Dies sind aus verschiedenen Quellen zusammengetragene Infos zu den ersten Skifahrer-Beförderungsanlagen im Tujetschertal: Der Tujetscher Heimatkunde aus dem Jahre 1987 (aus der viele Texte hier in Sursilvan abrufbar sind), einem Jubiläumsbericht der Bergbahnen 1987 sowie aus vielen mündlichen Quellen.
Die ersten Tujetscher Skilifte
Die ersten Skifahrer im Tujetschertal waren um 1910 vermutlich englische Wintergäste aus Andermatt, die mit ihren Brettern über den Oberalppass kamen. 1914 wurde der Skiclub Sedrun gegründet, 1936 die Skischule. Mit der Zeit wurden immer mehr Gäste aus nah und fern auf das herrliche Gebiet aufmerksam. Dank der Furka-Oberalp-Bahn konnte man seit 1926 bequem nach Sedrun und Umgebung gelangen. Nach 1935 gab es auch das damals populäre Skijöring.
Während des Zweiten Weltkriegs ging die Anzahl Übernachtungen drastisch zurück; Gäste aus dem Ausland fehlten gänzlich.
Dennoch gab es schon während des Krieges die ersten einfachen Transportanlagen für Skifahrerinnen und Skifahrer. Acht Jahre nach der Eröffnung des Bolgenliftes in Davos (1934) schaffte man es auch in Sedrun, einen Skilift zu bauen - aber einen technisch weit weniger entwickelten: Laut der Tujetscher Heimatkunde aus dem Jahre 1987, deren meisten Texte auch auf der Website des Historikers Tarcisi Hendry (in Sursilvan) abrufbar sind, wurde der erste "Apparat, der Menschen den Hang hinaufzog", 1942 installiert.
Dieser Lift stand auf einer Wiese im Gebiet Niriel bzw. Niregl - beim Dorfanfang Richtung Disentis - und erhielt schnell den Übernamen "Kleidertrockner" (cundrez da metter a schigiar resti, "Einrichtung, um Kleider zum Trocknen aufzuhängen"). Diese kurze Piste nannte man alsbald den "Idiotenhügel".
Auch das Nachtleben begann in dieser Zeit so richtig, mit der Eröffnung der Bar "En Canossa" 1943.
Alfred Decurtins (geboren 1915) erinnerte sich zu Lebzeiten, dass der Lift wohl nur kurze Zeit stand. Gleich hinter dem "Sontget dils gedius" ("Juden-Bildstock"), einer kleinen Kapelle aus dem Jahre 1837, erstellte Decurtins 1947 einen Tellerlift bislang unbekannter Marke. Die Schleppgehänge scheinen schon recht ausgefeilt zu sein, wenn man bedenkt, dass zu dieser Zeit vor allem Constam-Skilifte gebaut wurden, deren Einzugsapparate noch zwei Seile besassen (wenn auch deren Kapazität weitaus höher gewesen ist). Heute steht an der vermutlichen Stelle der Talstation oder des unteren Teils der Strecke dieser Anlage die Schreinerei Deragisch.
Der Skilift wurde 1949 leider im Sommer ein Raub der Flammen, als die Scheune (beim Hotel Oberalp) niederbrannte, in dem er gelagert war.
Wenig später versuchte man es im Gebiet Foppa-Niriel: Lucas Berther, späterer Hauptinitiator der Sesselbahn Cungieri, stellte das erste "Rope Tow" auf - ein Endlosseil, bei dem man alle Kräfte aufwenden musste, um sich hochzuziehen oder vor allem zu starten (wie dieses Bild deutlich macht). Der Lift hatte aus offensichtlichen Gründen den Beinamen "Handschuhfresser"... manch einer verbrannte sich hier wohl die Hände oder raspelte sich die Kleidung auf. Bilder davon sind hier zu sehen.
Dieser Skilift wäre nebenbei gesagt sozusagen vor unserer Haustür gestanden, doch selbst mein Vater war damals erst einjährig... der Lift wurde später angeblich im Gebiet Pitgmun (heutige Gegend des Hallenbades) aufgestellt. Mein Vater erinnert sich noch daran, dass später auch ein Seilzug-Skilift von praktisch vor unserer Haustüre zur FO-Bahnhlinie hinauf führte (unten als Nummer 3 eingezeichnet).
Alfred Decurtins starb im Jahre 1980 - seine Frau Barla aber, die heute noch in einem Haus in der Nähe der ehemaligen Lift-Trasse lebt, erinnerte sich auf Anfrage gut an das "Handschuhkiller-Seil". Fotos hat sie aber leider auch keine mehr. Sohn Silvio arbeitet übrigens seit den 1980er-Jahren als Mechaniker bei den Bergbahnen.
Skizze der frühen Skilifte in Sedrun
1. Seilzug-Lift 1942 und 1949 (Niriel/Foppa)
2. Tellerlift 1947 (Curtin)
3. Seilzug-Lift in den 1950er-Jahren
Natürlich gab es die Häuser zwischen der Hauptstrasse und der Bahnlinie damals noch nicht oder erst vereinzelt.
Heutige Situation bei der Talstation des Tellerliftes von 1947
Die Häuser im Hintergrund standen natürlich damals noch nicht...
In Kürze: Wie es weiterging
1955 erstellten Alfred Decurtins und Felici Monn einen Skima-Trainerlift auf dem Oberalppass - alles zur Geschichte der Lifte am Oberalppass hier. Quellen sprechen auch von einem Seillift am Pass anno 1951, wobei dies nicht verifiziert werden kann. Die Sesselbahn Cungieri (GMD, 1956) und der Skilift Calmut am Oberalppass (GMD, 1960 - nach rechts versetzt 1966 und ursprünglich 1958 gar als Sesselbahn geplant) waren die beiden ersten ernstzunehmenden touristisch genutzten Beförderungsanlagen.
1961 wurde der Skilift Valtgeva (Doppelmayr) von privater Seite erstellt und 1962 an die neu gegründeten Bergbahnen Sedrun verkauft, die in diesem Jahr das Gebiet Dieni-Milez-Cuolm Val mit zwei WSO-Skiliften des Typs US-120 erschlossen. 1966 folgte der kleine Skilift Surrein.
Von den Liften aus der Pionierzeit steht nur noch der Skilift Valtgeva, allerdings mit komplett erneuerter WSO-Streckenausrüstung. Nur noch die eigentlichen Stützen sind Original Doppelmayr.