
Im Vorfeld hatte ich im AF nach Mitstreitern gesucht - leider hat sich niemand gemeldet. Naja, ist ja auch nicht allzu verwunderlich, schließlich ging es ja nicht zum Skifahren... Denn der Wetterbericht hatte bestes Bergwetter vorhergesagt, also konnte die vorgesehene Besteigung der Alpspitze wie geplant stattfinden. "Plan B", also die Fahrt nach Hintertux, kam daher nicht in Betracht. Die Ferrata auf die Alpspitze habe ich vor etwa 30 Jahren schon einmal gemacht, allerdings ist die Erinnerung daran schon etwas verschwommen. Jedenfalls wusste ich im Vorfeld, dass der Klettersteig von der Schwierigkeit her eher niedrig einzustufen ist und kein Problem darstellen sollte. Was ich nicht mehr wusste, war der Abstieg, der durchaus nicht "ohne" war... aber dazu später mehr. So ging es also um kurz nach 7 Uhr morgens Richtung Garmisch. Zapfig war's, in Neuried zeigte mir das Thermometer 0,5 Grad Außentemperatur an, an der Talstation der Alpspitzbahn waren es gegen halb neun dann immerhin schon 6 Grad. So, und jetzt aber endlich zu den Bildern

Kurz nach München leuchtet das Tagesziel schon in der Morgensonne - klasse Bergwetter, die Vorfreude steigt.
Vor der Einfahrt in den Farchanter Tunnel nochmals der herrliche Blick auf Alpspitze und Zugspitze im Morgenlicht. Bereits bei der Anfahrt ist zu sehen, dass es ein Stück weit herunter geschneit hat.
Die erste Gondel habe ich nicht erwischt, dürfte eher die dritte gewesen sein. Aber es ist immer noch früh am morgen, von der Bergstation der Alpspitzbahn ein Blick über Garmisch nach "draußen", bevor ich mir kurz noch die "Alpspix"-Aussichtsplattform anschaue. Braucht's das wirklich, frage ich mich, naja, wer's mag. Um 10 vor 9 starte ich dann schließlich dorthin, wo man mit Turnschuhen und Sandalen nicht mehr weiterkommt...
Und da steht das Tagesziel direkt vor mir. Formschön, einladend leuchtend in der Morgensonne. Das "Matterhorn von Garmisch". Die Alpspitze mit ihrer Pyramidenform ist sicherlich einer der optisch schönsten Berge der Alpen. Und mit 2.628 Metern steht sie auf der Liste der höchsten deutschen Gipfel auf Platz 14.
Schon kurz nach der Bergstation erreicht man den Einstieg in den Nordwandsteig, der durch ein kleines Felsentor führt.
Nicht wirklich schwierig, aber es hält (hoffentlich) sicherlich die Halbschuhgäste vom weiteren Weg ab.
Nach wenigen Minuten teilt sich dann der Weg - links geht es zum (ebenfalls versicherten) Nordwandsteig, rechts steigt man ein paar Meter hoch und steht am Einstieg der Ferrata.
Also erstmal stehenbleiben, Gurt, Klettersteigset und Helm anlegen und los geht's. Aber oje... Die Ferrata gleicht einer Ameisenstraße - eine schier endlose Schlange aus Bundeswehr-Kameraden hat wohl - anders als ich - die erste Gondel genommen. Und dann wartet auch noch eine Gruppe mit Bergführer am Einstieg. Na das kann ja heiter werden. Andererseits, nachdem ich alleine unterwegs bin, bin ich wenigstens nicht verlassen, sollte mir etwas zustoßen. "Du bist nicht allein"...
Der Einstieg ist recht entspannt - zahlreiche Eisenstifte und -klammern helfen dabei, die erste Steilstufe zu überwinden. Überhaupt ist die komplette Ferrata schier übersät mit solchen Aufstiegshilfen, was den Steig natürlich recht einfach macht. Für meinen Geschmack - und damit stehe ich wohl nicht allein - viel zu viel, zudem sind die Trittabstände häufig zu kurz bzw. zu eng. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, Spaß macht der Steig natürlich trotzdem, und zur Zeit der Eröffnung der Ferrata waren derartige Eisenwege eben gerade ziemlich "in".
Zunächst gewinnt man schnell an Höhe, es geht hoch und immer mal wieder quer.
Ich bin froh, dass ich dieses Mal an meine Handschuhe gedacht habe, denn Seil und Klammern sind saukalt.
