Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Fangbremsen bieten keine 100-ige Sicherheit. Auch bei korrekter Auslegung und Funktion besteht unter sehr ungünstigen Voraussetzungen bei gewissen Bahnen die Möglichkeit, dass es trotzdem zu einem schweren Unfall kommen kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass jedoch genau diese ungünstigen Voraussetzungen allesamt gleichzeitig zusammentreffen ist jedoch gering, insbes. da dies i.d.R. einen bestimmten Bereich der Strecke voraussetzt (z.B. unmittelbar nach einer Stütze mit hohem Gefällsbruch und danach eine anfangs sehr steiles Seilfeld) sowie eine extreme (100 % Voll / (0 %) Leer Kombination. Auch geht man z.B. nicht davon aus, dass genau am heiklen Punkt bei Stützenüberfahrt mit geschlossener Fangbremse der Wind das Fahrzeug auch noch maximal seitlich ablenkt.
Deshalb ist IMO die Fangbremse auch stets sinnvoll.
Die Fangbremsen werden im Stillstand getestet da dynamsiche Tests u.a. u.U. die Tragseile lokal beschädigen könnten. Ferner wären kritische Tests zu heikel, da die Fangbremse ein Last Resort Rettungsmittel darstellt. Unter den ungünstigsten Voraussetzungen, die in der Auslegung berücksichtigt werden, wird je nach Bahn eine beschränkte plastische (also kollisionsenergieaufnehmende) Verformung des Kantenbereichs des Kabinedaches (oberhalb der Köpfe!) bewusst in Kauf genommen, da die Längspendelung zu einer Kollision der Kabinenkarosserie mit dem Tragseil (oder den Tragseilen) führen kann. Dies wird rechnerisch belegt.
Die Berechnung von fangbremsenbehafteten Pendelbahnen (PB) ist einiges komplexer als die von fangbremsenlosen PB.
Bei fangbremselosen Bahnen muss man vereinfacht gesagt die stärkste Abbremsung (Verzögerung) im worst-case Falle berücksichtigen (Lastfall (z.B. leer auf/voll ab), maximale Fahrgeschwindigkeit, Fahrrichtung, Lufttemperatur, steilste Stelle der Strecke, usw.).
I.Vgl. wird beim Auslösen einer Fangbremse ebenfalls das oder die Tragseil(e) zusätzlich auf Zug beansprucht, usw.
Hier beziehe ich mich allerdings auf grössere PB mit Seilreiter (also 2 Tragseile). Fangbremsenberechnungen von PB mit nur einem Tragseil habe ich nie näher angeschaut.
Gehe mal davon aus, dass Leitner gem. gesetzlichen Auflagen sämtliche Prüfungen durchgeführt hat und entsprechend auch protokollierte. Wie bereits erwähnt wurde, handelt der Hersteller jedoch im Auftrag des Betreibers wobei nicht behobene Mängel protokolliert werden und dann ist es Sache des Betreibers zu entscheiden, ob repariert wird oder evtl. die Anlage eine bestimmte Zeit ausser Betrieb gesetzt wird. Der Hersteller hat allerdings auch kein Interesse daran, dass was mit einer seiner Bahnen passiert. Zwingende Entscheide müssen dann jedoch die Behörden durchsetzen (diese haben Einblick in sämtliche relevanten Unterlagen).
Falls bei einer Fangbremse öfters als extrem selten eine Fehlauslösung statt findet, ist es Sache des Betreibers zusammen mit dem Hersteller das Problem zu beseitigen.
Sämtliche nicht in den Betriebsvorschriften der Bahn ausdrücklich erlaubte Einstellungen kann der Betreiber nur mit Einwilligung des Herstellers (ggf. muss sogar die Aufsichtsbehörde dies entsprechend absegnen) verändern. Sinngemässes gilt auch für relevante Abänderungen, was irrelevant ist, ist jedoch sehr eingeschränkt.
Wartungspläne sind ausführlich vorgegegeben und auch tägliche Routinenkontrollen müssen protokolliert werden. Den korrekten fachtechnischen Wortschatz weiss ich nicht mehr auswendig, kann man in den Vorschriften sowie Normen nachschlagen.
Bei grossen Pendelbahnen sind AFAIK Fehlauslösungen der Fangbremse recht selten. Ob es häufiger bei kleinen Bahnen vorkommt kann ich nicht beurteilen, da ich die nicht gut kenne. Da spielen viele Parameter mit und auch die Einstellung muss stimmen. Zu beachten ist ebenfalls, dass die Antriebsregelung nicht unnötig dynamische Effekte verursacht und dies ist die Kunst der Antriebsexperten (kann man kaum gross lernen, ist eine Frage der Erfahrung, auch die Firmware des FU oder Stromrichters ist mitentscheidend).
Gesamthaft betrachet ist die Sicherheit einer Seilbahn in erster Linie eine Frage des Personals.
Ausbildung, Seriosität, Zuverlässigkeit, usw. spielen dabei eine absolut entscheidende Rolle. Bei schlechtem Personal, egal auf welcher Ebene, nützen sämtliche Vorschriften nichts.
