Gleich zu Beginn möchte ich sagen, dass ich mir nicht wirklich sicher bin in welches Topic dieser Beitrag kommt... ggf. tuts mir leid für die Arbeit des Moderators
Aber gut fangen wir an...
Meine Überlegung wäre wie es am Kitz aussehen würde wenn das tragische Unglück vom 11. November 2000 nie geschehen wäre.
Meine Vermutungen wären:
*Die SSB würde auf jeden Fall jetzt noch fahren (bei den Kosten würde sich eine Einstellung nach 50 Jahren nicht auszahlen und wetterunabhängig ist die Bahn auch)
*Bau einer neuen Seilbahn (bei der SSB gabs Wartezeiten bis zu einer Stunde, wenn nicht sogar mehr)
*frühere technische Neuerungen am Gletscher (kein Stress bzgl. Gletscherjet I + II)
*Schigebiet wäre im Bereich Breitriesenalpe und Salzburger Boden mehr erschlossen worden --> Projekt Tristkogel wäre auch was geworden (wurde dann ja als "Kristallbahn" bzw. Krefelderhüttenlift gebaut)
Was würdet ihr vermuten? bzw. was wären eure Ideen dazu?
Natürlich war das ein tragisches Unglück damals, aber warum hat man die Bahn nicht einfach wieder in Stand gesetzt und neu in Betrieb genommen? Dann hätte die eine EUB als Entlastung gereicht.
MichiMedi hat geschrieben: 08.03.2020 - 09:22
Natürlich war das ein tragisches Unglück damals, aber warum hat man die Bahn nicht einfach wieder in Stand gesetzt und neu in Betrieb genommen? Dann hätte die eine EUB als Entlastung gereicht.
Du hast aber schon mal etwas von Moral und Ethik gehört, oder?
Weißt Du wie viele Tote es damals gegeben hat? Es waren 155 Tote.
Die Bahn konnte aus ethischen Gründen nicht wieder in Betrieb genommen werden. Kaprun stand damals tief in Trauer und die nachfolgende Wintersaison 2000/01 war sehr leer am Kitzsteinhorn. Es wäre von den Verantwortlichen moralisch unmöglich gewesen, diese wieder in Betrieb zu nehmen, zumal es ja mit der Panoramabahn bereits eine alternative Anbindung an den Gletscher hatte.
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MichiMedi hat geschrieben: 08.03.2020 - 09:22
Natürlich war das ein tragisches Unglück damals, aber warum hat man die Bahn nicht einfach wieder in Stand gesetzt und neu in Betrieb genommen? Dann hätte die eine EUB als Entlastung gereicht.
Du hast aber schon mal etwas von Moral und Ethik gehört, oder?
Weißt Du wie viele Tote es damals gegeben hat? Es waren 155 Tote.
Die Bahn konnte aus ethischen Gründen nicht wieder in Betrieb genommen werden. Kaprun stand damals tief in Trauer und die nachfolgende Wintersaison 2000/01 war sehr leer am Kitzsteinhorn. Es wäre von den Verantwortlichen moralisch unmöglich gewesen, diese wieder in Betrieb zu nehmen, zumal es ja mit der Panoramabahn bereits eine alternative Anbindung an den Gletscher hatte.
Der Mont Blanc Tunnel wurde auch wieder eröffnet. Und nur weil am Kitzsteinhorn einmal ein Heizlüfter hoch ging, macht es doch den Tunnel dort nicht unsicherer als den am Pitztaler Gletscher.
Erstens gab es am Mont Blac Tunnel bei weitem nicht so viele Tote wie am Kitzsteihorn in der SSB und weiterhin, was wäre die Alternative am Mont Blanc gewesen? Auto über den Berg fliegen lassen?
Am Kitzsteinhorn konnte man mit relativ wenig Aufwand und finanziellen Mittel eine Bahn bauen die die Skifahrer oberirdisch auf den Berg bringt.
Unterirdische SSBs sind seit dem Unglück auch aus Sicherheitsgründen wohl keine mehr gebaut worden.
Hätte man die Bahn wieder aufgebaut, wären sicher auch viele Skifahrer dem Skigebiet fern geblieben, weil sie Angst gehabt hätten den selben Tunnel zu benutzen, der vorher bei der Katastrophe viele Menschen das Leben gekostet hatte.
