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Kaprun Prozess

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Kris
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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von Kris »

Eisenbahnwaggons sind eigentlich dumm, das heißt sie müssen sich bei der Lok dauernd als Anwesend melden ob die dran sind oder fehlen merkt höchstens der Achszähler an jeder Blockstrecke.
Eeeeehmm.....hüstel..... der Lokführer wird nicht erst bis zum nächsten Halt-Signal weiterfahren, wenn hinten ein dummer Velowagen abhanden gekommen ist... ;-)
Nagut, ist hier in dem Kontext nicht so wichtig...
Zuletzt geändert von Kris am 08.11.2010 - 19:21, insgesamt 1-mal geändert.
>> Die unaufhaltsame Industrialisierung des Skiraums führt zu Banalisierung und somit zum Verlust der magischen Skisportfreude<<

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baeckerbursch
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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von baeckerbursch »

Ich denke nicht, dass man sagen kann, dass ein Heizlüfter eine offensichtliche Zündquelle ist. Und ich gehe davon aus, dass das nicht offensichtlich ist, bzw. nicht einfach festzustellen ist. Es gibt generell 1000 Dinge, die man bedenken mag, manchmal ist halt da 1001. Ding das Problem.
Auch wenn du das zum 100x schreibst - das ist einfach und grundlegend FALSCH! Ein Heizlüfter ist für einen Fachmann eine offensichtliche Zündquelle. War schon immer und wir immer so sein.


Zur nicht vorhanden Brandlast: Wohl ein Witz???

160 Liter leichtentlammbares Öl! Zudem die ganzen Menschen in ihren Klamotten (wie schon geschrieben), Gummiböden, Plexilasfenster.....
citta dei sassi
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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von citta dei sassi »

:angry: :buhu: :aerger: :fluchen:
Jetzt sag ja nicht das Du auf einer Seilbahn arbeitest
darkstar hat geschrieben:
jens.f hat geschrieben:Laut den Berichten mussten die Leute die Scheiben mit Ihren Skiern einschlagen - also kann es keine Gegeben haben (zumindest innen nicht).
Doch gab es. Beideitig durch Vierkantschlüssel betätigbar.
jens.f hat geschrieben:Dafür gab es aber auch Öl auf Petroleum-Basis, eine Isolierung des Heizlüfters mit einem Brennbaren Matarial und eine Innenverkleidung, die nerven gifte Freisetze...
Das ist ja alles extrem leicht etzündlich. Und bei der ach so bösen, Giftgase freisetzenden, Verkleidung wird vergessen, dass die Gase, die bei Verbennen eines simplen Autoreifens entstehen, mindestens genauso giftig sind :lach:

Bremshaken verkeilten sich, der Mechanismus der Türöffnung fiel aus, die Passagiere waren gefangen, die Kabine konnte weder vor noch zurück. Im Tunnel entzündete sich die Ummantelung der dort offen verlegten Hochspannungsleitung, und zwischen dem Kupferkabel und der Aluminiumhülle des Wagens entstand ein 10000 Grad Celsius heißer Lichtbogen, der wegen freigesetzten Magnesiums wie eine Wunderkerze sprühte.

Selten soviel Schmarrn auf einmal gelesen. Aber ja. Als nächstes ist wohl der Tunnel eingestürzt :lol:
seilbahner hat geschrieben:Wenn die Hydraulikanlage durch den Brand leck war und die Druckleitungen vom Feuer durchgebrannt waren, fallen die Sicherheitsbremsen ein und lassen sich NICHT mehr aufpumpen. Auch nicht von Hand.
Deshalb waren die Wagen auch nicht mehr zu bewegen.
Kein HydraulikBremsdruck, Federspeicher zu.
Das stimmt natürlich. Allerdings Dauerlüftung der SZB (Schienenzangenbremse, nicht Sicherheitsbremse) durch konstanten Hydraulikdruck (Servodruck). Bei einem Einfall auf der Strecke musst du händisch aufpumpen, da die Bahn keine Stromschienen hatte. In der Station ist das was anderes, da ist ja Anschluss mittels Stromschienen gegeben und die 6 Bremsbacken können mittels Kompressor wieder unter Druck gesetzt werden.
Aber Danke für den Hinweis, seilbahner!

