Trotz grauem Wolkenhimmel machten wir uns am Nachmittag des 11.06.2011 auf den Weg zum Weissenstein hinauf, der momentan ja leider nicht mehr mit der Sesselbahn erreichbar ist. Das Wetter hielt sich wenigstens einigermaßen und so eine frische, kühle Luft ist immer noch angenehmer als drückende Hitze, wenn man schon nach 10 Höhenmetern glaubt, der Sensenmann kommt.
Bevor ich mich mit dem Auto auf die Strasse den Berg hinauf wagte – dank des mäßigen Wetters war da fast nichts los – legte ich noch einen Kondolenzbesuch am Bahnhof Oberdorf ein.
Dort stehen noch die Reste der 2KSB (von Roll), die in 2 Sektionen von 1950-2009 direkt vom Bahnhof zum Weissenstein hinaufführte. 2005 hatte ich sie wenigstens ein einziges Mal erleben dürfen – ich unternahm damals eine Berg- und Talfahrt. (Leider hatte ich noch keine Digicam und machte nur ein einziges Bild mit meiner alten Yashica. Aber es finden sich auch so sehr viele Bilder zu Lebzeiten der DSB im Netz.)
Hier gibt es noch mehr Bilder und auch Videos – wenigstens lebt dieses Unikat so noch auf unseren Computerbildschirmen weiter:
http://www.lift-world.info/de/lifts/411/datas.htm
http://www.lift-world.info/de/lifts/412/datas.htm
Tja, da stand ich nun – zugegeben etwas betrübt – vor den Resten einer schönen, alten Bahn wie es sie nicht mehr geben wird. (Hätte ich nach 2005 und vor 2009 doch nochmal den Weg von München bis hier her auf mich genommen! > Selbst-Watschn-Modus ein< )
Die 1.622 m lange Trasse der 1. Sektion – vorne geht es direkt übern Bahnhof und die Eisenbahnschienen drüber. 2005 bin ich da noch hochgeschwebt...
Vielleicht kann der auf dem Plakat links im Bild Gemeinte ja noch helfen, damit die Bahn ihre Auferstehung feiern kann

Wie viele Menschen da schon durch sind?
Hinten ging es mitten durch den Wald steil hinauf – hin und wieder die Bergstrasse kreuzend.
Blick zurück. Von Heulkrämpfen geschüttelt, konnte ich die Kamera kaum ruhig halten

Das tut echt weh!
(Messerwetz) – Wer hat das verbrochen? Man sollte ihn in eine 8EUB-Kabine sperren und für jeden Betriebstag der gemeuchelten Sesselbahn eine Rund rauf und runter fahren lassen...
Einmal noch, ehe ich zum Taschentuch greifen musste. (Was bedeutet das eigentlich in der Schweiz, wenn vorbeigehende Leute den Kopf schütteln und scheibenwischerartige Bewegungen mit der flachen Hand vorm Kopf vollführen? Sicherlich nur Anteilnahme mit dem geknickten Sesselliftfan...)
Hier bremste ich schnell und fuhr spontan rechts ran, um die Stütze zu fotografieren. Hinter mir schrie ein Radelfahrer auf, doch als ich aus dem Auto stieg, war er wie vom Erdboden verschluckt. Na ja, vielleicht wird das Böschungs-Jumpen ja mal olympisch...
Neue Tränen ob dieses Anblicks. Erinnerungen an den August sechs Jahre zuvor wurden wach...
Ja damals im guten, alten Jahre 2005 lebte die Bahn noch. Man konnte noch im Sessel sitzend seitwärts das Panorama genießen, ich hatte noch alle Haare auf'm Kopf...schluchz...schrei...
Leider hatte ich damals den Fotografiermodus meiner alten Analogkamera auf „schwäbisch“ eingestellt und nur dieses eine Bild geschossen. (Als ich deswegen mit dem Kopf zehnmal gegen einen nahestehenden Baum rannte, gab ein vorbeiwanderender Schweizer wieder sein Mitgefühl kund und machte jene zuvor beschriebenen Scheibenwischerbewegungen mit der flachen Hand vorm Kopf...)
Weiter ging es zur Mittelstation der numehrigen GSB Weissenstein (Geistersesselbahn). Leider konnte man auf der Strasse schlecht an jener Stelle Halt machen, wo die Bahn über den Hügelkamm hinaufkommt und wieder in eine Senke hinabführt, ehe dann Kurs auf besagte Mittelstation genommen wird.
Hier gelang es mir von der Wiese aus, doch noch die Senke ein bisserl draufzukriegen. Die 1. Sektion hat einfach alles, was eine interessante Sesselbahntrasse braucht – Steilhang, Waldschneise, Berg- und Talabschnitte. (Fehlt nur noch ein Trassenstück über eine Liegewiese eines Frauenfreibades.)
Hier geht die 747m lange 2. Sektion weiter...
Auch an der Station Nesselboden hatten schon welche vor mir die Bahn besucht – ich schoss aber lieber Bilder als welche zu sprühen...
???
Ich find' die alten Stationen haben halt noch was.
Schnief, schluchz...
Trotz Gegenverkehr (lt. Uhrzeit war die Strasse aber noch den Bergfahrern vorbehalten! Der Herr mit dem gelben Nummernschild hatte das wohl nicht kapiert.) sicher an der Bergstation oben angekommen.
Ich blieb brav außerhalb der Bergstation.