Ich verstehe nicht warum man die Bahn nicht wenigstens für den Gütertransport verwendet. Das wäre doch um einiges effizienter als das Umladen von der jetzigen GBK 1 (Panoramabahn) auf die alte GBK1 - 2 Sektion.
Des Weiteren wäre die Fahrzeit (10 Minuten) mehr als doppelt so schnell wie die Auffahrt mit GJ1 und GJ2 (wenn man das Warten bei der SSB nicht mitzählt) und das Wetter wäre auch egal.
Mittlerweile hat man zwar mit der Bahn vom Maiskogel einen weiteren Zubringer aber damals hätte sich meiner Meinung nach ein Wiederbetrieb nach einigen Jahren "Abklingzeit" gelohnt.
Der Fehler lag damals nicht an der Bahn also warum soll man die Bahn nicht mehr verwenden? Der Fehler war ein fahrlässigst eingebauter Heizlüfter für den Eigengebrauch bei welchem die Schutzabdeckung entfernt wurde.
Das Unglück von Kaprun ist meines Wissens nach der einzige Unfall mit Todesopfern einer Standseilbahn den es je gegeben hat. Währenddessen stürzen Flugzeuge mehrmals pro Jahr ab und Tunnelbrände im Straßenverkehr gibt es auch immer wieder.
Aber seit dem Abbau der Rampe (2014) ist es wohl eindeutig, dass die Bahn nicht mehr in Betrieb genommen wird.
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Aus technischer Sicht hätte wohl nichts gegen einen Weiterbetrieb gesprochen, allerdings hätte es vermutlich den Imageschaden der Bergbahnen eher noch vergrößert.
Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass die Bahn danach relativ schlecht angenommen worden wäre.
Zur Ausgangsfrage:
Vermutlich hätte man an anderer Stelle mehr und schneller investieren können, da man dann keinen Zubringer so schnell hätte neubauen müssen und auch weiterhin viele Gäste gekommen wären.
föxei hat geschrieben: 08.03.2020 - 12:41
Ich verstehe nicht warum man die Bahn nicht wenigstens für den Gütertransport verwendet. Das wäre doch um einiges effizienter als das Umladen von der jetzigen GBK 1 (Panoramabahn) auf die alte GBK1 - 2 Sektion.
Nachdem die Trümmer der beiden Zuggarnituren Gletscherdrachen und Kitzsteingams im Januar 2006 durch die Justiz zurückgegeben wurden, überlegte die Gletscherbahn AG die Reaktivierung des Gletscherdrachens als Lastentransporter. Etwa 600 Tonnen Getränke und Lebensmittel sollten jährlich zu den auf dem Kitzsteinhorn gelegenen Restaurant hinauftransportiert werden und 130 Tonnen Müll zurück ins Tal. Diese Überlegungen wurden aber aufgrund eines guten Logistiksystems verworfen.
föxei hat geschrieben: 08.03.2020 - 12:41
Mittlerweile hat man zwar mit der Bahn vom Maiskogel einen weiteren Zubringer aber damals hätte sich meiner Meinung nach ein Wiederbetrieb nach einigen Jahren "Abklingzeit" gelohnt.
Und wie lange hätte man warten sollen und wie in der Zeit die Leute ohne lange Wartezeiten auf den Gletscher bringen sollen?
föxei hat geschrieben: 08.03.2020 - 12:41
Der Fehler lag damals nicht an der Bahn also warum soll man die Bahn nicht mehr verwenden? Der Fehler war ein fahrlässigst eingebauter Heizlüfter für den Eigengebrauch bei welchem die Schutzabdeckung entfernt wurde.
Und die undichten Hydraulikleitungen...
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GIFWilli59 hat geschrieben: 08.03.2020 - 12:59
Aus technischer Sicht hätte wohl nichts gegen einen Weiterbetrieb gesprochen, allerdings hätte es vermutlich den Imageschaden der Bergbahnen eher noch vergrößert.
Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass die Bahn danach relativ schlecht angenommen worden wäre.
Zur Ausgangsfrage:
Vermutlich hätte man an anderer Stelle mehr und schneller investieren können, da man dann keinen Zubringer so schnell hätte neubauen müssen und auch weiterhin viele Gäste gekommen wären.
föxei hat geschrieben: 08.03.2020 - 12:41
Ich verstehe nicht warum man die Bahn nicht wenigstens für den Gütertransport verwendet. Das wäre doch um einiges effizienter als das Umladen von der jetzigen GBK 1 (Panoramabahn) auf die alte GBK1 - 2 Sektion.
