Anfahrt: Martigny - Argentière in 0:40 h
Wetter: wolkenlos, +15°C bis -2°C
Schnee: 20 bis 250 cm Nass- und Altschnee je nach Höhenlage
Anlagen in Betrieb: Alle
Wartezeit: PB Lognan 20 min, PB Grands Montets 45 min, sonst keine
Gefallen: Gigantischer Skiberg mit langen, teils anspruchsvollen Abfahrten über echte 2000 Höhenmeter, Gletschernähe, Panorama der Montblancgruppe.
Nicht gefallen: Wartezeiten an den Pendelbahnen wegen zu schwacher Kapazität
Bewertung: 6 von 6 Punkten
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Dieser Beitrag ist Bestandteil des Reports über meine viertägige Skifahrt vom 16. bis 19. März 2017:
Les Diablerets / Glacier 3000 16. März 2017
Leysin 16. März 2017
Chamonix / Grands Montets 17. März 2017
Courmayeur / Val Vény 17. März 2017
Via Lattea / Montgenèvre und Clavière 18. März 2017
Via Lattea / Sestrières - Sauze d'Oulx - Sansicario - Pragelato 19. März 2017
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Nach der Hotelübernachtung in Martigny geht es am Tourfreitag weiter nach Chamonix. Dort möchte ich unbedingt im Skigebiet Grands Montets fahren. 1996, also 21 Jahre zuvor, war ich mit den Eltern in Chamonix, und die Grands Montets waren klar das eindrucksvollste und anstrengendste Skigebiet - neben der Aiguille du Midi, versteht sich, aber die fällt in die Kategorie Tourenabfahrt. 2000 Höhenmeter, viele schwarze Abfahrten und Gletscherkontakt sprechen für sich. Obwohl ich vor neun Uhr eintreffe und die Bahn offiziell erst ab neun Uhr fährt, gibt es bereits 20 Minuten Wartezeit an der Pendelbahn nach Lognan, die ich gern benutzen möchte. Immerhin komme ich als Vorletzter durchs Drehkreuz. Doch damit ist klar, dass es mit der Wartezeit für die Pendelbahnfahrt von Lognan hinauf auf 3275 m nicht anders sein wird. Tatsächlich muss ich hier ca. 45 Minuten warten, habe aber abermals Glück und bin diesmal der letzte, der noch durchs Drehkreuz kommt. Die Beförderungskapazitäten der Pendelbahnen von Grands Montets gehen leider klar am Bedarf vorbei.
Bei der Pendelbahn zur Bergstation Grands Montets entsteht der Eindruck, sie würde von den Taliban betrieben, jedenfalls befindet sich in der Warteschlange und in der Kabine, mit der ich hochkomme, keine einzige Frau. Stattdessen fahren jede Menge berucksackte Kerle mit Geländeski, Seilen und Klettergeschirren hoch. Oben dann der gigantische Eindruck Face-to-Face mit der Aiguille Verte, die als Viertausender nur 900 Meter höher ist - theoretisch eine Tagestour-Distanz. In den 1960er oder 1970er Jahren stand hier mal ein paar Jahre lang ein Gletscherskilift, kaum zu glauben. Aber da war das Eisniveau sicherlich noch 50 Meter höher. Heute geht es von der Bergstation im starken Wind zunächst eine ganze Orgie von Stahltreppen hinab, bevor die Ski angelegt werden können.
Noch ein kurzer Blick zum nahen Montblanc, dann geht es auf die Abfahrt Point de Vue, die ihren Namen nicht umsonst hat, fährt man hier doch einige Zeit direkt neben dem Glacier d'Argentière entlang und kann in dessen Séracs schauen. Natürlich führt das zu einem Fotostopp nach dem anderen. Einige Gruppen fahren mit Guide über den Gletscher ab. Wahrscheinlich gelangen sie vom Gletscher irgendwann auf die offizielle Talabfahrt.
