Anfahrt: Argentière - Chamonix - Montblanc-Tunnel - Courmayeur/Dolonne in 0:45 h
Wetter: Schön, aufkommende Quellwolken, +15 bis +5°C
Schnee: 5 bis 150 cm Nass- und Altschnee je nach Höhenlage
Anlagen in Betrieb: Alle außer Aussichts-PB Youla-Arp wegen beginnenden Föhnsturms
Wartezeit: PB Youla 20 min, sonst keine
Gefallen: Tolles Panorama der Montblanc-Südwände mit Miage- und Brenvagletscher, Piste Youla, Pisten Val Vény
Nicht gefallen: Lächerliche Kapazität der PB Youla, Liftschluss Sektor Checrouit bereits um 16 Uhr
Bewertung: 5 von 6 Punkten
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Dieser Beitrag ist Bestandteil des Reports über meine viertägige Skifahrt vom 16. bis 19. März 2017:
Les Diablerets / Glacier 3000 16. März 2017
Leysin 16. März 2017
Chamonix / Grands Montets 17. März 2017
Courmayeur / Val Vény 17. März 2017
Via Lattea / Montgenèvre und Clavière 18. März 2017
Via Lattea / Sestrières - Sauze d'Oulx - Sansicario - Pragelato 19. März 2017
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Nachdem ich aus der Ohnmacht vom Bezahlen der Gebühr für den Montblanc-Autotunnel wieder zu mir gekommen bin und das Tunnelportal verlassen habe, geht es in Courmayeur zur EUB im Ortsteil Dolonne. Die ist nämlich die einzige der drei Zubringerbahnen des Skigebiets Val Vény, die eine Talabfahrt hat. Bei den anderen beiden muss man die Talfahrt per Bahn antreten, was ich nicht mag. Das Navigationssystem betätigt sich als Clown und schickt mein Auto durch Hinterhöfe und über eine schmale Holzbrücke (!) zielsicher exakt zur Talstation, nur kann man hier leider nicht parken. Das geht erst einige Etagen tiefer. Der Skigast darf dann nach Eintreten in einen Fußgängertunnel sieben Etagen Aufzug fahren, bis er vor der EUB steht. Erfreulicherweise verkauft die Seilbahngesellschaft Stundenkarten, was gut zu meinem nachmittäglichen Zeitbudget passt.
Oben auf Plan Checrouit angekommen stelle ich fest, dass es sich hier um dasjenige Webcammotiv des Panomax-Screensavers handelt, das ich bislang nicht einordnen konnte. Natürlich möchte ich sofort mit der EUB Checrouit weiter hinauf, um zur Pendelbahn Youla zu gelangen. Doch die EUB-Talstation ist so dämlich gelegen, dass man zuerst die KSB Pra Neyron nehmen muss, will man nicht durch den Sulzmatsch aufsteigen. Immerhin steht man an der Bergstation Pra Neyron erstmals Angesicht zu Angesicht mit den steilen Montblanc-Südwänden, ihren kurzen Gletschern und dem Dent du Géant. An der Bergstation der EUB Checrouit mache ich große Augen. Ich hatte für die Weiterfahrt nach Youla eine moderne Pendelbahn erwartet, aber hier fährt noch die klassische 1960er Jahre-Bahn von Ceretti & Tanfani mit 20-Personen-Kabinen - keine Ahnung, warum. Das resultiert in der nächsten Pendelbahn-Warteschlange des Tages. Abermals komme ich nach rund 20 Minuten Wartezeit als Letzter durchs Drehkreuz.

An der Bergstation legt der Föhnsturm los, der das schlechte Wetter des Folgetages anführt. Mächtig schaukelt die alte Kabine auf den letzten rund 300 Metern ihrer Trasse und eckt bei der Stationseinfahrt unangenehm an. Gern würde ich noch 130 Meter weiter hoch zur reinen Aussichtsstation Arp auf 2755 m fahren, aber die höchste Sektion, auch so ein kleiner Pendelbahn-Dinosaurier, ist bereits sturmbedingt geschlossen. Nur die Bergstationsbesetzung fährt noch in der schlingernden Kabine herunter. Ob die frühere Arpetta-Route von dort oben nach Dolonne noch befahren wird, weiß ich nicht. Die hatte vor Jahrzehnten sogar mitten im Nirgendwo einen kurzen Skilift stehen, um einen Zwischenaufstieg zu ersparen.
