Es hatte sich bei mir in den letzten Jahren eingebürgert, die zahlreichen urigen Kleinstgebiete in Vorarlberg nach und nach abzuklappern. In dieser Saison gelang mir das Ende Januar 2019, als der immense Wintereinbruch sich beruhigt hatte und die Straßen wieder befahrbar waren – auf den Pisten dazu allerbester Schnee und Liftbetrieb überall.
Bazora stand bereits seit Jahren ganz oben auf der Wunschliste – ein steiler Schlepper in abgelegener Lage mit bestem Blick aufs Rheintal...und natürlich die Belassung der alten Holzstützen aus den frühen 50ern (müsste Baujahr 1953 sein...davor gab es hier wohl seit Ende der 40er einen Schlittenlift auf anderer Trasse). 1988 hat man den Lift zwar umgebaut, was an der Talstation nicht zu übersehen ist, wie zu sehen sein wird, aber seltsamer- bzw. glücklicherweise die Uraltstützen belassen.
1994 sollte der Schlepper stillgelegt werden, aber dank einiger Enthusiasten vor Ort hat er sich zumindest bis 2019 gehalten, worüber ich mich total gefreut habe. Die Fahrt dort war bei meiner Wenigkeit sicherlich liftemäßig der Höhepunkt dieser Saison, allenfalls noch mit dem Aufsuchen der Schindlergratbahn vor wenigen Wochen vergleichbar.
Hier noch Links zu den Infoseiten über diesen herrlichen Oldtimerlift:
Schilift Bazora
Frastanz.at
Doch Bazora ist kein Einzellift – auf jener der Zivilisation zugeneigten Bergflanke erschließt noch der etwas über 1 km lange Pultlift einen Hang – der Schlepper verläuft dabei idyllisch durch den Wald, über eine Brücke und zwischen Hütten vorbei. Im Dorf Gurtis unten hat es dann noch den Latzerwiesenlift und irgendwo wohl noch einen Seillift.
Erste Station nach meiner morgendlichen Anreise aus dem nördlichen Allgäu war der Kurvenkurzbügler in Übersaxen – der Gröllerkopflift. Dieser liegt oberhalb von Feldkirch und man hat erst einmal endlose Kurven zu bewältigen, froh um die sauber geräumten Straßen und die morgendliche Leere ohne drängelnde Einheimische oder noch lahmere andere Touristen. Mein beschissenes VW-Navi schickte mich jedoch zunächst zur falschen Abzweigung und verlangte, im Winter unter Schnee vergrabene Wanderwege zum Lift zu benutzen. Ich schaltete das Scheißding ab und parkte den Wagen noch kurz an einem Waldparkplatz, um ein paar winterliche Postkartenmotive einzufangen. Dazu absolute Stille, frische Luft...
Wenigstens war einem Handyempfang vergönnt und so wusste ich, dass ich in der Siedlung unterhalb eine Abzweigung verpasst hatte. Schnell gelange ich auf die andere Seite des Hügels und landete beim Lift.
Nostalgie...
Telezoom in Richtung Kurve hinauf...
Diese Fotos vom Einstieg entstanden etwas später, denn bei meinem Eintreffen war hier noch keine Sonne und es herrschte eisige Kälte.
Der Liftler in Aktion...
Diese Bilder entstanden bei der ersten oder zweiten Auffahrt – ich musste die Kompaktkamera mit Handschuhen halten, so kalt war es. Aber es hat dann ganz gut geklappt. Ich wollte jedoch nicht später knipsen, da ich befürchtete, dass ich dann wegen dem Gegenlicht der Sonne keine guten Aufnahmen bekommen würde.
Nach dem ersten Stück geht es in eine Senke und dann am Waldrand zur Kurve hinauf.
Kurs auf Kurve...
Oben verläuft der Lift dann recht flach weiter.
Es war kaum was los – später kamen ein paar Skikurse, aber der Andrang hielt sich so in Grenzen, dass man auf der überragenden Piste seinen Platz hatte.
Hier oben blieb ich aber auch immer wieder stehen, um einfach nur den Ausblick zu genießen. Unten das Rheintal und gegenüber die Schweiz...
Drehung um 180 Grad...im der Lichtung hinter mir die Umlenkung des Kurvenschleppers.
Ein paar Stimmungszooms am frühen Morgen...
Kann das sein, dass von da unten mal ein Lift heraufkam (links der Abfahrt von oben aus gesehen) – bei Liftworld ist noch ein LSAP-Schlepper (Gartislift) vermerkt. Auf alten Karten ist da auch ein Lift eingezeichnet – es könnte sich aber auch um den Seillift handeln.