Nachdem die Trümmer der beiden Zuggarnituren Gletscherdrachen und Kitzsteingams im Januar 2006 durch die Justiz zurückgegeben wurden, überlegte die Gletscherbahn AG die Reaktivierung des Gletscherdrachens als Lastentransporter. Etwa 600 Tonnen Getränke und Lebensmittel sollten jährlich zu den auf dem Kitzsteinhorn gelegenen Restaurant hinauftransportiert werden und 130 Tonnen Müll zurück ins Tal. Diese Überlegungen wurden aber aufgrund eines guten Logistiksystems verworfen.
Das stimmt... somit hätte es aber eine Zusätzliche Entlastung gegeben. Aber gut...
föxei hat geschrieben: 08.03.2020 - 12:41
Mittlerweile hat man zwar mit der Bahn vom Maiskogel einen weiteren Zubringer aber damals hätte sich meiner Meinung nach ein Wiederbetrieb nach einigen Jahren "Abklingzeit" gelohnt.
Und wie lange hätte man warten sollen und wie in der Zeit die Leute ohne lange Wartezeiten auf den Gletscher bringen sollen?
Den Gletscherjet hätte man so oder so gebaut. Die SSB hätte man zusätzlich noch eröffnen können. Selbst mit GJ und GBK I muss man im Tal noch immer warten...
föxei hat geschrieben: 08.03.2020 - 12:41
Der Fehler lag damals nicht an der Bahn also warum soll man die Bahn nicht mehr verwenden? Der Fehler war ein fahrlässigst eingebauter Heizlüfter für den Eigengebrauch bei welchem die Schutzabdeckung entfernt wurde.
Und die undichten Hydraulikleitungen...
Und an einer Konstruktion aus Isolierwolle welche zwischen Hydraulikleitung und Heizlüfter war um es für den Zugführer "bequemer" zu machen. Soweit ich informiert bin ist es kein großes Problem wenn solche Leitungen leicht undicht sind... da bin ich mir aber nicht sicher... jedenfalls wäre niemals ein solches Inferno ausgebrochen hätte man auf die Isolierwolle verzichtet. Diese saugte sich über Monate wenn nicht sogar Jahre mit dem Hydrauliköl voll und dann reichte ein Funke...
Jedem der mehr über das Unglück erfahren will kann ich hier das Buch "155" ans Herz legen. Sehr gut recherchiert... da kommen dann wirklich schlimme Details ans Tageslicht
[EDIT] Wie in den folgenden Beiträgen angemerkt wurde, stimmen nicht alle von mir genannten Details zu 100%. Sorry dafür. Ich habe versucht, die Punkte unten entsprechend anzumerken. Die Grundaussagen bleiben aber dieselben.[/EDIT]
Es war eben nicht "nur" der Heizlüfter an dem Unglück schuld! Der war in diesem Fall zwar die Ursache für das Unglück, aber es gibt noch diverse weitere Faktoren, die dazu beigetragen haben, dass es so viele Todesopfer gab.
Durch die Steigung wirkte der Tunnel wie ein Schornstein - der tödliche Rauch und die tödliche Hitze sind mit hoher Geschwindigkeit nach oben gezogen. Das heißt: Alle, die (zum deutlich näheren [EDIT: Ob der wirklich deutlich näher war, ist fraglich; aber die Flammen kamen wohl vom unteren Zugteil, weswegen die meisten Leute nach oben flüchteten?]) Ausgang des Tunnels nach oben geflüchtet sind, sind gestorben. Ich meine, sogar an der Bergstation oben kam es zu Todesfällen. Das verdeutlicht, wie schnell das ging. Überlebt haben nur Leute, die nach unten geflüchtet sind. Wenn ich mich recht entsinne, wurde in einer Doku mal ein Feuerwehrmann gezeigt, der unter den Skifahrern war und etliche Leute dazu gebracht hat, nach unten zu flüchten und ihnen damit das Leben gerettet hat. Als der Zug dann irgendwann aufgrund der Hitze und der Flammen abstürzte [EDIT: er ist nicht abgestürzt, aber wenn es dazu gekommen wäre...], hätte er mit etwas Pech auch noch die Leute mit in den Tod reißen können, die nach unten geflüchtet sind. Letztendlich ist die Steigung des Tunnels und damit die Schornsteinwirkung sogesehen ein nicht änderbares Problem der Konstruktion. Aber merkt euch: Wenn ihr jemals in einem Tunnel sein solltet und es brennt - lauft bergab, wenn irgendwie möglich.