Spannerblick durchs Fenster.
Das Kurhaus am Weissenstein (stimmt doch so? Ich bin ja ortsfremd...)
Das waren mal Einfahrtstützen – langsam gingen meine Taschentücher aus...
Ob wir mal den 8EUBs auch mal derart nachtrauern werden?
OHNE WORTE...
Ich kann nicht mehr hinschauen!
Ein Glück, dass kein Sonnentag war – so konnte man ungestört in schwarz gekleidet die Sesselliftleiche betrauern.
Oder sich mit anderen Motiven ablenken.
Da kommt die 2. Sektion rauf.
Es sah nach Regen aus, aber tröpfeln solle es erst in Balmberg – wenn auch nur kurz.
Bielersee und Neuenburgersee (der größte der CH) im Hintergrund.
Ich könnte es kaum besser.
Blick auf Solothurn. Irgendwo musste es hier doch einen passablen Abhang zum Springen geben! Ohne Freund von Roll ist einfach nicht mehr, wie es mal war...
Solothurn-Zoom
Bevor es weiter zu den beiden LSAP-Schleppern oben am Berg ging, gab es einige Hinweise zu beachten.
Hier gab es unzweifelhaft mal einen Schlepper.
Bilder aus bessern Tagen:
http://www.jacomet.ch/themen/skilift/al ... fullsize=1
http://www.jacomet.ch/themen/skilift/al ... fullsize=1
(Sehr interessantes Forum!)
Zoom – trotz immernoch verwässerter Augen war mir hier noch ein Fundament aufgefallen.
Hier nochmal jenes an der ehemaligen Talstation.
Bergstation eines weiteren LSAP-Schleppers am Weissenstein. (Wehe, jetzt sagt wer: „Da gab es weiter unten doch noch einen Dritten, von dem noch die Stüzen im Wald stehen.“)
Hier kam die Schlepptrasse hinauf. Wie dieser Lift wohl ausgesehen hat?
Da gab es nichts mehr zu sehen. Ich lief nicht mehr nach unten.
Auf dem Rückweg zum Auto.
Stimmt es, dass es da hinten wo einen Berg gibt, auf dem noch eine Poma-Umlenkstation steht?
War mal ein Thema im Forum:
http://www.alpinforum.com/forum/viewtop ... e#p4675118
Leider hab ich es nicht geschafft, noch eine Wanderung dorthin unterzubringen.
Es geht wieder nach unten.
Irgendwie schaffte ich die Talfahrt, ohne beim Anblick der Stützen der Sesselbahn erneut in Tränen auszubrechen und begab mich nach Balmberg, das ich irgendwie unbedingt mal im Winter erleben möchte – muss das total urige, gemütliche Schigebiet zu sein. (Ja, dort gibt es NUR „alte Schrottanlagen“ alias Schlepplifte und KEINE KSBs und dem ganzen anderen Zeug.)
Auf dem Weg zur Talstation des Rötilifts.
Hier kann man jenen steilen Kurvenschlepper erahnen!
Lechz!
Schweizer Kunst