Nach dem ersten Aufschwung folgt ein bisschen leichtes, teilweise ungesichertes Gehgelände. Das nutze ich, um die erste Gruppe zu überholen, bevor es über die glatte schräge Wand hochgeht. Auch hier: Viel zu enger Trittabstand.
Ein Stück weiter oben erreiche ich den Grat, und erstmals wird der Blick ins Höllental und zur Zugspitze frei. Ein eisiger Wind bläst herauf, ich muss die Jacke wieder anziehen, da hilft auch der Sonnenschein nix.
Durch Gehgelände geht es langsam weiter aufwärts, bevor es ein Stück weiter wieder steiler und felsiger wird. Hier überholt mich der erste von mehreren Einzelgängern, die ganz ohne Sicherung unterwegs waren. Sicher, der Klettersteig ist verhältnismäßig leicht und ich bin ebenfalls stellenweise ungesichert oder nur mit einem Karabiner gegangen. Aber speziell im Gipfelbereich, wo sich Schnee und Eis auf der Schattenseite halten, bin ich froh über meine Sicherung. Klar, jeder ist für sich selbst verantwortlich - aber ich würde den Steig nicht ohne Sicherung begehen und das auch niemandem empfehlen.
Eine der Gebirgsjäger-Gruppen kann ich bei einer kurzen Pause überholen, durch die nächste mogele ich mich auf dem Steig durch - stellenweise ein bisschen außen vorbei kraxeln, im verhältnismäßig einfachen Gelände traue ich mir das ungesichert zu, und schließlich bin ich vorbei. Jetzt habe ich freie Bahn und steige zügig höher - in der Nähe des Grates geht es meist in leichtem Zickzack, mehr oder weniger steil, nach oben.
Immer wieder Stifte und Klammern, obwohl man in vielen Bereichen auch am Fels steigen könnte.
Richtig schwer wird es eigentlich nicht. Die Alpspitz-Ferrata ist mit Schwierigkeit "B" eingestuft, was ich auch für zutreffend halte. Trittsicher und schwindelfrei muss man natürlich schon sein...
Der Aufstieg macht Spaß, allerdings neigt man dazu, ein zu hohes Tempo anzuschlagen. Es geht vor allem weiter oben doch steil hoch - später beim Abstieg merke ich, dass ich im Aufstieg ganz schön Kraft gelassen habe.
Schließlich eines der bekanntesten Motive aus der Ferrata: Der Tiefblick auf Osterfelderkopf und Garmisch.
Ein Stück unterhalb des Gipfels führt der Klettersteig über den Grat nach hinten in die Westflanke der Alpspitze, also auf die "Schattenseite". Hier hält sich der Schnee der letzten Tage. Der erste Blick auf den Jubiläumsgrat, der Alpspitze und Zugspitze verbindet, wird frei.
Deutschlands höchster Berg im Zoom.
Über Felsbänder und natürlich zahlreiche Metallstifte führt der Weg weiter Richtung Gipfel. Ganz schön kalt ist es hier im Schatten.
Hin und wieder sind Tritte mit Schnee oder Eis bedeckt. Hier bin ich dann ganz froh über die vielen Steighilfen. Oben lugt bereits das Gipfelkreuz durch.
Schließlich geht es in den Schlussanstieg zum Gipfel. Es geht steil nach oben. Insgesamt gesehen würde ich den letzten Teil in der Westflanke als anspruchsvollstes Stück des Steiges bezeichnen. Gerade diesen Bereich würde ich keinesfalls ungesichert gehen - ein Ausrutscher führt hier definitiv zum Ende. Direkt unterhalb des Gipfels fordert eine Stelle am Ausstieg etwas Mut, weil ein kurzes Stück auf dem schmalen Grat ohne Seilsicherung zu überwinden ist.
Schließlich stehe ich nach gut 2 Stunden am Gipfel der Alpspitze und genieße das herrliche Wetter und die Aussicht. Die Ruhe kann ich allerdings nicht genießen, denn die schnelleren Gruppen der Bundeswehr sind auch schon oben und belagern den Gipfel. Ziemlich außer Atem bin ich auch - die 600 Höhenmeter waren anstrengender als ich dachte...
Vor der Brotzeitpause schnell noch ein paar Bildchen machen

Nach Osten schweift der Blick über die Soierngruppe und das Karwendel, hinten müsste der Wilde Kaiser zu sehen sein.
