Heute dann das komplette Kontrastprogramm zum Gletscherskifahren der letzten Tage: Kitzbühel.
Kitzbühel öffnet mittels Depotschnee 2 kleine Gebiete am Waldehang in Kitzbühel und am Resterkogel in Salzburg. Ich habe solches Skifahren im Herbst bislang noch nicht ausprobiert, daher geht nun probieren über studieren. Wird mir das Skifahren auf Depotschneebändern in ansonsten grüner Landschaft gefallen? Hat das Kitzbüheler Konzept für mich eine skifahrerisch sinnvolle Zukunft oder ist es einfach nur als Marketinggag zu verstehen? Das werde ich heute herausfinden.
Zuerst fuhr ich am Waldehang, da ich hier davon ausging, dass die Piste aufgrund der größeren Steilheit bei den hohen Temperaturen bereits früher zugerichtet sein wird. Am Walde ist der schwierige Haupthang und die leichte Umfahrung geöffnet. Gefahren bin ich dann dort von ca. 08:30-11:00. Anschließend wechselte ich an den Resterkogel am Paß Thurn. Dort sind die Hauptabfahrt und die Umfahrung geöffnet. Dort fuhr ich dann noch bis ca. 13:30 und machte mich dann auf den Heimweg.
Da es über Nacht ja aktuell keinen Frost gibt, waren die Pisten schon zu Beginn sehr weich. Am Walde hatten die Bergbahnen aus meiner Sicht gar keine wirkliche Möglichkeit, die Piste gescheit zu präparieren. Aber das führt eben zu dem absoluten Kontrast zu gestern, dass die Pisten eben nicht mehr pulvirg-weich (mit Eisplatten dazwischen) sind, sondern sulzig weich. Vom Fahrgefühl konnte man das Skifahren heute in beiden Teilgebieten absolut mit den letzten Betriebstagen im Frühling vergleichen – echter Sulz-Kampfskisport halt. Ich mache da auch keinen Hehl daraus, dass mir solche Bedingungen mordsmäßig Spaß machen. Wahrscheinlich hat das doch dazu geführt, dass ich trotz des eigentlich Monotonen Pistenangebots an beiden Hängen zahlreiche Abfahrten machte.
Schneemäßig ist es am Walde bereits sehr kritisch. Es kommt großflächig Gemüse und Erde durch. An sich ist das ja erstmal nicht schlimm, da das dem Ski ja nicht weh tut, aber in Anbetracht dessen, dass die jetzt erst in den Betrieb starten und nicht in ein paar Tagen zu machen, wird das für die Bergbahnen eine große Herausforderung, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Ich bin gespannt, ob der Waldehang bei der anhalten Föhnwetterlage nächstes Wochenende wieder öffnet.
Am Resterkogel hat es mehr Schnee. Es gibt eigentlich keine kritischen Stellen und da wird der Betrieb in der jetzigen Form noch einige Zeit fortgeführt werden können.
Nächster Gegensatz zum Gletscherskifahren: Es ist nix los, also wirklich absolut gar nichts – nada! Am Lift konnte man immer durchgehen und meistens „musste“ man sich das FBM auch nicht teilen. Auf den Pisten natürlich in Folge dessen auch mehr als genügend Platz.
Gefallen:






Nicht gefallen:



Daher:







Bilder:
Los geht’s am Hahnenkamm. Erstmal muss man mittels Förderband in Richtung Waldehang gelangen
Drüben angekommen erkennt man schnell, dass die Piste bereits sehr gelitten hat. Sieht an sich aus, wie an den letzten Betriebstagen im Frühling
Der Waldesteilhang nach unten. Gerade da gab es auch einige „dreckige“ Stellen, wobei das ja eigentlich nicht schlimm ist, da es sich dabei ja nur um Gemüse und Erde handelt. Im Tal hält sich noch der Nebel
Der Blick zurück. Nach Herbst sieht das ja nicht aus, aber gegen etwas Sulzskifahren hab ich eigentlich auch nichts einzuwenden.
Blick von der Walde-Bergstation Richtung Hahnenkamm. Von der Bergbahn war am Walde stets ein Mitarbeiter unterwegs, der versuchte, die gröbsten Verunreinigungen der Piste zu entfernen. Ein Lob dafür an die Kitzbüheler.
Ausstiegsbereich Walde. Im Hintergrund die Ehrenbachhöhe
Mittels der leichten Umfahrung kann man die schneefreieren Stellen gut umfahren, aber so spannend ist die Umfahrung jetzt auch nicht, sodass ich meistens direkt gefahren bin
Blick zum Kitzbüheler Horn. Die Bergstation der neuen Gondel ist ja schon sehr auffällig