Obwohl nicht alleinig massgebend, eine optisch einwandfrei aussehende Anlage ist bereits ein positives Zeichen. Sieht der 20-jährige Maschinenraum wie neu aus, wurde auch entsprechend sorgfältig gewartet (Beispiel: Glacier 3000).
Welche Sicherheitseinrichtungen unter welchen Voraussetzungen überbrückt werden dürfen, ist sehr genau geregelt. Ggf. ist auch die Hotline des Herstellers bzw. des Steuerungserstellers rund um die Uhr erreichbar. Ist was unklar muss sich der Betreiber erkundigen, er kann nicht einfach willkürlich vorgehen.
Grosse Umlaufbahnen können bei Vollbelegung (die zwar selten erreicht wird) übrigens weitaus mehr Personen gleichzeitig befördern als die grösste Pendelbahn (2x (230+1) = 462 Personen für die Ha Long Queen 230ATW (Pendelbahn)).
Deshalb ist IMO die Fangbremse auch stets sinnvoll.
Die Fangbremsen werden im Stillstand getestet da dynamsiche Tests u.a. u.U. die Tragseile lokal beschädigen könnten. Ferner wären kritische Tests zu heikel, da die Fangbremse ein Last Resort Rettungsmittel darstellt. Unter den ungünstigsten Voraussetzungen, die in der Auslegung berücksichtigt werden, wird je nach Bahn eine beschränkte plastische (also kollisionsenergieaufnehmende) Verformung des Kantenbereichs des Kabinedaches (oberhalb der Köpfe!) bewusst in Kauf genommen, da die Längspendelung zu einer Kollision der Kabinenkarosserie mit dem Tragseil (oder den Tragseilen) führen kann. Dies wird rechnerisch belegt.
Die Berechnung von fangbremsenbehafteten Pendelbahnen (PB) ist einiges komplexer als die von fangbremsenlosen PB.
Bei fangbremselosen Bahnen muss man vereinfacht gesagt die stärkste Abbremsung (Verzögerung) im worst-case Falle berücksichtigen (Lastfall (z.B. leer auf/voll ab), maximale Fahrgeschwindigkeit, Fahrrichtung, Lufttemperatur, steilste Stelle der Strecke, usw.).
I.Vgl. wird beim Auslösen einer Fangbremse ebenfalls das oder die Tragseil(e) zusätzlich auf Zug beansprucht, usw.
Hier beziehe ich mich allerdings auf grössere PB mit Seilreiter (also 2 Tragseile). Fangbremsenberechnungen von PB mit nur einem Tragseil habe ich nie näher angeschaut.
Gehe mal davon aus, dass Leitner gem. gesetzlichen Auflagen sämtliche Prüfungen durchgeführt hat und entsprechend auch protokollierte. Wie bereits erwähnt wurde, handelt der Hersteller jedoch im Auftrag des Betreibers wobei nicht behobene Mängel protokolliert werden und dann ist es Sache des Betreibers zu entscheiden, ob repariert wird oder evtl. die Anlage eine bestimmte Zeit ausser Betrieb gesetzt wird. Der Hersteller hat allerdings auch kein Interesse daran, dass was mit einer seiner Bahnen passiert. Zwingende Entscheide müssen dann jedoch die Behörden durchsetzen (diese haben Einblick in sämtliche relevanten Unterlagen).
Falls bei einer Fangbremse öfters als extrem selten eine Fehlauslösung statt findet, ist es Sache des Betreibers zusammen mit dem Hersteller das Problem zu beseitigen.
Sämtliche nicht in den Betriebsvorschriften der Bahn ausdrücklich erlaubte Einstellungen kann der Betreiber nur mit Einwilligung des Herstellers (ggf. muss sogar die Aufsichtsbehörde dies entsprechend absegnen) verändern. Sinngemässes gilt auch für relevante Abänderungen, was irrelevant ist, ist jedoch sehr eingeschränkt.
Wartungspläne sind ausführlich vorgegegeben und auch tägliche Routinenkontrollen müssen protokolliert werden. Den korrekten fachtechnischen Wortschatz weiss ich nicht mehr auswendig, kann man in den Vorschriften sowie Normen nachschlagen.
Bei grossen Pendelbahnen sind AFAIK Fehlauslösungen der Fangbremse recht selten. Ob es häufiger bei kleinen Bahnen vorkommt kann ich nicht beurteilen, da ich die nicht gut kenne. Da spielen viele Parameter mit und auch die Einstellung muss stimmen. Zu beachten ist ebenfalls, dass die Antriebsregelung nicht unnötig dynamische Effekte verursacht und dies ist die Kunst der Antriebsexperten (kann man kaum gross lernen, ist eine Frage der Erfahrung, auch die Firmware des FU oder Stromrichters ist mitentscheidend).
Gesamthaft betrachet ist die Sicherheit einer Seilbahn in erster Linie eine Frage des Personals.
