann man auch komplett per Ski/Lift zurücklegen, dass hätte aber heute den Nachteil gehabt, dass ich nicht mehr zu meinem Auto zurückgekommen wäre.
Hier noch ein paar Fakten zum westlichen Skigebietsteil und den dazugehörigen Ortschaften:
Claviere auf 1760m gelegen, bildet mit Montgenevre zusammen den westlichen Teil der Via Lattea und wird im Norden von dem 3126m hohen Mont Chaberton dominiert. Auch wenn der Name es anders suggeriert, gehört Claviere noch zu Italien. Das Skigebiet von Claviere liegt vor allem im Bereich der Monti della Luna südlich von Claviere und bietet abwechslungsreiche Hänge aller Schwierigkeitsgrade in alle Himmelsrichtungen.
Montgenevre, mit 1854m auf der Col de Montgenevre Passhöhe gelegen, ist der westlichste und einzige französische Ort der Via Lattea. Das Skigebiet unterteilt sich im Wesentlichen in den nördlichen Chalvet Bereich, der sehr sonnige vor allem südseitige aber auch einige westseitige und ostseitige ausgerichtete Pisten bietet, und den sehr vielseitigen südlichen Le Chenaillet Bereich. Sowohl über den nördlichen als auch den südlichen Montgenevre Sektor gibt es Verbindungen nach Claviere. Montgenevre bietet die vielfältigsten und von der Umgebung her interessantesten Off-Piste Möglichkeiten den ganzen Via Lattea.
Nachdem ich Claviere zunächst mit dem Auto links liegen lasse (bzw. im Umgehungstunnel unten durch fahre) erreich ich Montgenevre kurz hinter der französischen Grenze. Dort starte ich um 13:45 Uhr an der Chalvet EUB meinen Skinachmittag.
In die Schotterhalde trassierte Passrampe von Cesana rauf nach Claviere.
Übersicht westlicher Teil der Via Lattea. Links Claviere noch in Italien, rechts Montgenevre in Frankreich.
Detailplan Montgenevre:
Meine Runde am Nachmittag sieht in etwa wie ein Acht aus.
Los geht’s in Montgenevre im Chalvet Sektor um dann über den Col de L`Alpet nach Claviere zu fahren. Von dort geht es mit der Montquitaine Sesselbahn wieder zurück nach Montgenevre um dort auf die andere Talseite Richtung Chalmettes zu wechseln. Von dort geht es weiter via Rocher d L`Aigle…
…und via Col de Saurel in die Monti della Luna. Von werde ich dann am Abend nach Claviere abfahren und, wenn die Zeit noch reicht, wieder per Lift zu meinem Ausgangspunkt Montgenevre zurück.
Offizeller Pistenplan Montgenevre:
http://www.montgenevre.com/fileadmin/HI ... hteDef.jpg
Offizieller Pistenplan Via Lattea:
http://www.vialattea.it/get/16/117/cart ... _09_09.pdf
Nachdem ich mein Auto in Montegenevre an der Passstraße abgestellt habe, starte ich mit der Chalvet EUB meinen Skinachmittag. Die Bahn ist eine meiner Lieblings Agudio 6EUB, die ich deshalb gleich als erstes fahren wollte. Sie wurde 1981 gebaut und ist damit, mit der Agudio Bahn am Etna, die älteste noch existierende Agudio/Pinifarina 6EUB.
Die Bahn ist relativ untypisch für eine Agudio Bahn. Anstelle der sonst üblichen Wellblechstationen wurden die Stationen der Vorgängerbahn verwendet. Weiterhin fehlt die obligatorische Portalniederhalterstütze auf der Strecke vor einem Geländewechsel. Trotzdem gefällt mir die Bahn sehr gut. Ich hoffe, dass sie noch ein paar Jahre stehen bleibt.
In der Talstation: Agudio typische Riesenräder.
Talstation und Portalstütze an der Ausfahrt (auf der Strecke gibt es untypischerweise keine weiteren Portalniederhalterstützen)
Strecke im unteren Bereich mit abgeblätterten weißen Stützen
Bergstation der 6EUB in Winkelbauweise. Früher gab es wohl eine 2. Sektion (mit Durchlaufbetrieb?). Heute bedient eine alte 2SB die 2. Sektion.
Im Inneren der Bergstation. Der Platz nach dem Knick in der Station, der früher für die 2. Sektion benötigt wurde, wird heute zur Garage für die Gondeln benutzt.
