Alle Jahre wieder - wenn auch heuer mit anderen Vorzeichen... Zum achten Mal bin ich nun schon mit der Alpinschule Oberstdorf in den Bergen unterwegs. Seit dem "Klassiker" E5 im Jahr 2013 juckt es mich fast das ganze Jahr und ich kann es immer kaum erwarten, in die Bergwoche zu starten. 2020 hieß es allerdings geduldig sein - nach einigem Hoffen und Bangen wurde dann erst ab Anfang Juni die Wahrscheinlichkeit einer Durchführung immer größer. Beim endgültigen "okay" war dann die Erleichterung groß und die Vorfreude noch größer. Eine Woche durch die Dolomiten - was gibt es schöneres? Dafür nimmt man doch gerne das zusätzliche Kilo "Corona-Gewicht" (Schlafsack, Bettlaken, Kissenbezug, Desinfektionsmittel, Thermometer) in Kauf... Meine Mitwanderer sind natürlich auch wieder mit von der Partie und gemeinsam mit unserem Bergwanderführer Michael, der uns schon zum vierten Mal souverän, sicher und kameradschaftlich über Höhen und Tiefen bringt, freuen wir uns auf schöne Wandertage und gesellige Hüttenabende...
Ein paar Kurzinfos vorab: Die Vorfreude wurde nicht enttäuscht - ganz im Gegenteil. Von allen bisherigen Touren war diese die beste, schönste und eindrucksvollste. Das Wetter spielte perfekt mit: Anfangs mit Sonne-Wolken-Mix wurde es im Lauf der Woche immer wärmer und sonniger. Und jeden Abend bzw. Nacht zog ein Gewitter durch, von dem am nächsten Morgen nichts mehr zu sehen war. Nicht zu toppen. Auch die optischen Eindrücke sind schwer in Worte zu fassen: Eigentlich alle 5 Minuten sieht die Landschaft anders aus. In dieser Intensität kann man das nur in den Dolomiten erleben. Und genau dieses perfekte Gesamtpaket durften wir heuer genießen.
Prolog: Samstag, 25.07.2020
Nachdem die Tour bereits morgen vormittag im Pustertal startet, reisen wir schon heute nach Südtirol. Der neue Rucksack ist erstmals gepackt, für das zusätzliche Gewicht konnte ich an anderer Stelle ein paar Gramm einsparen und die neuen Bergschuhe habe ich bei ein paar Trainingswanderungen auch schon eingelaufen.
Tag 1: Sonntag, 26.07.2020
Nachdem wir uns am Vorabend bei ein paar Getränken und leckerem Essen akklimatisiert haben, treffen wir uns um 11 Uhr am Bahnhof in Niederdorf. Das allgemeine Hallo fällt recht kurz aus, wir kennen uns ja fast alle schon, und außerdem wollen wir los... Zwei Taxis bringen uns zum Pragser Wildsee, wo wir im dortigen Rummel unsere Tour starten. Es ist kaum zu beschreiben, wie es dort zugeht: Die ital. Serie "Die Bergpolizei" (Un passo dal cielo) mit Terence Hill wurde ja dort gedreht und seitdem ist der ohnehin schon immer sehr gut besuchte See völlig überlaufen. Insbesondere für die Italiener scheint der Pragser Wildsee zu einer Art Wallfahrtsort aufgestiegen zu sein. Ich frage mich allerdings, aus welchem Grund. In die Serie habe ich hin und wieder schon mal reingezappt und sogar eine oder zwei Folgen bewusst ganz angesehen. Ganz ehrlich: Außer ein paar schönen Bergbildern ist das ja mal garnix, so einen billigen Schrott habe ich selten gesehen...
Aber es ist wie es ist, wir versuchen möglichst Abstand zu halten und laufen los, wir müssen um den halben See rum. Über den See wacht der 2.810 Meter hohe Seekofel, um dessen Gipfel noch ein paar Wolken ziehen.
Zugegebenermaßen ist der Pragser Wildsee ja wirklich wunderschön. Im Geröllfeld hinten erwartet uns der erste Anstieg unserer Tour, 960 Höhenmeter liegen vor uns.
Es ist kaum zu glauben: Nur 50 Meter nach Verlassen des Rundweges um den See sind wir alleine in der Berglandschaft.
Wir steigen über Geröll- und durch Latschenfelder stetig höher.