Ausbildung, Seriosität, Zuverlässigkeit, usw. spielen dabei eine absolut entscheidende Rolle. Bei schlechtem Personal, egal auf welcher Ebene, nützen sämtliche Vorschriften nichts.
Obwohl nicht alleinig massgebend, eine optisch einwandfrei aussehende Anlage ist bereits ein positives Zeichen. Sieht der 20-jährige Maschinenraum wie neu aus, wurde auch entsprechend sorgfältig gewartet (Beispiel: Glacier 3000).
Welche Sicherheitseinrichtungen unter welchen Voraussetzungen überbrückt werden dürfen, ist sehr genau geregelt. Ggf. ist auch die Hotline des Herstellers bzw. des Steuerungserstellers rund um die Uhr erreichbar. Ist was unklar muss sich der Betreiber erkundigen, er kann nicht einfach willkürlich vorgehen.
Grosse Umlaufbahnen können bei Vollbelegung (die zwar selten erreicht wird) übrigens weitaus mehr Personen gleichzeitig befördern als die grösste Pendelbahn (2x (230+1) = 462 Personen für die Ha Long Queen 230ATW (Pendelbahn)).
Zuletzt geändert von Lagorce am 26.05.2021 - 11:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Bei neueren Bahnen (Piz Val Gronda/Ischgl) sogar der Standard.
Allerdings kann ich ich bei den älteren also fast allen anderen, die großen werden ja immer weniger, auch nicht daran erinnern, jemals ohne Personal gefahren zu sein.
Tatar statt Avatar...
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Da würde ich mal abwarten. Noch kann man "Ausfälle aufgrund gemeinsamer Ursache" (noch) nicht ausschliessen: https://de.wikipedia.org/wiki/Ausf%C3%A ... er_Ursachebr403 hat geschrieben: 26.05.2021 - 10:41 Wie immer sind es mehrere Ursachen die eine solche Katastrophe zur Folge haben.
Es kann Zufall sein, dass das Zugseil genau dann versagt, wenn die Fangbremse manipuliert wird, oder es kann eben sein, dass es einen Zusammenhang gibt. Ich hoffe, dass dies noch evaluiert werden kann. Die Toten bringt das leider nicht zurück, aber vielleicht fahren noch andere Bahnen in so einem Zustand.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Carabinieri Alberto Cicognani erklärt: „Die Bremsanlage hatte schon seit anderthalb Monaten Probleme. Die Kabine bremste manchmal zwischen den Pylonen, dann mussten die Leute manuell auf die Pylonen klettern und das System händisch auszulösen. Wenn die rote Klammer drin war, aktiv war, dann war das Problem der Zwischenbremsung gelöst. Das war seit anderthalb Monaten bekannt.“
Offenbar hatte es mit der Seilbahn in der jüngeren Vergangenheit Fehlfunktionen gegeben. Bossi weiter: „Um diese Probleme auszuschalten, haben die Betreiber in vollem Wissen der Chefs die Metallgabel nicht entfernt. Als das Seil riss, versagte also das Notbremssystem.“
In der Polizeibefragung sollen die Männer zugegeben haben, die Bremse manipuliert zu haben.
Offenbar hatte es mit der Seilbahn in der jüngeren Vergangenheit Fehlfunktionen gegeben. Bossi weiter: „Um diese Probleme auszuschalten, haben die Betreiber in vollem Wissen der Chefs die Metallgabel nicht entfernt. Als das Seil riss, versagte also das Notbremssystem.“
In der Polizeibefragung sollen die Männer zugegeben haben, die Bremse manipuliert zu haben.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Ja, das kann natürlich einen Zusammenhang geben, aber das werden hoffentlich die Ermittlungen ergeben.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Es sieht jedenfalls für mich als Laien nicht so aus, als ob die Klammern in irgendeiner Form in Berührung mit dem Zugseil kommen oder den Riss sonst auslösen könnten.
Könnte denn eine gemeinsame Ursache für die Fehlauslösungen der Fangbremse (die ja anscheinend der Grund für das manuelle Blockieren derselben) und den Zugseilriss vorliegen?
Könnte denn eine gemeinsame Ursache für die Fehlauslösungen der Fangbremse (die ja anscheinend der Grund für das manuelle Blockieren derselben) und den Zugseilriss vorliegen?
Wie heißt es schon in Monty Python's "Das Leben des Brian": Gepriesen sind die Skifahrer!
Sie lesen eine amtlich entschärfte Signatur. Bitte beachten Sie, dass die Verwendung dieses Zitats keinesfalls ein Affront gegenüber Personen sein soll, welche sich nicht auf Skiern bewegen.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
(Langes Message oben editiert.)
Überlegung des Betreibers war:
Ein Zugseil reisst ja nie, deshalb blockieren wir einfach die Fangbremsen und nach Corona muss endlich wieder Geld rein kommen.
Gem. Medien wurde routinenmässig mit blockierten Fangbremsen Personen befördert. Weshalb die rechte Spur (Kabine 4 die vor der Talstation Alpino zum stehen kam) mit aktivierter Fangbremse fuhr ist abzuklären, da etwaige Fangbremsenprobleme ausser bei Fehleinstellungen eigentlich beidseitig in ähnlicher Weise auftreten sollten (Kabine 3 und Kabine 4).
