Die Aflenzer Bürgeralm hatte es in den letzten Jahren und Monaten nicht einfach. Das Skigebiet wirbt als "Naturschneeparadies". Leider ließ der Schnee in den letzten Jahren zu oft auf sich warten, speziell im letzten Winter wo man lediglich auf 34 statt der üblichen ca. 100 Skitage gekommen ist. In Besucherzahlen bedeutet dies 6.500 statt der üblichen ca. 25.000. Konsequenz war, dass das Gebiet im Frühling Insolvenz anmelden musste. Die Zukunft schien ungewiss.... Dem Skigebiet ist damit das gleiche Schicksal wie dem Skigebiet Alpl widerfahren.
Es fanden sich jedoch ein paar Investoren sowie die Gemeinde Aflenz - Kurort welche eine neue GmBh gründeten und das gesamte Gebiet für die heurige Wintersaison pachteten. Es gibt Allerdings nur begrenze Öffnungszeiten, Freitag von 14-16 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertag von 09-16Uhr. Lediglich zu den Ferienzeiten hat die Bürgeralm täglich geöffnet. Es hat lediglich die DSB Aflenz-Bürgerlm sowie die beiden kurzen Schlepper Gretlhöhlift I und II geöffnet. Die Tageskarte kostet jeweils 12 Euro! Kein Witz!
Der Eisentallift ist außer Betrieb, der Hallerlift im Plan unten wurde bereits komplett demontiert, der Paradieslift steht noch, ist aber auf den Skiweg nicht mehr erreichbar, die Dreiersesselbahn wurde nach Kroatien verkauft (Sessel sind schon weg, stützen und Seil sind noch vorhanden).
Mich interessierte natürlich das Schicksal der Bürgeralpe etwas genauer.
Von einem Liftwart erfuhr ich das es angeblich geplant ist anstelle der verkauften Dreiersesselbahn nächstes Jahr eine neue Bahn zu Bauen da das Gebiet so keinen Sinn macht. Dem kann ich nur Zustimmen, die zwei bzw. drei Schleppliste die oben noch in Betrieb sind sind für halbwegs geübte Skifahrer viel zu kurz und die Pisten fallen größtenteils in die Kategorie "Übungspiste". Die Talanfahrt ist zwar als rote Piste gekennzeichnet, ist aber in meinen Augen sicher eine Blaue, also wenig Attraktiv für gute Skifahrer, zudem ist es eigentlich im Sommer eine Straße und dementsprechende Schmal. Die Attaktiven Pisten an der Dreiersessel Bürgeralm und am Paradieslift sind nicht mehr zu erreichen. Der Liftwart meinte zur Insolvenz kam es aufgrund fehlender Gäste und weil das Land Steiermark nichts mehr zuschießt in kleine Gebiete. Wenn dann werden große Gebiete (Schladming) finanziell gefördert.
Von einem anderen Liftwart erfuhr ich wiederum folgendes: Die Bürgermeister der Gemeinde Aflenz war und ist nach wie vor nicht an dem Gebiet Interessiert (Anm. warum beteiligt sich dann die Gemeinde heuer an der Pacht?). Die Liftbetreiber haben die Gemeinde Jahrelang darauf aufmerksam gemacht dass die Konzessionen für die Dreiersesselbahn sowie den Paradieslift 2014 auslaufen, ohne Reaktion. Fazit: Um die Konzession zu verlängern hätten letztes Jahr ca. 400.000 Euro Investiert werden müssen. Die Gemeinde konnte und/oder wollte nicht, das Land Steiermark schießt auch nichts mehr zu. Also wurde das Gebiet in Insolvenz geschickt. Die Dreiersesselbahn ist mittlerweile nach Kroatien verkauft. Das im oberen Bereich im nächsten Jahr etwas investiert wird konnte sich der zweite Liftwart nicht vorstellen. Der Paradieslift sei auch ohne Konzession also müsste zusätzlich zum neuen Lift auch hier noch investiert werden. Er ging noch einen Schritt weiter und sagte die komplette Schließung des Skigebietes vor raus weil "es niemanden Interessiert". Die alte Doppelsesselbahn hätte zwar noch bis 2036 Konzession, jedoch könnte es gut sein das bei der letzten Überprüfung ein Verschleiß der Klemmen festgestellt wurde. Müssten diese getauscht werden würde das ca. 160-170-000 Euro Kosten meinte er. Das wäre wohl das endgültige Ende des Skigebiets.