An dieser Stelle besserte sich meine Laune erheblich – und das nicht aufgrund der Tatsache, dass meine Frau sich nun im Auto ausruhte, anstatt neben mir her zu wandern.
Ein Prachtexemplar von einem Schlepplift! Der Winter möge morgen kommen!
Das tät auch dem Münchner gefallen.
Hoffentlich bis bald mal wieder...
Auf dem Weg zum „hintersten“ der vier Schlepper hier oben zog das Wetter meiner Laune entsprechend nach und besserte sich. Die grauen Wolken lichteten sich und die Sonne warf immer wieder ihr gelbes Abendlicht auf dieses wunderbare Balmberg.
Ein schöner Lift!
Super Trasse.
Blick in die andere Richtung.
Meine Frau stand Schmiere, während ich schnell ein paar Bügel klauen ging...
Ich ließ sie lieber liegen – nicht dass die den Lift deswegen im Winter nicht laufen lassen.
Die Trasse vom Einstieg aus. Hoffentlich schaffe ich es da mal hoch!
So was freut den Schleppliftfreund.
Oben am Gipfel hingen noch die Wolken.
Abendstimmung auf dem Rückweg zum Auto, das wir an einem Zeltplatz geparkt hatten. Dort tobten sich die Zwerge aus. Ich hätte mich als Kleinkind sicherlich eher für den Schlepplift „da hinten“ interessiert als fürs Lagerfeuerholz holen oder Verstecken spielen. Wahrscheinlich hätte ich einen der Erwachsenen so lange genervt, bis ich zum Lift hätte laufen dürfen. (So fuhr mich mein Vater 1991 extra mal nach Rohrmoos oberhalb von Schladming rauf (die DSB Hochwurzen stand da noch...) und auch die Talstation der DSB an der Fageralm durfte sich auf diese Weise vor 20 Jahren kennen lernen. Auch eine extra ESL-Fahrt in Bolsterlang im Allgäu war mal zu erhandeln gewesen...)
Der Übungslift hier oben wird – wie man sieht und wie ich irgendwo im Forum gelesen habe – den Sommer über abgebaut.
Stützen.
Geht der hier eigentlich rauf? Im Pistenplan ist er woanders eingezeichnet.
Der vierte Lift geht hier in der Bildmitte hoch. Oben links kann man auch noch eine Stütze des Rötilifts sehen, den ich zuerst besucht hatte.
Ein „LSAP“ - Hotel wie es scheint.
Ach, ich wollte ja eigentlich noch zum vierten Lift...
Da geht er hoch und leider stand auf der anderen, hier nicht zu sehenden Seite ein Haus, wo Leute draußen saßen. Da ich eh im Winter mal hier hier kommen will, gab ich weitere Nachstellungen auf und ging wieder zum Auto zurück. Ja, ja, immer diese Liftwächterhäusl! Gibt es sie also auch in der Schweiz.
Ein „LSAP“-Spielplatz

Beim Kicker bin ich nur in der Verteidigung zu gebrauchen – vorne loose ich immer voll ab.
Den Tag ließen wir in Solothurn ausklingen, einer überaus reizvollen Kleinstadt am Fuße des Weissenstein, den man oben am Bildrand anhand der drei Scheinwerfer erkennen kann. Die Heulkrämpfe ob des gestorbenen Königs von Roll hatten sich gelegt, die Gedanken wichen immer wieder nach Balmberg aus, in dem bereits der Winter Einzug gehalten hatte und einen die alten, steilen Schlepper durch dick eingeschneite Jura-Wälder nach oben ziehen, um unvergessliche Schwünge in einem urigen Kleingebiet zu drehen...
Am Ufer der Aare ließ ich mir dann noch zwei Stangen schmecken und schaffte es, meiner Frau einen Abstecher zum Chasseral (LSAP-DSB!!) am nächsten Tag schmackhaft zu machen.