Heute ging es zu einem Ausflug ins nahe Ridnauntal, an dessen Talschluss über Jahrhunderte der Bergbau blühte. Die Ausmaße des Bergbaus am Schneeberg sind gewaltig, ich versuche hier, einen kleinen Einblick zu bieten. Das Abbaugebiet, der Schneeberg, liegt dabei zwischen dem Passeiertal und dem Ridnauntal und erlebte bereits um 1500 seine Blüte. In dieser Zeit entstand oberhalb des Passeiertals die Siedlung St. Martin am Schneeberg, wo die Knappen wohnten.
Ab dem Jahr 1870 begann man mit dem Abbau von Zinkblende, gleichzeitig entstanden in Maiern, also am Talschluss des Ridnauns, Knappenwohnungen und Werkstätten, ebenso eine große Erzaufbereitungsanlage, die auch heute noch in weiten Teilen erhalten und als Museum eingerichtet ist. Das Bergwerk war zu dieser Zeit eines der bedeutendsten in Europa. 1967 wurde ein großer Teil der Siedlung in St. Martin durch einen Brand zerstört, von da an wohnten die Knappen im Ridnaun und fuhren mit der Kabinenbahn bis zum Poschhaus und anschließend weiter durch den Stollen zum Schneeberg. Die Kabinenbahn wurde bereits 1966 von Leitner errichtet. Es handelt sich um eine fix geklemmte EUB, die auch heute noch steht. Ebenfalls erhalten ist eine Materialseilbahn auf ähnlicher Trasse, die aber bereits aus dem Jahr 1925 stammt. Sie führte ursprünglich noch weiter über die Schneebergscharte bis nach St. Martin, dieser Teil ist aber nicht mehr erhalten. Die Materialseilbahn ersetzte die Schneeberger Erz-Übertage-Förderanlage, der ehemals weltgrößte Anlage auf Schienen. Zur Förderanlage ein Auszug aus der Infotafel, die Kerker bereits in seinem Bericht von der Alpenüberquerung letzen Sommer zitierte, ich übernehme das einfach mal, dann muss ich weniger tippen . Und es passt auch an dieser Stelle hier sehr gut.
Im Jahr 1985 wurde das Bergwerk geschlossen, die Kabinenbahn war also gerade einmal 19 Jahre in Betrieb.Kerker/Infotafel hat geschrieben:Die Anlage wurde in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts von der k.k. Bergwerksverwaltung erbaut und diente dem Transport der Silber-, Blei- und Zinkerze von den Gruben am Schneeberg bis zum Bahnhof in Sterzing. Die Gesamtlänge betrug 27,249 Kilometer, wobei es gleichzeitig einen Höhenunterschied von rund 1.900 Metern zu überwinden galt. Dies machte den Bau von zwei "Wassertonnenaufzügen" und 6 "Bremsbergen" erforderlich, auf denen die Erze über steilste Hänge nach oben gezogen bzw. nach unten gebremst wurden. Der Transport funktionierte nur mit Gegengewicht, wobei man bei den Aufzügen Wassertonnen verwendete, bei den Bremsbergen hingegen lud man als Gegenfracht vorwiegend Lebensmittel oder andere Verbrauchsgüter auf, die am Schneeberg benötigt wurden. Von einem Bremsberg zum nächsten führten "Flachrollbahnen". Das sind fast eben verlaufende Gleisstrecken, auf denen Pferde die Erzwagen zogen. An ausgeklügelten Stellen entlang der Strecke wurden massive Erzkästen zur Zwischenlagerung der Erze errichtet. So konnten auch nur Teile der gesamten Transportanlage, je nach Jahreszeit, in Betrieb genommen werden. Die gesamte Übertage-Förderanlage wurde in beeindruckendem Trockenmauerwerk ausgeführt und war bis etwa 1925 in Betrieb. Nur der Seemoser Wassertonnen-Aufzug war bis 1967 in Funktion. Die aufgelassene Anlage stellt heute ein einmaliges Denkmal dar und ist von Seemoos bis nach Mareit noch gut sichtbar. Vor dem Bau der beschriebenen Anlage erfolgte der Erztransport Jahrhunderte hindurch mit Saumtieren und Fuhrwerken, später mit Seilbahnen und Lastwagen.
Der Erhalt der Anlagen ist wahrscheinlich auch dem Bergbaumuseum zu verdanken, das die ganze Geschichte des Bergbaus am Schneeberg aufbereitet hat und sich für den Erhalt der Anlagen einsetzt. Außerdem gibt es immer wieder Hinweisschilder und gut markierte Wege entlang der Transportstrecken. In den Sommermonaten gibt es außerdem Touren von Maiern hoch zum Schneeberg mit Fahrten durch die alten Stollen.
User Kapitaen war bereits 2008 vor Ort und lieferte einige interessante Bilder von der Talstation in diesem Bericht, Bilder der Trasse sowie der Bergstation gibt es aber bisher meines Wissens nicht im Forum.
Mein Plan für heute war, einen Teil der alten Geschichte zu erleben, die Seilbahnen zu dokumentieren sowie so weit wie möglich Richtung St. Martin zu kommen, wobei man dafür leider auf ca. 2.700 Meter aufsteigen muss. Wie erwartet ging es ab ca. 2.350 Metern nicht mehr großartig weiter, weil die Schneemengen einfach noch zu groß waren. Trotzdem konnte ich schon einen ganz guten Einblick in die Dimension des Tagebaus bekommen, auch wenn die Siedlung St. Martin sicherlich ebenfalls sehr interessant ist.