Ein letzter Blick zurück auf den schönen Bergsee mit seinem großen Hotel.
Und dann geht es ums Eck zur sogenannten Ofenmauer und weiter ansteigend zur Ofenscharte.
Beim Aufstieg ein Blick zurück: Da grüßen die Drei Zinnen (rechts) und der Paternkofel (links teilw. in Wolken) herüber.
In der Ofenscharte angekommen, geht der erste Blick Richtung Südwesten: Rechts der Neuner, mittig die Conturinesspitze und links die Gipfel der Fanesgruppe.
Nach rund vier Stunden erreichen wir die unterhalb der Scharte gelegene Seekofelhütte, in der wir aber nur kurz rasten, denn der Wetterbericht hat Gewitter gemeldet.
Der Seekofel von hinten: Mit seinen riesigen, glatten Platten sieht er auf dieser Seite so gar nicht dolomiten-typisch aus.
Wir wandern leicht absteigend weiter über die Sennes-Hochebene...
...und sehen nach einer dreiviertel Stunde unser erstes Tagesziel:
Die Sennes-Hütte auf 2.126 Metern. Keine Sekunde zu früh, denn kurz nach unserer Ankunft beginnt es zu regnen und in einiger Entfernung zieht ein Gewitter durch.
Wir lassen es uns beim ersten Hüttenabend rustikal schmecken. Hier wie auch auf allen anderen Hütten werden wir bestens verpflegt...
Abendlicher Blick von der Hüttenterrasse, links geht es Richtung Cortina, dort steckte längere Zeit ein Gewitter drin.
Tag 2: Montag, 27.07.2020
Der morgendliche Blick: Strahlender Sonnenschein und kein Wölkchen mehr am Himmel.
Heute geht es zunächst 640 hm Richtung Tal. Kurz nach dem Abmarsch haben wir nochmal einen schönen Rückblick auf die Sennes-Hütte auf dem Hochplateau.
Blick in Richtung Cortina: Monte Cristallo (mittig-links) und Sorapis (mittig-rechts) grüßen herüber.
Nach einer dreiviertel Stunde kommen wir am Rif. Fodara Vedla vorbei, für eine Einkehr ist es aber noch zu früh...
Wir steigen weiter ab und können schon bald unseren späteren Aufstiegsweg sehen: Durch das Tal führt der Weg später hoch zur Fanes-Hochfläche.
Aber zunächst geht es auf dem steilen Fahrweg in einigen Serpentinen hinab zum Rif. Pederü auf 1.548 m.
Nach einer Elfaseidla-Pause machen wir uns an den Aufstieg.
Zunächst recht steil, dann flacher werdend geht es in das Hochtal hinauf.
Auch der Blick zurück ist reizvoll.
Auch wenn es nur 570 hm sind: Der Aufstieg zieht sich ganz schön, die Mittagssonne brennt runter und ich bin leicht fertig, als wir die Fanes-Hochebene erreichen.
Am frühen nachmittag erreichen wir dann unser Tagesziel, die Fanes-Hütte auf 2060 Metern.
Nach einer Pause steigen wir noch ein Stück hinauf zum Lago di Limo.
Die ganz Harten nehmen auch ein Bad im eiskalten Bergsee - ich entscheide mich aber für "Memme" und bleibe draußen...
Auf dem Rückweg zur Hütte sehen wir hinten wieder den Seekofel, unter dem wir gestern vorbeigegangen sind.
Tag 3: Dienstag, 28.07.2020
Auch heute erwartet uns wieder strahlender Sonnenschein am Morgen. Heute starten wir zu einer der Königsetappen. Insgesamt erwarten uns 1200 hm Aufstieg und 500 hm Abstieg.
Blick über die Fanes-Alpe, darüber der Heiligkreuzkofel (die Spitze hinten links), der Zehner (mitte-links) und der Neuner (mitte-rechts).
Etwas nach rechts gedreht sehen wir die Antoniusspitze, Innere Eisengabelspitze und hinten wieder den Seekofel.
Wir steigen hoch zum Passo Limo und schon ändert sich die Landschaft: Die zahlreichen Gipfel der Fanes-Gruppe rücken ins Bild.
Nach kurzer Zeit passieren wir die Großfanes-Alpe.
Weiter geht es über die Großfanes-Hochfläche, immer mit herrlichen Blicken.
