Das Sauerland am Großkampftag und die Flucht in stillen Ecken: Wasserfall/Fort-Fun, Rimberg, Schmallenberger Höhenlift, Olpe-Fahlenscheid
"Und es ist das ewig Eine,
Das sich vielfach offenbart:
Klein das Große, groß das Kleine,
Alles nach der eignen Art."
(aus: Parabase - Johann Wolfgang von Goethe)
Wie häufiger bei meinen Beiträgen, sollte man sich kurz die Zeit nehmen und auch den Text zwischen den Bildern lesen.
Prolog
Samstag, Bochum, 6:00 Uhr. Ein Wecker geht, aber er gehört nicht mir. Die Frau neben mir ist etwas irritiert, dass ich an meinem freien Tag trotzdem aufstehe und ihr einen Kaffee koche, bevor sie zur Arbeit fährt. Aber was kann man schon tun mit einem Fuß, dessen Bruch gerade verheilt? Ich denke, in einem Skischuh ist er sicher vor den wiedrigen Einflüssen der Umwelt und kann sich weiter erholen. Aber wohin an einem Tag mit Kaiserwetter an einem Wochenende mitten in den Krokusferien? Ohne das Einheimischen-KnowHow von GIFWilli59 (den Namen muss er selbst erklären - fragt mich nicht) hätte ich mich nicht aufgerafft, zumal in der Brust eines Ruhrgebietlers das Herz eines Alpinisten schlägt und ich ein zwiegespaltenes Verhältnis zu den Hügelchen des angrenzenden Mittelgebirges habe: Eigentlich viel zu klein und doch froh, dass es sie gibt.
Willingen, Winterberg, Alt-/Neuastenberg kenne ich aus der Neuzeit, Züschen und die Hunau von vor 20 - 25 Jahren.
Fort Fun-Winterwelt
Wir treffen uns um 9 Uhr bei Wasserfall in der "Fort-Fun Winterwelt" - ein Kuriosum. Eine alte DSB die wahrscheinlich nur noch lebt, weil sie in den angrenzenden Freizeitpark integriert auch eine Sommernutzung hat und ein kleiner SL - beides miteinern verbunden durch eine Art Trampelpfad, den man sich offensichtlich mit irgendwelchen bereiften Fahrzeugen und Wanderern teilt. Beschildert ist nichts, auf Nachfrage beim Liftler wie man vom SL zur DSB kommt erhält man die Beschreibung "Da hinten auf die Baumreihe zu und dann durch den Wald neben der Straße lang." Das Gebiet verfügt über keine maschinelle Beschneiung, am Freitag hatte der SL seinen ersten Betriebstag des Winters, die DSB gestern.
Als ich auf dem Parkplatz ankomme, steht dort genau ein Auto, der Lift bewegungslos. Der Hang ist weiß, aber eine Piste ist nicht zu erkennen, die Liftspur sieht nahezu unbenutzt aus.
Hatte das Internet etwa gelogen? Ein bisschen schon, denn die Betreiber wollten eigentlich erst um 10 Uhr öffnen, da sich aber mittlerweile eine Hand voll Autos gesammelt hatten (kein gelbes Nummernschild), gab man dem Gruppendruck von mindestens sechs Skifahrern und einem Snowboarder nach und öffnete nicht nur den SL frühzeitig, sondern ließ alle erstmal kostenlos hochfahren. Man solle erstmal ausprobieren, ob man sich hier überhaupt ein Ticket kaufen wolle. Man versteht schnell warum. Das Gebiet besitzt theoretisch zwar eine Walze, in der Praxis hatte die die Garage diesen Winter aber noch nicht verlassen. Keine Ahnung warum.
Weiter oben muss man ein paar Maulwurfshügeln ausweichen.
Der Hang war am Vortag etwas weich geworden, eine Hand voll Skispuren waren jetzt hart gefroren, der Rest war Harsch, der aber zumindest überwiegend trug. Mehr als 10 Skifahrer waren bis zu unserer Abreise am Mittag glaube ich zu keiner Zeit gleichzeitig unterwegs. Der Preis mit 12€ für einen halben Tag ist theoretisch fair, praktisch hätte ich mich als Anfänger sicherlich dort geärgert, wäre verzweifelt und wo anders hingefahren.
Der offizielle Verbindungs-Trampelpfad zur DSB ist wirklich nicht mehr als das - ein zufällig fahrbarer Wanderweg mit gerade so ausreichendem Gefälle, dessen Beginn man sich zeigen lassen muss. Egal, passt schon.
Alte Leitner-DSB mit Sesseln von VonRoll.