Ein bisschen weiter gedreht kommt der Alpenhauptkamm ins Bild. Großglockner und Großvenediger erscheinen am Horizont, ebenso wie das "Plan B"-Ziel des heutigen Tages. Leider gibt meine Kompaktknipse nicht so viel her, dass es auf den Bildern ordentlich rüberkommt.
Das wäre das Ausweichziel gewesen. Und sogar der Kaserer wäre geöffnet gewesen... Aber trotzdem bin ich froh über das schöne Wetter. Ein Gipfel im September ist mir dann doch wichtiger als ein erster Skitag.
Über den Jubiläumsgrat geht der Blick weiter zur Zugspitze.
In diversen Beschreibungen habe ich bereits gelesen, dass der Abstieg über den Ostgrat nicht zu unterschätzen ist. Am Gipfel ist es recht frisch und nach einer kurzen Brotzeitpause mache ich mich vor den ganzen Gruppen an den Abstieg. Zunächst gilt es, einen halbwegs ordentlichen Weg zu finden - die Markierungen sind spärlich und es gibt etliche mehr oder weniger guten Steigmöglichkeiten über loses Geröll und Fels. Zunächst komme ich zu weit nach links und muss dann ein Stück queren, um den Ostgrat zu erreichen.
Nach kurzer Zeit schmerzen mir die Knie und die Hüften und die Oberschenkel beginnen etwas zu brennen und zittern. Na super... zu viel Kraft beim Aufstieg vergeudet. Und über den Ostgrat gilt es stellenweise abzuklettern, teilweise ohne Seilsicherung. Ich fühle mich nicht völlig sicher und schlage ein langsames Tempo mit bedachten Schritten an.
Nach unten hin wird der Rücken wieder breiter, stellenweise geht es aber trotzdem steil abwärts und man sollte sich keinen Fehltritt erlauben.
Schließlich komme ich unten im Kar an und werfe noch einen letzten Blick zum Gipfel.
Über Kreuzeck und Hausberg öffnet sich wieder der Blick nach draußen. Der links in der Flanke zu sehende Weg führt in den Nordwandsteig, den ich als Rückweg vorgesehen habe.
Weitere Gruppen sind im Abstieg am Ostgrat. Das Gelände ist deutlich steiler als es aussieht - vor allem von oben meint man, das wäre ein Spaziergang - ist es aber definitiv nicht. Insgesamt sollte der Abstieg keinesfalls unterschätzt werden!
Blick auf den Bernadeinkopf. Auf diesen führt der "Mauerläufer"-Klettersteig, Beschreibungen nach zu urteilen einer der schwersten Klettersteige der Alpen. Also nichts für meine Leistungsklasse...
Der Einstieg in den Nordwandsteig: Abklettern wahlweise über Leiter oder Metallklammern. Nachdem ich den Gurt noch anhabe, verwende ich die Sicherung fast auf dem ganzen Steig, auch wenn man vielleicht darauf verzichten könnte. Aber dem Karabiner tut es nicht weh, wenn man ihn einhängt.
Nach der nächsten Ecke ist der Ausgangs- und Endpunkt wieder sichtbar.
Doch zunächst geht es schräg abwärts durch die Nordwand, zeitweise in leichter Kraxelei, aber immer mit Seil versichert.
Der Steig schlängelt sich ganz nett durch die Wand, das letzte Stück verläuft durch einen Tunnel.
Nach dem Tunnel komme ich an, wo ich gestartet bin: Unter dem Einstieg der Ferrata. Jetzt erstmal Gurt und Steigset abnehmen und ein paar Minuten Pause machen.
Bei einem Radler *zisch* in der Alspitz-Bergstation noch ein Blick zum Gipfel. Gut 5 Stunden war ich unterwegs. Anstrengend war es, ich bin ziemlich fertig und mir schmerzen einige Körperteile. Aber vor allem war es schön. Statt der Talfahrt entschließe ich mich zum Umweg über die Hochalm- und Kreuzeckbahn - der Preis ist gleich und so kann ich den Weg zum Kreuzeck noch zum "Auslaufen" nutzen.
Einfach ein schöner Berg, auch wenn es langsam etwas eintrübt.
Beim Abstieg zum Kreuzeck noch ein schöner Blick auf die Dreitorspitze...
... und das ehem. königliche Jagdschloss am Schachen.
An der Kreuzeckbahn noch ein letzter Blick zur Zugspitze.
Und auch mein Tagesziel grüßt noch einmal herunter, bevor ich mich auf den mehrstündigen Heimweg mache. Schön war's!