Jetzt sag ja nicht das Du auf einer Seilbahn arbeitetst
:wall:
WENN ICH EINE FLÜSSIGKEIT HABE MIT EINEM FLAMMPUNKT VON 98 GARD CELSIUS UND DANN AUCH NOCH ZELLSTOFF ALS DÄMMMATERIAL VERWENDE DER SICH MIT DIESEM ÖL VOLLGESAUGT HAT IST DAS LEICHT ENTFLAMMBAR.

Und Dauerentlüftung auf Bremsanlagen von Seilbahen. NOCH MAL: DIE BREMSKRAFT WIRD VON FEDERN BZW. GEWICHTEN ERZEUGT UND IST IM RUHEZUSTAND KOMPLETT GESCHLOSSEN. DIESE BREMSEN WERDEN ZUM FAHREN HYDRAULISCH BZW ELEKTROMAGNETISCH GEÖFFNET!!!!

Und Lichtbogen? Noch nie gesehen? Schweißen? Blitz? Bei, wenn Mittelspannung 15 KV-Leitung, sehr gut möglich.
Mir gehts auf den Keks, ich bin weg.
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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von darkstar »

Qualitativ sehr hochwertiger Beitrag, Respekt!
citta dei sassi hat geschrieben:WENN ICH EINE FLÜSSIGKEIT HABE MIT EINEM FLAMMPUNKT VON 98 GARD CELSIUS UND DANN AUCH NOCH ZELLSTOFF ALS DÄMMMATERIAL VERWENDE DER SICH MIT DIESEM ÖL VOLLGESAUGT HAT IST DAS LEICHT ENTFLAMMBAR.
Ach, der Zellstoff ist es nun auf einmal? Interessant. Hat vielleicht jemand noch einen anderen Vorschlag?
Ich finde es durchaus amüsant, wie hier einfach Sachen in den Raum gestellt werden, die nicht der Wahrheit entsprechen oder immer wieder voneinander abweichen. Es wird (und daran sind sicherlich die Medien schuld!!) immer nur das nachgeplappert, was in einem reißerischen Artikel der Bildzeitung steht. Die Leute sind größtenteils nicht im Fahrzeug verbrannt, sondern, nachdem der Wagenbegleiter die Türen zur Wartungsstiege geöffnet, nach oben getorkelt. Und dort übereinander verkohlt, verbrannt, was auch immer. Desweiteren gab es eine Notentriegelung, die wurde sogar gefordert, um Bergepersonal die Möglichkeit zu geben, die Türen ohne Gewalt zu öffnen, und zwar mithilfe eines simplen Vierkantschlüssels! Und die ach so oft nachträglich geforderten Feuerlöscher hätten auch nichts gebracht, denn wie hätten denn die Passagiere in den Führerstand eindringen sollen?
Zuletzt geändert von darkstar am 10.04.2011 - 22:55, insgesamt 2-mal geändert.
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lanschi
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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von lanschi »

Anhand dieser Ausführung der Notentriegelung sieht man aber schon auch, und dass muss man betonen, dass diese schlichtweg nicht für einen zeitkritischen Notfall im gesamten Zug, wie es ein Brand nunmal ist, ausgelegt wurde.

Aber wie schon erwähnt, diese Nichtberücksichtigung des Brandfalls zieht sich durch die gesamte Konstruktion der Bahn (und auch anderer Standseilbahnen) und war damals - leider - Stand der Technik.
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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von citta dei sassi »

Darkstar, senza commetare. Es ist hoffnungslos.

wirst wahrscheinlich ne Friteuse mit Wasser löschen.
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Werna76
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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von Werna76 »