Gemütlich geht es über die Alm, aber hinten (mitte) sehen wir schon den Anstieg zur Forcella del Lago (Seescharte) auf knapp 2.500 Meter.
Idylle auf der Großfanes-Alpe.
Aus der Ferne grüßt die Marmolada herüber.
Nach und nach öffnet sich der Blick und auch der Sellastock kommt heraus.
Gleichmäßig, aber nicht allzu steil führt uns der Weg weiter Richtung Scharte.
Zoom-Blick: Links das Pisciadu-Plateau im Sella-Massiv, das direkt dahinter vom Langkofel überragt wird. Hinter dem Grödner Joch der Schlern mit seinen vorgelagerten Spitzen. Und rechts dahinter der Monte Cevedale (3769 m) in knapp 110 Kilometern Entfernung.
Das ganze Panorama in voller Pracht...
Schließlich erreichen wir die Scharte und von hinten lugt wieder die Marmolada hervor.
Ein letzter Blick zurück über die Fanes-Hochebene. Am Horizont geht der Blick bis zum 40 km entfernten Schneebigen Nock (3358 m).
Aus der Scharte geht es zunächst steil bergab zum Lago di Lagazuoi. Hinten ist bereits unser Tagesziel zu sehen:
Das Rif. Lagazuoi auf 2752 Metern.
Vorher müssen wir aber noch hinunter bis zum See, bevor der finale Aufstieg ansteht. Die Sonne brennt schon wieder herunter und die Vorfreude auf den sichtbar langen Anstieg hält sich in Grenzen.
Aber dafür entschädigt das Panorama. Links die Conturinesspitze.
Der Aufstieg in der prallen Sonne hat es dann ganz schön in sich...
Durch eine Fels- und Geröllwüste geht es langsam immer höher.
Schließlich geht es in den steilen Schlussanstieg. Mittlerweile bin ich völlig am Ende und die Hitze setzt mir sehr zu. Kann natürlich auch sein, dass sich das ein oder andere Getränk des Vorabends etwas negativ auf die Kondition auswirkt (auf der Fanes-Hütte gab es Augustiner vom Fass)...
Aber irgendwann ist es fast geschafft und der erste grandiose Ausblick nach Südosten öffnet sich: Sorapis (links), die markante Pyramide des Antelao, Cinque Torri, die zahlreichen Spitzen des Croda da Lago und der massige Monte Pelmo drängen sich ins Bild.
Nach einem schier endlosen Aufstieg habe ich es dann endlich fast geschafft.
Das Tagesziel ist erreicht. Ich brauche tatsächlich eine halbe Stunde, bis ich wieder halbwegs normal atmen kann. So fertig wie heute war ich selten.
Aber wie schon gesagt - das Panorama entschädigt für jede Anstrengung.
Der Blick von der Hüttenterrasse: Tief unten der Valparola-Pass, direkt darüber der Hexenstein, dahinter der Col di Lana und der Settsass rechts daneben. Ganz hinten (von links) die Pala-Gruppe, Marmolada und Sella-Massiv.
Nach einer ersten Hüttenpause steigen wir noch zum geschichtsträchtigen Gipfel des Lagazuoi (2778 m). Hinter dem Gipfelkreuz die 3 Tofana-Gipfel.
Der Lagazuoi und seine Umgebung gehörten zu den am stärksten umkämpften Gebieten der Dolomitenfront im 1. Weltkrieg. Bereits beim Aufstieg sind wir an zahlreichen Stellungs- und Gebäuderesten vorbei gekommen.
Zoom zur Civetta (3220 m) mit ihrer gewaltigen Nordwestwand. In drei Tagen laufen wir direkt darunter vorbei.
Blick nach Westen: Sella-Massiv (links), Geislerspitzen und Puez-Gruppe (mitte) und Peitlerkofel (rechts).
Bergstation und Hütte in traumhafter Lage.
Und noch ein Blick über den Faneskamm zu den Tofanen. Bis auf die Gipfel tobte hier vor über 100 Jahren der Gebirgskrieg.
Während wir unser Abendmenü genießen, zieht draußen wieder einmal ein Gewitter durch.
Das Essen mundet... aber dafür gibt es im Rif. Lagzuoi das mit Abstand schlechteste Bier der Tour zu gesalzenen Preisen. Da steige sogar ich mal auf Wein um...
Nachdem das Gewitter durch ist, können wir noch eine wunderbare Abendstimmung genießen.
