Nun gut, auf die Menschenmassen hatten wir uns eingestellt und es relativ locker genommen. Genervt hat uns eigentlich diesbezüglich mehr, dass die Lifte einerseits schon sehr spät öffnen, dies dann aber auch noch mit einigen Minuten Verspätung tun, während sich schon lange Kolonnen stauen. Sowas passt schon ein erstes Mal in mein Vorurteils-Bild von ça-m'est-égal-Franzosen, das ich von meinen bisherigen Frankreich-Besuchen im Sommer oder per Motorflugzeug erhalten hatte.
Was wir allerdings überhaupt nicht erwartet hatten, ist die miserable Schneelage. Zum einen gingen wir aufgrund der guten Schneelage in Graubünden, das den Schnee oft auch aus Westen erhält, davon aus, dass es hier mindestens gleich viel Schnee haben müsste. Zum anderen ist die Höhenlage hier doch komfortabel, sodass der Niederschlag doch weitgehend als Schnee hätte fallen sollen. Scheint nicht so. Grüne Hänge bis weit hinauf. Schon bei der Anfahrt heute frühmorgens sahen wir viele braune und nicht frisch präparierte Pisten. Und was am bedenklichsten ist, selbst unzählige beschneibare Pisten sind in miserablem Zustand mit Steinen, braunen Flecken oder gänzlich bräunlicher Farbe. Was um Himmels willen haben die hier während der doch recht langen Kälteperiode im Januar gemacht? Die Seen sind zu 3/4 voll. Will man hier Geld sparen oder ist man einfach viel zu faul? Das ärgerte uns doch ziemlich. Und wenn es mit den Temperaturen so weitergeht, wie es ausschaut, dann prosit für diejenigen, die im März hier sein werden. Das ist eine wirklich unterirdische Leistung. Vor allem wenn ich dran denke, wie gut ich im Dezember ohne eine Flocke Naturschnee in den Dolomiten Skifahren konnte. Mein Bild der Franzosen bestätigte sich hierbei zum zweiten Mal. Und ski-andy kam es dann auch noch arg zu spüren, wohlgemerkt auf eigentlich beschneiter Piste:
Dass es hier kaum Sessellifte mit Hauben gibt, war uns klar. Und ich bin ob der momentanen Temparaturen diesbezüglich doch sehr froh. Wie muss das hier Mitte Januar wohl gewesen sein, als -20° auf 2000m herrschten? Da hätte ich nicht auf den luftigen Dingern sein wollen. Überrascht war ich dann aber doch ob der vielen ziemlich abgefackten, gealterteten Liften, auch wenn sie gute Kapazitäten aufweisen. Und daneben dann doch noch einige altertümliche Schlepper. Nun kann ich j-d-s' Loblieder auf die 3V grad gar nicht mehr verstehen. Solch alte Anlagen gibt es in grossen Gebieten Graubündens längst nicht mehr. Welch eine Wohltat war der St.Martin-Express mit seiner topmodernen Doppelmayr-KSB. Ein ziemlicher Einzelfall. Ok, klar, Poma sieht von Haus aus einfach schon mal schrottiger aus als seine zwei grossen Mitbewerber...
Und noch weniger begreife ich nun das ewige Gebashe über die Schweizer Preise. Das was hier abgeht, haut selbst uns Schweizer aus den Socken. Alles völlig überteuert, unser kurzer Drink am Altiport Courchevel ist offenbar kein Einzelfall:
Wir Schweizer verdienen gut und sind uns einiges gewohnt, aber wir werden die nächsten Tage wohl auf einiges verzichten müssen und zu Klowasser-Trinker werden...

A propos Hotel: Auch hier sind die Franzosen weit entfernt von dem, was wir uns in AT und IT gewohnt sind: schluddrig, überteuert, lieblos, wenig komfortabel. Wir leisteten uns ein 4*-Hotel, das schon mal deutlich teurer ist, als unsere 4*S-Lieblingshotels in Alta Badia, Tuxertal und Sölden und erhalten dafür massivst weniger. Ok, Jause kennt man hier nicht, aber ein Ambiente eines Restaurants wie ein Bahnhofbuffet, eine Mini-Wellnessanlage, bei der eine der nur grad zwei Anwendungen (so wie es aussieht) schon seit langem defekt ist und ein äusserst kleines Zimmer müsste nicht sein. Schade. Gegessen haben wir aber sehr gut und die Lage unseres Zimmers mit Balkon direkt neben der Piste ist toll.
Tja. War es ein Fehlentscheid, hierher statt in die Dolomiten zu gehen? Ja und nein. Wir wollten die 3V unbedingt mal kennenlernen, insofern nein. Aber wenn man wehmütig an die dortigen tollen Urlaube (auch mit kaum Schnee) denkt, dann schon. In jedem Fall sind wir uns nach einem Tag und wenigen Stunden im Hotel schon einig, dass wir das nächste Mal wieder in die Dolos gehen und die 3V wohl nie mehr auf unserer Ferienliste stehen werden. Kommt nämlich noch was dazu: Es ist schon fast unglaublich, wie viele Lifte und Pisten (wenn sie denn offen/gut wären) es hier hat, aber insgesamt ist das Skigebiet sehr kompakt, halt einfach diese drei Täler, die wir an einem Tag schon fast abgefahren haben. In den Dolomiten gibt es unzählige Touren, die man machen kann. Die Sella Ronda ist ja nur ein kleiner Kern des Ganzen. Dort muss man nie mehr als einen Tag am selben Ort fahren.