citta dei sassi hat geschrieben:da sind Leute auf dem Weg die irgendwo im Flachland wohnen und dann einem der wenigen richtigen Profis sagt was er machen soll.
Erstmal ganz locker bleiben Kollege. Nirgends habe ich Seilbahner vorgeschrieben was er tun soll!
Machts einen Unterschied ob ich im Burgenland wohne oder in Tirol, wenn ich Seilbahner sage dass ich nicht glaube, dass es Personen gibt die dumm genug wären, die Schuld für diese Katastrophe freiwillig auf sich zu nehmen? Hab ihn ja in keinster Weise seine Kompetenz abgesprochen nur find ichs unglaublich einfach, gemütlich vorm PC zu sitzen und zu schreiben, der Betriebsleiter der feige Kerl soll gefällgst auf sein weiteres Leben verzichten und die Verantwortung tragen.
Warum sollte er das tun? Nennt mir auch nur einen einzigen plausiblen Grund warum er das tun sollte.
Dachstein hat geschrieben:@Werna76:
Welche Konsequenzen wünscht du dir? Dass Leute ins Gefängnis wandern? Das hilft den Überlebenden imo. nichts. Ein Menschenleben mit Geld oder Gefängniss aufzuwiegen halte ich für sehr schwer bis unmöglich. Ich glaube, man darf es sich nicht so einfach machen und sagen, dass die Schuld sind, weil die das Ding betrieben haben, den Lüfter eingebaut haben, den Wagen geliefert haben, die Bahn zugelassen haben usw...
Dachstein scheinst mich ja komplett falsch verstanden oder jetzt mit einem anderen User verwechselt zu haben.
Auch ich bin der Meinung, dass sich niemand vorstellen konnte, dass so etwas schreckliches passiert und dass es eben Ereignisse geben kann, wo sich kein strafrechtlich Schuldiger finden lässt.
Deswegen waren ja auch, wenn ich es richtig verstanden habe, so viele Personen angeklagt und nicht nur zB der Betriebsleiter.
Für mich ist es auch nicht nachvollziehbar, was die Angehörigen mit der Neuaufnahme des Prozesses erreichen wollen (wie ich schon weiter oben geschrieben habe). Geld? Gehts wirklich nur darum?


Da meine Frage an die Rechtsexperten von weiter oben noch nicht beantwortet wurde stelle ich sie hiermit nocheinmal:
Kann der Betriebsleiter in diesem Fall überhaupt zur Verantwortung gezogen werden, selbst wenn er sich nachweislich fehlerhaft verhalten hätte? Stichwort Erfüllungsgehilfe.
Hermann ist der Skilehrer für uns alle (Aksel Lund Svindal über Hermann Maier)

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baeckerbursch
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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von baeckerbursch »

Kann der Betriebsleiter in diesem Fall überhaupt zur Verantwortung gezogen werden, selbst wenn er sich nachweislich fehlerhaft verhalten hätte? Stichwort Erfüllungsgehilfe
Ich bin kein Rechtsexperte, kann aber ein paar Erfahrungen beisteuern.

Der Arbeitgeber kann gewisse Aufgaben deligieren und das auch im Arbeitsvertrag festhalten. So wird der BL von der Materie mehr Ahnung haben als der BWL Geschäftsfüher. So kann der Geschäftsführer die gesamte Technische Instandhaltung an ihn deligieren. Verhält er sich nun grob Fahrlässig ist er in der Haftung. Allerdings IMHO nur indiret (also erstmal haftet die Firma, die kann wiederum den BL belangen.)


Im übirgen kann dir der Tüv in De natürlich eine Anlage abstellen. Z.B. Aufzüge werden alle 2 Jahre geprüft und die Mängel festgehalten und ein zeitliches Limit für die Beseitigung gestellt. Nachprüfung gibt es dann natürlich auch. Also wie beim Auto.

In wieweit in DE der Brandschutzbeauftragte Weisungsbefugt ist kann ich leider nicht aus dem stehgreif sagen. Er kann aber zumindest Berichte scheiben und dem Geschäftsführer diese vorlegen.
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Dachstein
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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von Dachstein »

jens.f hat geschrieben: Wie gesagt: Es gab ja zu Anfang auch Theorien, dass das Feuer von den Menschen ausgelöst worden sei (Feuerwerkskörper, Gas-Kartuschen etc.) - möglich wäre sowas bestimmt auch gewesen.
Ich möchte darauf hinweisen, dass der Transport nach den Betriebsvorschriften von Feuerwerkskörpern und Gaskatuschen im Fahrgastbetrieb nicht zulässig ist.