Tag 4: Mittwoch, 29.07.2020
In der Morgensonne leuchtet die Marmolada herüber, davor der Padonkamm und der Col di Lana.
Und auch die Palagruppe rückt ins Bild.
Zoom zu den Geislerspitzen und der Puez-Gruppe. Links vor den Geislerspitzen der Sasssongher.
Bevor wir unsere heutige Etappe starten, steigen wir zunächst hinunter zur Lagazuoi-Vorkuppe, wo wir ein Stück des ital. Stollens begehen wollen.
Es geht durch restaurierte Stellungen und Schützengräben. Wir befinden uns hier in der vordersten österreichischen Stellung. Die Alpini konnten sich durch den Tunnel bis zur Vorkuppe vorkämpfen, zwischen den Stellungen lagen hier nur wenige Meter "Niemandsland".
Das tolle Panorama konnten die Soldaten damals sicher nicht genießen.
Wir steigen von oben ein Stück in den dunklen, engen und feuchten Stollen ein. Bei einer der Öffnungen ergibt sich der Blick zur Bergstation...
... und ins Tal, über den Hexenstein zur Pala und Marmolada. Hier kehren wir um und gehen wieder nach oben. Die Begehung des kompletten Tunnelsystems steht auf meiner To-Do-Liste für den nächsten Urlaub in der Gegend.
Den Abstieg erleichtert uns heute die spektakuläre Seilbahn zum Falzarego-Pass.
Am Lagazuoi erfolgten im Dolomitenkrieg mehrere Minensprengungen. Die Schuttkegel davon sind heute noch deutlich sichtbar.
Vom Falzaregopass machen wir uns auf den Weg in Richtung Averau. Teilweise geht es auf dem Weg hoch, der im Winter als Rückbringer vom Skigebiet Cinque Torri dient.
Immer wieder lockt der Blick zurück: Links der Kleine Lagazuoi, mittig der Große Lagazuoi mit den anschließenden Spitzen des Faneskammes und rechts der Col dei Bos.
Weiter nach rechts geht der Blick über die Tofana di Rozes zum Monte Cristallo.
Und nochmals weil es so schön ist... Vom Lagazuoi bis zur Tofana.
Es geht unterhalb des Averau über eine Scharte, von der sich der Blick zum Passo Giau und Richtung Civetta und Pala-Gruppe auftut.
Etwas weiter rechts wieder die Marmolada, jetzt aus etwas anderer Perspektive.
Auf einem Höhenweg direkt unter der Wand des Averau gehen wir weiter zum Rifugio Averau. Oben auf dem Nuvolau thront das gleichnamige Rifugio.
Ein Teil der Gruppe nimmt den Nuvolau noch mit, der Rest (einschließlich mir) kapituliert vor dem zusätzlichen Anstieg in der prallen Sonne und wir steigen ab in Richtung Cinque Torri, wo wir dann beim Rif. Scoiattoli eine ausgedehnte Mittagspause einlegen, um auf die Gipfelstürmer zu warten.
Blick zurück: Links der Nuvolau, rechts der Averau.
Und noch ein Rückblick: Hexenstein, Kleiner und Großer Lagazuoi, Fanestürme, Col dei Bos.
Nun geht es zunächst weiter bergab in Richtung Cortina. Aus der Nähe sehen die Cinque Torri zwar schön, aber gar nicht so sehr spektakulär aus.
Der Blick Richtung Cortina: Sorapis (links) und Antelao (mitte), rechts davor die Croda da Lago-Kette, hinter der sich unser heutiges Tagesziel befindet.
Von unten wiederum sehen die Cinque Torri (bzw. das was man davon sieht) dann doch wieder recht wuchtig aus...
Wir steigen ab bis auf 1700 Meter, wo wir die Straße vom Passo Giau nach Cortina kreuzen. Ab hier geht es dann wieder bergauf. Aber nur mit dem Weg, mit der Kondition geht es dann schon wieder eher bergab...
Wieder ein Blick zurück zurück: Cinque Torri, Lagazuoi, Fanesspitzen und rechts der Ansatz der Tofana.
Weiter links lässt sich dann auch der Averau nochmal blicken.