Zoom zum späteren Tagesziel – der Bazoralift mit seinen Holzstützen weiter südlich von Übersaxen aus gesehen.
Zoom zum vorderen Skigebietsteil, wo der Pultlift hinaufzieht, von dem man auch eine Stütze sieht. Den Tscharduner Lift suchte ich vergebens. Ich kenne mich da unten ja nicht so gut aus, aber er liegt wohl zu weit links.
Die Pistenverhältnisse waren wie gesagt 1A...fast so gut wie in Ischgl

Zoom ins Tal, wo alles verbaut scheint, dazu flach und öde, der totale Gegensatz zum Berg hier oben, so dass man gar nicht mehr hinabsteigen bzw. hinabfahren möchte, wenn man nicht müsste bzw. noch zu einem interessanten Holzstützenlift weiter drüben fahren will...
Im Hintergrund zeichnet sich ein an einem Steilhang liegendes Gehöft ab, das mein Interesse weckte...
Wirklich total idyllisch gelegen...aber andererseits auch etwas unkommod am Hang und da hinten oben ist man immer aufs Auto angewiesen, bei Wind und Wetter...trotzdem wäre das mal was für eine Zeit lang...
Später kam dann immer mehr die Sonne herüber und die Eiseskälte ließ nach. Nachmittags ist es hier sicherlich auch schön, doch da sollte ich ja bei den Holzmasten weilen...
Idyllenzoom in Richtung der Siedlung, wo früher ggf. mal ein zweiter Schlepper noch heraufkam...
Auch Pistenwalzenfahrer müssen mal

Dann stieg die Spannung an – es ging wieder die vielen Kurven in die Zivilisation hinunter und rüber nach Gurtis, das recht angenehm für Bergdorfverhältnisse zu erreichen ist. Erst ärgerte ich mich noch, weil ich keinen Parkplatz am Pultlift fand, doch am Dorfschlepper klappte es. Die Sonne schien, der Tellerlift schepperte zwischen den Bauernhöfen herum und weiter hinten konnte man bereits den langen Pultlift raufziehen sehen, hinter dem sich auf der anderen Bergseite der legendäre Bazoralift befinden sollte.
Netter Dorflift irgendwie...
Nach zwei Liftfahrten musste ich die Ski über die Straße tragen und anschließend etwas anschieben, um zur Pultliftabfahrt zu gelangen. Direkt zur Talstation durchstechen ging nicht, weil es da zu steil ist.
Im Pultlift...von der Trasse ein sehr interessanter Lift wie schon erwähnt...findet man so nicht mehr oft. Leider vergaß ich vor Ort, noch die alte Talstation zu knipsen, die der Vorgängerschlepper benutzte – obwohl ich das in einem alten Bericht noch am Abend zuvor gesehen hatte.
Erst über die Brücke, dann steil durch den Wald hinauf, ehe Abschnitt 2 der Trasse hinter der Kuppe erreicht ist...
...wo es dann an einem Bauernhof und Hütten vorbei wieder in den Bergwald hinauf geht. Eine wirklich idylle Auffahrt, ein guter Appetitanreger auf den Holzmastenschlepper auf der anderen Seite des Berges...
Wieder zog der Lift steil an...hier oben musste der Bereich sein, den man bereits von unten, vom Dorf aus, hatte einsehen können. Der letzte Abschnitt lag derweil versteckt im Wald und ich war gespannt, wie die Fahrt noch verlaufen würde.
Hier noch einmal ein neuer Abschnitt ohne das Ende des Lifts zu erkennen – die Bergstation sollte aber bald nach der Geländekante erreicht sein – inmitten einer Lichtung gelegen.
Am Ausstieg dann das Schild in Richtung des kultigsten Schleppers in Vorarlberg, was man wohl getrost behaupten kann.
Die Bügel bewegten sich und so zückte ich nur kurz die Nikon, um sogleich nach unten zu eilen, hoffend, nicht auf den letzten Metern vor lauter dummem Eifer zu stürzen.
Die Talstation ist lt. eingangs verlinkter Internetseite 1988 neu errichtet worden, nachdem die alte dem Feuer zum Opfer gefallen war. Der Urbau des Lifts – damit wohl auch die Holzstützen – dürften von 1953 sein.
Die Trasse – recht steil vor allem im ersten Teilabschnitt. Von oben sollte man eine traumhafte Aussicht genießen können.
Die Bergstation ist auch recht ungewöhnlich umbaut...
An der Bergstation hat es einen Kiosk, wo die Leute sich in der Sonne zusammensetzten und gemütlich was tranken, Brotzeit machten, alles ganz entspannt und unendlich weit weg von den Touristenhöllen. Hier waren hörbar die Vorarlberger unter sich und am Parkplatz unten sah man kaum deutsche und kein einziges gelbes Kennzeichen.