@ citta: Zellwolle ist der falsche Ausdruck. Gestern fiel imo der begriff Dämmwolle. Diese Dämmwolle / Mineralwolle ist enstprechend der Brandschutzvorschfriften für Gebäude auch schwer entflammbar.
Ein Heizlüfter ist für einen Fachmann eine offensichtliche Zündquelle.
Woher nimmst du dieses Wissen? Wenn dem nämlich so wäre, dürfte ich ein derartiges Gerät wohl nicht in geschlossenen Räumen verwenden, weil dann ja immer und überall die Gefahr bestünde, dass ich etwas abfackel, selbst wenn ich es ausgeschalten habe? Weitergesponnen: jedes Gerät, welches im Betrieb wärmeerzeugende Bauteile hat, wäre eine potentielle Zündquelle. Und überhaupt wäre dann jedes Elektrogerät, welches einen Kurzschluss erleiden kann, eine Zündquelle.... Das Ding muss in Betrieb sein, um überhaupt mal eine Zündquelle darzustellen. Und nachdem die Heizlüfter während der Fahrt nicht in Betrieb war, ist davon auszugehen, dass es keine Zündquelle ist.

Daher ist die Ansicht, dass es sich bei einem Heitzlüfter generell um eine offensichtliche Zündquelle handelt falsch. Denn dann wäre mein Schnelllader für die Akkus, der die Akkus mal schnell auf 70 bis 80 Grad erhitzt, auch eine offensichtliche Zündquelle. Nur steht in der Anleitung nichts davon, dass ich ihn beaufsichtigen müsste...
160 Liter leichtentlammbares Öl! Zudem die ganzen Menschen in ihren Klamotten (wie schon geschrieben), Gummiböden, Plexilasfenster.....
Danals alles Sand der Technik. Wenn du wüsstest, was die Eisenbahngesellschaft alleine für Anstrengungen unternehmen mussten, nur um den neuen verschärften Richtlinien nach dem Kaprununglück zu entsprechen? Von neuen Sitzbezügen angefangen, bis zur Neukonstruktion ganzer Wagenkästen... Es hätte genausogut woanders passieren können und es wäre viel logischer gewesen, als dort, wo es passiert ist.

@ citta: es ist mir durchwegs klar, wie die Bremseinrichtung finktioniert. Nur hat jemand eine Notbremse für die SSB angesprochen. Das hätte bedeutet, dass es jederzeit gelungen wäre, die Bahn zu stoppen. Bei der Eisenbahn bleibt ein Ziehen der Notbremse im Tunnel wirkungslos (NBÜ), um den Zug noch aus dem Tunnel zu retten zu können. Wir haben ja gesehen, was es bedeutet, einen brennenden Wagen im Tunnel zu haben... Kurzum: wäre die Hydraulik schon am Viadukt so weit ausgeronnen gewesen, dass die Bremsen greifen, hätte es wohl kein derartig verherendes Unglück gegeben.... In diesem Fall haben wohl ein oder zwei Minuten über das Schicksal entschieden.
Wie weit man VORHER darauf hätte kommen müssen - das wage ich wirklich nicht zu beurteilen.
Ich glaube, dass das die schwerste aller Fragen ist am ganzen Prozess. In wie weit kann ich mit diese Ereigniskette zusammendenken? Sehr schwer vermutlich. Und wie schon mehrfach angeklungen: niemand hat sich darüber Gedaken gemacht, den Zug im Tunnel in ein bis zwei Minuten evakuieren zu können.

Stichwort Nervengifte:

Jeder Verbrennungsprozess setzt genug letale Stoffe frei, um Menschen zu töten. Selbst wenn es keine Nervengifte gegeben hätte, wären vermutlich genau so viele Leute gestorben wie mit. Die Menschen im Gegenzug hatten auch ohne Nervengifte keine Chance, dem Desater zu entkommen.

Ich frage mich außerdem, wo jetzt plötzlich Magesium herkommen soll?!
ATV hat geschrieben:Bei neuen Standseilbahnen und auch Pendelbahnen baut man teilweise sogenannte Brandfallsteuerungen ein. Diese ermöglichen es, die Bahn nur mit dem otor weiterzuwürgen ohne auf irgend einen anstehenden Nothalt zu reagieren. Meist wird das mit einer Steuerbirne direkt am Leistungsteil eingesteckt. Damit soll man auch fahren können wenn zum Beispiel bei einer Pendelbahn das Gebäude brennt. Inwieweit die Bahn noch gezogen werden kann wenn die Fangbremse eingefallen ist, ist lediglich von der Leistung des Motores Abhängig. Frei nach, geht es nicht mit Gewalt, geht es garantiert mit nochmehr Gewalt.
In wie weit ist das eine Konsequenz aus dem Kaprununglück?