Zunächst geht es flach durch den Wald hoch, aber im weiteren Verlauf wird es zunehmend steiler. Auch wenn es nur gut 400 Höhenmeter sind: Im Bergwald ist es zwar meist schattig, aber gleichzeitig heiss und fast unerträglich schwül, so dass der Aufstieg nur sehr langsam vorangeht.
Aber schließlich sind wir fast oben und erreichen einen schönen Aussichtspunkt: Im Tal Cortina d'Ampezzo, dahinter das Cristallo-Massiv und rechts daneben lassen auch noch zwei der Drei Zinnen blicken, diesmal allerdings von vorne.
Der Blick über das Becken: Die Gipfel der Hohen Gaisl (links) und des Cristallo (rechts) verstecken sich schon hinter ein paar Wolken, unten im Tal liegt Cortina.
In der anderen Richtung ist der Himmel noch strahlend blau: Kurz vor dem Rif. Croda da Lago ein schöner Blick auf den markanten Becco di Mezzodi, 2603 m.
Direkt am gleichnamigen See erreichen wir am späteren Nachmittag unser Tagesziel...
... das Rif. Croda da Lago. Die Hütte ist deutlich kleiner, einfacher und enger als die bisherigen Quartiere, aber trotzdem gemütlich. Auch wenn es heute nur 700 hm auf und ab waren, bin ich durch die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit doch wieder ganz schön k.o...
Tag 5: Donnerstag, 30.07.2020
Heute steht die zweite Königsetappe an: Hinüber zum Monte Pelmo, unter diesem vorbei und weiter zur Civetta. In der Nacht hat es wieder geregnet, aber wie gehabt ist morgens strahlend blauer Himmel und es soll auch heute wieder ziemlich heiß werden.
Unser erstes Ziel sehen wir schon: Die Forcella Ambrizola, über die wir dann Richtung Monte Pelmo gehen.
In der Scharte ein letzter Blick zurück über Cortina zur Hohen Gaisl und zum Monte Cristallo. Ganz rechts im Dunst nochmal zwei der Drei Zinnen.
Ein letzter Blick zurück zum Rif. Croda da Lago am Lago Federa.
Auf der anderen Seite wird der Blick zur Civetta frei, deren gewaltige Nordwestwand noch im Schatten liegt. Bis dorthin liegt heute noch ein ziemlich weiter Weg vor uns.
Und wie in den letzten Tagen zeigt sich auch heute die Marmolada - und schon wieder aus einer anderen Perspektive.
Nochmal ein Blick zurück in die Scharte und auf die Zacken und Spitzen der Croda da Lago-Gruppe...
... dann umdrehen und den massigen Klotz des Monto Pelmo bewundern.
Vom Col Duro aus geht es dann längere Zeit mehr oder weniger steil bergab.
Rückblick - von da oben kommen wir.
Wir erreichen das Rif. Citta di Fiume, welches wir allerdings ohne Einkehr rechts liegen lassen. Schließlich liegt noch ein weiter Weg vor uns: Wir queren das große Geröllfeld unter der gewaltigen Wand des Monte Pelmo und wandern weiter zum Passo Staulanza.
Nochmal der Blick zurück auf die erste Tageshälfte: mittig links die Croda da Lago-Spitzen, mittig rechts der Becco die Mezzodi. Dazwischen liegt die Scharte, über die wir heute früh gekommen sind.
Der Monte Pelmo mit seinen 3168 Metern ist wirklich ein gewaltiger Felsklotz, unter dem man sich sehr sehr klein fühlt. Ein sehr markanter Dolomitengipfel, den man von überall her ohne Probleme sofort erkennt.
Unsere Mittagspause legen wir im Rif. Passo Staulanza ein, dann müssen wir noch ein kurzes Stück auf der Straße absteigen, bevor das Finale des Tages ansteht. Teilweise auf den Pisten des Civetta-Skigebietes geht es zunächst flach, dann steiler nach oben. In der Nachmittagshitze eine schweißtreibende Angelegenheit, aber der Rückblick auf den Monte Pelmo entschädigt.
Hier verlassen wir das Skigebiet und beginnen den letzten Aufstieg des Tages zum Rif. A. Sonino al Coldai.
Es geht nochmal einiges hoch. Ganz hinten rechts wieder die Forcella Ambrizola, über die wir heute früh gegangen sind.
Noch ein Blick zum Monte Pelmo, links darunter kann man ziemlich in der Bildmitte das Rif. Passo Staulanza erkennen.