Nun hoffen wir, dass das Wetter etwas mitmacht und es morgen den einzigen Schlechtwettertag gibt, sodass wir das Beste aus dieser Situation machen können. Einige Pisten sind ja durchaus sehr gut und machen Spass, wir müssen sie nur (wieder) finden. Nachfolgend die Tagesberichte:
Donnerstag 23.2.17:
Gefahrene Lifte:
Doron
Mont de la chambre
Sunny Express
Becca
Roc 2
Granges
Teppes
Tougnete 2
Tougnete 2
St.Martin 1
St.Martin Express
St.Martin Express
Plan de l'homme
Saulire Express 1+2
Saulire Express 2
Chanrossa
Ariondaz
Signal
Chapelets
Aguille du fruit
Pralong
Suisses
Plattières
Plattières 3
Bruyères 1+2
Funitel Peclet
Glacier
Plein Sud
Wetter:
Zu Beginn strahlender Sonnenschein, ab Mittag zeitweise etwas dichtere hohe Wolkenfelder, aber immer gute Sicht. Sehr warm.
Andrang:
Siehe oben. Menuires/Thorens sehr voll, sonst ok
Pistenqualität:
Bis auf wenige Ausnahmen ziemlich mau. Siehe oben.
Bilder:
Nachdem wir in einem günstigen 2*-Hotel in Ugine für je 30.- übernachtet hatten (Preis-Leistung war in Ordnung) checkten wir bereits um 8.15 im Hotel Les Val Thorens ein. Sowas ist man sich offensichtlich nicht gewohnt und verursachte etwas Kopfzerbrechen, aber wir standen dann doch kurze Zeit später etwas zu früh auf der Piste und machten uns auf die Suche, ob es einen Lift gibt, der vor 9 Uhr läuft:
Nix is. Hier geht vor Punkt 9 Uhr gar nix, resp. sogar noch einige Minuten später erst:
Die Piste Douillet sah schön und unverspurt aus, doch leider war sie schlecht präpariert resp. im Mittelteil gar nicht. Kein guter Start.
Zweitweise sah es sehr winterlich aus. Ich mochte auch nicht wirklich Bilder machen von braunen Pisten und grünen Hängen. Vermutlich wird das hier zu Unverständnis führen.
Für ski-andy war so ein Stangenschlepper eine neue Erfarung (Teppes):
Blick nach Méribel, dahinter der Mont Blanc:
Die neue Piste Jerusalem. Im Mittelteil katastrophal.
Saint Martin
Endlich mal ein wirklich moderner Lift:
Die Piste Pramint war sehr schön. Phasenweise leider auch hier etwas bräunlich und einige apere Stellen.
Blick Richtung Saulire
Die Piste des Tages: Combe tougnete. Leer, perfekter Schnee, ein Carvingtraum. Wenn man nicht über 10min am Tougnete 2 hätte anstehen müssen, wären wir sie mehr als nur 2x gefahren. Unglaublich wie schlecht der Lift trotz riesiger Kolonne gefüllt wird, reihenweise Sessel mit nur zwei bis vier Personen und kein Liftangestellter, der sich darum kümmert (Franzosen zum 4.) oder geschweige denn eine Singleline.
Ob die Lanzen im kalten Januar verstopft waren?
Knackig, diese schwarze und gute Verhältnisse am Saulire 2, wenn der abgeblasene und minenfelderinnernde Einstieg bei den roten und blauen Pisten nicht wäre.
Die Creux hatte einige eisige Flächen und sonst viele Buckel, war aber immer noch die beste hier Richtung Osten, die anderen waren aper oder braun. Das Niveau der Skifahrer ist sehr niedrig. Uns stört das nicht, stehende Objekte haben wir lieber, aber es fällt auf, kaum einer carvt und es legen sich die Leute hin, dass es kaum zu glauben ist.
Als Gletscherpilot faszinierte mich natürlich vor allem der Altiport. Cool, da will ich auch mal landen (darf ich mit meiner Lizenz ja sogar). Mir graust es aber vor der Landetaxe schon jetzt.
Weiter ging es Richtung Courchevel-Moriond, war gut zu fahren:
Signal
Chapelets oben etwas hart, unten etwas bräunlich:
Hier das eklusive Fanta. Zumindest war die Sicht für einen Piloten den Preis wert.
Nochmal, faszinierte mich, wie man sieht:
Vizelle war defekt, also ging es mit Suisses hoch und hinten wieder runter:
Jetzt weiss ich auch, wofür die gelben Fahnen stehen:
Da ist was los!
Zurück zu unserem Hotel...
Aber bevor wir enden, doch noch eine Fahrt auf den Peclet...
...bevor wir die Sonne auf unserem Balkon geniessen. Dass wir dies schon eine Stunde vor Betriebsschluss tun, sagt relativ viel für die, die uns kennen...