ATV hat geschrieben:Im Zug gibt es eine Notbremse bei der die Fahrgäste selbstständig einen Nothalt herbeiführen können.
Es sei denn du überbrückst sie, um zu verhindern, dass du im Tunnel stehenbleibst. Genau das ist imo. auch ein Grund, warum es zum Desater gekommen ist, weil die Bremse eingefallen ist. Wie wäre es wohl ausgegangen, wenn der Zug noch die Station Breitenrießalpe erreicht hätte? Vermutlich anders.

MFG Dachstein
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ATV
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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von ATV »

@Dachstein: Solle keinen nicht einen heissen. Mein Fehler. Nur der Wagenführer kann einen Nothalt auslösen.
Der Brand in der Hydraulik hätte in jedemfall den Zug gestoppt und die Fangbremse eingeworfen. Ein teil der Hydraulik, was genau weis ich nicht, vemute Feststellbremse und Manometer, befand sich ja angeblich über dem Heizlüfter.

Brandfallsteuerung wurde erst nach dem Unglück in Kaprun eingeführt ist also in direktem Zusammenhang mit dem Unglück entstanden wobei die Frage im Raum steht ob es wirklich möglich ist immer zu fahren, Stichwort Fangbremse.
Ich schliesse mich Starli an: Boykott dem neuen, unübersichtlichen Alpinforum-Design.

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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von Klosterwappen »

1) Das Urteil spricht davon, dass als Dämmstoff Steinwolle verwendet wurde.
2) Die periodische Kontrolle erfolgte durch den TÜF (lt. Urteil)
3) Noch einmal: Die Standseilbahn ist eine Eisenbahn: Da kontrolliert keine örtliche Feuerwehr, keine Gewerbebehörde sondern die Eisenbahnaufsicht = Verkehrsministerium bzw. mittlerweile Landesregierung, da es ja wohl kaum eine Hochleistungsstrecke war, ganz alleine.
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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von citta dei sassi »

ATV hat geschrieben: Brandfallsteuerung wurde erst nach dem Unglück in Kaprun eingeführt ist also in direktem Zusammenhang mit dem Unglück entstanden wobei die Frage im Raum steht ob es wirklich möglich ist immer zu fahren, Stichwort Fangbremse.
Ein versuch ist es wert. Wenn es brennt ist das noch eine Chance die menschen von der Linie zu bringen und die Bahn danach eh ein größerer Reperaturfall wenn nicht gleich ein Neubau fällig.

@ Dachstein: Das mit der Eisenbahn weis ich schon. Hat aber ein ganz anderen Grund warum der Zug noch aus dem Tunnel muß. Alleine schon die Menge der Fahrgäste: Seilgezogen so um die 120-150, bei der ÖBB oder DB im Berufsverkehr doch eher so um die 1000 Personen. Dazu kommt auch noch das Eisenbahntunnel selten eine Steigung über 3% haben, Standseilbahnen doch etwas steiler sind. Aber ich denk mal das Du da eher der Fachmann bist. Mir geht das eben nur auf den Keks was hier so diskutiert wird.
Und irgendwas hab ich da entweder in dem Artikel von DER ZEIT oder SPIEGEL gelesen das da nachträglich irgend ein Dämmmaterial eingebaut wurde das keine Glas- oder Steinwolle war. Ich werds noch mal suchen.

@ Klosterwappen: Seilbahnen und Eisenbahnen sind in Österreich beim gleichen Ministerium angesiedelt
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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von darkstar »