Überlegung des Betreibers war:
Ein Zugseil reisst ja nie, deshalb blockieren wir einfach die Fangbremsen und nach Corona muss endlich wieder Geld rein kommen.
Gem. Medien wurde routinenmässig mit blockierten Fangbremsen Personen befördert. Weshalb die rechte Spur (Kabine 4 die vor der Talstation Alpino zum stehen kam) mit aktivierter Fangbremse fuhr ist abzuklären, da etwaige Fangbremsenprobleme ausser bei Fehleinstellungen eigentlich beidseitig in ähnlicher Weise auftreten sollten (Kabine 3 und Kabine 4).
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Ich möchte zunächst auch einmal danke sagen an alle Experten hier die sich die Zeit nehmen um die technischen Dinge für die Laien so umfangreich zu beschreiben.
@k2k kannst du den Michi nicht vielleicht doch dazu bewegen zu dem außergewöhnlichen Fall hier ein paar Zeilen zu schreiben?
Ansonsten darf ich auf seine Fotos von gestern Abend verweisen, die ich sehr interessant finde: http://www.sommerschi.com/forum/winters ... t4885.html
Eine Frage hätt ich auch:
Nachdem hier schon mehrfach von fangbremsenlosen PBs geschrieben wurde...
Versteh ich das richtig: Das sind Bahnen bei denen die Wahrscheinlichkeit eines Zugseilrisses so gering eingeschätzt wird, dass sie keinerlei Absicherung haben für den Fall dass das Zugseil reißt?
@k2k kannst du den Michi nicht vielleicht doch dazu bewegen zu dem außergewöhnlichen Fall hier ein paar Zeilen zu schreiben?
Ansonsten darf ich auf seine Fotos von gestern Abend verweisen, die ich sehr interessant finde: http://www.sommerschi.com/forum/winters ... t4885.html
Eine Frage hätt ich auch:
Nachdem hier schon mehrfach von fangbremsenlosen PBs geschrieben wurde...
Versteh ich das richtig: Das sind Bahnen bei denen die Wahrscheinlichkeit eines Zugseilrisses so gering eingeschätzt wird, dass sie keinerlei Absicherung haben für den Fall dass das Zugseil reißt?
Hermann ist der Skilehrer für uns alle (Aksel Lund Svindal über Hermann Maier)
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Zugseile sollten im Normalbetrieb mindestens Sicherheitsfaktor 4.5 gegenüber der Mindestbruchkraft aufweisen. Siehe z.B. Pendelbahnverordnung Schweiz (https://www.bav.admin.ch/bav/de/home/re ... dnung.html) S. 32. Das Skript zur Seilbahnvorlesung an der ETH spricht von 4.5-5 als zweckmässige Werte.Ram-Brand hat geschrieben: 26.05.2021 - 09:18
Bei Seilen wird doch mit einem Sicherheitsfaktor gerechnet. Wie hoch war der nochmal?
MFG qwertzp
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Wenn man sieht, wie unterfinanziert hierzulande öffentliche Einrichtungen sind, dann ist dies ein durchaus nachvollziehbarer Gedankengang. Dass Infrastruktur auf Verschleiß gefahren wird, weil Politiker sich lieber mit irgendwelchen Glanztaten profilieren anstatt erst einmal die Substanz zu erhalten, ist sicherlich kein rein italienisches Problem. Eigentlich sollte die Staatsanwaltschaft die für die Zuweisung der Finanzmittel verantwortlichen Politiker gleich mit verhaften.Lagorce hat geschrieben: 26.05.2021 - 11:22 Überlegung des Betreibers war:
Ein Zugseil reisst ja nie, deshalb blockieren wir einfach die Fangbremsen und nach Corona muss endlich wieder Geld rein kommen.
Was Du selber richtig machst können andere nicht falsch machen
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Das kann ich ganz offen gesagt nicht beurteilen. Meine Aussage ist, dass man dies (noch) nicht ausschliessen darf.Bjoerndetmold hat geschrieben: 26.05.2021 - 11:17 Könnte denn eine gemeinsame Ursache für die Fehlauslösungen der Fangbremse (die ja anscheinend der Grund für das manuelle Blockieren derselben) und den Zugseilriss vorliegen?
Es ist aber sowieso so, nach diesem Unglück muss zwingend sowohl der Grund für den Zugseilriss als auch für die "Fehlauslösungen" gesucht werden. Ich setzt die "Fehlauslösungen" hier absichtlich in Anführungszeichen.
Es gibt für mich zwei Möglichkeiten für einen Zusammenhang.
A: Die Fehlauslösungen haben das Zugseil oder dessen Fixierung beschädigt. Ich weiss nicht, ob ein Zugseil so ausgelegt ist, dass es öfters Notbremsen über die Fangbremse übersteht. Hier entstehen sicher grosse Kräfte, da ja die Aufhängung über das Tragseil gebremst wird aber das Zugseil ja sicher nicht momentan zum Stillstand kommt.
