Der Hasliberg also, gefürchtete Ziehweghölle mit bekloppt verteilten Talstationen, nicht geöffneten Pisten und unverständlichen Bahnneubauten.
Das stimmt ja alles auch ein Wenig, aber wird dem genial sonnigen, sehr abwechslungsreichen, landschaftlich überragenden und mit wunderbaren Offpiste-Möglichkeiten gesegneten Gebiet doch so gar nicht gerecht. Heute habe ich hier den besten Ski- oder besser Snowboardtag seit langem verbracht, und mit einigen Eindrücken davon möchte ich hier beim einen oder anderen Lust wecken, diese umstrittene Ecke des Berner Oberlandes auch mal (wieder?) selber zu entdecken.
Morgenstimmung auf Twing. Die Vorfreude steigt ins Unermessliche. 20-30 cm Neuschnee! Sonne!!
Einstieg erfolgte in Twing, danach hoch auf Käserstatt und gleich 4-5 Wiederholungsfahrten mit dem Skilift Hohbiel. Dieser hatte gerade erst geöffnet und links und rechts warteten fast unberührte Hänge mit genialstem Powder. Ein Traum, jetzt benutze ich diese Phrase halt auch mal

Davon gibts keine Bilder, denn ich hatte nun wirklich anderes zu tun, als Fotos zu schiessen. Kürzlich habe ich hier irgendwo im Forum gelesen, dass in der Schweiz kaum einer freeride und man die Hänge für sich habe. So ein Sch...! Die Konkurrenz war massiv und es war keine Zeit zu verlieren. Nach etwa 45 Minuten war dann das Gelände grossteils verspurt und ich hatte die genialsten Abfahrten der Saison und darüber hinaus in den Beinen.
Wir wechselten nun an die 6KSB Hochsträss, hier boten die zwei Pisten links eher maue Kost mit sehr ruppiger Unterlage, leider nichts neues an dieser Anlage. Die steile Piste rechts war aber toll und überall boten sich auch hier immer noch immer tolle Power-Möglichkeiten.
Blick von der Bergstation der 6KSB Hochsträss
Zwischendurch lag dann auch mal eine kunstschneegeprägte, landschaftlich aber tolle Abfahrt auf der 4 nach Lieschen drin. Den wunderbaren Vormittag schlossen wir mit einer genialen Powderabfahrt auf der gesperrten und nicht gepisteten 3 von Hohbiel nach Balisalp ab.
Geniale Offpiste-Varianten vom Hohbiel runter
Nach einer leckeren Rösti im empfehlenswerten Restaurant Balisalp (18 Euro, ääh Franken!) erfolgte dann der Wechsel in den Sektor Bidmi/Mägisalp. Die Hänge rund um den Planplatten sind ja zu dieser Jahreszeit immer erst am Nachmittag in der Sonne, daher fahre ich da immer erst nach dem Mittagessen. Wir fuhren hoch zum AlpenTower und von da in einem Zug über die tolle schwarze 17 (geöffnet, aber im Prinzip nicht gepistet, mit tonnenweise Pulverschnee) und die 14 und 23 bis nach Reute runter. Über 1000 Höhenmeter, vom hochalpinen Pulverkessel durch idyllische Wälder in den Nebel aus Wolken und Schnee von Schneilanzen. Abwechslungsreich und anstrengend!
Hasliberg-Standardbild am Planplatten. Unter dem Nebel der Brienzersee
Hochalpine Bergwelt vom Planplatten gesehen
Wieder zurück am Planplatten gabs erst mal einen Cappuccino und danach Spass am Skilift Tschuggi. Ärgerlich hier: Die 16 ist nun offenbar praktisch permanent für Rennen und Trainings von Profis gesperrt. Kjetil Jansrud sei vor kurzem dagewesen. Ausserdem wurde von Einheimischen in der Gondel kolportiert, dass die ganze Anlage der Rennpiste mit Beschneidung, Zeitmess-/Speakerhäuschen, Fangzäunen etc. 17 Millionen CHF gekostet habe. Ich hoffe jetzt einfach mal schwer, dass das nicht stimmt. Für mich sehr fragwürdig, wenn man Pisten für die Öffentlichkeit sperrt, während z.B. die 11 nie geöffnet zu werden scheint oder die tolle 18/19 ("FIS") offiziell geschlossen waren, obwohl dort tonnenweise Leute runterfuhren und es mit all den Spuren schon fast nach einer regulären Piste aussah. Item, ich war heute nicht zum Pistenfahren da und grundsätzlich könnte ich es begrüssen, wenn statt Pisten tolles, relativ sicheres Offpiste-Territorium besteht. Aber als Pistenskifahrer wäre ich heute wohl nicht so ganz auf meine Kosten gekommen...
Später ging es über eine steeeeile Anfahrt zurück nach Mägisalp, nun sollte auch noch der letzte Sektor des Gebietes befahren werden, die Glogghüsbahnen.
An der Abfahrt Planplatten-Mägisalp
Also, zu den Glogghüsbahnen sollte es gehen. Aber halt: Glogghüs 2, immerhin die Bahn zum höchsten Punkt im Skigebiet war ja m.W. dieses Jahr noch gar nie geöffnet! Und auch heute war die Anlage geschlossen, laut einem anderen Einheimischen am Skilift aufgrund der unverantwortlichen Freeridern, die sich in Gefahr begeben würden. Bleibt ihnen ja auch nichts anderes übrig, nachdem die letzte Piste an der Bahn eingestellt worden ist vor einigen Jahren. Als nächstes wird die Bahn ganz stillgelegt, wer mag wetten?
So, genug gemotzt. Am Glogghüs 1 gingen sich noch zwei Abfahrten im Kampf gegen die Uhr und die zunehmend müden Beine aus.
Abendstimmung am Glogghüs 1
Noch mehr Abendstimmung am Glogghüs 1
Fünf Minuten vor Betriebsschluss erreichten wir gerade noch die neue 6KSB zur Rückfahrt nach Käserstatt.
Impressionen auf der 14
Nach einer allerletzten Fahrt rauf zum Hochsträss (2 Minuten vor Betriebsschluss) fuhren wir runter nach Lieschen und mit der EUB ins Tal. Die offiziell gesperrte Talabfahrt nach Twing wäre zwar vermutlich gut gegangen, aber es war schon recht dunkel und ich hatte einfach keine Kraft mehr.
Fazit: Hasliberg überzeugt einmal mehr mit genialen Freeride-Möglichkeiten in Pistennähe, hammer Pano und viel, viel Sonne. Negatives steht an anderer Stelle im Forum schon genug, daher hier zum Abschluss nur fünf