Der Tunnel hatte keine Notausgänge [EDIT: offenbar hatte der Tunnel irgendwo *einen* Ausgang? Ich finde dazu leider absolut keine Infos], die in Sicherheit bzw. eine zweite Röhre geführt hätten. In Straßen- und Eisenbahntunneln ist sowas [EDIT: zumindest inzwischen] eigentlich Standard. Aus gutem Grund. Beim Bestandstunnel gab es außer den oberen und unteren Tunnelöffnungen keine Fluchtmöglichkeiten.
Viele weitere Faktoren als nur der Heizlüfter spielten eine Rolle: Die Passagiere konnten den Zugführer aufgrund einer fehlenden Sprechanlage nicht auf den Qualm aufmerksam machen. Es gab keine Feuerlöscher an Bord - und die Leute konnten die Türen nicht notentriegeln, sondern nur der Zugführer, sodass viele es nicht mal oder erst viel zu spät aus dem Zug schafften. Die Bahn war mit den Sicherheitsanforderungen einer Seilbahn konstruiert, aber hätte - wie das Unglück zeigt - die Sicherheitsanforderungen eines richtigen Zuges erfüllen müssen...
Von daher denke ich, dass nicht nur die potentielle schlechte PR zu der Entscheidung führte, die Bahn komplett dichtzumachen, sondern insbesondere auch die notwendigen immensen Investitionen, die für einen wirklich sicheren Weiterbetrieb notwendig gewesen wären.
Zuletzt geändert von Kamikatze am 10.03.2020 - 15:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Einen Notausgang gab es wohl, der war aber wohl nicht erreichbar. Ich denke, heute würde man solche Bahnen mit einem parallel verlaufenden Rettungstunnel bauen, der alle paar Meter eine Verbindungstür hat und mit Überdruck frei von Rauch gehalten wird. Außerdem können dann darüber Rettungskräfte sicher zur Unfallstelle gelangen.
Damals ist einfach das schlimmste passiert was man sich vorstellen kann und die Sicherheitssysteme waren zwar gesetzeskonform aber in keiner Weise auf einen solchen Unfall ausgelegt.
Wenn es den Unfall nicht gegeben hätte, glaube ich auch, dass die Bahn noch laufen würde. Wahrscheinlich hätte man Fahrzeuge und Technik nochmal modernisiert und die Anlage vielleicht sogar nochmal nach oben verlängert als 2. Sektion. Aber hätte hätte Fahrradkette. Der Unfall war schrecklich und hat nachhaltig dafür gesorgt, dass keine solchen Bahnen mehr gebaut wurden, zumindest wäre mir keine bekannt.
föxei hat geschrieben: 08.03.2020 - 12:41Ich verstehe nicht warum man die Bahn nicht wenigstens für den Gütertransport verwendet.
Ich glaube es war 2002 (nicht sicher), da gab es am Maiskogel schwere Sturmschäden, manche behaupten es seien mehrere kleine Tornados zu sehen gewesen. Im Zuge der Aufräumarbeiten in den Jahren danach wurde erst am Maiskogel und dann weiter zum Kitzsteinhorn eine nicht öffentliche Straße gebaut. Dadurch erübrigt sich die geschlossene Bahn für den Gütertransport.
Kamikatze, wenn du Dinge nicht weißt, dann solltest du die Worte "ich denke" oder "ich vermute" oder dergleichen vor deinen Ausführungen verwenden. Viele Menschen sind in diesem Tunnel gestorben und zu behaupten es gab keinen Notausgang ist ne böse Unterstellung und falsch.
Um die Fragestellung zu beantworten:
Wenn es das Unglück nicht gegeben hätte, glaube ich dass heute zumindest eine 3S auf das Kitzsteinhorn führen würde, wo jetzt die beiden Gondeln sind.
Kamikatze hat geschrieben: 08.03.2020 - 15:27
Es war eben nicht "nur" der Heizlüfter an dem Unglück schuld! Der war in diesem Fall zwar die Ursache für das Unglück, aber es gibt noch diverse weitere Faktoren, die dazu beigetragen haben, dass es so viele Todesopfer gab.