B: Es waren keine Fehlauslösungen sondern es war bereits ein echter Defekt vorhanden, und die Fangbremse hat aufgrund dieses Defekts ausgelöst.
Seit ich meinen letzten Post geschrieben habe ist aber schon wieder eine neue Meldung veröffentlicht worden. Demnach wird die Bahn schon seit einem Monat so betrieben. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit enorm, dass es doch ein Zufall war.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Mir (als Laien) kommt es so vor, um die Bahn am laufen zu halten, wurde die Bremse (die Probleme machte), einfach überbrückt:
- keine Störungen im Betriebsablauf
- Gäste sind zufrieden
- keine schlechte PR "Bahn hat Probleme"
- keine Rumgeklettere auf dem Gehänge
- wurde (vll.) schon immer so gemacht / von den "Alten" so vorgelebt
In vollem Wissen, dass im Falle eines Zugseilrisses, aber genau ein solcher Unfall eintreten könnte.
Aber (und das weiß ich als Laie nicht) wie oft kommt ein Zugseilriss bei derartigen Bahnen weltweit vor?
Einmal im Jahr, einmal alle 10 Jahre? Vermutlich wurde dieses Risiko einfach in Kauf genommen, da ein solches Ereigniss selten vorkommt.
Interessant finde ich, dass einer der Verhafteten bei Leitner arbeitet. Gibt es hier vll. einen Gestellungsvertrag, dass Leitner den operativen Betrieb mit abdeckt. Dann hätte Leitern dieses Vorgehen gewusst.
- keine Störungen im Betriebsablauf
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- keine Rumgeklettere auf dem Gehänge
- wurde (vll.) schon immer so gemacht / von den "Alten" so vorgelebt
In vollem Wissen, dass im Falle eines Zugseilrisses, aber genau ein solcher Unfall eintreten könnte.
Aber (und das weiß ich als Laie nicht) wie oft kommt ein Zugseilriss bei derartigen Bahnen weltweit vor?
Einmal im Jahr, einmal alle 10 Jahre? Vermutlich wurde dieses Risiko einfach in Kauf genommen, da ein solches Ereigniss selten vorkommt.
Interessant finde ich, dass einer der Verhafteten bei Leitner arbeitet. Gibt es hier vll. einen Gestellungsvertrag, dass Leitner den operativen Betrieb mit abdeckt. Dann hätte Leitern dieses Vorgehen gewusst.
Zuletzt geändert von daGuschtl am 26.05.2021 - 11:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Laut diesem Artikel war Samstag der erste Betriebstag nach der Pause, und da gab es ja gleich schon den Defekt. Besonders stabil scheint der Betriebszustand nicht gewesen zu sein.Naturbahnrodler hat geschrieben: 26.05.2021 - 11:28
Seit ich meinen letzten Post geschrieben habe ist aber schon wieder eine neue Meldung veröffentlicht worden. Demnach wird die Bahn schon seit einem Monat so betrieben. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit enorm, dass es doch ein Zufall war.
Vielleicht ist der Seilriss auch auf einen "Standschaden" aus der Stehzeit zurückzuführen-aber wie?
https://www.sueddeutsche.de/panorama/se ... pDMGdqeQ..
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Es ist eher wahrscheinlich, dass ein Zusammenhang zwischen dem Störereignissen und dem Seilriss besteht, da letzterer ohne Fremdeinwirkung ein extrem unwahrscheinliches Ereignis ist. Wenn man in Rechnung stellt, dass das Seil schon sehr alt ist und die Sicherheit eines Neuseiles nur beim Faktor 4.5 liegt, wie Ram-Brand geschrieben hat, dann ist klar, dass ein mehrfaches Abruptes stoppen durch die Tragseilbremse ein Ereignis ist, was ausreicht ein schon nicht mehr mit voller Tragkraft ausgestattetes Altseil zu zerstören.
Denn die Belastung des Seiles durch ein abruptes Stoppen dürfte deutlich höher sein, als Maximalbelastungen im Normalbetrieb.
An die Experten, wie gross ist denn die gewöhnliche Bremsverzögerung einer einfallenden Tragseilbremse?
Denn die Belastung des Seiles durch ein abruptes Stoppen dürfte deutlich höher sein, als Maximalbelastungen im Normalbetrieb.
An die Experten, wie gross ist denn die gewöhnliche Bremsverzögerung einer einfallenden Tragseilbremse?
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Mich erinnert das Fehlverhalten in Stresa extrem an das Fehlverhalten eines Fahrdienstleiters in Bad Aibling.
Auch hier wurden die technischen Sicherungssysteme vom Fahrdienstleiter durch Befehl an den Triebfahrzeugführer, den 2000 Hertz-Magneten bei Hp 0 aufzuheben, umgangen.
In vieler Hinsicht sind sich Eisenbahnen und Seilbahnen ziemlich ähnlich.
