Sind verzweifelt und geschockt"
Ein Thema beherrscht Aflenz: die Bergbahnen. Wir hörten uns gestern um. Der Grundtenor: Ärger, Empörung, Schock und Verzweiflung.
JOHANNA BIRNBAUM
Bergbahn Bürgeralm außer Betrieb", steht auf einem grünen Schild im Ortszentrum von Aflenz-Kurort. Walter Michaeler, Betreiber des einzigen Sportgeschäfts mit Schiverleih im Ort, bespricht gerade mit einer Mitarbeiterin eine Liste. Eine Kundin ist im Geschäft. "Ich gehe davon aus, dass ab 22. Dezember der Lift fahren wird", hofft der Geschäftsmann. Das Hin und Her, ob die Bergbahnen auf die Bürgeralm heuer eingeschränkt, überhaupt oder gar nicht in Betrieb gehen, setzt ihm zu. Rot, gelb und blau blitzen die neuesten Schimodelle aus den Regalen. Handschuhe, Hauben, Anoraks: Alles ist auf den kommenden Winter ausgerichtet. "Es ist wirtschaftlich eine Existenzfrage. Ich habe vier Mitarbeiter, im Winter sind es fünf. Es ist einfach traurig, wenn auf Kosten der Wirtschaft im Ort spekuliert wird", denkt Michaeler laut und verweist nochmals auf die Arbeitsplätze: "Für viele sind vier oder fünf vielleicht nur Peanuts, aber für Aflenz sind sie wichtig", ist er überzeugt. Die Betriebszeiten verärgern und empören ihn.
Im Hotel Post Karlon treffen gerade Seminarteilnehmer ein. Hotelier und Vizebürgermeister Fritz Karlon ärgert sich sehr über das Spielchen mit dem Berglift: "Ich ärgere mich deshalb, weil ich glaube, dass der überhöhte Kaufpreis durch eine Art Erpressung mit den Betriebszeiten zustande kommen soll", sagt er bestimmt.
Hannes Srb, Bäckermeister und Obmann des Verkehrsvereins, bringt die Stimmung in Aflenz auf den Punkt: "Es ist total mies. Man wird auch überall, wo man hinkommt, angegangen: Warum ist das so bei euch? Wir sind dem Liftbesitzer total ausgeliefert", sagt er. Seine Frau Christina nickt zustimmend. Srb, dessen Vater seinen Hauptwohnsitz auf der Bürgeralm hat, nippt an seinem Kaffee. Nichts sei in die Anlagen investiert worden. "Diese Spekulationen gehen nicht nur auf Kosten der Aflenzer, sondern der gesamten Region", ist Srb überzeugt. Sieben Mitarbeiter beschäftigt er. "Wenn es noch schlechter wird, dann müssen wir kündigen", malt er ein düsteres Zukunftsszenario. Und seine Frau fügt hinzu: "Viele sind verzweifelt und geschockt. Wir wollen hier weiterleben."
In der Region leben, das tun auch 366 Mitglieder des Wintersportclubs Aflenz. Seit Jahrzehnten ist die Bürgeralm ihre sportliche Heimat. Dort werden Rennen ausgerichtet, Rennläufer trainiert und Jugendarbeit geleistet. "Die Betriebszeiten sind eine Katastrophe für uns. Wir haben für heuer zehn Veranstaltungen bereits fixiert, und die Alm ist unser Trainingszentrum, das wir jetzt auf einmal nicht mehr haben", ist Obmann Manfred Fladl betroffen. "Wir müssen uns sofort nach Alternativen umschauen", meint er betroffen.