Durch die Steigung wirkte der Tunnel wie ein Schornstein - der tödliche Rauch und die tödliche Hitze sind mit hoher Geschwindigkeit nach oben gezogen. Das heißt: Alle, die (zum deutlich näheren) Ausgang des Tunnels nach oben geflüchtet sind, sind gestorben. Ich meine, sogar an der Bergstation oben kam es zu Todesfällen. Das verdeutlicht, wie schnell das ging. Überlebt haben nur Leute, die nach unten geflüchtet sind. Wenn ich mich recht entsinne, wurde in einer Doku mal ein Feuerwehrmann gezeigt, der unter den Skifahrern war und etliche Leute dazu gebracht hat, nach unten zu flüchten und ihnen damit das Leben gerettet hat. Als der Zug dann irgendwann aufgrund der Hitze und der Flammen abstürzte, hätte er mit etwas Pech auch noch die Leute mit in den Tod reißen können, die nach unten geflüchtet sind. Letztendlich ist die Steigung des Tunnels und damit die Schornsteinwirkung sogesehen ein nicht änderbares Problem der Konstruktion. Aber merkt euch: Wenn ihr jemals in einem Tunnel sein solltet und es brennt - lauft bergab, wenn irgendwie möglich.
Der Tunnel hatte keine Notausgänge, die in Sicherheit bzw. eine zweite Röhre geführt hätten. In Straßen- und Eisenbahntunneln ist sowas eigentlich Standard. Aus gutem Grund. Beim Bestandstunnel gab es außer den oberen und unteren Tunnelöffnungen keine Fluchtmöglichkeiten.
Viele weitere Faktoren als nur der Heizlüfter spielten eine Rolle: Die Passagiere konnten den Zugführer aufgrund einer fehlenden Sprechanlage nicht auf den Qualm aufmerksam machen. Es gab keine Feuerlöscher an Bord - und die Leute konnten die Türen nicht notentriegeln, sondern nur der Zugführer, sodass viele es nicht mal oder erst viel zu spät aus dem Zug schafften. Die Bahn war mit den Sicherheitsanforderungen einer Seilbahn konstruiert, aber hätte - wie das Unglück zeigt - die Sicherheitsanforderungen eines richtigen Zuges erfüllen müssen...
Von daher denke ich, dass nicht nur die potentielle schlechte PR zu der Entscheidung führte, die Bahn komplett dichtzumachen, sondern insbesondere auch die notwendigen immensen Investitionen, die für einen wirklich sicheren Weiterbetrieb notwendig gewesen wären.
Du zählst hier einige Dinge auf, die so nicht korrekt sind:
Der obere Ausgang des Tunnels war nicht deutlich näher als der untere. Das Feuer ist bereits vor Einfahrt in den Tunnel entflammt und hat einige 100 m nach dem Tunneleingang die Bahn zum Stillstand gebracht. Das Problem war eher, dass sich die Türen nur mit brachialer Gewalt öffnen ließen und das Feuer im unteren Fahrerstand ausbrach, somit fast alle instinktiv von der Quelle weg nach oben flüchten wollten.
Es kam auch an der Bergstation zu Todesfällen, weil der Rauch ins gesamte Alpincenter zog.
Das mit dem Feuerwehrmann ist korrekt, es waren aber hauptsächlich Leute die mit ihm unterwegs waren, die nach unten flüchteten.
Der Zug ist meines Wissens auch nicht abgestürzt, sondern an der Stelle geblieben wo er war. Dazu hätte auch das Zugseil reißen müssen und die Bremsen versagen, was bei einem Feuer am unteren Ende des Zugs aber unwahrscheinlich ist.
Der Tunnel hatte mindestens einen Notausgang, nämlich die Zwischenstation auf ca. 2000 m Höhe, wo früher eine Abfahrt vom Langwiedboden aus hinführte.
Des Weiteren finde ich es moralisch verwerflich, an einen Weiterbetrieb auch nur zu denken, wenn dort so viele Menschen qualvoll gestorben sind und die Bergbahnen die Hauptschuld dafür tragen (auch wenn nie ein Gerichtsurteil in diese Richtung gesprochen wurde, was ein Skandal sondergleichen ist). Man hat zwar nach Jahren eines Erinnerungsstätte gebaut, aber diese liegt etwas abseits und wer nicht aktiv danach sucht, findet auch sonst keinerlei Hinweise auf dieses Unglück am Kitzsteinhorn. Verdrängen der eigenen Schuld in meinen Augen.