Ohne das italienische Strafgesetzbuch zu kennen, gehe ich einmal von einem juristischen "Tarif" für dieses Fehlverhalten von etwa 3 Jahren Freiheitsstrafe aus. Man wird sehen, ob die italienische Justiz hier von einer fahrlässigen Tötung oder sogar von einem bedingten Vorsatz ausgeht.
Fahrlässige Tötung: "Es wird schon gut gehen."
Bedingter Vorsatz: "Und wenn schon."
Wie ich aber bereits in einem früheren Posting schrieb, sollte man den Zeugenaussagen, dass immer wieder mal mit voller Geschwindigkeit die Stützenholme gerammt wurden, unbedingt nachgehen, denn so ein Verhalten wirft bereits a priori ein ganz extrem schlechtes Licht auf die Betriebsführung der Seilbahn. Zwar haben beide Vorgänge, also Rammen der Stützenholme und Deaktivierung der Tragseilbremse zunächst nicht unmittelbar etwas zu tun. Juristisch ist das aber - zumindest in Deutschland wäre das so; mit dem italienischen Strafgesetzbuch kenne ich mich nicht aus - ganz anders als seilbahntechnisch sehr wohl ganz erheblich von Bedeutung und würde vom Gericht bei der Gesamtwürdigung des Sachverhaltes in jedem Fall deutlich strafverschärfend berücksichtigt werden.
Eine Freundin von mir, die in Utah, USA, lebt, berichtete mir dass dort riesengroß über das Seilbahnunglück Stresa berichtet wurde. Sogar Vergleiche zum Zugseilüberschlag von Cavalese 1976 wurden angestellt.
_________________
Es ist immer wieder derselbe Scheiß. Wie ich in einem früheren Posting bereits schrieb, bringen ein paar schwarze Schafe eine ganze Branche mit zehntausenden Seilbahnern und Seilbahningenieuren, die täglich zuverlässig ihren Dienst tun, in Misskredit.
Ich fürchte, dass dieses Unglück - genauso wie Cavalese 1976 (nicht Cavalese 1998 bei derselben Pendelbahn) - auf Jahre hinaus das Ansehen der Seilbahnen, die mehr als 100 Mal so sicher sind wie der Straßenverkehr - in Misskredit bringen wird.
__________________
Mein Respekt gilt den Seilbahnfreaks von Funivie.org. Meine völlig unzureichenden Italienischkenntnisse verhindern, dass ich mich zusätzlich auch dort registriere.
Auch hier wurden die technischen Sicherungssysteme vom Fahrdienstleiter durch Befehl an den Triebfahrzeugführer, den 2000 Hertz-Magneten bei Hp 0 aufzuheben, umgangen.
In vieler Hinsicht sind sich Eisenbahnen und Seilbahnen ziemlich ähnlich.
Ohne das italienische Strafgesetzbuch zu kennen, gehe ich einmal von einem juristischen "Tarif" für dieses Fehlverhalten von etwa 3 Jahren Freiheitsstrafe aus. Man wird sehen, ob die italienische Justiz hier von einer fahrlässigen Tötung oder sogar von einem bedingten Vorsatz ausgeht.
Fahrlässige Tötung: "Es wird schon gut gehen."
Bedingter Vorsatz: "Und wenn schon."
Wie ich aber bereits in einem früheren Posting schrieb, sollte man den Zeugenaussagen, dass immer wieder mal mit voller Geschwindigkeit die Stützenholme gerammt wurden, unbedingt nachgehen, denn so ein Verhalten wirft bereits a priori ein ganz extrem schlechtes Licht auf die Betriebsführung der Seilbahn. Zwar haben beide Vorgänge, also Rammen der Stützenholme und Deaktivierung der Tragseilbremse zunächst nicht unmittelbar etwas zu tun. Juristisch ist das aber - zumindest in Deutschland wäre das so; mit dem italienischen Strafgesetzbuch kenne ich mich nicht aus - ganz anders als seilbahntechnisch sehr wohl ganz erheblich von Bedeutung und würde vom Gericht bei der Gesamtwürdigung des Sachverhaltes in jedem Fall deutlich strafverschärfend berücksichtigt werden.
Eine Freundin von mir, die in Utah, USA, lebt, berichtete mir dass dort riesengroß über das Seilbahnunglück Stresa berichtet wurde. Sogar Vergleiche zum Zugseilüberschlag von Cavalese 1976 wurden angestellt.
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Es ist immer wieder derselbe Scheiß. Wie ich in einem früheren Posting bereits schrieb, bringen ein paar schwarze Schafe eine ganze Branche mit zehntausenden Seilbahnern und Seilbahningenieuren, die täglich zuverlässig ihren Dienst tun, in Misskredit.
Ich fürchte, dass dieses Unglück - genauso wie Cavalese 1976 (nicht Cavalese 1998 bei derselben Pendelbahn) - auf Jahre hinaus das Ansehen der Seilbahnen, die mehr als 100 Mal so sicher sind wie der Straßenverkehr - in Misskredit bringen wird.