Die schöne rote Abfahrt von Youla mit Blick zum Montblanc, ins Val Vény und auf seinen Gletscher setze ich an der Sesselbahn Gabba fort, bevor es an der Sesselbahn Bertolini vorbei hinunter ins Val Vény in Richtung Zerotta geht. Um die landschaftliche Impression zu vertiefen, bietet sich eine Fahrt mit der alten, arg langsamen Sesselbahn Peindent an, dann fahre ich über deren rote Waldabfahrt in schönster Nachmittagssonne bis ganz hinunter in den Talboden des Val Vény nach Zerotta. Die Sesselbahn Zerotta fährt bis 16:30 Uhr - guter Service! Also werden die Bahnen auf Plan Checrouit ja wohl mindestens auch so lange fahren, denke ich ... um dann einige Minuten später vor der verschlossenen Tür der EUB Checrouit zu stehen, die doch nur bis 16 Uhr fährt. Was das soll, habe ich nicht verstanden. Bis ich über eine Fahrt mit der noch laufenden KSB Pra Neyron wieder Höhe gewonnen habe, sind die anderen Bahnen am Hang auch geschlossen. Die angedachte Fahrt mit dem Schlepplift Le Greye schaffe ich darum nicht mehr, schade. Also fahre ich über den nassen Kunstschneestreifen der leeren, bereits teilabgetauten Talabfahrt hinunter nach Courmayeur in den Ortsteil Dolonne. Meine Skifahrt findet ihre Fortsetzung in die Via Lattea westlich von Turin, wo mehr Schnee liegt als in den mittelmeernahen Alpi Mondovi, die in fast derselben Fahrzeit zu erreichen wären. Im Gebiet der Via Lattea war ich Ende der 1990er Jahre mit meinem Vater zum Bergwandern, aber es wird mein Erstbesuch mit Ski.
Fazit:
Das Skigebiet Val Vény in Courmayeur ist wegen des tollen Montblanc-Panoramas und der landschaftlichen Impression des Val Vény unbedingt einen Besuch wert, vielleicht als Tagesausflug von Chamonix oder als Station einer Skigebiete-Tour. Für einen mehrtägigen Urlaub ist es aber viel zu klein und bietet aber zu wenig Abwechslung. Allein auf Plan Checrouit stehen 7 der 13 Beschäftigungsanlagen Courmayeurs samt Abfahrten quasi auf nur einem Hang. Und auch wenn ich großer Fan alter Seilbahnen bin - vielleicht sollte die Val Vény-Seilbahngesellschaft mal über einen Ersatz der Pendelbahn Youla mit einem kapazitätsstärkeren Nachfolger nachdenken.
Fotos:
Blick von der EUB-Talstation in Courmayeur-Dolonne zur Südwand des Montblanc-Massivs mit dem Gent du Géant ganz links.
EUB von Dolonne hinauf zum Plan Checrouit. Im Tal auf 1200 m ist bereits der Frühling eingekehrt.
Blick aus der EUB Dolonne auf die noch offiziell geöffnete Talabfahrt. Dort fährt gerade die Pendelbahn aus Courmayeur-Zentrum zum Plan Checrouit hoch.
Plan Checrouit, die Schaltzentrale des Skigebiets Val Vény von Courmayeur. Dass an diesem Hang gleich 7 der 13 Beförderungsanlagen des Skigebiets stehen, macht es nicht vielfältiger.
Um überhaupt zur weiterführenden EUB Checrouit zu gelangen, muss man erst mal die KSB Pra Neyron nehmen, wenn man sein Equipment nicht 200 m durch den Sulzmatsch schleppen will. Schlecht geplant!
Aber an der Bergstation Pra Neyron wird man mit diesem schönen Blick auf die Montblanc-Südwand belohnt.
Etwas weiter östlich zieht der mächtige Brenvagletscher zu Tal. An dem Hang dahinter fährt die italienische Funivia Monte Bianco von der Mittelstation Pavillon zur Punta Helbronner hoch. Man erkennt eine Stütze im Schneefeld. Dort kann man mit Bergführer auf Ski nach Courmayeur abfahren.
So sieht das im Zoom aus. Oben die futuristisch gestaltete, arg überdimensionierte Bergstation Punta Helbronner, rechts das Refugio Torino. Die Hütte wird heute nicht mehr separat per Seilbahn angefahren. Früher waren es drei Pendelbahn-Sektionen, heute sind es nur noch zwei. Unter dem Rifugio Torino sieht man die Stationsreste der Vorgängerseilbahn.
Zoom hinüber zur Mittelstation Pavillon der italienischen Funivia Monte Bianco, leider etwas unscharf geworden. Vor 30-40 Jahren gab es dort auf 2100 m sogar einen Schlepplift und eine offizielle Talabfahrt nach Courmayeur-Entrèves.
Abfahrt von Pra Neyron zum Plan Checrouit.
