Weihnachten bei den Schwiegereltern in Oberfranken...fernab der Alpen, aber wenigstens so weit weg, dass der Thüringer Wald schon in unmittelbare Reichweite gerät.
Seit ewigen Zeiten spekuliere ich vergeblich, dass der nächste Schlepper „ums Eck“ in Neukirchen bei Coburg – ein Leitner immerhin – mal in Betrieb geht. Doch seit Jahren quälen elende Wärmeeinbrüche oder generell milde Dezember die armen Skifahrer jedes Mal aufs Neue. Letztes Jahr nahm ich wegen dem weihnachtlichen Tauwetter erst gar keine Ski mit, doch dann ging es vor Silvester zu einem Schlittenausflug in den Thüringer Wald, wo entgegen der grünen fränkischen Hügellandschaft schneebedeckte Berge und in Betrieb befindliche Einzellifte lockten. Ich kannte diese Gegend bis dato gar nicht und ich ärgerte mich, die Ski zu Hause gelassen zu haben. Überall Hinweisschilder auf Skilifte, irgendwo Stützen hinter einem Dorf, einmal bei Masserberg Skifahrer und sich bewegende Bügel....verflucht...hätte ich mich nur vorher besser informiert!
Auch 2018 taute pünktlich vor den Feiertagen der Schnee überall wieder weg (war doch klar) bzw. sorgten weiterhin milde Temperaturen dafür, dass erst gar keine Hoffnung auf einen gemütlichen Einzelliftetrip aufkeimte. Doch ich wollte nicht den gleichen Fehler wie 2017 begehen und nahm meine Bretter einfach mal mit.
Allerdings bekam der Thüringer Wald diesen Dezember offenbar deutlich weniger Schnee wie letztes Jahr ab. Verzweifelt klickte ich mich nach den Feiertagen durch Bergfex und die Internetseiten einiger mir bekannter Einzellifte. Überall kein Betrieb, überall fast grüne Wiesen und lediglich mickrige Schneereste außenrum. Lediglich am Silbersattel nahe Steinach sah es besser aus, wo ich sowieso schon immer mal hin wollte, denn immerhin handelt es sich hierbei um Thüringens größtes Skigebiet, das zudem eine schwarze Piste aufweist.
Pistenplan:
https://www.bergfex.de/silbersattel/panorama/
Kurios ist, dass die erste Sektion ein SL ist und die zweite eine DSB – beide übrigens 1998 offenbar als Neuerschließung errichtet. Weiß wer, ob davor hier bereits Anlagen gestanden haben? Die DSB-Trasse erscheint mit für einen Schlepper etwas zu steil, doch man kann ja nie wissen...
Der Lift ganz oben ist ein Heuss-Schlepper, der 1966 errichtet worden sein soll. Handelt es sich um eine Gebrauchtanlage, die hier wieder aufgebaut wurde oder hat man den zu DDR-Zeiten dort oben aufgestellt?
4 von den 5 Liften (2 Schlepper, eine DSB und zwei Seillifte) sollten laufen – leider war der vom Tal heraufführende Lift außer Betrieb. Auch waren lediglich 0,6 Pistenkilometer in Betrieb. Doch ich hoffte, dass sie in den kalten Nächten nach dem Fest noch beschneien konnten und ggf. dann noch weitere Abfahrten öffnen würden. Außerdem wollte ich es nun endlich mal anpacken, dort oben in Franken/Thüringen Ski zu fahren, was ich mir schon seit Mitte der 2000er vorgenommen hatte und immer war etwas dazwischen gekommen...doch nun hatte ich meine Ski dabei (wenn auch nur einen Handschuh und keine Skiunterwäsche, die ich vergessen hatte), es hatte vor Ort Sonne gemeldet und so seilte ich mich für ein paar Stunden von der Familie ab und fuhr im dichten Nebel auf der A 73 gen Norden.
Ab Eisfeld tuckerte ich über die landschaftlich reizvolle Landstraße meinem Ziel entgegen. Die Schneereste auf den Wiesen und den Wäldern nahmen mit jedem Höhenmeter zu und irgendwann lichtete sich der Nebel. Vor Ort in Steinach war jedoch wieder alles eingehüllt. Am Schlepper unten parken ging nicht, da dieser nicht lief und die Schilder einen sowieso zur Mittelstation leiten, wo die DSB beginnt. Die Straße ist allerdings alpenverdächtig steil und im Hochwinter sicherlich nicht ohne. Es geht erst sehr steil nach oben, dann ein paar Kurven und an einzelnen Häusern vorbei, ehe wieder ein paar enge Kurven folgen. So war ich für diese Fahrt ganz froh, dass nicht meterhoch Schnee lag

Am Parkplatz angekommen. Wenigstens trugen weiter hinten noch einige andere Leute Skier aus ihren Autos, sonst wäre ich mir gar nicht ganz sicher gewesen, richtig zu sein.
Hier lag nur zaghaft Schnee und so schulterte ich meine Ski und stapfte los...gespannt, was mich erwarten würde.
Weit und breit keine DSB in Sicht...auch keine Piste...so lief ich den Weg immer weiter voran, mir fremdem Skifahrern hinterher, die ebenso ihre Bretter geschultert hatten und offenbar wussten, wo es zum Lift ging. Auf dem Bild hier erkennt man auch noch eine alte Umlenkscheibe.
