
Also versuchten wirs erneut - wie am Vorabend - in der Nr. 1 am Platz (laut tripadvisor), im Ristorante-Pizzeria Cervino. Doch leider war mal wieder kein Platz frei, wir könnten aber gegen 21:00 oder 21:15 einen Tisch bekommen. Darauf nagelten wir uns nicht fest, sondern liefen noch ein wenig durch den Ort, fanden jedoch kein passendes anderes Restaurant (entweder fast schon geschlossen oder kein Essen mehr). Also gings zurück und nach 10min warten ("2 minuti"...

An diesem Abend sollte es dann doch mal keine Pizza geben. Stattdessen hatte ich Lardo (fetten Speck) mit Walnüssen und Honig als Vorspeise. Das war wirklich sehr lecker, obwohl ich sonst süß-salzig-Kombis nicht so mag. Flo hatte hingegen ein Aostataler Käsefondue, was auch sehr gut war. Meine Hauptspeise sollte dann ein Hirscheintopf sein, ich stellte mir was suppenartiges vor, aber es war eher ein dickes Goulasch, garniert mit Polenta, auch super, ebenso wie Flos kurzgebratenes Rindfleisch. Panna Cotta (sehr lecker) und Profiterole (leider etwas abgefallen im Vergleich zum restlichen Essen) rundeten den Abend ab.
Der Morgen des 6.1. begann dann dieses Mal mit packen, sollten wir doch unser Zimmer an diesem Tag räumen. Da fällt mir doch ein, dass ich noch gar nicht vom Fühstück erzählt hatte, das war nämlich auch echt putzig. Die alte Hotelbesitzerin kümmerte sich nämlich darum, während ihr Mann jeden Tag einen Riesensack Brötchen holte, den er beliebtig auf die Brotkörbe der Tische verteilte. Ansonsten gabs auf den Tischen abgepackte Marmelade, Butter, Honig, Schokocreme und Schmelz-/Frischkäse. Auf Nachfrage wurde uns dann noch jeden Tag Käse und Salami gebracht. Ebenso ein leckerer Kaffee. Relativ stillos konnte man sich den Orangensaft aus einem Tetrapack in Einweg-Plastikbecher einschenken. Soweit noch relativ unspektakulär.
Die liebe Frau meinte es aber wirklich gut mit uns: frug uns dauernd, ob wir noch was brauchten. Dann brachte sie uns meistens noch von anderen Tischen Brötchen (meistens waren wir die ersten) und schmiss sie mit einer schwungvollen Bewegung in unseren Brotkorb, fast wie ein Basketballspielerin. Auch wars nicht unüblich, dass sie mehrmals frug, ob wir wirklich keinen Kaffee mehr wollten und in das Kännchen reinschaute, dass es ja nicht zu leer wurde...

