Die standardsprachliche Übersetzung von Serre Chevalier aus dem Französischen wäre Ritter-Gewächshaus. Dies trifft die Bedeutung freilich nicht, denn gemeint ist hier nicht das französische la serre, sondern das provencialische le serre, und dies bedeutet wohl soviel wie Berg.
Ich bringe hier keine umfassende Dokumentation des Skigebiets, weil dieses Gebiet hier im Forum bereits exzessiv dokumentiert ist. Stattdessen zeige ich einige Ecken und Motive, die mir als interessant aufgefallen sind.
Wir parkieren in Monetier, was naheliegend ist, wenn man aus Westen anreist. Die frühe Ankunft sichert einen Parkplatz, wo man am Nachmittag mit angeschnallten Ski bis zum Auto zurückkehren kann.
Schnee liegt genügend bis ins Tal (knapp 1.500 m ü. NN).
Serre Chevalier unterscheidet sich von vielen anderen Skistationen dadurch, dass das Skigebiet von vier gewachsenen Talorten aus nach oben führt und nicht - wie oft üblich - von einer künstlichen Station auf halber Höhe am Berg. Freilich haben die ursprünglichen Dörfer auch eine Umwandlung zu modernen Skistationen vollziehen müssen.
Nach der KSB-Fahrt über mehr als 700 Höhenmeter, blickt man sofort auf das absolute Highligt des Gebietes, den Yret-Sektor. Dort führen drei Sesselbahnen sternförmig nach oben in eine gewaltige Landschaft.
^^ Die Yret-3SB in der Mitte führt mit mehr als 600 Meter Höhendifferenz in grandioser Landschaft zum höchsten Punkt des Skigebiets und bietet krasse Offpiste-Hänge, sowie eine landschaftlich wunderschöne Aussenrum-Abfahrt (rot und schwarz), welche gleichzeitig die Verbindung nach Villeneuve ermöglicht.
^^ Die 2SB Cibouit rechts bietet wunderschöne schwarze Buckelhänge
^^ In der 2SB Cibouit
Von der Bergstation Yret blickt man auf einen Gletscher.
^^ 3SB Yret in luftiger Höhe
^^ Schwarze Piste an der 3SB Yret, links davon läuft in weiterem Bogen die rote Parallelpiste
In Richtung Villeneuve durchfährt man das Vallon de Cucumelle, welches ausschliesslich diese Piste beherbergt. Leider ist das Tal seit dem Bau der 6KSB im Vergangenen Sommer (Hersteller BMF) nicht mehr ganz so vierge, wie ein Kollege aus dem RM-Forum treffend festgestellt hat.
^^ Dafür hat die neue KSB die Verbindung in Ost-West-Richtung erheblich beschleunigt.
Weiter unten nähert man sich Villeneuve mit Dorfkern und Appartement-Klötzen.
^^ Ganz links eine Stütze der etwas hilflos in die Landschaft gestellten DMC-Bahn; diese bebildere ich nicht, das können/konnten die Kollegen besser
^^ Eine der letzten Bahnen mit altertümlicher Anmutung im Skigebiet: Die hübsch lakierte 3SB Frejus
Weiter oben sind Landschaft und Buckelhänge am schönsten:
^^ 6KSB Clot Gauthier
Zum zweithöchsten Punkt des Skigebiets führt der geniale Gipfellift Eychauda, der ebenfalls tolle Buckel-Direktabfahrten bietet.
Die höchsten Lagen des Skigebiets haben es mir besonders angetan. Daher ist es schade und sicherlich ein Verlust, dass man die Hochpunkte Nr. 3 und 4 in den letzten 2 Jahren ersatzlos aufgegeben hat und die Lifte abgebaut hat (Balme, Clot Gauthier).
Eine halbe Etage tiefer wird das Lift- und Menschengewimmel deutlich massiver.
^^ Am Gipfel des Serre Chevalier: SL Alpage, 3SB Côte Chevalier, 4KSB Forêt, 6KSB Grand Serre
Laut Downhill seien die Lift- und Menschendichte allerdings in Österreich oft noch grösser. Trotz des nicht immer schönen Massenbetriebs hier: Man hat noch Platz auf den Pisten und kann flott fahren. Allerdings muss man sich gerade hier oben vor den crazy men hüten, die in diesem Bereich ihr Unwesen treiben.
^^ Die Ikone des Gebiets: Die altehrwürdige Pendelbahn Serre Chevalier
Unterhalb der Pendelbahn führt die Talabfahrt Luc Alphand steil und kurvenreich hinunter nach Chantemerle. Diese Piste ist objektiv betrachtet ein starkes Stück Piste, deren Trassierung bei flottem Fahren Laune macht. Allerdings bin ich persönlich nicht so der Freund von langen, steilen Wald-Talabfahrten. Darum habe ich der ähnlich gearteten schwarzen Talabfahrt Casse du Boeuf keine Bilder gewidmet. Aber auch diese lädt zu flottem Fahren ein; der Rücktransport erfolgt mit einer gewaltigen 4KSB, die nahezu 900 Höhenmeter macht.