Diese Stützenschilder sind offenbar auch noch vom Urlift aus 1953...
Wieder oben...
Schon von Gurtis aus war mir eine steile Schneise am Gegenhang aufgefallen – offenbar verläuft das aber (leider) eine Materialseilbahn und kein Schlepper...
Die Schneise...
Tote Hose am Berg oben...
Vorarlberger Idylle...
Zwischendrin wollte ich auch mal wieder zum Pultlift fahren. Ich folgte einem Hinweisschild an einer Hütte neben dem Bazoralift, nicht ahnend, wohin es genau gehen sollte. Ich gelangte auf einen engen Fahrweg, der mitten durch den tief verschneiten Bergwald führte. Einmal kamen mir zwei Kinder entgegen gestapft, die Ski in den Händen und offenbar in die Zivilisation umdrehend.
Ich fuhr indes weiter und der Weg wurde immer schmaler, die Kehren wechselten sich ab und eine Umkehr wäre nun mit einem sehr langen Fußweg verbunden gewesen. So rutschte ich weiter durch die Wälder, aber der angesteuerte Pultlift sollte entgegen dem Schild ganz oben einfach nicht auftauchen.
Irgendwann kam mal noch ein einsamer Fußgänger entgegen und schließlich erreichte ich diese idyllische Lichtung. Ich hatte keine Ahnung, wo genau ich mich befand und folgte einfach dem gespurten Winterwanderweg weiter, hier quer über die Lichtung abkürzend. Wenn ich mich schon verfahren hatte, so war ich wenigstens in den Genuss eines malerischen Abstechers gekommen...
Bald ging es wieder in den dunklen Bergwald hinein, einmal über einen Bach rüber (Skier abschnallen...), aber irgendwann erreichte ich den Pultlift dann doch noch. Beim späteren Wechsel entdeckte ich dann schließlich den Standardrückweg vom Bazoraschlepper, die außen-herum Variante meidend.
Nochmal mit dem Bazoralift gefahren, erneut dann oben intensiver Ausblicksgenuss...
Danach entschloss ich mich, noch weiter ins nahe Tschardund zu fahren, wo noch ein Einzellift seine Runden dreht. Ich hatte irgendwo im Forum ein Trassenfoto gesehen – nichts wirklich Spektakuläres – aber irgendwie juckte es mich, da noch vorbei zu schauen. Die Sonne hatte sich nun gegen 15 h merklich gesenkt und im kalten Schatten der bald einsetzenden Dämmerung kurve ich auf einer immer schmaler und steiler werdenden Straße dem Einzellift entgegen. Ich arbeitete mich langsam durch den steilen Wald hinauf, bis ich dann eine abgelegene Ebene erreichte, auf der sich der Schlepper befindet. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen uralten dieselbetriebenen Kurzbügler handelte – mit Brückenantrieb (?) - wie einst mein Maxlraineralmlift am Taubenstein...
Seitenblick aus dem Skilift Tschardund, nachdem ich mir eine Liftkarte erworben hatte.
Die Trasse ist jetzt mal eher tertiär, interessant halt der Lift und vor allem die Lage voll im Abseits mit nettem Ausblick auf die Umgebung.
Es war fast nichts mehr los und so konnte ich einerseits ungestört knipsen und andererseits die flache Piste immer wieder hinunterrasen.
Ein schöner Wintertag klingt ab...nette Stimmung in Tschardund und eine Belohnung für die etwas waghalsige (für Ortsfremde Großstädter zumindest) Anfahrt.
Unten schepperte der Dieselmotor vor sich hin, sonst war nichts zu hören dort oben in Tschardund.
Zoom nach Übersaxen, wo ich den Tag begonnen hatte...
Der baumlose Hang direkt oberhalb der Stadt sah / sieht etwas LSAP-verdächtig aus...
Zoom ins Blaue hinein...manchmal erwischt man ggf. mal was Interessantes...hier weit und breit kein Lift oder dergleichen, aber immerhin ein vor Blicken der Nachbarn mittels Hecken abgeriegeltes Anwesen irgendwo oberhalb des Tals...vom Wohnzimmer sieht man wahrscheinlich die Berge gar nicht...
Da juckte ein wenig die LSAP-Nase...
Säntis-Zoom mit dem Dorflift in Gurtis im Vordergrund...
Kurz vor Liftschluss beendete ich meinen Skitag, lud die Sachen ins Auto und war froh, als ich die kurvige Nebenstrecke ins Tal hinunter hinter mich gebracht hatte.