Ach ja: Heißes Wasser für die Thermoskanne hab ich auch jeden Morgen von ihr bekommen, was ich sehr nett fand.
Womit wir aber noch nicht weiter waren: wohin sollten wir eigentlich fahren? Erneut nach Valtournenche, und auf Cervinia/Zermatt hoffen oder doch nochmal nach Monte Rosa Ski. Cervinia zeigte wieder sämtliche Lifte auf "orange", das sollte aber gemäß der Erfahrung vom Vortag nicht allzu viel bedeuten. Also rief ich einfach mal an, während wir im Supermarkt Mittagessen-Verpflegung kauften. Beim 2. Versuch kam ich durch und erfuhr, dass Cervinia definitiv aufmachen wird, die Ice Area aber erst später am Tag, zunächst nur die unteren Lifte und wieder Valtournenche. Zermatt sei aufgrund von Wind aber unsicher.
Also: auch weils fahrtechnisch praktischer war gings dann tatsächlich wieder nach Valtournenche. An der Kasse ein ähnliches Spiel wie gestern, man riet uns davon ab, einen Zermatt-Pass zu kaufen. Denn selbst wenn sie öffnen, würden sie einem bei den aktuellen Bedingungen nicht raten, rüber zu fahren. Nun gut: Hauptziel der Reise nicht erfüllt, aber was solls.
An diese Tag war in Valtournenche auf jeden Fall gleich alles offen, und wir fuhren drei Mal die frisch präparierten Pisten am Bec Carre' (es waren doch einige mehr Pisten an diesem Tag präpariert).
Diese Piste war offiziell noch gesperrt, ging aber super. Gefehlt haben eigentlich nur die Randmarkierungen, was in diesem Fall aber echt egal war. Die Markierungen wurden gemächlich eingesteckt.
Es war aber definitiv gut, dort mehrere Pisten zu haben, da die Hauptpiste am Bec Carre' am vorherigen Tag schon sehr arg zerfahren war.
Danach ging das selbe Spiel wie am Vortag los: bis ganz hoch und dann wieder mal bis ganz runter und so weiter. Natürlich auch immer vor dem Hintergrund der Abwechslung und dass vielleicht dann doch irgendwann die Verbindung nach Cervinia aufmacht. Oben wars dann doch etwas wolkig, aber die Sonne schien durch.
Im Gran Sometta.
Gegen 11:00 sahen wir schon zum 1. Mal die 3-SB Goillet laufen, leider waren die Pisten aber immer noch offiziell gesperrt. Hatte sicher seine Gründe und es fuhr auch keiner einfach so nach Cervinia rüber, auch wenn das sicher gegangen wäre. Wobei man die Pisten vielleicht schon vorher hätte aufmachen können, auch wenn die Verbindung in die Gegenrichtung erst später am Tag angeboten wird.
Nun gut, da wir uns dann recht lange nur im oberen Teil aufgehalten hatten, gings nochmal bis ganz in Tal und da erschien dann Goillet als eröffnet. Also nix wie hoch und rüber! Das Wetter besserte sich zu dem Zeitpunkt auch etwas.
Die 7er-Piste (oder 7.0 oder 7.00?) war recht leer.
Daraufhin gings von Breuil ganz unten bis nach ganz oben. Bei der Gondelfahrt gabs dann auch Baguette, Wurst und Käse zu Mittag, mit Blick auf das Matterhorn, das gar nicht mehr so imposant wirkte aus dieser Höhe.
Die Anschlussgondel war dann nicht so ganz mein Favorit: in blöden kleinen Stehgondeln essen ist einfach unpraktisch. Und ellenlang und flach ist das Ding zum Laghi Cime Bianche auch noch. Überhaupt ist das mein am wenigsten liebster Lifttyp. Dann doch lieber Pendelbahnen, die fahren wenigstens schneller in der Regel.
Bis zur Testa Grigia sollten wir auch kommen an diesem Tag mit einem Mix aus Sonne und Wolken.
Über den Wolken...
Südpiste zurück in Richtung Valtournenche und Cervinia, sind wir leider nicht gefahren, weil wir dumm si... äh... uns nicht richtig auskannten...
Noch mehr über den Wolken.
Baustelle am Kleinen Matterhorn.
Ziemlich ausgestorben wirkt alles hier oben, aber imposant, eindrücklich und besonders fand ichs allemal, da ich ja vorher noch nie dort war.
Die Schlepper liefen natürlich alle nicht.

Der genaue Grenzverlauf war mir auch nicht so klar, aber ein Ankerlift (*haha*) kanns ja in Italien nicht geben...

Dieses Schild fand ich etwas verwirrend, und wohl auch viele andere. Aus Angst nicht zurück zu kommen fuhren nämlich fast alle nach rechts, nur wir wagten uns (beim ersten Mal mit etwas mulmigem Gefühl zugegebenermaßen, aber doch in die gute Absperrung der Pisten vertrauend) nach links.
Auch wenns keine Beweisbilder gibt: für das kurze Stück der Piste 6 hat uns der Zermatter Pistenwächtergeist dann doch reingelassen.

Über eher flache Pisten gings dann bis ganz ins Tal, dieses Mal aber zu den Sesselliften in Cervinia: Cretaz und Pancheron.
Der Übungslift Campetto (hier links) war neben der 4-KSB Plan Maison und dem Schlepplift La Vieille der einzige offene Lift, den wir nicht gefahren sind.

Im Pancheron-Sessel hörte ich dann noch einer interessanten Konversation einer dänischen Mama mit ihrem kleinen Sohn zu: Mutter wollte nicht, dass Sohn ins Gelände fährt, denn wenn ihm was passieren würde, könnte sie ihm ja nicht schnell helfen. Der Sohn wollte das aber nicht einsehen und trug vehement sein Anliegen vor, ins Gelände fahren zu wollen. Gegen Ende der Fahrt frug der Sohnemann hingegen, wie viel von Italien denn übrig bliebe, wenn eine Atombombe gezündet werden würde...
Wir fuhren dann aber nicht übers Gelände wieder ganz ins Tal zur Gondel (eher ungeplant, Sessel wäre auch gut gewesen).
Darauf gings wieder ganz hoch zur Testa Grigia und erneut über die Piste 6 zurück ins Gebiet von Cervinia. Dieses Mal wars deutlich nebliger und der Gegenanstieg ging noch etwas schlechter, da wir noch weniger wussten, wann wir ihn zu erwarten hatten.
Zoom zur Bergstation von Gran Sometta und Goillet.
Hinten war noch etwas Sonne, aber sonst ists dann doch eher diffus geworden.
Die oberen Sessel zum Theodulpass mussten dennoch einmal gefahren werden. Erstaunlich fanden wir hingegen, dass diverse alte Seilbahnstationen und Stützen noch einfach so in der Landschaft rumstehen. Ich hab da ganz und gar nix dagegen - eher im Gegenteil - aber es wirkt doch etwas "unprofessionell" für eine Top-Destination.