Als zweite Sektion dient heute eine alte Montaz 2SB von 1985. Die Bahn ist knapp 1500m lang und besitzt in der Mitte ein extrem langes Spannfeld mit gewaltigem Bodenabstand.
Bergstation der 2SB. Im Hintergrund die Monti della Luna oberhalb von Claviere.
Bergstation der alten stillgelegten EUB die vor der 2SB auf den Chalvet führte.
Als erstes fahre ich die geniale mit leichten Buckeln versehene schwarze Piste die vom Monte Chalvet hinten runter geht. Die Piste ist perfekt… leer mit ansprechender Neigung und voll in der Sonne… was will man mehr?
Unten angekommen nehme ich den rechts der Piste verlaufenden KSSL um wieder auf den Mont Chalvet zurückzukommen.
Talstation des KSSL.
Nach der Kurve wird es steil.
Erst jetzt, als ich zum zweiten Mal auf dem Mont Chalvet angekommen bin, nehme ich das großartige Panorama, das einem hier in alle Richtungen geboten wird, wahr.
Gipfelpanorama am KSSL und an der 2SB Richtung Serre Chevalier/La Meije im Westen und Nordwesten. Das Bild zeigt einen Teil des Serre Chevalier Skigebietes in der Mitte. Der Höhenzug im Vordergrund liegt noch zwischen den Serre Chevalier und dem Mont Chalvet.
Briancon, der Hauptort der Serre Chavalier. Dahinter das Skigebiete von Puy-St. Vincent. Wenn die Verbindung von den Serre Chevalier und der Via Lattea tatsächlich realisiert würde, müsste die Verbindung an dem linken bewaldeten Hang im Vordergrund verlaufen.
Links unten auf dem Bild an den Absperrungen lag übrigens die Bergstation eines zur letzten Saison stillgelegten KSSL der allerdings im Wesentlichen die gleiche Piste die 2SB Chalvet erschlossen hat. Der Lift verlief auf einem reinen Südhang und dürfte wohl aufgrund geringer Frequentierung stillgelegt worden sein.
Panorama nach Süden in den südlichen Teil des Montgenevre Gebietes. Praktisch alles, was auf dem ersten Bergzug als Gegenhang zu sehen ist kann befahren werden. In dem Kessel in der Mitte verlaufen übrigens auch Lifte, auch wenn man sie nicht sieht. In der Bildmitte über den Grat nach hinten verläuft die Hintenrum-Verbindung nach Claviere. Die Pisten verlaufen dort völlig unmodelliert hinter dem Bergrücken links durch das Tal. Landschaftlich ist dies für mich der genialste Teil der Via Lattea.
Leider habe ich hier nicht noch mehr Panoramabilder gemacht. Vor allem der 3126m hohe Mont Chaberton im Osten wäre noch beeindruckend gewesen.
Nachdem ich das Panorama ausgiebig genossen habe, geht es die Piste an der 2SB zur Bergstation der EUB wieder runter. Die Piste war, wie die meisten Pisten am Chalvet aufgrund der südseitigen Ausrichtung und der Kraft der Sonne im März schon sehr weich zu fahren.
Neben der Piste die DSB mit dem extrem langen Spannfeld und dem enormen Bodenabstand - vermutlich war ein weiter Stütze wegen der potentiellen Lawinengengefahr an diesem Südhang nicht möglich.
Weiter ging es nun mit einem KSSL auf den Col de L`Alpet. Bis zur letzten Saison war dieser lange KSSL noch durch einen weiteren KSSL gedoppelt. Da der Col de L`Alpet aber mittlerweile auch durch den neuen Telemix Serre Thibaud erschlossen ist, braucht man die doppelte Kapazität am KSSL nicht mehr.
Auch dieser KSSL hat eine Kurve
Bergstation KSSL Alpet. Links dahinter ist die Bergstation des neuen Telemix Serre Thibaud zu sehen, der übrigens auch 3 neue Pisten erschließt. Die eine ist der Vebindungsziehweg zur KSSL Bergstation, die anderen sind jeweils eine steile Piste rechts und links von der Bergstation runter.
Am Col de L`Alpet gäbe es vor allem Richtung Nordosten noch viel Platz zur Erweiterung des Skigebietes.
Auf der Rückseite des Col de L`Alpet führt die sehr abgelegen 2SB Rocher Rouge wieder auf den Col zurück. Die Sesselbahn erschließt zwei schöne ostseitig ausgerichtete schwarze und eine blaue völlig leere Abfahrten.