Gab es vor der DSB vielleicht doch einen Schlepper nach ganz oben? Oder irgendwo anders am Berg noch einen?
DDR-Charme gegenüber...im Tal unten hat es noch eine verlassene Fabrik, doch leider fand ich auf die Schnelle keine Haltestelle, um ein Foto zu knipsen.
Wo bitte geht’s zum Lift? Der Weg wollte kein Ende nehmen, aber wenigstens eine kleine Aufwärmübung, denn es war doch recht kalt da oben.
Schließlich angekommen. Ich kaufte mir ein 3-Stunden-Ticket, das ermäßigt war, da nur oben der Lift lief und die Piste neben der DSB leider nicht geöffnet war. So richtig checkte ich das dann bei der Auffahrt, als Skifahrer in den talwärts fahrenden Sesseln entgegenkamen und der Nebel schließlich sich lichtete und den Blick auf die Piste freigab.
Mit im Bild auch die Bergstation der ersten Sektion, des ebenso 1998 errichteten Schlepplifts vom Tal herauf.
Nicht einmal aufgebügelt.
Kaum zu glauben, aber ein Bild aus Thüringen...
Mickrige Schneelage im Dezember 2018...ein bisserl sah das im ersten Abschnitt nach alter Schleppspur unterhalb des Sessellifts aus. Weiter oben aber gar nicht mehr.
Hier geht es recht hochalpin weiter...
Leider fast kein Schnee auf der Abfahrt. Da konnte man sich ein „irgendwie geht es schon“ vollends abschminken (oder dann den Skibelag).
Oben im Wald wurde es auch nicht mehr.
Nach dem Steilstück geht es noch ein bisserl flach weiter.
Blick zurück...
Dann wurde der Schnee unterm Lift sogar weniger...
Man konnte hier schon die einzige geöffnete Piste sehen und die Skifahrer hören...
Ein flacher Übungshang...eigentlich hat sich die Anfahrt deswegen kaum gelohnt, aber wenigstens diese eine Piste in der weiten Umgebung hatte offen (ich habe keine andere finden können) und ich wollte ja ENDLICH mal dort Ski fahren gehen. Es war auch meine deutsche Mittelgebirgspremiere, da ich ansonsten bislang nur mal im Böhmerwald Ski gefahren bin.
Hier hätte man zur DSB-Abfahrt abzweigen können...schade...
Es war natürlich die Hölle los, denn alle Skifahrer Thüringens und Frankens mussten ja hier her fahren, da ansonsten alles wegen dem Schneemangel außer Betrieb war. Bei den Auffahrten ergaben sich wenigstens immer ganz nette Gespräche. Einmal ein gestresster Familienvater aus Norddeutschland, dessen Sohn von dem Schneemangel angepisst war und der lieber den Weihnachtsurlaub in den Alpen verbracht hätte und nun ob der einen geöffneten Piste streikte. Ein andermal eine Frau aus dem westlichen Thüringen, die mir bestätigte, dass das hier wohl die einzige geöffnete Piste weit und breit sei...
Liftlerszene
Der Altmannlift - 1966 von Heuss errichtet. Wurden in der DDR tatsächlich Heuss-Lifte gebaut? Oder hat man den nach 1990 hier her gesetzt? Wenn die DSB und der untere Lift 1998 Neuerschließungen waren, stand dieser Lift dann ganz allein am Berg oben? Fragen über Fragen...hoffentlich weiß wer im Forum was dazu.
Meine erste Schlepperfahrt in Thüringen...überhaupt erstmals außerhalb Bayerns in Deutschland Ski gefahren...
Seitenblick
Oben herrschte reges Treiben...ich wollte hier noch meine Brotzeit einnehmen, doch die Schlange vor der Kioskhütte verlängerte sich ebenso wie jene am Lift...
Nach einer Stunde hatte ich keine Lust mehr und trat den Rückzug an. Ich überlegte noch, die Sachen ins Auto zu bringen, um dann nochmal eine DSB-Fahrt zu unternehmen, doch der Nebel sollte unten nun noch dichter stehen, sodass ich das sein ließ.
Bei der Talfahrt kann man wenigstens die Ski angeschnallt lassen. So genoss ich den Wald und den Ausblick, ehe einen die DSB wieder zurück in die Nebelsuppe tauchte.
An der Talstation stand wenigstens kaum jemand am dortigen Imbissstand an – da gab es wohl selbstgemachte Backwaren, irgendeine mir unbekannte Thüringer Spezialität. Leider wollte der Verkäufer den witzigen Komiker geben und schaffte es nur zur flachen Nervensäge. So ließ ich mir mit dem Rücken zum Verkaufsstand an einem Tisch das Gebäck zu einem Becher Kaffee schmecken und sinnierte noch über den kuriosen „Skitag“...
Am Rückweg fuhr ich noch nach Lauscha-Ernstthal rüber, wo es einen Schlepper gibt...einfach auf gut Glück, doch leider war der außer Betrieb...na vielleicht nächstes Weihnachten mal, nachdem es heuer wenigstens für eine Piste, eine DSB und einen 1966er Heuss-Schlepper gereicht hat.