Oberhalb von Plan Maison ists wirklich flach...
Tja: eigentlich wollt ich für die Rückfahrt nach Valtournenche nochmal zur Testa Grigia hoch und dann über die 3-SB Goillet zurück. An Laghi Cime Bianche angekommen (es war 15:20) sah ich jedoch auf einem Schild, dass Goillet um 15:30 die letzte Möglichkeit nach Valtournenche ist. Also doch kein Abstecher mehr zum Gipfel, sondern direkt runter. Das war aber in zweierlei Hinsicht etwas undurchdacht:
- Goillet fährt bis 15:50, d.h. bis dann käme man nach Valtournenche zurück, müsste nur evtl. die paar Meter bei der 4-SB Du Col hochsteigen (ich hatte schon schlimmere Anstiege)
- von Testa Grigia wäre man wohl mit nur relativ wenig schieben auch ins Gebiet von Valtournenche zurück gekommen
Nun gut, dann also doch den ellenlangen Goillet-Sessel, unbequem ist er obendrein, dabei noch gar nicht sooo alt.
Bei der Rückkehr war die untere Wolkendecke dann wieder mal sonnenbeschienen.
Immerhin durften wir mit Bec Carre' nochmal hochfahren, obwohl wir erst 8min nach offiziellem Betriebsschluss an der Talstation waren. Zum Abschluss gabs dann auch noch einmal die 3-SB Becca d'Aran und zwei mal die Gondel vom Tal aus Valtournenche hoch.
Alles in allem ein Superskitag, die Erkundung von Cervinia hätte zwar etwas früher beginnen können, war aber zumindest ein guter Ausgleich zu den vorherigen Tagen und dazu, dass ein Besuch in Zermatt net möglich gewesen war.
An diesem Abend fuhren wir noch relativ weit, fast bis zur Schweizer Grenze. Leider machte ab diesem Abend mein Auto mal wieder Zicken: Quietschen der Lenkung vorne rechts, sobald man das Lenkrad dreht. Generell setzt das aber erst ein, wenn man 15min gefahren ist und wird stärker je länger man gefahren ist. Die Werkstatt daheim in München meinte aber, es sei nix sicherheitsrelevantes, und sie können das Teil nicht genau eingrenzen, also fahr ich wohl einfach so lange weiter bis ich dann doch mal liegen bleib. Ist zwar nicht schön, aber so ist das halt mit alten Autos.
Unsere Unterkunft für diesen Tag war die günstigste des Urlaubs (DZ mit Frühstück 63€) und gleichzeitig die Schickeste: 4-Sterne-Hotel in einem alten Gutshof, schön renoviert. Und von der Lage her fast direkt an der Schweizer Grenze. Etwas unschön fand ich auf dem Weg noch die Umfahrung von Varese: diese hatte kein abgeschlossenes Mautsystem, aber grüne Schilder. Und dann standen am Straßenrand zwei mal Schilder mit unheimlich viel Text, die ich nur aus einem Augenwinkel sah, wo ich aber Flo bat, auf der Website nachzuschaun. Und tatsächlich: diese kostet Maut, und man muss sie online bezahlen (oder Abbuchung erlauben). An sich kostet das Stück im Vergleich zur restlichen Maut nicht so viel: 1,05€ - wenn man das aber übersieht und nicht innerhalb von 15 Tagen zahlt kostets zwischen 83€ und 338€, was ich schon ein bisschen übel find...
Im Gegensatz zur günstigen Unterkunft waren die Speisen im Restaurant für meinen Geschmack etwas zu teuer (20€ aufwärts für ein Hauptgericht oder eine Vorspeise), aber die Pizzen waren normalpreisig, also gabs halt das wieder. Und der Wein war wirklich der Beste des Urlaubs, einfach deutlich hochwertiger als die Fassweine der Vorabende...
Dachte ich übrigens, dass ich einen Teil des Silvester-Alkohols in Italien mal an dem ein oder anderen Abend trinke, hatte ich dann doch irgendwie nie Lust auf ein Bier oder was Anderes. So durften wir die ganzen Sachen am nächsten Morgen wieder zurück in die Schweiz nehmen. An sich ja kein Problem bei "Transit", aber dennoch war ich froh, dass der Grenzübergang nicht besetzt war...