Aus Zeitgründen lasse ich die 2SB aus und fahre auf einer abgelegen Hintenrum-Abfahrt durch das Tal zwischen Serre Thibaud und dem mächtigen Mont Chaberton Richtung Claviere.
Talstation der POMA 2SB in Claviere mit der ich wieder nach Montgenevre zurückfahre
Nach ca. 200m Metern auf der Strecke der DSB gibt es eine sehr niedere Portalstütze die früher als Zwischenstation für die Häusersiedlung nebenan verwendet wurde. Vermutlich hat man gegen Ende der Saison den unteren Teil der Piste früher nicht mehr befahren können, als diese noch nicht beschneit war. Der Schnee in diesem Bereich war heute schon grenzwertig weich.
Auf dem Bild ist rechts neben der 2SB die dazugehörige schwarze Waldpiste zu sehen. Die Hintenrum-Abfahrt vom Col de L`Alpet kommt rechts aus dem Wald.
Oben angekommen fahre ich dann wieder Richtung Montgenevre weiter. Dabei kreuze ich den im Sommer zuvor als Neuerschließung gebauten Serre Thibaud Telemix.
Blick nach rechts Richtung Montgenevre. Rechts vor dem Ort führt die Agudio Bahn in den Chalvet Sektor, links die vielen Lifte die den unteren Bereich des Chenaillet Sektor erschließen. Hinter der Ortschaft ist wieder ein Teil der Serre Chevalier zu erkennen.
Die linke Passseite im Zoom. Im Hintergrund sind zwei Lifte aus dem Les Gondrans Sektor, dem westlichsten Bereich der Via Lattea zu sehen. Die Ausdehnung des gesamten Skigebiets ist wirklich enorm.
Talstation der neuen Telemix Anlage.
Strecke Telemix Serre Thibaud von Montgenevere aus gesehen. Die Bahn verläuft sehr windexponiert am Grat entlang.
Ich verlasse den nordseitigen Chalvet Bereich und wechsle in den südseitigen Chenaillet Sektor. War der Schnee im ganzen Chalvet Bereich durch die südseitige Exposition recht nass und sulzig, so gibt es hier nun wieder besten Pulverschnee.
Direkt neben dem Telemix, startet die Tremplin 4SB, allerdings in die andere Richtung. Rechts ist noch deutlich die Schneise des noch steileren Vorgänger-Schlepplifts zu sehen.
Links neben der Sesselbahn ist die 4SB Le Rousset am Fuße des Rocher de L`Aigle zu sehen die eine schwarze und eine blaue Piste erschließt.
Blick in den genialen Rocher de L`Aigle Bereich mit einer schönen inoffiziellen Piste die an diesem Tag recht eingefahren aussah.
Die gleiche „Piste“ von etwas weiter oben und etwas mehr gezoomt. Deutlich zu sehen die weiten Hänge im oberen und das enge Canalone im unteren Bereich. Zu gern wäre ich diese Abfahrt heute gefahren aber dann hätte ich die Runde über die Monti della Luna nach Claviere nicht mehr geschafft. Dieses Gelände ist aber definitiv ein Grund hier mal wieder her zu kommen.
Immer noch in der 4SB Tremplin: Blick nach Westen in den Gondrans Sektor. Links oben ist noch eine Stütze des zweiten neuen Telemix Chalmettes zu sehen
Rechter Bereich am Rocher de L`Aigle mit einer weiteren genialen Piste.
Bergstation 4SB Tremplin mit Mont Chaberton im Hintergrund. Der linke Berg ist der Serre Thibaud auf dem man ganz klein die neue Telemix-Bahn erkenne kann. Zwischen den beiden Bergen führt die Hintenrum-Abfahrt entlang, die ich zuvor gefahren bin.
Blick etwas weiter nach links genau Richtung Norden: Zu sehen ist der Chalvet Bereich mit seinen südseitigen Hängen und der Bergstation der Aguido Bahn in Bildmitte. Von dort startet die 2SB nach links oben auf den Mont Chalvet. Davor in der Schneise an dem bewaldeten Grat verlief der stillgelegte KSSL. Weiterhin ist der lange KSSL auf den Col de L`Alpet in der Mulde rechts der Bildmitte und rechts am Bildrand der neue Telemix auf den Serre Thibaud zu sehen.