^^ Talabfahrt Luc Alphand mit PB und 6KSB Bletonet
^^ Verbautes Chantemerle mit Talstationsbereich (6KSB Bletonet, PB, 4EUB Grand Alpe)
^^ 4EUB Grand Alpe in Bergstation (früher Mittelstation)
Die zweite Sektion der 4EUB Grand Alpe wurde inzwischen durch die 6KSB Combe ersetzt; im Zuge dieses Ersatzes wurde der Winterbetrieb der 2. Sektion der Pendelbahn gleich noch mit eingestellt. Die neue 6KSB Combe geht zwar nicht bis ganz auf den Gipfel, aber so hoch auf die Bergschulter, dass man in alle Richtungen abfahren kann und alle Verbindungen erreichen kann, die man auch von der Pendelbahn aus erreichen konnte.
^^ Wieder ein "Drahtverhau" unterhalb des Serre-Che-Gipfels; neben der 6KSb Combe (in der wir sitzen), sieht man die Bergstationen der KSBen Orée du Bois, Forêt sowie Grand Serre.
^^ Gipfel Serre Chevalier mit Bergstationen Combe, Grand Serre sowie Pendelbahn (nur noch Sommerbetrieb auf der oberen Sektion)
Vom der sehr verbauten Serre-Che-Schulter schaut man nach Südosten zum Rocher Blanc, auf dessen Schulter die Parallelschlepplifte Bois des Coqs führen.Dort herrscht bereits wieder himmliche Ruhe in idyllischer Landschaft im Baumgrenzenbereich mit dem netten Felsen des Rocher Blanc.
Noch weiter links sieht man die Bergstation auf dem Col de Prorel mit stark modellierter Piste
^^ Die stark modellierte Piste Cabane du Berger (Schäferhütte) würden wir später nicht nehmen; wir werden die Saludes/Éduits zur 4SB Aguillette auf der linken Seite nehmen
Von der Terrasse des Bergrestaurants aus blicken wir zunächst zum Rocher Blanc mit dem schönen Doppel-Kurvenlift Bois des Coqs
^^ Blick von der Rocher-Blanc-Schulter auf den verkabelten Serre Chevalier mit gletscherlastiger Bergkette im Hintergrund
Von der Ausserrum-Abfahrt Clausas im Sektor Briançon blickt man nach Süden ins Tal der Durance, welche bei Avignon in die Rhone mündet.
An diesem Südosthang sind die Felskuppen schneefrei. Die 4SB Rocher Blanc übernimmt den Rücktransport von diesem Hang, sofern man nicht auf dem Ziehweg weiter in Richtung Tal fährt (die von uns gewählte Variante).
Entlang der Prorel-12EUB sind diese "Neige-artificielle"-Häuschen aufgebaut: Ein Wortspiel, welches Kunstschnee mit Kunst am Berg verbindet.
Die Talabfahrten nach Briançon sind himmlich zu fahren. Zwar nicht allzu stark kuppiert, führen Sie doch durch sehr natürliches Gelände, haben tollen Schnee (oben Pulver, unten hart mit 1 cm dicker aufgefirnter Schicht) sind vor allem völlig frei von Leuten. Traumhaft! Diese Pisten sind rein ostseitig ausgerichtet-
Die Pisten bieten vor allem auch einen hervorragenden Blick auf die Festungsstadt Briançon.
^^ Ziemlich weit unten
^^ Briançon
Mit dem Schlepplift Serre Blanc gelangt man wieder hinauf zum Col de Prorel.
^^ Nochmal Bois des Coqs
^^ Der Namensgeber der Talabfahrt ist allgegenwärtig
^^ Die Bergstation der Pendelbahn am Serre-Che-Gipfel
^^ 3SB Côte Chevalier, gnaz hinten links Yret
^^ Gelbe Gondelbahn Frejus
Bevor es abschliessend wieder hinunter nach Monetier geht, blicken wir nochmal hinauf zum "Star" des Gebiets, dessen Pisten bereits im Abendschatten liegen.
Fazit: Als Minuspunkte sind erstmal anzumerken, dass ein richtig krasser Skigipfel im Stile eines Pic Blanc (AdH) fehlt, dass die Bahnachse ab Chantemerle bis zum Serre-Che-Gipfel etwas übererschlossen ist und dass man in den höchsten Lagen einige Bereiche still gelegt hat (Verlust von 7 Pisten). Dem stehen aber viele Pluspunkte gegenüber:
- Tolle Hänge in den Hochlagen in genialer Skilandschaft (bleibt zu hoffen, dass dieser Bereich nicht noch mehr zurückgestutzt wird).
- Sehr natürliches und schön zu fahrendes Gerlände
- Die attraktivsten Sektoren (Yret und Briançon) bieten völlig leere Pisten
- Die Verbindungen sind überzeugend geplant
- Auch die von mir wenig geliebten Waldabfahrten bieten Fahrsprss und sind sehr lang
Das Skigebiet gehört für mich zu den ausgereiftesten überhaupt und hat mir bedeutend besser gefallen als beispielsweise Alpe d'Huez. Erwähnenswert ist auch der enorme Modernitätsgrad, der sich vor allem im Vorhandensein von 10 KSB dokumentiert. Daneben sorgen 5 Gondel-Umlaufbahnen für schnellen Transport auf die Pisten. Zusammen mit den zahlreichen Buckelhängen und Freeridemöglichkeiten ist das Gebiet für eine breite Zielgruppe geeignet.