Erstaunlicherweise habe ich heute einen sehr guten Tag und rolle trotz der Hitze einen Großteil des Feldes von hinten auf...
... um diesmal nicht völlig ausgepowert, sondern zwar verschwitzt, aber entspannt unser Tagesziel auf 2135 Metern zu erreichen. Insgesamt war heute ein langer und anstrengender Tag, der uns mit rd. 1000 Höhenmetern im Auf- und Abstieg sowie einer zurückgelegten Strecke von mehr als 20 Kilometern doch ganz ordentlich gefordert hat.
Tag 6: Freitag, 31.07.2020
Nach dem obligatorischen nächtlichen Gewitter (einer der Donnerschläge ließ angeblich die ganze Hütte zittern - meine Bettschwere war wohl stärker...) haben wir morgens einen traumhaften Blick: Im Tal Mareson-Pecol und darüber die unzähligen Zacken und Spitzen der östlichen Dolomiten im Belluno und Friaul (die ich zugegebenermaßen nicht kenne und deshalb nicht im Einzelnen benennen kann)
Ein letzter Rückblick oberhalb der Hütte, links schiebt sich nochmal der Monte Pelmo ins Bild.
Ein kurzer Anstieg bringt uns zum Lago Coldai. Und auch heute geht der Blick zur Marmolada, diesmal zeigt sie uns ihre hohe Südwand.
Und auch die hohe Wand der Civetta lässt sich schon teilweise sehen.
Das Panorama ist auch heute großartig: Marmolada (links) und Sellastock (rechts), dazwischen lugen die Gipfel von Lang- und Plattkofel hervor.
Nach der nächsten Scharte stehen wir dann vor dem Kar unter der gewaltigen, finsteren Nordwestwand der Civetta.
Gegenüber der Wand, rechts oben auf fast auf der kleinen Spitze, liegt das Rif. Tissi.
Wie schon gestern unter dem Monte Pelmo: Ganz klein und demütig wird man unter einem solchen Felsriesen.
Das Rif. Tissi müssten wir nicht unbedingt ansteuern, entschließen uns aber, die 150 zusätzlichen Höhenmeter in Kauf zu nehmen.
Und es lohnt sich! Ein "Herzensblick" zur Pala-Gruppe.
Wir steigen noch die paar Meter zum Gipfel oberhalb der Hütte. Und hier tut sich dann ein Wahnsinns-Panorama auf. Fast 1300 Meter unter uns liegt unser Tagesziel Alleghe und dahinter baut sich das ganze Dolomitenpanorama auf (von links nach rechts): Sellagruppe, Puezgruppe, Col di Lana, Settsass, Heiligkreuzkofel, Conturinesspitze, Lagazuoi und Fanes-Gruppe.
Einmal nach rechts gedreht: Zwischen den beiden zackigen Kämmen im linken Bildbereich (Croda da Lago und Becco di Mezzodi) sind wir gestern herübergekommen. Genau dahinter schaut der Monte Cristallo durch. Rechts schließen sich dann Sorapis, Monte Pelmo und Civetta an.
Und nochmal weil es so beeindruckend ist: Vom Heiligkreuzkofel über Lagazuoi und Tofanen bis zum Cristallo.
Im Zoom, von links: Heiligkreuzkofel, Conturinesspitze, Kleiner Lagazuoi, Großer Lagazuoi, Castelletto und die drei Tofanen. Wie der Franke sagt: "A Draum".
Etwas weiter links sehen wir nochmal die Marmolada, die uns in der ganzen Woche schon begleitet hat. Aus fast allen Richtungen haben wir sie gesehen, in immer wieder neuen Perspektiven.
Auch wenn wir uns eigentlich gar nicht sattsehen wollen - wir müssen doch weiter, uns steht noch ein langer Abstieg bevor, bei dem uns das gewaltige Civetta-Massiv weiter begleitet.
Links auf dem "Hügel" steht die Tissi-Hütte, bei der wir vorhin die Aussicht genossen haben.
Auf dem Weg nach unten erreichen wir auch irgendwann die Baumgrenze. Bei jedem Blick nach oben bleiben aber die Ausmaße des Civetta-Massivs und die vielen Zacken und Spitzen allgegenwärtig.
Schließlich erreichen wir am späten Mittag das trutzige Rifugio Vazzoler, wo wir eine ausgiebige Rast einlegen. Die großen Strapazen sind vorbei, ab hier geht es nur noch abwärts...