Auf der Talabfahrt nach Montgenevre komme ich dann an diesem seltsamen Konstrukt vorbei. Ein KSSL mit Portalstützen die teils in Fachwerkbauweise, teils aber auch mit herkömmlichen KSSL -Stützen ausgerüstet sind. Bis vor einer Saison dienten die Stützen noch einem gedoppelten KSSL auf ganzer Länge. Nach dem Ersatz der alten EUB Chalmettes durch einen Telemix wurde die doppelte Kapazität nicht mehr benötigt und der zweite KSSL stark verkürzt.
Der KSSL in die andere Richtung. Dahinter der Ort ist Montgenevre.
Talstation der neuen Telemix-Bahn Chalmettes. Dahinter steht noch die stillgelegte Talstation der alten POMA 6EUB.
Strecke des Telemix
KSSL Barral der sich durch lichten Kieferwald am Fuße des rechten Berges entlang schlängelt. Der Lift wurde leider im Sommer 2009 stillgelegt. Dabei ist auch eine Piste verloren gegangen. Schade um den schön trassierten Lift.
Blick aus dem Telemix nach rechts in den Gondrans Sektor, dem westlichsten Teil des Skigebietes der mit einer 4KSB, einer 4SB und 3 KSSL erschlossen ist.
Direkt oberhalb der Bergstation des Telenmix steht noch die Bergstation der alten 6EUB die noch ein paar Hm weiter rauf ging.
Nochmal ein Überblick in den Gondrans Sektor. In der Mitte links die 4KSB Gondrans die im oberen Bereich vom KSSL Alp begeleitet wird. Rechts der Mitte die 4SB Observatoire und der KSSL Querelay. Der mittlerweile stillgelegte KSSL wäre rechts außerhalb des Bildes. Links ausserhalb des Bildes gibt es noch einen extrem steilen KSSL der den Anschluss in Richtung Rocher de L`Aigle über einen Grat herstellt.
Das ganze Gondrons Gebiet musste ich leider mangels Zeit auslassen, es sieht aber nach schönem nicht allzu schwerem Carvinggelände aus, das teilweise sehr ansprechend von Baumgruppen durchzogen ist.
Nach einer kurzen Abfahrt zur Talstation der 4SB Rocher de l`Aigle geht es mit dieser Bahn auf den gleichnamigen Berg wo sich die Grenze zu Italien befindet. Neben der Bahn gibt es eine genial trassierte Piste in einer Geländekammer die aber auch abseits der Piste fast überall befahren werden kann.
Etwas weiter oben in der langen 4SB die 1998 gebaut wurde und über 1,8 km lang ist. Aufgrund der Länge hätte man hier aber besser eine KSB bauen sollen. Immerhin enzschädigt die tolle Landschaft neben der Strecke für die lange Fahrt.
Blick zur einzigen offiziellen Abfahrt an der 4SB Richtung Montgenevre. Vor dem Bau der 4SB verlief hier ein KSSL der sich mit mehreren Kurven neben der Piste den Hang hoch schlängelte
Oben an der Bergstation führt noch eine weitere tolle Abfahrt hinter dem Berg runter nach Italien/Claviere. Diese war von dem Bau der 4SB zwar schon im Pistenplan eingezeichnet aber nur durch manuellen Aufstieg zu erreichen, da der KSSL einen ganzes Stück weit unter der Bergstation der 4SB endete.
Oberhalb der Strecke der Piste rechts der SB Rocher de l`Aigle steht die Bergstation des extrem steilen Kurven-KSSL Crete. Dieser stellt die direkte Verbindung vom Gondrans Sektor her. Leider konnte ich aufgrund Zeitmangels weder den extrem steilen KSSL noch die schöne Piste neben der 4SB fahren.
4SB weiter oben mit der linken oben angesprochenen Freeride Piste die allerdings gut ausgefahren ist. Unten wird die Piste sehr eng und geht durch einem Canalone
Felsdurchfahrt im oberen Teil der 4SB
Start der einzigen offiziellen Piste die zurück zur Talstation der 4SB führt mit grandiosem Panorama. In der Bildmitte der Gondrans Sektor, rechts eine Militäranlage, links dahinter die Serre Chevalier und die La Meije. Sollte die Verbindung der Serre Chevalier mit der Via Lattea eines Tages kommen, so müsste sie über den Grat hinter dem Gondrans Sektor verlaufen. Die Piste nach Briancon könnte über die Forststrasse die zur Militärfestung hoch führt verlaufen.
