Seit langer Zeit habe ich mich mal wieder entschlossen einen ausführlichen Bericht im Alpinforum zu schreiben. Also muss dieser etwas ganz Besonderes sein – NEIN es ist kein Freeridebericht, sondern ein klassischer Bericht über einen Pistenskitag, bzw. mit einem kleinen Part abseits der Piste - auf den ich schon seit Jahren gewartet habe.
Es gibt kaum ein anderes Skigebiet, das mich derartig polarisiert, mag vielleicht auch daran liegen dass ich hier das Skifahren gelernt habe. Außerdem bin ich bis zu meiner Jugendzeit Skirennen im Skiclub Lenggries gefahren. Das Skigebiet ist also nicht nur mein Hausberg, sondern habe ich folglich viel Zeit meiner Kindheit auf diesem Berg verbracht. Dementsprechend gibt es viele Kindheitserinnerungen seien es positive, als auch negative.
Kurz zur Geschichte des Gebietes:
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Grundstein des heutigen Skigebietes gelegt, ein paar Liftpioniere starteten erste Versuche Aufstiegshilfen (Schlepplifte) am Garland und Idealhang zu bauen. Leider war man technisch zu dieser Zeit noch nicht in der Lage diese Projekte erfolgreich umzusetzen. Ebenso erfolglos blieb der Anfang der 1950er errichtete Einersessellift am Idealhang. Von diesem ist bis heute noch die Bergstation erhalten. Auch dieser Lift musste nach nur wenigen Betriebstagen den Betrieb einstellen.
1957 sollte sich alles ändern, die Zweitseilumlaufbahn auf das Brauneck wurde eingeweiht. Für die damalige Zeit eine Sensation. Die Bahn wurde von der Firma Krupp errichtet, welche zu dieser Zeit auch praktisch zugleich Eigentümer der 3,4km langen Bergbahn war. Die ersten Planungen sahen vor, dass die Talstation in der Nähe des Lenggrieser Bahnhofs sich befinden sollte. Grund dafür war, dass zu dieser Zeit noch fast keiner einen PKW sein Eigen nennen durfte und mit dem Zug angereist ist. Legendär war die unaufhörliche „Völkerwanderung“ auf den Gipfel des 1556m hohen Braunecks. Die Planungen über eine Bahnhofnahe Talstation wurden allerdings vor Baubeginn wieder verworfen und man entschied sich als Standort der Talstation für diesen Ort:
https://www.google.de/maps/@47.6786644, ... a=!3m1!1e3
Dieser Standort sollte bis Anfang der 1990er-Jahre Bestand haben, 1993 mit dem Bau einer neuen Talstation rückte die Brauneckbahn näher an den Berg, so wie wir es heute kennen.
Hier ein Video aus dem Jahre 1991 mit alter Talstation (vielen Dank an unseren User „schifreak“, übrigens auch auf dem Video zu sehen: die alte DSB Ahorn):
Im Jahre 2001 wurde die Brauneckbahn erneut umgebaut, dazu setze man eine zusätzliche markante Stütze in den Garland, außerdem wurden die alten Gondeln durch die heutigen ersetzt. 2004 wurde eine neue Bergstation gebaut, im Jahr drauf folgte das Panoramarestaurant.
Doch nun zu der Entwicklung der anderen Skilifte am Brauneck. Der erste Schlepplift (heute noch bestehend) war 1959 der Zielhanglift, im Jahr drauf folgte der Idealhanglift – beide von der Firma Doppelmayr errichtet. Die meisten Liftbauten, eigentlich alle heute noch bekannten Schlepplifte wurden im Laufe der 1960er und Anfang der 1970er-Jahre errichtet und machten das Brauneck zu einem der größten Skigebiete Deutschlands. Mitte der 70er-Jahre folgten die beiden Doppelsesselbahnen an der Ahron (seit dem Jahr 2000 4er-Sesselbahn) und die Finstermünzsesselbahn. Die Garland 3er-Sesselbahn ersetze Anfang der 1990er Jahre auf nach unten verlängerter Trasse einen Tellerschlepper. Außerdem wurde der Kappellenhanglift (dieser stand im oberen Bereich der Finstermünzsesselbahn ersatzlos abgebaut – dieser fand allerdings seine zweite Heimat als Kurvenlift am Setzberg/Wallberg (heute nicht mehr öffentlich). Eines wäre noch erwähnenswert 1967 wurde die Brauneckbahn an den heutigen Eigentümer – Die Schörghubergruppe übergeben, welche bis heute die meisten Liftanlagen am Brauneck betreibt (alle Schlepplifte der Schörghuber Gruppe wurden von der Firma Heuss gebaut, seit letztem Jahr gibt es keinen einzigen mehr):
4ZUB Brauneckbahn, 3SB Garland, 4SB Ahorn, Schlepplift Kappelhanglift (abgebaut), Lenggrieserhanglift (Im Zuge des Neubaus der 4SB Ahorn ersatzlos abgebaut), Zuckerhütllift (abgebaut) und Milchhäusllift (abgebaut), sowie die neue 6KSB Milchhäuslexpress
Sollte ich das Interesse an der Entwicklung des Braunecks geweckt haben, für den habe ich einen genialen Buchtipp: „ Das Brauneck Unser Hausberg Ein Streifzug“ ISBN: 3-9809985-2-5
Hier wird in die Entwicklung des Braunecks von den ersten Liftbauversuchen bis ins Jahr 2008 detailliert eingegangen - mit viel historischen Bildmaterial und jede Menge Kuriositäten. Definitiv ein „Must-Have“!