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Der frühest mögliche Notausgang war die Mittelstation an der Breitriesenalpe. Weiter unten wäre nicht einmal ein Bau möglich gewesen weil sich bis hier eine steile Felswand befindet.
Die Bahn wurde damals nach den gültigen Vorschriften erbaut. Das Risiko eines Brandes wurde nicht bedacht weil im Normalfall hier nie ein Brand ausbrechen hätte sollen.
Wie hätte den sich das Hydrauliköl entzünden können, wenn man den Heizlüfter nicht grob fahrlässig eingebaut hätte?
Deswegen gab es auch keine Kommunikationsmöglichkeit mit dem Zugführer oder Feuerlöscher im Bereich für die Passagiere.
Das Gesetz ging (logischerweise) nicht von so einem Vorfall aus und deshalb gab es auch keine Sicherheitsvorschriften bezüglich eines Brandes.
föxei hat geschrieben: 08.03.2020 - 12:41Ich verstehe nicht warum man die Bahn nicht wenigstens für den Gütertransport verwendet.
Ich glaube es war 2002 (nicht sicher), da gab es am Maiskogel schwere Sturmschäden, manche behaupten es seien mehrere kleine Tornados zu sehen gewesen. Im Zuge der Aufräumarbeiten in den Jahren danach wurde erst am Maiskogel und dann weiter zum Kitzsteinhorn eine nicht öffentliche Straße gebaut. Dadurch erübrigt sich die geschlossene Bahn für den Gütertransport.
Diese Straße liegt im Winter unter mehreren Metern Schnee und liegt in einem lawinengefährdeten Bereich. Also im Winter kann man hier nichts transportieren...
Zuletzt geändert von maba04 am 08.03.2020 - 17:11, insgesamt 1-mal geändert.
Grund:Zwei aufeinanderfolgende Beiträge zusammengefasst.
Der Tunnel hatte keine Notausgänge, die in Sicherheit bzw. eine zweite Röhre geführt hätten. In Straßen- und Eisenbahntunneln ist sowas eigentlich Standard. Aus gutem Grund. Beim Bestandstunnel gab es außer den oberen und unteren Tunnelöffnungen keine Fluchtmöglichkeiten.
föxei hat geschrieben: 08.03.2020 - 16:53Diese Straße liegt im Winter unter mehreren Metern Schnee und liegt in einem lawinengefährdeten Bereich. Also im Winter kann man hier nichts transportieren...
Korrekt, deswegen fährt die Karavane an Stiegl-LKWs immer schon im September rauf
Der Tunnel hatte keine Notausgänge, die in Sicherheit bzw. eine zweite Röhre geführt hätten. In Straßen- und Eisenbahntunneln ist sowas eigentlich Standard. Aus gutem Grund. Beim Bestandstunnel gab es außer den oberen und unteren Tunnelöffnungen keine Fluchtmöglichkeiten.
Dem ist aber noch nicht all zu lange so.
Die Sicherheitsrichtlinie für Tunnel wurde nach den verheerenden Brandkatastrophen im Pfändertunnel, Mont Blanc Tunnel, Tauerntunnel, Gotthardtunnel usw. am 30. April 2004 in Kraft gesetzt, umzusetzen in nationales Recht bis 30. April 2006. Seitdem werden neue Tunnel ab einer Länge von 400 m in D mit einer Tunnelsicherheitszentrale ausgestattet, dazu wird eine leistungsfähige Belüftungsanlage verbaut, es gibt alle paar 100 m Nothaltebuchten, wenn keine Gegenröhre vorhanden ist wird ein Rettungsstollen parallel gebaut, der in regelmäßigen Abständen mit Querschlägen verbunden wird, diese sind teilweise auch von Rettungsfahrzeugen befahrbar. In Österreich bekommen aufgrund dieser Richtlinie seit vielen Jahren etliche Autobahntunnel eine zweite Röhre, weil ein reiner Rettungsstollen nicht wesentlich günstiger wäre. Beim Arlbergtunnel hat man den parallel verlaufenden Eisenbahntunnel mit einer festen Fahrbahn ausgestattet und die Anzahl der Querschläge erhöht. Dazu sind mit Überdruck und Schiebetüren ausgestattete Brandschutzräume mittlerweile der Stand der Technik. In Österreich wird dazu noch in Straßentunneln ein akustisches System verwendet, das automatisch ungewöhnliche Geräusche wie quietschende Reifen oder einen Knall detektiert und entsprechend die Sicherheitszentrale darauf aufmerksam macht bzw. Wechselverkehrszeichen schaltet.