Militäranlage mit der mächtigen La Meije im Hintergrund
Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit entschließe ich mich hinter dem Rocher de L`Aigle Richtung Monti della Luna/Claviere abzufahren. Die Piste hier erinnert ein wenig an den Col de Gentianes in Verbier nur ist sie nicht so eng sondern viel weitläufiger. Die Piste ist komplett unmodelliert, ungewalzt unbeschneit und nur in losen Abständen ausgesteckt…
Im Hintergrund der Berg in zweiter Reihe ist der Monte Fraiteve, rechts davon liegt Sestriere.
Da es hier keinen Lift zurück auf den Berg gibt ist man fast alleine unterwegs.
Im oberen steilen Teil der Piste, an dem auch die Grenze von Frankreich und Italien verläuft
Weiter unten kreuze ich den oberen Streckenteil der 4KSB Cime Saurel
Entlang der Strecke geht es bis zu deren Talstation, die für mich auf den ersten Blick den Eindruck einer alten Station mit erneuerter Technik macht…
…doch der Eindruck täuscht. Die Bahn wurde erst vor zehn Jahren im Jahr 2000 als Neuerschließung erbaut und erhält von mir den Titel „Beste Neuerschließung der letzten zehn Jahre“ in der Kategorie KSB

Bevor ich die 4KSB Cime Saurel fahre, mache ich noch einen Abstecher Richtung Colle Bercia, der Verbindung Richtung Cesana, Sansicario und Sestriere. Zu sehen ist die neue Doppelmayr 4SB Gimont die erst vor wenigen Jahren einen gedoppelten SL ersetzt hat. Hinter der Bahn steht ein Schutzwall der die Talstation vor Lawinen schützen soll.
Oberer Teil der Strecke. Links kommt aus Richtung Claviere die 4KSB Serra Granet.
Oben dann am Colle Becia der Blick nach Süden: Die Monti della Luna, einen passenderen Namen hätte man nicht finden können. Im Hintergrund ein markanter Berg, vermutlich der Bric Froid, den ich zunächst fälschlicherweise für den Monte Visio gehalten habe.
Monti della Luna. Einfach nur schön anzuschauen…
Blick nach Osten vom Colle Bercia auf Sestriere. Hinter der Passhöhe hinter Sestriere sieht man das Skigebiet von Pragelato, rechts von Sestriere ist der Monte Motta, und rechts am Bildrand der Monte Sises zu sehen. Rechts im Bild sieht man die Schneise eines stillgelegten Schleppliftes der früher Grange Sises mit dem Skigebiet verbunden hat.
CCM 4SB Bercia die dritte und letzte Sektion der Verbindung von Cesana auf den Colle Berchia (früher gab es mal 4 Sektionen, 3 SBs und oben ein SL)
Blick zurück auf die andere Seite, wo ich gerade hergekommen bin. Oben bei der Antenne endet die 4SB Rocher de L`Aigle noch auf französichen Boden, darunter die scharze Piste. Rechts davon erkennt man, dass es noch eine etwas einfachere rote Umfahrungsvariante gibt. In dieser Richtung gibt es keinen Lift zurück, so dass die Piste immer schön leer ist. Für Wiederholungsfahrten muss man wieder von hinten via Claviere und Montgenevre auf den Berg rauf.
4KSB Serra Granet mit Kurvenmittelstation
Nach einer kurzen Abfahrt an der Gimont 4SB entschließe ich mich, noch eine Fahrt mit der 4KSB Cime Saurel zu machen.
Bergstation der im Jahr 2000 gebauten Neuerschließung
Noch ein letzter Blick auf den Bric Froid und die Monti della Luna mit ihrem weitläufigem Freeride Gelände
Mittlerweile ist es schon 16:20 Uhr und ich muss noch vor Liftschluss von der hintersten Ecke in Claviere nach Montgenevre zu meinem Auto zurück. Dazu sind noch mindestens 3 Abfahrten und zwei Lifte nötig und ich kenne die Strecke nicht, da ich zum ersten Mal hier bin. Die einzige Info die ich habe ist, dass der letzte Lift den ich noch brauche um wieder zu meinem Auto zurückzukommen, um 16:45 schließt. Also geht es erst mal die 650 Höhenmeter ohne Pause runter nach Claviere.
Um 16:32 sitze ich im 4SB Col Boeuf und kann erst mal ein wenig ausruhen und den Blick auf Claviere genießen. Die Bahn startet in Italien und überfährt nach ca. 1/3 der Strecke die Grenze nach Frankreich.