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Mein Respekt gilt den Seilbahnfreaks von Funivie.org. Meine völlig unzureichenden Italienischkenntnisse verhindern, dass ich mich zusätzlich auch dort registriere.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Natürlich muss sowieso der Grund für beides untersucht werden. Juristisch macht es, was den Grad des Verschuldens angeht, einen großen Unterschied, obNaturbahnrodler hat geschrieben: 26.05.2021 - 11:28Das kann ich ganz offen gesagt nicht beurteilen. Meine Aussage ist, dass man dies (noch) nicht ausschliessen darf.Bjoerndetmold hat geschrieben: 26.05.2021 - 11:17 Könnte denn eine gemeinsame Ursache für die Fehlauslösungen der Fangbremse (die ja anscheinend der Grund für das manuelle Blockieren derselben) und den Zugseilriss vorliegen?
Es ist aber sowieso so, nach diesem Unglück muss zwingend sowohl der Grund für den Zugseilriss als auch für die "Fehlauslösungen" gesucht werden. Ich setzt die "Fehlauslösungen" hier absichtlich in Anführungszeichen.
Es gibt für mich zwei Möglichkeiten für einen Zusammenhang.
A: Die Fehlauslösungen haben das Zugseil oder dessen Fixierung beschädigt. Ich weiss nicht, ob ein Zugseil so ausgelegt ist, dass es öfters Notbremsen über die Fangbremse übersteht. Hier entstehen sicher grosse Kräfte, da ja die Aufhängung über das Tragseil gebremst wird aber das Zugseil ja sicher nicht momentan zum Stillstand kommt.
B: Es waren keine Fehlauslösungen sondern es war bereits ein echter Defekt vorhanden, und die Fangbremse hat aufgrund dieses Defekts ausgelöst.
Seit ich meinen letzten Post geschrieben habe ist aber schon wieder eine neue Meldung veröffentlicht worden. Demnach wird die Bahn schon seit einem Monat so betrieben. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit enorm, dass es doch ein Zufall war.
a) die Fahrlässigkeit hinsichtlich der Blockade der Fangbremse unglücklich zusammengetroffen ist mit einem schicksalhaften Zugseilriss,
b) der Zugseilriss auf einer anderen, ebenfalls fahrlässig (vielleicht durch andere, wahrscheinlicher durch die gleichen Verantwortlichen) gesetzten Ursache
c) der Zugseilriss auf die gleiche (fahrlässig gesetzte / nicht behobene?) Ursache zurückgeht, welche auch die Probleme mit der Fangbremse verursacht hat, weswegen diese blockiert wurde,
d) oder ob gar gerade die Blockade der Fangbremse den Zugseilriss verschuldet hat.
Ich kann nicht beurteilen, ob der längere Betrieb mit den Klemmen gegen einen Zusammenhang im Sinne von c) oder d) spricht. Es ist ja grundsätzlich schon so, dass sich eine Ursache auf ein System sofort (Fangbremse) und auf ein anderes erst später (Zugseil) auswirken kann bzw. dass ein System so (Fehlauslösung) und ein anderes anders (Verschleißt / Riss) reagieren kann.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Weiß jemand, ob ein Zugseilriss oder das Versagen der "Aufhängung", also der Nabe an der die Zugseile am Gehänge befestigt sind, wahrscheinlicher ist?
Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Bauteil einer großen Zugkraft im Falle einer fehlerhaft einfallen Tragseilbremse ausgesetzt ist.
Wenn sowas am Vortag passierte, könnte das am Folgetag dann versagt haben.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Richtig nachdem von 1908 bis 2000 genau 2 Zugseilrisse an gespleissten Seilen verzeichnet sind dabei einer vor 1954 (Einführung der MT-Prüfung) und die Seilendbefestigung bei geteilten Seilen z.b. mit Verguss, Chapeau de Gendarme, Klemmkopf etc deutlich höher eingeschätzt wird, da eine solche Endbefestigung immer eine Schwächung des Seiles und ein zusätzliches Fehlerrisiko bildet sind Tragseilbremsen bei endlos gespleissten Seilen nicht vorgeschrieben, da das Risiko als derart gering eingeschätzt wird.Werna76 hat geschrieben: 26.05.2021 - 11:25
Eine Frage hätt ich auch:
Nachdem hier schon mehrfach von fangbremsenlosen PBs geschrieben wurde...
Versteh ich das richtig: Das sind Bahnen bei denen die Wahrscheinlichkeit eines Zugseilrisses so gering eingeschätzt wird, dass sie keinerlei Absicherung haben für den Fall dass das Zugseil reißt?
Zu der Vermutung, dass der Zugseilriss in ursächlichem Zusammenhang mit den Problemen an der Tragseilbremse steht würde ich das ganze eher kritisch sehen. Die Festigkeit eines Seiles ist mal vorrangig vom metallischen Querschnitt und der Zugfestigkeit der einzelnen Drähte abhängig. Eine Materialermüdung durch häufige Bremsungen kann grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden, allerdings treten Drahtbrüche ja nun einmal erstmal nicht immer an der gleichen Stelle sondern übers Seil verteilt auf, sofern das Seil nicht an einer Stelle durch eine Gewalteinwirkung geschädigt wird. Bei den dynamischen Einwirkungen die in Seilen entstehen kann ich mir persönlich aber nicht vorstellen, dass so eine Bremsung das Seil immer an der gleichen Stelle beeinflusst, sondern das von Lastfällen abhängig ist (in der Thematik bin ich aber nicht drin). Anders sähe es natürlich bei den Belastungen am Verguss aus.