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Danke für die Rückmeldungen, ich nehme mit, dass bei meinen Ausführungen ein paar der Details nicht ganz korrekt waren - sorry, es ist schon etwas länger her, dass ich mich mit dem Thema genauer beschäftigt hatte. Die Grundaussagen bezüglich der Frage, ob man die Bahn nicht hätte wiedereröffnen können, bleiben im grundlegenden aber trotzdem korrekt.
Was den Notausgang angeht: Wie ihr schreibt, gab es wohl einen. Trotz Google-Suche (ja, ich hab versucht, das vorher zu überprüfen) hatte ich dazu nichts gefunden. Aber selbst, wenn es einen einzigen gab, bleibt die Aussage dieselbe: Nach heutigen Standards müsste ein zweiter Rettungsstollen mit *regelmäßigen* Notausgängen geschaffen werden, was vermutlich auch finanziell gegen ein "wiederfitmachen" des Gletscherbuses sprach.
Was das Abstürzen oder nicht Abstürzen des Gletscherbusses nach / bei dem Brand angeht: Ok, kann sein, dass das Seil gehalten hat. Bei den Temperaturen, die bei so einem Brand in einem als Schornstein fungierenden Tunnel herrschen können, ist das keinesfalls sicher, dass der Zug / das Zugseil hält. Die Leute haben ein riesen Glück gehabt, dass der Zug nicht auf sie runtergestürzt kam. Danke für's Korrigieren. Dass ich die Doku gesehen habe, wo dieser Aspekt beleuchtet wurde, ist viele Jahre her...
Der moralische Aspekt... finde ich schwierig. Ich empfinde das ICE-Unglück bei Eschede durchaus als sehr ähnlich. Viele Menschen sind dort umgekommen, die Gerichtsurteile sind teils umstritten, die Untersuchungen haben viele Probleme hervorgebracht. Trotzdem wird einerseits die Bahnstrecke weiterbetrieben (äquivalent zum Tunnel), andererseits wurde sogar der vordere Triebkopf im Personenverkehr wiedereingesetzt: https://de.wikipedia.org/wiki/ICE-Unfal ... _der_Wagen
Aber eigentlich wollte ich den Teil gar nicht diskutieren. Denn eines ist klar: So wirklich sicher hätte sich in einer neuen Gletscherbahn wohl niemand mehr gefühlt...
Letztendlich ist es gut, dass wir heute deutlich bessere Sicherheitsrichtlinien bezüglich Tunnelbauten haben. Ich hoffe, dass sich so ein Unglück nie wieder wiederholen wird.
Kamikatze hat geschrieben: 09.03.2020 - 01:05
.....
Letztendlich ist es gut, dass wir heute deutlich bessere Sicherheitsrichtlinien bezüglich Tunnelbauten haben. Ich hoffe, dass sich so ein Unglück nie wieder wiederholen wird.
Ein paar Anmerkungen: Ich zitiere wohlweisslich nicht weil das ganze zu lange und unübersichtlich wäre.
Dass es so kein Gefahrenbild Brand gab ist nicht ganz richtig - es gab tatsächlich kein Gesetz aber die OITAF die quasi-regulatorischen Charakter für Seilbahnen hat, hatte das Gefahrenbild Brand aufgenommen. Das war ja einer der Skandale des Prozesses, dass Kühschelm an dem ganzen mitgearbeitet hatte und bis heute behauptet es hätte dieses Gefahrenbild nicht gegeben, weswegen man seinen Namen auch aus den OITAF Berichten tilgte aber dies bei anderen Sprachversione "vergaß"
Zum Seil: Das Seil ist gerissen, der Wagen wurde durch die Schienenzangenbremse gehalten - Nachzulesen u.a. im bereits erwähnten Buch 155
Zum Weiterbetrieb: Ich denke das hätte man sich aus Imagegründen nicht leisten können ... nach dem mutmaßlich völlig verpfuschten Prozess der wohl den größten Justizskandal in der österreichischen Geschichte darstellt hat das Image des österr. Tourismus ohnehin schwer gelitten. Hätte man nun auch nur laut davon geredet die Bahn wieder in Betrieb zu nehmen und das wäre abgenickt worden (u.U. noch von prominent am Prozess beteiligten Personen wie dem späteren LH Haslauer oder Minister Brandstätter) hätte es ein Echo gegeben, das Folgen weit über Kaprun hinaus gehabt hätte.