Meine Persöhnliche Meinung: Schade das auch diesem kleinen Skigebiet ein trauriges Schicksal widerfahren ist. Ich kann mich ehrlich gesagt nicht vorstellen das nochmals etwas Investiert wird. Die Investoren sehen das ganze wohl als Abschreibeposten. Warum sollte man oben den Dreiersessellift verkaufen, um im nächsten Jahr etwas neues hinzustellen? Das kann doch nicht billiger sein... Zudem wäre es ohne Beschneiungsanlage ein Roulettspiel. Das man auch noch in eine Beschneiungsanlage investiert kann ich mir bei besten willen nicht vorstellen. Traurig auch von der Gemeinde und vom Land das sich niemand für den Erhalt interessiert. Alles auf die Karte Schladming zu setzten kann es mMn auch nicht sein. So macht das Gebiet jefenfalls keinen Sinn, laut Aussage des Liftwarts waren heute 60-70 zahlende Gäste im Skigebiet. Macht 65x12= 780 Euro Umsatz. Damit sind wohl nicht annähernd die Betriebskosten gedeckt.
Meinen heutigen Besuch im Gebiet kann man daher wohl in die Kategorie "die letzte Ehre erweisen" einordnen. Mir tut es um die Angestellten und Stammgäste des Gebiets einfach leid, und wer weiß, vl. haben ja meine 12 Euro etwas geholfen.
Anfahrt:
Von Turnau über die L124 und die B20. Ca. 15min.
Wetter:
Bedeckt, teilweise blinzelte die Sonne durch. Kein Niederschlag. Kein Nebel (offensichtlich war teilweise meine Kameralinse beschlagen)
Temperatur:
-2°C im Tal (gemessen). Am Berg sicherlich um die -10°C bei einigen Wind.
Schneehöhe:
Laut Homepage Tal 30cm und Berg 60cm. Gefühlt jeweils die Hälfte.
Schneezustand:
Kompakter, griffiger Naturschnee. Teilweise Steine und an einer Stelle Erde auf der Piste.
Geöffnete Anlagen:
Doppelsesselbahn Aflenz Bürgeralm
Gretlhöhlift I und II (beides Tellerlifte)
Geschlossene Anlagen:
Eisentallift
Hallerlift (bereits Demontiert)
Dreiersessellift Bürgeralm (nach Kroatien verkauft, Sessel bereits weg, rest steht noch).
Paradieslift (keine Konzession und auf Skiern ohne Dreiersesselbahn Bürgeralm nicht erreichbar).
Offene Pisten:
Rote 1a (Talabfahrt)
Die sehr kurzen Übungspisten der Gretlhöhlifte
Geschlossene Pisten:
Alle anderen (Rote 1 und 4, blaue 2, 3, 5 und schwarze 6)
Meisten Gefahren mit:
Alles was geöffnet war.
Wenigsten Gefahren mit:
Siehe oben.
Wartezeiten:
Überhaupt keine, Null.
Gefallen:
-Einfach das man es trotz Insolvenz doch noch irgendwie geschafft hat einen Teil des Gebiets zu Öffnen. Vorallem schön für die Kleinkinder da die Lifte oben Ideal sind zum Skifahren lernen und alle anderen Kinder die die Talabfahrt als Rodel und Bobbahn benutzten.
-Kleines Skigebiet in einer Landschaftlich sehr schönen Gegend
Nicht gefallen:
-Infolge der Insolvenz ist das Gebiet leider für alle Skifahrer die über das Anfängerniveau hinausgehen wenig bis gar nicht Attraktiv. Die interessanten Pisten für fortgeschrittene und gute Skifahrer sind leider nicht mehr befahrbar.
-Leider paar Steine auf der Piste, zudem kam an zwei Stellen der Untergrund durch (das Gebiet hat keine Beschneiungsanlage).
Fazit: 6 von 6 Maximalen (wenn man Ski Anfänger ist).
Abzüge: Keine, es freut mich einfach das man es doch irgendwie noch geschafft hat das Gebiet zumindest teilweise eine Saison lang zu öffnen. Für die Kinder aber auch die Angestellten.
Nun zu den Bildern, die alte Girak Doppelsesselbahn dürfte wohl für ein paar Liftenthusiasten Interessant sein