Skihang von Plan Checrouit mit der EUB und Blick hinunter nach Courmayeur.
EUB Checrouit. Links davon der Schlepplift Le Greye. Da die EUB schon um 16 Uhr schließt, bin ich leider nicht mehr hingekommen.
Natürlich möchte ich zum höchsten Punkt des Skigebiets, der Cresta Youla, und wenn möglich noch eine Etage höher zum reinen Aussichtspunkt Cresta d'Arp. Auf die EUB Checrouit folgt die klassische Uralt-Pendelbahn Youla von 1961 aus dem Hause Ceretti & Tanfani. Kleines Problem: Pro Fahrt werden nur 17 Skifahrer in die kleinen Kabinen gelassen, darum gibt es leider erhebliche Wartezeiten - bei mir 20 Minuten.
Rückblick aus der Bergstation Youla auf die Pendelbahntrasse. Links der Bildmitte zieht sich der Brenvagletscher ins Val Vény, darüber steht der Dent du Géant. Auf dem letzten Trassenstück zwischen Stütze und Bergstation braust mächtig der Föhnsturm, bringt das kleine Gondelchen ins Schaukeln und lässt es bei der Einfahrt unsanft mit dem Perron kollidieren.
Von der Cresta di Youla ginge es noch eine Etage weiter hinauf zum Aussichtspunkt Cresta d'Arp. Von dort gibt es keine Skiabfahrt, nur eine Skiroute auf der Rückseite zurück nach Courmayeur.
Super Blick von der Cresta di Youla hinunter ins Val Vény zum Miagegletscher, größter Gletscher Italiens, der kaum schrumpft und seine Moränen gut ausfüllt. Unten wird er durch seinen eigenen Schutt in zwei Zungen geteilt. Oben rechts der Montblanc-Gipfel.
Die höchste Pendelbahnsektion zum Aussichtspunkt Cresta d'Arp ist bei meinem Besuch bereits föhnsturmbedingt geschlossen, nur die Bergstationsbesetzung fährt noch runter. Die Kabinen dieser Bahn sind noch kleiner. Auch sie ist von Ceretti & Tanfani, aber von 1963. Darum auch die typische Italo-Ästhetik des Stationsgebäudes mit Sichtbetoncharme.
Tolle Abfahrt Youla, macht Spaß!
Rückblick über die Abfahrt Youla zur gleichnamigen Pendelbahnstation.
Noch einmal das kleine Ölsardinenkabinchen in sturmbedingt gebremster Fahrt.
Von der Youla-Abfahrt kann man auf die Piste der Sesselbahn Gabba abzweigen, deren Bergstation hier vor den Montblanc-Wänden steht.
Die Gabba-Abfahrt führt durch lockeren Lärchenwald gegenüber dem mächtigen Montblanc-Südabsturz.
Oberhalb der Talstation der Sesselbahn Gabba gibt es noch einmal einen Blick auf den Miagegletscher.
Natürlich nehme ich auch die Abfahrten hinunter ins Val Vény mit und lande zunächst an der alten DSB Peindent.
Deren oberstes Trassenstück macht sich gegen die Montblancwände ziemlich gut ...
... und ihre Abfahrt erst recht.
Anschließend geht es ganz hinunter ins Val Vény zum tiefsten Punkt dort, der Sesselbahn Zerotta.
Letzter Blick vom Ausstieg der Sesselbahn Zerotta ins Val Vény zum Miagegletscher, bevor ich nach links zurück in den Sektor Checrouit fahre. Hier sieht man besonders gut, wie die beiden Gletscherzungen das Val Vény weitgehend füllen. Hinter dem Gletscher haben die Moränen sogar einen kleinen See geformt. Der "Stau"see, der einst hinter dem Gletscher im Val Vény lag, ist längst wieder verlandet.
Zum Sektor Checrouit quert man an dieser Alpsiedlung vorbei.
Letzte Abfahrt an der EUB Checrouit entlang, die kurz nach 16 Uhr leider schon geschlossen ist und leer gefahren wird.
Infrastruktur auf Plan Checrouit.
Italienischer Après-Ski auf Plan Checrouit steht österreichischem zumindest in der Lautstärke in nichts nach.
Nach Liftschluss geht es auf die wirklich noch offiziell geöffnete Talabfahrt nach Dolonne, die sich zunächst in Serpentinen nach unten windet.
Größtenteils lässt das Kunstschneeband das auch noch zu, nur an wenigen Stellen wird es knifflig.
Die letzten 300 Meter der Talabfahrt in Dolonne. Man kam tatsächlich bis zur EUB-Talstation durch.