Blick Richtung St. Johann. Es war heute wegen des Saharastaubs sehr diesig.
Blick auf die Bergstation Hahnenkamm. Es waren hier auch zahlreiche Wanderer unterwegs, die das ganze Skitreiben eher etwas beschmunzelten.
Nicht besonders winterlich ging es dann wenig später mit der Panoramabahn nach oben. Wenn man nicht gerade in Skimontur dasäße, wäre man schon eher der Meinung, dass man gerade im Sommer am Berg unterwegs ist.
Oben dann ein Hauch von Winter, oder besser gesagt von Frühling. Am Resterkogel liegt aber schonmal deutlich mehr Schnee, als am Waldehang, auch wenn natürlich auch am Resterkogel hier und da etwas Grünzeugs durchscheint.
Blick ins ansonsten noch grüne Paß Thrun-Gebiet
Nochmal mit einem kleinen Zoom dorthin
Blick auf die Talstation der 4SB. Der Schnee ist hier vergleichbar mit dem am Walde. Was mir persönlich sehr positiv auffiel ist, dass halt im Gegensatz zu den Gletschern hier nix los ist.
Auf der Umfahrung
Start in die Umfahrung. Der oberste Hang war sehr stark verbuckelt.
Auch zum Wandern wäre heute ein guter Tag gewesen – leider halt mit Abstrichen bei der Fernsicht
Talstation Resterkogel. Nervigerweise war die Zufahrtskurve nicht mit Schnee versorgt, sodass man dort über die Matten gleiten musste. Aber gut, Schnee ist halt aktuell Mangelware.
Blick auf die leere Sulzschlacht-Piste an der Hauptabfahrt nach oben.
Fazit:
Wie finde ich das Ganze, was Kitzbühel veranstaltet jetzt? Ich kann mich da nicht wirklich entscheiden. Grundsätzlich finde ich das übersommern von Schnee eine sehr gute – und wahrscheinlich ökologisch auch sehr sinnvolle – Sache. Gerade auf den Grasbergen kann man so mit wenig Schnee bereits früh ein passables Angebot schaffen. Man bietet so an besser zugänglichen Orten ein Angebot. Es ist m.E. auch nicht weniger „unnatürlich“, als mit zehntausend anderen Menschen auf irgendwelchen Eisplatten am Gletscher rumzurutschen, wofür alle die zehntausend Leute noch ewig lange mit dem Auto den Berg hochfahren mussten und damit noch einmal zusätzlich mehr die Umwelt verschmutzen.
Vom Schnee kann man Kitzbühel jetzt nicht mit den Gletschern vergleichen, die Bedingungen sind da gänzlich andere. Ich mag Sulzpisten, kann aber auch verstehen, wenn das nicht jedermanns Sache ist. Bei einer anderen Wetterlage, sieht aber der Pistenzustand in Kitzbühel bestimmt auch ganz anders aus.
Perfekt war halt, dass so wenig los ist. So sollte das auch mal am Gletscher sein.
Was mich stört ist, dass das Angebot doch sehr eintönig ist. 1-2 Pisten je Lift sind halt doch recht dürftig, vor allem in Anbetracht dessen, dass man nur einen Lift zum Fahren hat. Einen ganzen Tag kann man daher in meinen Augen, wenn man nicht gerade zum Trainieren oben ist, kaum aushalten.
Also: Es ist schon echt ganz witzig, auf den Depotschneebändern in grüner Landschaft zu fahren und ich glaube, dass darin auch viel Potential steckt, denn im Frühjahr ist der Schnee eh da. Warum sollte man also den nicht nutzen, um im Herbst, wo halt (unverständlicherweise) sehr viele Leute Skifahren gehen wollen, ein Angebot anzubieten, mit dem man sowohl finanziell, aber auch marketingmäßig Profit macht. Das jetzige Angebot ist aus meiner Sicht echt cool für Einheimische, die auch bei meinem heutigen Besuch den größten Besucheranteil stellten, und Skiclubs, die nicht immer für ein paar Stunden unnötigerweise bis auf die Gletscher fahren müssen.
Wie gesagt: ich glaube, im Depotschneebetrieb im Herbst liegt einiges Potential. Die Kitzbüheler haben eigentlich im gesamten Paß Thrun-Gebiet passable Bedingungen für so etwas und auch andererorts bieten sich Hänge dafür an. Man sollte es damit nicht übertreiben, aber eine Konkurrenz zu den Gletschern schadet im Herbst sicherlich nicht. Bei skifreundlicherem Wetter wäre ich mir sogar sicher, dass die Kitzbüheler mit ihrem Depotschnee wahrscheinlich sogar bessere Bedingungen hinbekommen, als die Gletscherskigebiete mit ihrem wenigen Naturschnee. Bei meinem Besuch im Oktober fiel mir erst wieder auf, wie groß doch die Qualitätsunterschiede zwischen Depot- und wenig Naturschnee sind (siehe Pitztaler und Kaunertaler Gletscher).
Bleibt nun zu hoffen, dass das, was die Kitzbüheler nun schon seit einigen Jahren machen, nicht durch die aktuelle Stimmung in der Presse, etc. zerstört wird. Ich würde mir wünschen, dass die ihr Angebot sogar weiter ausbauen und damit den Gletschern mehr Konkurrenz machen, denn angesichts der Spielereien mancher Gletscherbahnen würde es denke ich nicht schaden, wenn da ein weiterer Akteur Gäste streitig macht.