Wegen der enormen Warteschlange an der Mittelstation für die Bergfahrt nach Grands Montets erübrigt sich leider eine zweite Fahrt dort hinauf. Also geht es auf die Runde durchs übrige Skigebiet, das sich großenteils ebenfalls sehen lassen kann. Toll sind die Abfahrten der Sesselbahn Herse und die schwarze Abfahrt Chamois der EUB Bochard. Wozu es den Hang Retour Pendant als Fortsetzung der Chamois-Abfahrt gibt, habe ich nicht verstanden. Ein Ziehweg ins Nichts passt nicht zu den Grands Montets. Nach kurzen Ergänzungsabfahrten auf den Pisten der Sesselbahnen Tabé und Marmottons geht es auf die Talabfahrt, die im unteren Teil bei rund +15°C arg weich ist.
Das Fahren in Grands Montets war große Klasse! Aber einerseits möchte ich an diesem Tag autofahrerisch möglichst schon weiter nach Süden kommen, andererseits noch mehr sehen, wenn ich schon am Montblanc bin. Also geht es weiter durch den Montblanc-Autotunnel nach Courmayeur ins Skigebiet Val Vény, wo ich noch nie Ski gefahren bin. Bei unserem Familienurlaub 1996 in Chamonix war auf der italienischen Seite schlechtes Wetter, also fuhren wir nicht hin.
Fazit:
Trotz nervig langer Pendelbahnwartezeit hat sich der Ausflug nach Grands Montets mehr als gelohnt. Durch die riesige Höhendifferenz, die anspruchsvollen Abfahrten, das Panorama und die Gletschernähe ist das für mich ganz klar einer der besten Skispots der Alpen.
Fotos:
Morgendliche Anfahrt von Martigny über den Col de la Forclaz und Vallorcine nach Argentière im Val de Chamonix. Hier gibt es bereits einen guten Vorgeschmack auf das Skigebiet Grands Montets mit seinen 2000 Höhenmetern. Den oberen Abschluss bilden Aiguille Verte und rechts daneben die Aiguille du Dru.
Ziemlich genau unterhalb des Gipfels der Aiguille Verte erkennt man nach längerem Hinsehen die Bergstation der Pendelbahn Grands Montets auf 3275 m. Vorn unten die Mittelstation Lognan auf 1972 m.
Hier ein Pistenplan Grands Montets, unter eingeengten Verhältnissen abfotografiert in der Mittelstation Lognan.
Talstation der Pendelbahn in Argentière. Leider reicht die Kapazität der Pendelbahn vorne und hinten nicht. Der zweite Zubringer, die EUB Plan Joran, hätte mich wahrscheinlich auch nicht viel schneller gemacht.
Gegenkabine der unteren Pendelbahnsektion.
Die zweite Pendelbahnsektion ab Mittelstation Lognan ist völlig überlaufen, Wartezeit 45 Minuten. Aber die Impression lässt schon ahnen, was oben zu erwarten ist.
Rückblick aus der Pendelbahnkabine zur Mittelstation Lognan, wo auch die Talstationen von EUB Bochard und Sesselbahn Herse zu sehen sind.
Keine Ahnung, warum die leere Gegenkabine bei dieser Pendelbahn so tief hängt. Unten die Orte Argentière und Tré-le-Champs.
Blick von der Bergstation Grands Montets zur direkt gegenüberstehenden Aiguille Verte. Um zu dem Sattel zu gelangen, auf dem unten die Skifahrer stehen, muss man mehr als 50 Höhenmeter Metalltreppe absteigen. Früher war der Eisstand im Sattel sicherlich viel höher.
Blick von der Bergstation Grands Montets zum Montblanc und ins Tal von Chamonix.
Zoom zum Montblanc in Schulbuchperspektive. Davor ist oberhalb der Bildmitte die Aiguille du Midi zu erkennen. Heftige Dimensionen ...
Blick ins Tal von Chamonix. Hinten ist das Skigebiet des Ortsteils Les Houches zu sehen. Am rechten Bildrand kommt die beschneite Talabfahrt Brévent herunter.
Zoom nach Les Houches ins Skigebiet Bellevue/Prarion.
Von der Bergstation Grands Montets heißt es zunächst 50 Höhenmeter bergab per Metalltreppe zu überwinden.
Dann steht man im Sattel vor der Aiguille Verte und kann zum Glacier d'Argentière schauen.
Zwischen Montblanc und Chamonix liegt hochalpines Gelände, könnte das Gletscherspalten-Warnschild meinen.
Die erwähnte Metalltreppe von unten gesehen.