Claviere mit der 2SB Montquitaine im Hintergrund die ich vor ca. 2 Stunden gefahren bin
Um 16:37 erreiche ich die Bergstation der Col Boeuf 4SB und fahre zügig weiter um noch den letzten Lift zu erreichen. Doch schon nach 100 Metern muss ich anhalten als ich diese Ruine am Hang entdecke.
Die Ruine ist die Bergstation einer PB, die früher das Pian del Sole oberhalb von Claviere erschlossen hat. Neben der PB gab es noch einen Schlepplift mit Holzstützen, der sogar noch ein wenig weiter rauf ging als die PB. Der Bereich oberhalb meines Standortes ist nun leider stillgelegt und die Pisten zumindest per Lift unerreichbar. Bis vor ein paar Jahren ging noch ein Schlepplift von der anderen Seite von La Coche hinauf zum Pian del Sole so dass man die Pisten noch nutzen konnte. Nun sind die letzten 150 Höhenmeter in diesem Bereich des Schigebietes aber leider komplett verwaist .
Zur Ergänzung noch mal der Plan von Claviere auf dem man den stillgelegten Pian del Sole Bereich gut erkennen kann.
PB Ruine im Zoom. Rechts daneben eine Holzstütze des alten Schlepplifts, links hinter der PB Station die Bergstation des Schleppliftes.
Auch auf der Strecke des Lifts stehen noch sämtliche Holzstützen
Der Berg hinter den Holzstützen ist übrigens der Serre Thibaud, die Hintenrum-Abfahrt zur Montquitaine 2SB führt durch das einsame Tal rechts davon.
Holzstützen und Robas im Zoom
Um 16:44 erreiche ich als letzter Fahrgast gerade rechtzeitig die 4SB Tremplin die mich wieder Richtung Montgenevre zurück bringt.
Als ich um 17:00 Uhr wieder an meinen Ausgangspunkt zurück bin, geht sich sogar noch eine letzte Fahrt mit dem KSSL Col noch aus. Mit der letzten kurzen Abfahrt beende ich meinen ereignisreichen Tag in der Via Lattea.
Was bleibt als Fazit dieses Tages zu sagen?
Heute war einer dieser raren perfekten Tage, an denen man denkt, es geht eigentlich kaum besser.
Ein interessantes, sehr abwechslungsreiches und riesiges Skigebiet mit vielen modernen aber auch noch einigen alten raren Liften, grandiosen Panoramen bei viel Schnee und den ganzen Tag Sonnenschein. Dazu trotz Sonntag so gut wie keine Wartezeiten und teils menschenleere Pisten, alte Liftruinen, einen perfekten Leihski, Skifahren von 9:00 bis 17:00Uhr und das ganze in Italien und Frankreich. Was will man mehr???
Claviere und Montgenevre haben mir landschaftlich in Bezug auf die Umgebung und das Panorama noch ein Stück besser gefallen als Sestriere & Co an morgen. Vor allem die Monti della Luna, der Bereich Rocher de L`Aigle, der Mont Chalvet und der Col de L`Alpet glänzen durch ihre Abgeschiedenheit und geben einem das Gefühl mitten in den Bergen weit abseits der Zivilisation zu sein. Dazu bieten sich grandiose Panoramen nach Frankreich im Westen die Monti della Luna im Südosten und den Mont Chaberton im Nordosten.
In Sestirere und Sauze D`oulx hat man dieses Gefühl der Abgeschiedenheit eher weniger, dafür hat man auf den kompromisslos erschlossenen steilen Gipfeln des Monte Motta und Monte Sises, aber auch vom Monte Fraiteve das Gefühl, direkt über Sestriere zu thronen. Nicht weit weg vom Ort aber weit darüber.
In Bezug auf die Lifte ist Sestriere wiederum im Vorteil gegenüber Montegenevre, das zwar mit der Agudio 6EUB, vielen KSSLs und einigen alten 2SBs glänzen kann, sonst aber neben einigen neuen Anlagen meist eher durchschnittliche POMA Kost zu bieten hat. Sestriere hingegen bietet nach wie vor (wenn auch von Jahr zu Jahr immer mehr Lifte verschwinden) einige alte (vor allem Marchisio) Anlagen, die meist die steilen ausgesetzten Gipfel erschließen.
Alles in allem sind aus meiner Sicht aber sowohl der östliche Teil (Sestriere, Sauze D`Oulx, Sansicario, Cesana) als auch der westliche Teil (Claviere, Montgenevre) der Via Lattea vorbehaltlos zu empfehlen. Erst beide Teile zusammen machen die Milchstrasse zu einer fast grenzenlosen Galaxie.