Das interessante ist ja, dass die Leitungen zu den Manometern senkrecht hinter dem Lüfter verlegt waren.
Zuletzt geändert von darkstar am 19.02.2011 - 10:16, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von Klosterwappen »

citta dei sassi hat geschrieben:
ATV hat geschrieben: @ Klosterwappen: Seilbahnen und Eisenbahnen sind in Österreich beim gleichen Ministerium angesiedelt
Hab ich was anderes gesagt:
Oberste Eisenbahnbehörde ist das Verkehrsministerium, das auch für Hochleistungsstrecken zuständig ist.
Im Sinne der mittelbaren Bundesverwaltung sind für alle anderen Bahnen die Landeshauptleute (bzw. Ämter der Landesregierung) als 1. Instanz zuständig.
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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von lsap freak »

lsap freak hat geschrieben:Frage: Wo ist eigentlich der Eingang zum Zugangsstollen der Mittelstation der SSB? Hier?
http://maps.google.de/maps?f=q&source=s ... 8&t=h&z=18
Für den Fall, dass es in der Hitze des Gefechts untergangen sein sollte, kann jemand obiges bestätigen oder den Zugang in Google Maps markieren?
Danke, lsap freak
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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von darkstar »

Stimmt schon. Links vom Jagaheisl, bergwärts gesehen.
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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von Dachstein »

EDIT: ich habe wegen Heizlüfter und Zündquelle nachgeforscht und habe es oben nochmal hineingeschrieben.

Kurzgesagt: ein Heizlüfter keine offensichtliche Zündquelle. Und zwar deswegen, weil davon auszugehen ist, dass ein Heizlüfter nach Ausschaltung nicht als Zündquelle funktionieren kann. Nachdem der Heizlüfter während der Fahrt nicht in Betrieb war, ist auch nicht davon auszugehen, dass er eine Zündquelle darstellt.

MFG Dachstein
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Kris
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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von Kris »

@Dämmaterial: Es wird wohl ein schwer entflammbares (Steinwolle) gewesen sein. Ist dieses jedoch mit einer entflammbaren und hinreichend dünnflüssigen Flüssigkeit getränkt, so entwickelt sich ein Brand umso gefährlicher, da an der insgesamt großen Oberfläche der benetzten Fasern Gase aus der Flüssigkeit ausdünsten, dort verharren (im Faserwerk gehalten) und sich durch ein Zünden Flammen am Gas-Luftgemisch schnell und großflächig ausbreiten...

Den resultierenden Flammen ist es sodann ziemlich egal, ob sie aus einer offensichtlichen Zündquelle stammen oder nicht.
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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von Murmi »

@ATV
Nur der Wagenführer kann einen Nothalt auslösen
Dies ist nicht ganz richtig, es gibt noch sehr viele ältere Züge, bei welchen der Lokführer die Notbremse nicht überbrücken kann.
Wenn man in einem Wagen den roten Hebel zieht, betätigt dieser direkt ein Ventil, welches die Luft der Hauptleitung ablässt. Folge: Notbremsung (auch im Tunnel)


Hat hier aber zum Thema Kaprun weiter keine Relevanz, desswegen: Ich habe fertig...

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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von ATV »

Ähmmm es ging ja um die Standseilbahn nicht um einen Zug.
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Bis auf weiteres werde ich hier nicht mehr präsent sein -> meine Fotos könnt ihr weiterhin auf meiner Webseite --> www.stahlseil.ch ansehen.
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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von Matze »

... ich denke es geht bei der ganzen Sache den Angehörigen nicht ums Geld.

Ich gehöre zu den Leuten die glücklicherweise am Unglückstag "nur unten" am Drehkreuz standen. Zuerst habe ich mich geärgert das ich wieder acht Minuten warten sollte auf den nächsten Zug; danach habe ich drei Kreuzzeichen gemacht.

Mich ärgert an dieser Stelle nur wie man mit diesem Unglück und der "Aufklärung" umgeht. Deswegen war ich seitdem auch nur zweimal wieder in Kaprun. Und je mehr ich höre und erfahre habe ich gar keine Lust mehr dorthin zu fahren.
auf geht es in die neue Saison
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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von mic »

Dachstein hat geschrieben:EDIT: ich habe wegen Heizlüfter und Zündquelle nachgeforscht und habe es oben nochmal hineingeschrieben.

Kurzgesagt: ein Heizlüfter keine offensichtliche Zündquelle. Und zwar deswegen, weil davon auszugehen ist, dass ein Heizlüfter nach Ausschaltung nicht als Zündquelle funktionieren kann. Nachdem der Heizlüfter während der Fahrt nicht in Betrieb war, ist auch nicht davon auszugehen, dass er eine Zündquelle darstellt.