Was das Buch allerdings nicht mehr aufgreifen konnte – ist die gigantische Entwicklung des Braunecks der letzten Jahre. Als im Jahre 2010 angekündigt wurde einen Speichersee mit ca. 100.000qm zu bauen, war absehbar dass sich in den nächsten Jahren massiv etwas verändern wird...
Wir schreiben mittlerweile das Jahr 2015 und am Brauneck verfügt man über eine für bayerische Verhältnisse schlagkräftige flächendeckende Beschneiungsanlage. Doch als Ende 2013 die neue kuppelbare Sechsersesslbahn „Milchhäuslexpress“ als Ersatz der beiden nicht mehr zweitgemäßen Schlepplifte Milchhäusl und Zuckerhütl offiziell angekündigt wurde, brach hier im Forum im Brauneck Newstopic eine Lawine von (ich nenne es) Euphorie aus (mich eingeschlossen).
Wer sich über den Bau der neuen Sesselbahn informieren möchte, der sollte sich meinen ausführlichen Baubericht vom Frühjahr bis Herbst 2014 hier im Forum anschauen:
(hier ein paar Bilder vom Sommer:)
Vollständiger Baubericht:
http://www.alpinforum.com/forum/viewtop ... 0#p4975573
Seiten FF
Dass sich die millionenschweren Investitionen in die Beschneiung und der Bau der neuen 6KSB/B Milchhäuslexpress auszahlen würden war absehbar. Der gewaltige Massenandrang in den diesjährigen Weihnachtsferien trotz nicht optimalen Wetter und Schneelage macht eindrucksvoll deutlich – „Alles richtig gemacht, liebe Brauneckbahn“! Der Höhepunkt war der diesjährige Heilig-Dreikönigstag. Rund um Bad Tölz kam der Verkehr vollständig zum Erliegen und es herrschte Choas, da merkt man erst, welch großes Potenzial in diesem Skigebiet steckt, das nur ca. 60km von München entfernt ist.
Schade finde ich, dass der Einzige Bergbahn- und Skiliftbetreiber am Brauneck, der kontinuierlich in die Modernisierung des Skigebietes investiert die Schörghuber Gruppe ist. Die anderen Betreiber profitieren zwar davon, sollten sich aber meiner Meinung nach ebenfalls um die Modernisierung nicht mehr zeitgemäßer Liftanlagen, sowie in den notwendigen Ausbau in eine flächendeckende Beschneiungsanlage möglichst zeitnah darum kümmern.
Das Brauneck verspricht 34 Pistenkilometer aller Schwierigkeitsgrade. Richtig kurios finde ich die krassen Gegensätze (Grund siehe Absatz darüber), im vorderen Bereich (Kotalm, Garland…) ist man definitiv beim Skilauf des 21. Jahrhunderts angelangt. Im hinteren Bereich (Finstermünz) bestimmen aber immer noch die 1970er Jahre das Bild. Gerade weil die Hänge sehr südseitig ausgerichtet sind, ist hier eine flächendeckende Beschneiung zwingend notwendig. Die Doppelsesselbahn Finstermünz erschließt traumhafte abwechslungsreiche sonnige Abfahrten, eine neue KUPPELBARE Sesselbahn (ja keine Fix-Geklemmte!) sowie eine Beschneiungsanlage würden das Brauneck noch einmal um einige Stufen aufwerten.
Mit dem neuen kuppelbaren, modernen, leistungsstarken, komfortablen, schnellen und kinderfreundlichen Zubringer aus dem Hause Leitner von Wegscheid direkt auf den „Zuckerhütl“ hat definitiv eine NEUE ÄRA in Lenggries und Wegscheid Einzug gehalten.
Zugleich gingen damit die Ära der Brauneck-typischen Heuss-Schlepplifte und die vielen Kindheitsdramen welche sich auf den steilen Liftspuren zugetragen haben zu Ende.
Was allerdings außer Frage steht, mit der gigantischen Auswahl an urigen bayerischen Hütten, mit Schmankerln auf der Speisekarte welche man in Österreich im SB-Restaurant vergeblich sucht, hat dieses Skigebiet ein klares Alleinstellungsmerkmal was seinesgleichen sucht.
Wie meine Bilder belegen, das Panorama des Isarwinkels ist beeindruckend – Wenn man in vielen anderen Skigebieten Europas unterwegs ist, merkt man erst wie schön man es eigentlich vor der Haustüre hat:
HOME SWEET HOME!
Ich könnte selbstverständlich noch weiter ausholen und noch ein paar Kindheits- und Jugenderinnerungen erzählen – das würde allerdings den Rahmen sprengen, daher folgt jetzt im Anschluss der eigentliche Winterbericht…