Und wie es abwärts geht - statt des geschotterten Fahrweges nehmen wir einen alten, wohl kaum mehr begangenen Steig, der Steil und stellenweise ausgesetzt talwärts führt.
Aber das ist eigentlich der perfekte Abschluss für diese perfekte Tour. Das letzte Stück gehen wir auf dem Fahrweg, dann erreichen wir am Nachmittag das Rifugio Capanna Trieste auf 1135 Metern. Bis hierhin ist die von Listolade heraufführende Straße asphaltiert. Wir haben uns bereits im Vorfeld darauf geeinigt, die letzten knapp 500 Höhenmeter Abstieg auf der Straße gegen ein Taxi einzutauschen, das uns direkt zu unserem Zielort Alleghe bringt. 450 hm auf und 1350 hm ab sind auch genug für den letzten Wandertag.
In Alleghe kommen wir in den Genuss einer Hotelübernachtung mitten im Ort. Der Lack ist zwar schon ein bisschen ab, aber wir genießen die Annehmlichkeiten wie "Zimmer mit Dusche und Balkon" durchaus sehr

Tag 7: Freitag, 01.08.2020
Bilder gibt es heute keine mehr. Wir haben den letzten gemeinsamen Abend in einem guten Restaurant ausklingen lassen und jetzt geht es mit zwei Taxi-Bussen zurück zum Ausgangspunkt. Über den Passo Giau, Cortina und Toblach fahren wir etwa entlang unserer gewanderten Route nach Niederdorf. Am späten Vormittag verabschieden wir uns - natürlich nicht, ohne vorher schon die Planungen für nächstes Jahr besprochen zu haben

Das Schlusswort...
Ich kann mich nur wiederholen: Eine grandiose Tour! Die Beschreibung der Alpinschule sagt "leichtester und schönster Höhenweg der Dolomiten". Letzteres stimmt definitiv. Ersteres kann man überdenken - auf dem Papier sahen die Tagesetappen doch weniger anstrengend aus als in der Realität, wobei uns natürlich Sonne und Hitze schon etwas zugesetzt haben. Aber das darf jetzt wirklich nicht als Jammern verstanden werden, denn genau so wünscht man sich das Wetter bei einer solchen Tour ja und deshalb gibt es nur ein passendes Schlusswort: PERFEKT!
Ein allerletztes kurzes Schlusswort noch zur Situation auf den Hütten: Intern war für uns von vornherein klar, dass wir bei dieser gemeinsamen Bergwoche eine Familie sind. Alles andere wäre graue Theorie. So entspannt wie bei dieser Tour haben wir die Hütten noch nie erlebt, denn sie waren nach dem Abzug der Tagesgäste schätzungsweise höchstens zur Hälfte belegt. Wobei die Belegung an sich eigentlich kaum anders war als in "normalen" Zeiten: Wir haben uns in mal größere, mal kleinere 2-, 4- oder 6-Bett-Kammern aufgeteilt, mit dem üblichen Kuschelfaktor inklusive... Zu anderen Gästen und Gruppen war aber immer gut Platz und Abstand, und auch die Maskenpflicht wurde im Wesentlichen eingehalten. Unser Fazit nach der Tour fiel jedenfalls sehr sehr positiv aus - ruhiger haben wir es bisher noch nie auf den Berghütten erlebt.
Die Planungen für nächstes Jahr laufen natürlich auch schon, hoffentlich können wir dann wieder in eine tolle Bergwoche starten - auch wenn eigentlich schon klar ist, dass die Woche auf dem Dolomitenhöhenweg 1 durch nichts zu toppen sein wird.
So, und wenn euch der Bericht gefallen hat, dürft ihr jetzt auch gerne ein "Danke" oder einen Kommentar hinterlassen

Berg heil.
Hier noch die Tourberichte der letzten Jahre:
E5 Oberstdorf-Meran 22.-28.07.2013
Höhepunkte der Dolomiten 27.07.-01.08.2014
Vom Königssee zu den Drei Zinnen 26.07.-01.08.2015
Von Mittenwald nach Brixen 17.-23.07.2016
Von den Geislerspitzen zum Rosengarten 23.-29.07.2017
Walserweg von Oberstdorf nach Chur 22.-27.07.2018
Von der Zugspitze nach Meran 28.07.-03.08.2019