MFG Dachstein
Du übertrifft dich echt stündlich! 8O
Natürlich stellt ein Heizlüfter eine Zündquelle dar. Bekannterweise entstand der Brand ja auch schon in der Talstation. Nimm halt mal einen gelaufenen Heizlüfter schalte ihn ab und kipp mal was brennbares drüber. Dann hast Du deine Zündquelle.
Desweiteren neigen auch Heizlüfter zum verstauben und können dadurch einen Brand auslösen.
http://www.brandschutzaufklaerung.de/bs ... rstufe.htm
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baeckerbursch
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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von baeckerbursch »

Daher ist die Ansicht, dass es sich bei einem Heitzlüfter generell um eine offensichtliche Zündquelle handelt falsch. Denn dann wäre mein Schnelllader für die Akkus, der die Akkus mal schnell auf 70 bis 80 Grad erhitzt, auch eine offensichtliche Zündquelle. Nur steht in der Anleitung nichts davon, dass ich ihn beaufsichtigen müsste...
Das mit der Zündquelle ist doch ganz einfach:

1, Schau dir die Brandlast an, bei welcher Temperatur das ganze enzünden kann.

2, Dann schaust du dir an, was in welchen Konstelationen evtl. diese Temperatur erreichen kann.

- Ein Heizlüfter ist eine prima Zündquelle, das haben die nicht nur in Kaprun schon gemerkt (oder warum steht da auch "nicht abdecken" drauf). Hier hat man den Heizlüfter sogar EINGEBAUT - was sicherlich nicht förderlich für die "Kühlung" des Gerätes war (die Hinterseite war ja praktisch zu, sprich - er konnte durch das Einbauen nicht so viel Luft durch den Heizstern durchziehen als er eigentlich müsste. Wie bereits öfters erwähnt wurde 3 Jahre vor Kaprun schon in D einem Autobesitzer die Schadensregulierung verweigert, da da betreiben eines (nicht modifizierten) Heizlüfters in einem stehenden Auto schon für die Richter "grob Fahrlässig" war. Und der war Privatmann!

- Dein Akkuladegerät kann auch eine Zündquelle sein - für Stoffe die eben schon bei 80° in Flammen aufgehen (das Hydrauliköl war da ja nicht gerade weit weg 8O )

- Oder lass einen einfachen Lichtschalter eine Zündquelle sein - kein Problem wenn Gas im spiel ist.

- Oder das Handy an der Tankstelle, kann auch eine Zündquelle sein.

- In EX Räumen (Räume oder Betriebsteile mit Explosionsgefahren) müssen spezielle Anlagen verbaut werden - die herkömmlichen sind auch prima Zündquellen. Ein EX Raum ist übrigensch schon ein schlecht geputztes Mehllager (laut BGN)!

Zurück zu Kaprun: Im übrigen hätte auch z.B. ein heißgelaufens Lager eine offensichtliche Zündquelle für das Hydrauliköl sein können....
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jens.f
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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von jens.f »

Dachstein hat geschrieben: Stichwort: Unzureichende Ausbildung des Zugführers, (evlt.) Fehlende Lautsprecher-Ansagen: Ich halte es für nicht sinnvoll, bei solchen Bahnen den Sicherheitsstandarts in Sachen Übungen wie bei einem Flugzeug anzulegen. Zweitens kommt im Brandfall noch die Stresssituation dazu, und ich wage zu bezweifeln, dass ein einzelner Mitarbeiter eine Meute von 50 Personen daran hindern kann, instinktiv weg vom Feuer, nach Oben und damit in den Tod zu rennen. Stichwort Massenpanik.
Laut den Berichten hat der Zug ja nicht sofort stark gebrannt.
Der Zugführen und die Fahrgästen im vorderen Abteil haben ja zunächst nichtmal mitbekommen, was los war.

Der Bericht der Feuerwehr:
http://www.fireworld.at/cms/review.php?id=3
Um 09.02 Uhr verließ der Gletscherzug, vollbesetzt mit 162 Menschen, die Talstation. Nach rund 600 Metern im Freien fuhr die Garnitur mit einer Geschwindigkeit von rund 10 m/sek. in den Tunnel ein. Kurze Zeit später blieb der Zug mit einem Ruck stehen, als einige Passagiere das Feuer im unteren, nicht besetzten Führerstand registrierten. Um 09.10 Uhr meldete der Zugsführer den Brand und erhielt die Anweisung, sofort alle Türen zu öffnen und die Insassen zu evakuieren. Wenig später brach der Funkkontakt ab...
Bis zu der Stelle braucht der Zug meiner Meinung nach nichtmal eine Minute.
Es hat also ca. 6 Minuten (!) gedauert, bis der Zugführer überhaupt realisiert hat, dass es Brennt - und mit den öffnen den Türen begonnen hat.

