Bei Tomamu handelt es sich um eine Retortenstation mitten im Nirgendwo recht zentral auf Hokkaido. Wer also "wunderschöne" Hoteltürme mag ist dort genau richtig. Durch das anliegende Tal führt eine Bahnlinie und so kann man diesen Ort sogar besser als Niseko mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Von Sapporo braucht man erneut knapp 2 Stunden mit dem Auto . Leider ist das Gebiet nur begrenzt für Tagesgäste gedacht und somit findet man den einzigen Skiverleih am zentralen Hotelturm.
Der Vorteil von Tomamu ist, dass mit einer Bedingung innerhalb der Skigebietsgrenzen das Fahren abseits der Pisten erlaubt ist. Besagte Bedingung besteht in einem Haftungsauschluss, den man ausfüllen und unterschreiben muss. Damit ist man dann selbst dafür verantwortlich, wenn man irgendwo liegen bleibt, gegen einen ungepolsterten Baum oder Liftmast fährt oder sich beim niedrigen ESL den Kopf an den Ski einer Person im Lift anschlägt. Wobei letzteres dadurch kompensiert wird, dass man kostenlos einen Skihelm bekommt, falls man selber keinen hat. In Japan fährt kaum jemand mit Helm und im Verleih gibts sowas auch nicht, daher fand ich das sehr sinnvoll. Als letztes bekommt man eine dünne weite Weste mit grellem Logo des Skigebeits. Dadurch weiß die Patroullie, dass man überall rumfahren darf.
Fakten
Wetter:
Sonne und Wolken gemischt
Vereinzelt Schneefall im oberen Bereich
-5°C
Schneehöhe:
>150cm
Geöffnet:
Alles
Pistenzustand:
Pisten im unteren Teil stark vereist, im oberen Teil gut
Wartezeiten:
Keine
Gefallen:
"Powder Single Chair":
ESL mit 9 interessanten Abfahrtsvarianten
Nicht gefallen:
Pistenbedingungen
Viele Flache Bereiche
Pistenplan:
Es gibt 2 Teilbereiche. Rechts befindet sich der Tower Mountain mit einer 4KSB als Hauptanlage, links der Tomamu Mauntain mit einer langen 4EUB sowie mehreren kürzeren Bahnen. Ein ESL erschließt den Gipfel. Verbunden werden beide Teile durch die DSB "Romance Chair". Grüne Pisten sind einfach, blaue Pisten mittelschwer (entsprich unserem Rot) und schwarz schwer (in der Regel unpräpariert).
Der aktuelle Pistenplan http://www.snowtomamu.jp/winter/en/ski/guide/slope.php unterscheidet sich deutlich von dem des letzten Jahres. Dabei wurden bis auf die Verbindungs- und Anfänger DSBs alle fixen Bahnen weggerissen und der Gipfel-ESL durch eine weiter unten beginnende KSB ersetzt. Neue leichtere Pisten gibt es jetzt im Gipfelbereich.
Bilder und Bericht
Morgendliche Anfahrt durch das winterliche Hokkaido. Auch hier wieder die hohen Straßenseitenmarkierungen.
Tower Mountain mit 4KSB. Weiter rechts auf den Gipfel führt eine LSAP DSB ganz hinauf. Dieser Gipfelbereich ist nur noch durch Aufstieg zu erreichen und bietet somit Freeride-Möglichkeiten durch den Wald und auf den ehemaligen Pisten.
Verbindungs DSB auf den Tower Mountain.
Überblick über das Hauptgebiet Tomamu Mountain. Links der Gondelbahn befindet sich eine 4KSB mit Anfängerpisten. Rechts befand sich eine kurze DSB für den Freestyle Park. Auf den Gipfel in der Mitte führte der ESL. Nervig ist das lange Flachstück im unteren Bereich.
Am Vormittag gab es kurzzeitig 2-3 Minuten Wartezeit an der EUB. Diese gehört auch nicht zu kapazitätsstarken Sorte. Für mich sieht es nach einer DM VR102 aus, aber ich kann mich auch irren. Kann jemand genauer erkennen, was für ein Bahntyp das ist?
Kommen wir nun zum schönen Teil des Skigebiets. Der steile obere Bereich des Tomamu Mountain wurde standesgemäß von einer gemütlichen Einersesselbahn erschlossen. Da es von oben erstmal nur schwarz nach unten ging und am Gipfel gerne die Wolken hingen hielt sich der Andrang stark in Grenzen und man war nur mit wenig anderen Skifahrern unterwegs. Wie in Japan üblich gab es keine Sicherung oder ähnliches und an den bodennahen Stellen hätte man vermutlich einfach aus dem Sessel springen können. Man kann bereits eine Schneiße unterhalb der Talstation erkennen, durch die die Ersatz-KSB geführt wird.
Im Tal fallen vor allem die Hoteltürme auf...
Um die Sesselbahn gab es 3 unpräparierte schwarze Pisten sowie grob 4 räumlich getrennte Varianten durch den Wald zwischen den Pisten abzufahren. Hier waren die Bedingungen sehr schön, wenn auch nur relativ wenig frisches Pulver lag. Eine weitere Abfahrtsmöglichkeit mit recht viel Schnee bestand entlang der durch den Wald gehauenen Trasse der Gondel. Die Abfahrten sind zwar mit grob 400 Höhenmetern nicht so lang, aber durch die Vielfalt und den langsamen Sessel konnte man hier den ganzen Tag verbringen.
Wer findet die Sesselbahn?
Um 16 Uhr wird die Tomamu Seite geschlossen. Gerade noch die letzte Gondel vor der Patroullie erwischt.
Danach geht es mit Flutlicht am Tower Mountain weiter. Die Piste war aber eine einzige Eisbahn. Das wollten wir uns nicht mehr antun und sind nach Hause gefahren.
Auf dem Rückweg kam noch das Problem dazu, ein geöffnetes Onsen in der Nähe der Hauptstraße zu finden. Aber ohne ein erholsames Bad ist der Skitag in Japan eigentlich nicht abgeschlossen. Montag schien auch in Japan überall Ruhetag zu sein, doch 10 min Google und Google-Maps befragen haben noch ein Ergebnis gebracht.
Meine anderen Japanberichte sind ohne Fazit - hier gibts doch mal eins. Das anspruchsvolle Bereich des Gebiets ist je nach Schneebedingungen ziemlich klein und mit nur einer Anlage erschlossen. Trotzdem hatte gerade dieser Teil seinen Charme und hinterließ ein Gefühl von Skifahren wie vor 30 Jahren. Ohne es gesehen zu haben denke ich, dass das durch die Modernisierung mit Ausbau der Pisten verloren gegangen ist. Ansonsten ist es sehr zweigeteilt. Auf der einen Seite gibt es die in Japan selten erlaubte Möglichkeit durch den Wald zu fahren, auf der anderen Seite ist man als Pistenfahrer hier nach einem halben Tag fertig und hat je nach Bedingungen auch genug. Ich denke mit Niseko, Rusutsu, Kiroro oder Furano gibt es ausgewogenere Skigebiete, die aber sehr unterschiedliche Einstellungen zum Freeriden haben.