Die Piste an der DSB ist für Sauerlandverhältnisse sogar ziemlich ordentlich mit ausreichender Neigung und Länge. Auch hier nur ein Gemüseacker mit allem von Wildschweinfurchen, Rodelspuren und Harsch bis Gras. Aber es reichte, um sich die Ski nicht zu ramponieren.
Skifahren im Sauerland wie vor 50 Jahren - man stellt halt einen Lift auf, wenn die Wiese weiß ist macht man ihn an und ansonsten tut man nichts. Wir hatten unseren Spaß, aber so bleibt das Gebiet doch weit unter seinen Möglichkeiten. Überhaupt passt alles nicht so recht zueinander. Die professionell gestalteten, einheitlichen Skianzüge mit einem "Fort Fun Winterwelt"-logo der Angestellten suggerieren eine Professionalität des Betreibers, der die absolute Präparationsfreiheit, Schilderlosigkeit und überhaupt das allgemeine Nichtzurverfügungstellen von etwas anderem als einer Aufstiegsanlage nicht so ganz gerecht wurde. Wir freuten uns natürlich über dieses Kuriosum, andere weniger enthusiastische Erkunder würden nach diesem Tag wahrscheinlich so schnell nicht zurückkommen.
Einen Aufstieg Wert ist der Stüppelturm an der Bergstation der DSB mit seiner schönen Aussicht.
GIFWilli59 wollte dann noch die Schneise einer ehemaligen Sommerrodelbahn erkunden und sie war tatsächlich halbwegs fahrbar. Zumindest bis da, wo Januar-Sturm Friederike tätig gewesen war.
Ich hatte vorher schon das Gefühl, dass ich hinterher zugeben würde, dass ich es am Anfang schon für eine blöde Idee gehalten hatte, aber ich weigerte mich zum Überklettern die Ski auszuziehen. Umgefallene Bäume mit Schnee drauf sind schließlich auch nichts anderes als Restefahren.
Ich sag mal so: Irgendwann war ich auf der anderen Seite und die Ski waren noch dran, über mehr möchte ich nicht sprechen.
Skilift Rimberg
Um 13 Uhr wollten wir zum Schmallenberger Höhenlift wechseln, auf dem Weg kamen wir aber am sich anders als auf der Wintersportarena (man verzeihe mir, dass ich bei diesem Wort immer kurz unwillkürlich auflachen muss) -Homepage angegeben, in Betrieb befindlichen Skilift Rimberg vorbei und teilten uns dort eine 10er Karte.
Der kurze Hang ist im unteren Teil ergänzend beschneibar, oben wurde es etwas dünn und auf der Liftspur musste man um den - Zitat GIFWilli - "Schoko-Schnee" Slalomfahren.
Das hat aber viele Familien mit Kindern nicht davon abgahalten, hier zu fahren. Wartezeiten gab es jedoch keine.
Schmallenberger Höhenlift
Der Lift scheint Rückhalt im Dorf zu haben. Oder wie GIFWilli mich verbesserte "Schmallenberg ist eine richtige Stadt". Ja, äh - bestimmt.

Suffizient beschneit worden war auch hier bisher nur die untere Hälfte des Hangs, oben konnte man sich seinen Streifen suchen, aber es war etwas knapper.
Ebenfalls ein netter Ort für eine geteilte 10er Karte.
Olpe-Fahlenscheid
GIFWilli wägte eine Weile ab, ob noch so weit südwestlich mitkommen sollte, er musste schließlich alles wieder bis Willingen zurück. Er ließ mich schlussendlich aber nicht im Stich. Wir kamen um viertel vor vier an, Liftbetrieb war offiziell bis 17:30! Hier war es am vollsten, an den beiden fast parallel verlaufenden SL mit gemeinsamer Talstation gab es Wartezeiten von 3-5min.
Für eine geteilte 10er Karte reichte es aber auch hier.
Der Hang ist von oben bis unten gut beschneit, von allen vier bereisten Gebieten waren die Schneeverhältnisse mit Abstand am besten. Und dank seiner Nähe zur A45 war ich von hier in verblüffenden 55min zurück in Bochum.
Was bleibt zu sagen? Es war das Sauerland und es waren dort nur die Nebenschauplätze, aber es war ein wirklich schöner Tag. Solche Ausflüge kategorisiert man nicht mit Höhenmetern, sondern mit Sonne und dem Spaß am Entdecken der Kleinigkeiten und so schließt es heute mit dem womit es begann:
"Und es ist das ewig Eine,
Das sich vielfach offenbart:
Klein das Große, groß das Kleine,
Alles nach der eignen Art."
(aus: Parabase - Johann Wolfgang von Goethe)