Ich denke also, das es bei einer rechtzeitigen Erkennung der Situation plus einem auch in Notsituationen vernünftig bedienbaren Nottüröffnung hier eine halbwegs geordnete Evakuierung möglich gewesen wäre und es wesentlich weniger Tote gegeben hätte.

Aber hierzu fehlten eben die Grundlegen:
- Notrufsystem, mit dem die Fahrgäste das Feuer melden konnten
- Schnelleres Notöffnungssystem
- Und möglicherweise eine entsprechende Schulung der Fahrer.
Denn: In Streß-Situationen funktionieren Menschen, die entsprechend geschult worden eigentlich sehr gut - hier wird dann einfach das Programm abgespult.

Aber wie schon gesagt:
Hätte, Könnte, Sollte, ...

Es ist und bleibt so, dass man nachher immer schlauer ist - vorher hat niemand damit gerechnet, das eine Bahn ohne eigenen Antrieb brennen kann.
Daher wurde eben auch keine entsprechenden Vorkehrungen getroffen.

Soweit ich weiss, hat es so einen Fall noch nie vorher gegeben.
Menschen - auch Ingenieure und Techniker - sind leider keine Hellseher und können somit nun auch nur auf Erfahrung, Berechnung, Simulation und Intuition bauen.

Kein Mensch hat hier absichtlich Sicherheits-Bestimmungen ignoriert oder "gedehnt" um mehr Profit zu machen (im Gegensatz zu anderen Seilbahn-Unglücken, wo Gondeln mit voller Absicht überladen wurden und die Sicherheitsschalter überbrückt wurde). So, wie es es sehe, hat jeder nach besten Wissen und Gewissen gearbeitet.

So schwer es natürlich für die Überlebenden und Angehörige ist: Aber bei diesem Unglück ist es eben nur schwer möglich, mit dem Finger auf jemand zu zeigen und sagen: "Du bist Schuld".
Aus heutiger Sicht ist jedem klar, was man hätte anders machen sollen - aber damals?
Beispiel Öl: Natürlich kann man sagen, dass es unverantwortlich war, ein leichter entzündliches Öl zu verwenden, das bei Flugzeugen verboten war - aber auf der anderen Seite hat ein Standseilbahn-Wagen nunmal kein Antrieb oder gar Düsen, die das Öl entzünden könnten...
Nicht ohne Grund ist ja ach keinem Prüfer die Gefahr aufgefallen.

Natürlich ist auch im Prozess nicht alles "koscher" gelaufen - auch ich finde manche Sachen hier äußerst merkwürdig. Aber wie auch schon gesagt wurde: Natürlich hat jeder Angeklagte das Recht, sich zu verteidigen.

Gruß, Jens
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baeckerbursch
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Re: Kaprun Prozess

Beitrag von baeckerbursch »

Kein Mensch hat hier absichtlich Sicherheits-Bestimmungen ignoriert oder "gedehnt" um mehr Profit zu machen (im Gegensatz zu anderen Seilbahn-Unglücken, wo Gondeln mit voller Absicht überladen wurden und die Sicherheitsschalter überbrückt wurde). So, wie es es sehe, hat jeder nach besten Wissen und Gewissen gearbeitet.
Beispiel Öl: Natürlich kann man sagen, dass es unverantwortlich war, ein leichter entzündliches Öl zu verwenden, das bei Flugzeugen verboten war - aber auf der anderen Seite hat ein Standseilbahn-Wagen nunmal kein Antrieb oder gar Düsen, die das Öl entzünden könnten...
Entschuldigt meine Ausdrucksweise:

Wie oft muss ich eigentlich noch diesen Müll hören?

Derjenige der diesen Heizlüfter da eingebaut hat, hat grob fahrlässig gehandelt! Er hat in diesen Wagen eine Zündquelle eingebaut, und das hätte er wissen müssen!

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