Streckendetails:
Länge: 16,7 km
Dauer: 4 Stunden 45 Minuten
Höhenmeter: 973 m
Höchster Punkt: 2.362 m
Höhenmeterdiagramm
Eine kleine Übersicht über den Aufbau des Bergwerks auf der Ridnauner Seite zusammen mit meiner gegangenen Strecke:
Bilder:
^^Museum am Talschluss des Ridnauns
^^Blick auf das Museum, rechts die Talstation der Materialseilbahn
^^Kabinenbahn
^^Noch einmal die Talstation der Materialseilbahn
^^Talstation der Kabinenbahn
^^Blick auf den unteren Teil der Trasse, insgesamt ist die Bahn stolze 3,8 Kilometer lang
^^Talstation, schöne Farbe der Rollenbatterien
^^Leider komplett verriegelt, es gab vor allem in den ersten Jahren nach Einstellung des Bergbaus viel Vandalismus und Plünderung
^^Ridnauntal
^^Nochmal die Talstation der MSB
^^Materialseilbahn und Kabinenbahn
^^Tolles Wetter hatte ich noch dazu, zumindest am Anfang
^^Talstation der Kabinenbahn
^^Die beiden Bahnen begleiten mich nun lange Zeit beim Aufstieg
^^Mittlerweile holt die Natur sich die Trasse wieder zurück
^^Blick hoch zur MSB
^^An der MSB hängen noch viele Gehänge
^^Auf dem Hinweg wählte ich den Weg entlang der alten Förderanlage, zurück ging es dann über den Fahrweg. Der Hinweg hat den Vorteil, dass man immer kurze steile Aufstiege hat, danach aber lange Zeit eben laufen kann. Hier der Kohlboden Bremsberg.
^^Tolle Stimmung, und ich war mal wieder allein unterwegs, erst gegen Mittag traf ich vereinzelt Wanderer
^^Oben angekommen, Blick auf den Bremsberg
^^So sah es früher aus
^^Nun geht es auf der unteren Pferdebahn ohne Steigung weiter
^^Nur diese umgestürzte Baumgruppe musste umgangen werden
^^War etwas umständlich, da Ausweichen schwer möglich war, so musste ich etwas balancieren und auch die Hände zur Hilfe nehmen
^^Untere Pferdebahn, noch gut erhalten
^^Blick hoch zur MSB
^^Nun ging es auf dem nächsten Bremsberg hinauf, dem Kohlwald Bremsberg
^^Kabinenbahn
^^Und nochmal die MSB
^^Kabinenbahn
^^Aufstieg am Kohlwald Bremsberg
^^Hier gab es wohl eine Zwischenstation, das Gelände gab ein Queren dorthin aber leider nicht her
^^Toll, dass die Bahnen noch stehen und erhalten sind
img]https://abload.de/img/040paufv.jpg[/img]
^^Angekommen an der mittleren Pferdebahnstrecke
^^Zwischenstation
^^Zoom zu einem Gebäude, das verdächtig nach einer weiteren Zwischenstation aussieht. Liegt oberhalb des heutigen Endes der MSB, aber sie führte ja früher weiter hoch. Hier bin ich mir aber nicht sicher.
^^Mittlere Pferdebahnstrecke
^^Teilweise mussten einzelne Schneefelder gequert werden
^^MSB und Kabinenbahn
^^Blick zu den heutigen Bergstationen
^^Ehemalige Zwischenstation der MSB
^^Bergstation der Kabinenbahn
^^MSB
^^Anschließend führte der Weg durch dieses Gebäude hindurch
^^Im Gebäude
^^Blick nach unten, da müsste auch die Bergstation der MSB irgendwo liegen, leider kam man nicht weiter runter
^^Wieder außerhalb des Gebäudes, Blick auf MSB und Kabinenbahn
^^Ausgang des Gebäudes
^^Nach kurzem Weg erreicht man den Eingang des Poschhaus-Stollens, rechts daneben der Kasten Bremsberg, über den ich weiter aufstieg
^^Kasten Bremsberg
^^Noch einmal der Blick zu dem verdächtigen Gebäude
^^Nach dem kurzen aber steilen Aufstieg erreicht man die obere Pferdebahnstrecke
^^Blick zurück auf den Kasten Bremsberg
^^Moarerbergalm, dahinter das Poschhaus
^^Blick hinein ins Tal
^^Ich verließ nun die Pferdebahnstrecke, um zur Schneebergscharte aufzusteigen
^^An einem kleinen See, hinten evtl. eine Stütze der ehemaligen MSB hoch zur Scharte
^^Blick zurück vom weiteren Aufstieg, der Schnee wurde langsam mehr
^^Blick rüber zum Lazzacher Bremsberg
^^Und hoch zur Scharte, nachdem ich aber teilweise bis zu den Knien im Schnee einsank kehrte ich um
^^Blick runter zum Eingang des Stollens, den nahmen die Arbeiter um von der Bergstation der Kabinenbahn zum Schneeberg zu gelangen
^^Kasten Bremsberg, oben sehr steil, danach ging es
^^Wieder unten, jetzt wählte ich den Weg über die Fahrstraße, über die im Sommer auch Busse hoch zum Stollen fahren
^^Die Bergstation der Kabinenbahn ist zum Glück längst nicht so verriegelt, deshalb konnte ich einen Blick hinein werfen
^^Kabinenbahn und MSB
^^Bergstation, die Kabine hinten links war leergefegt
^^Umlenkscheibe
^^Kabinenbahn
^^Abschlussbild von der MSB