Erst wenn der letzte SL stillgelegt,
die letzte PB abgebrochen,
und die letzte Piste modelliert ist,
werdet Ihr herausfinden, daß der Skisport tot ist!
Für ein trollfreies Forum - Dummschwätzer und Aluhüte raus!
Chense hat geschrieben: 11.03.2020 - 12:31
Zum Seil: Das Seil ist gerissen, der Wagen wurde durch die Schienenzangenbremse gehalten - Nachzulesen u.a. im bereits erwähnten Buch 155
Danke für das Detail. Das Buch hab ich bereits auf meiner Leseliste
ich weiß jetzt nicht wie der baulich zustand bei der SSB auf den mölltaler gletscher ist (notausgänge/-tunnel etc.), ich halte mir aber auch jetzt immer noch bei jeder fahrt vor augen, dass sollte etwas geschehen, ich jedenfalls versuchen muss talwärts zu kommen obs immer was bringen würde weiß ich nicht, präsent ist mir das thema kaprun damit aber immer noch.
2019/20: 6 x Gerlitzen, 4 x Nassfeld, 3 x Bad Kleinkirchheim, 3 x Mölltaler Gletscher, 2 x Katschberg, 2 x Innerkrems, 1 x Turrach, 1 x Dreiländereck, 1 x Hrast, 1 x Ankogel, 1 x Sillian, 1 x Zettersfeld, 1 x Kals-Matrei
2018/19: 6 x Gerlitzen, 5 x Arlberg, 5 x Innerkrems, 4 x Nassfeld, 4 x Mölltaler Gletscher, 3 x Bad Kleinkirchheim, 2 x Katschberg, 2 x Heiligenblut-Großglockner, 2 x Ankogel, 1 x Dreiländereck, 1 x Turrach
-tom- hat geschrieben: 08.03.2020 - 15:47
Der Unfall war schrecklich und hat nachhaltig dafür gesorgt, dass keine solchen Bahnen mehr gebaut wurden, zumindest wäre mir keine bekannt.
Wobei ich vermute, dass solche Tunnel-SSBs heute auch nicht mehr so attraktiv wären, wie damals, gerade wenn man an zusätzliche (teure) Sicherheitseinrichtungen wie Rettungsstollen etc. denkt. Und selbst die GB Kaprun 2 hatte ja trotz großer FBM mit 180 P. eine relativ geringe Förderleistung von 1240 P/h. Da schaffen modernen 3S/Funitel deutlich mehr und sind ebenfalls zügig unterwegs und fast immer ausreichend windsicher.
Unabhängig von der Tragödie war die SSB im österr. Massentourismus-Umfeld nur eine Brückentechnologie, auch wenn das Unglück ihr sicher den Todesstoß versetzt hat.
-tom- hat geschrieben: 08.03.2020 - 15:47
...Der Unfall war schrecklich und hat nachhaltig dafür gesorgt, dass keine solchen Bahnen mehr gebaut wurden, zumindest wäre mir keine bekannt.
Es ist immer ein komisches Gefühl. Die Bahn im Gaustatoppen ist aber der Hammer. Da ist auch noch ein Fluß zwischen den Gleisen...muß man mal gemacht haben...übrigens hochgewandert und mit der Bhan runter wegen Knieschonung
Ich weiß dass das jetzt nicht unbedingt hier rein gehört, aber ist die Gletscherbahn im Pitztal nicht sehr ähnlich zur Gletscherbahn Kaprun?
Ich habe mal gelesen, dass man im Pitztal einige Sicherheitsvorkehrungen nachgerüstet hat, aber hat die Bahn z.B. einen Notausgang?
Tatsächlich habe ich bei der Fahrt mit der Bahn auch immer ein leicht mulmiges Gefühl
Andererseits habe ich auch ein mulmiges Gefühl bei Wind in einer Seilbahn und dem Wissen, dass das Seil nur auf den Rollen liegt
Spätestens seit letzter Saison im Pitztal als die Mittelbergbahn kurzzeitig stoppte wegen Föhnsturm während ich drin war, bin ich sowieso traumatisiert was Seilbahnen und Wind betrifft