Dann startet die Abfahrt Pointe Vue oberhalb des Argentière-Gletschers entlang. Der dicke Berg links mit den zwei Graten zum Gletscher ist die Aiguille d'Argentière, hinten über dem Gletscherursprung dominiert der spitze Mont Dolent.
Bis zum Tal von Chamonix ist es vom Beginn der Abfahrt Point de Vue noch ziemlich weit. In Richtung Nordwesten sind keine interessanten Berge zu sehen. Der große Berg mit der weißen Mütze auf der anderen Talseite müsste die Aiguille de la Tête Plate sein.
Rückblick zur schwarzen Abfahrt und zur Aiguille Verte.
Abfahrt überm Gletscher von Argentière mit Aiguille du Chardonnet und Aiguille d'Argentière.
Eisbruch des Glacier d'Argentière.
Die Abfahrt führt direkt oberhalb vorbei.
Eisbruch mit Tourenfahrern auf dem Gletscher und dem Mont Dolent hintendrin.
Zurück an der Mittelstation Lognan. Blick gegen die Südosthänge von Chamonix. Links der Pendelbahnkabine ist das Skigebiet Flégère zu erkennen.
Die Erkundung des restlichen Skigebiets startet mit der Sesselbahn Herse unter der Pendelbahntrasse. Im Dezember/Januar gibt es auf diesem steilen Nordhang wahrscheinlich keine Sonne.
An der Bergstation der Sesselbahn Herse steht die zweite Stütze der oberen Sektion der Pendelbahn. Vor diversen Jahren muss es irgendwo günstig weiße Farbe gegeben haben.
Abfahrt der Sesselbahn Herse, schön steil. Trotzdem fahren hier merkwürdig viele Skifahrer, deren Fahrkünste hierfür sichtbar nicht ausreichen.
Rückblick über die Piste der Sesselbahn Herse.
Dann geht es weiter mit der EUB Bochard, der zweiten "großen" Beschäftigungsanlage hier oben. Diese Doppelmayr-Bahn von 1996 ist Nachfolgerin der geschlossenen, kuppelbaren Poma-Schalen-DSB namens Pendant ... weiß nicht, wie ich eine Zweierkabine, bei der die angeschnallten Ski unten herausschauen, besser beschreiben sollte.

Bergstationseinfahrt EUB Bochard. Die Kunststoffscheiben verpassen den Stützenschäften interessante Formen ... ein Hauch von Hundertwasser.

Blick von der Bergstation EUB Bochard auf Mer de Glace, Aiguille du Midi und Montblanc.
Noch ein Zoom zum Montblanc und zur Aiguille du Midi.
Und noch einer.

Abfahrt der EUB Bochard.
Ich fahre auf die schwarze Chamois-Abfahrt, die ihre Einstufung nur im oberen Teil verdient.
Unten, in Richtung der Rückbringer-Sesselbahn Retour Pendant, ist die Chamois-Abfahrt nur noch ein Ziehweg in einen uninteressanten Geländekessel. Warum man die Sesselbahntalstation mühsam an den Hang gestellt hat anstatt die Bahn weiter nach unten in das natürliche Hochtal zu trassieren, entzieht sich meiner Kenntnis.
Superunbequem sind die Sessel der 3SB Retour Pendant von Montaz Mautino. Keine Ahnung, für wen die konstruiert wurde ... für Gremlins oder Hobbits vielleicht, Menschen passen jedenfalls nicht richtig hinein.
Auf dem Rückweg von Retour Pendant zur Mittelstation Lognan kommt man am großen Bergrestaurant Plan Joran vorbei.
Dann gibt es noch jeweils eine Fahrt mit der Sesselbahn Tabé ...
... und der alten DSB Marmottons von 1973.
Blick von der Bergstation Marmottons auf die andere Talseite ins Skigebiet Flégère von Chamonix. Der Spitze Bergkegel rechts müsste die Aiguille de la Floria sein. Darunter erkennt man den gleichnamigen Schlepplift auf den höchsten Punkt des Skigebiets.
Abfahrt an der DSB Marmottons.
Dann geht es hinunter auf die Talabfahrt ...
... nach Argentière, die bei ca. +15°C patschnass und weich ist.
Auslauf der Talabfahrt durch ein Waldstück.
Geschafft! Nun geht es weiter nach Courmayeur.
Blick aus dem Auto in Downtown Chamonix auf die steilen Montblanc-Gletscher.