Erst vor kurzem fiel mir eigentlich mal so richtig auf, dass in Tschechien und Polen noch so einige interessante Sesselbahn-Oldtimer ihre stündlichen Runden drehen. Anscheinend hatten mich die Alpen zu sehr abgelenkt und erst ein zufälliges Herumklicken im Forum brachte mich drauf – ich sollte mal nicht immer nur bei D und A reingehen.
Zwar hatte ich leider die Bahn auf die Schneekoppe um ein Jahr verpasst, aber wenigstens sollten etliche andere urigen Klappergestelle auch im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts noch am Leben sein.
Spontan ergab es sich neulich dann, dass ich vier ½ Tage zur freien Verfügung haben sollte und auch das Wetter mitspielten würde. Am Donnerstag Abend suchte ich mir ein paar Lifte heraus (und habe bestimmt ein paar weitere Unikate übersehen

Das Ziel Nr. 1 jenes Samstags, des 13.Juli 2013 war die kleine Ortschaft Jachymov / Sankt Joachimstal unterhalb des allseits bekannten Keilbergs. Ich kam gut voran und auch ohne Navi fand ich die auf Google Earth ausgedruckte Route (A 93 bis Marktredwitz, dann rüber nach Eger und irgendwie hinauf Richtung deutsch-tschechischer Grenze bei Oberwiesenthal...).
Das Wetter wechselte von sonnig auf wolkig, aber der Regen blieb aus.
Jachymov fand ich irgendwie nicht sehr einladend. Es überraschte mich, denn ich hatte einen typischen Touriort erwartet, doch irgendwie wirkte alles etwas trostlos. Ich fuhr erst mal den Ort auf und ab, um tschechische Kronen an einem Bankautomaten zu ergattern. Doch es fand sich lediglich eine besonders vertrauenserweckende Wechselstube, die mich veranlasste, nur mit Euros bewaffnet in das abgelegene Seitental weiter nördlich weiter zu tuckern, wo sich der ESL versteckt.
Der Weg wurde immer schmaler und einmal fuhr ich fälschlicherweise geradeaus. Erst als es immer enger wurde, setzte ich zurück. Schließlich fand ich irgendwo einen Waldparkplatz und ich stellte den Wagen ab. Ein junges, tschechisches Pärchen neben mir sprach Englisch und bestätigte, dass der ESL auf den Keilberg weiter hinten im Wald hochginge. Übrigens hatten auch sie keine Bank in Jachymov gefunden...
Direkt neben dem Parkplatz war auf einer Lichtung der potentielle ESL-Nachfolger zu sehen, der sich Gott sei Dank noch in Bau befindet. Wo aber bitte geht’s zur Sesselbahn? Ich fragte ein weiteres Pärchen, das Händchen haltend entgegen geschlendert kamen, doch sie konnten weder Englisch noch Deutsch. Ich hatte mir das tschechische Wort für Sessellift gemerkt und so schaffte ich es, den richtigen Waldweg gezeigt zu bekommen. (Lanovka oder so ähnlich, hab's mir kaum zwei Tage behalten können.)
Nun – ein weiterer Fußmarsch an der angenehmen, nicht zu warmen Sommerluft und irgendwo in einem hinteren Winkel des Tals traf ich dann plötzlich auf viel Beton...
Da geht’s wohl zum ESL!
Ein paar Mountainbike-Fahrer eilten voraus und ließen mich knipsend zurück.
Ein älterer Tscheche im Blaumann knöpfte mir 5 EUR für die Berg- und Talfahrt ab – ich hatte meinen Kauf-Wunsch mangels Fremdsprachenkenntnisse gestikulierend geäußert und schon konnte es losgehen. Der Liftler passte total zu diesem urigen Klapperlift aus den 60er-Jahren. Er wirkte irgendwie hektisch und mürrisch, ohne aber wirklich unfreundlich oder unsympathisch zu sein.
Sozialistische Uni-G-Station

Bei diesem Anblick jubilierte ich – durch eine enge Waldschneise ging es endlos lange hinauf – passend zum alten ESL die Stromleitungsmasten, wie es sie an vielen alten Sesselbahnen in Tschechien gibt.
Blick zurück.
Klappernd schwebte ich durch den Wald hinauf und hoffte, dass kein Regen kommen würde. Ich sollte Glück haben.
Teilweise ging es recht dicht über den Boden hinweg.
Immernoch schwebend irgendwo durch tschechische Wälder...
Fast oben angelangt.
Weiter rechts kommt die Nachfolgebahn hoch, die man näher an den Parkplatz heran gebaut hat, was ja auch verständlich ist. Dann noch ein POMA-Schlepper...
Ich fühlte mich wie in einem Traum – dass der Lift so kultig ist, hätte ich nicht gedacht.
LSAP-Pistenraupe neben der Trasse...
Oben wurde ich schon erwartet. (Immer diese kritischen Liftler-Blicke, wenn man die Nikon um den Hals hängen hat und draufhält...)
Vor der Talfahrt lief ich noch ein bisserl am Gipfel oben herum, um die für mich völlig unbekannten Schlepper zu besichtigen.
Fortsetzung folgt....