@daGuschtl hierzu verweise ich auf die Ausführungen vorne in diesem Post
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
In diesem Fall kann man aber auf vielen Bildern doch deutlich erkennen, dass das Zugseil noch am Gehänge befestigt ist, oder täusche ich mich da?daGuschtl hat geschrieben: 26.05.2021 - 12:12 Weiß jemand, ob ein Zugseilriss oder das Versagen der "Aufhängung", also der Nabe an der die Zugseile am Gehänge befestigt sind, wahrscheinlicher ist?
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Hier nochmals den Link von Werma76:
ATV ist der beste Forumexeperte, da bin ich im Vergleich absoluter Laie:
http://www.sommerschi.com/forum/winters ... t4885.html
Gewisse Fragen bzgl. Fangbremsen möchte ich gerne beantworten, nur habe ich momentan leider sehr wenig Zeit.
Da die EN teuer verkauft werden empfehle ich mal einen Blick in die alten pre-CEN CH Vorschriften zu werfen:
741.121.3 Verordnung über die Sicherheitsanforderungen an Pendelbahnen (Pendelbahnverordnung)
vom 18. Februar 1988 (Stand am 7. Mai 2004)
PDF, 173 Seiten
https://www.bav.admin.ch/bav/de/home/re ... dnung.html
Bis auf wenige u.a. technologiestand-bedingten Einzelheiten ist dieses Regelwerk für Pendelbahnen m.E. besser als die aktuellen EN des CEN (Normen-Listen habe ich im Forum gepostet).
Mit ein paar Anpassungen an die heutige Technologie sowie ein paar wenigen Verbesserungen wäre dies immer noch das beste Regelwerk für Pendelbahnen. Zahlreiche Vorgaben wurden entsprechend auch 1:1 in den EN übernommen.
Siehe auch die Ausführungen dazu im Ropeway Technology Referenzbuch von Gottfried Hofmann.
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741.121.3 Verordnung über die Sicherheitsanforderungen an Pendelbahnen (Pendelbahnverordnung)
vom 18. Februar 1988 (Stand am 7. Mai 2004)
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Bis auf wenige u.a. technologiestand-bedingten Einzelheiten ist dieses Regelwerk für Pendelbahnen m.E. besser als die aktuellen EN des CEN (Normen-Listen habe ich im Forum gepostet).
Mit ein paar Anpassungen an die heutige Technologie sowie ein paar wenigen Verbesserungen wäre dies immer noch das beste Regelwerk für Pendelbahnen. Zahlreiche Vorgaben wurden entsprechend auch 1:1 in den EN übernommen.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Im Verhör wurde wohl zugegeben dass die Tragseilbremse verändert wurde: https://www.t-online.de/nachrichten/pan ... tion-.html
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Kann es theoretisch zu einem Schaden führen, wenn das Zugseil über recht lange Zeit an einer Stelle recht stark gebogen wird?
Die Bahn stand ja anscheinend mehrere Monate und das Seil ist (mutmaßlich) ja in der Bergstation gerissen.
Könnte die wahrscheinlich doch nicht unerhebliche (Tragseile werden mein ich deshalb alle paar Jahre ja verschoben, dass nicht die selbe Stelle lange Zeit stark belastet wird und die Tragseile sind um einiges dicker als die Zugseile) Belastung des Zugseils an einer Umlenkrolle in der Bergstation während der relativ langen Standzeit ausreichen (in Verbindung vllt mit anderweitigen Faktoren, wie der defekten Fangbremse), dass das Zugseil so stark geschädigt wird, dass es schließlich reißt?
Die Bahn stand ja anscheinend mehrere Monate und das Seil ist (mutmaßlich) ja in der Bergstation gerissen.
Könnte die wahrscheinlich doch nicht unerhebliche (Tragseile werden mein ich deshalb alle paar Jahre ja verschoben, dass nicht die selbe Stelle lange Zeit stark belastet wird und die Tragseile sind um einiges dicker als die Zugseile) Belastung des Zugseils an einer Umlenkrolle in der Bergstation während der relativ langen Standzeit ausreichen (in Verbindung vllt mit anderweitigen Faktoren, wie der defekten Fangbremse), dass das Zugseil so stark geschädigt wird, dass es schließlich reißt?
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Soviel ich sehen kann, ist der Seilkopf des unteren Zugseils visuell i.O., d.h. das untere Zugseil ist immer noch an der Gehängeachse (hier glaub kein Tragrohr wie bei grossen Bahnen üblich) befestigt.
Ob das obere Zugseil beim Kopf abriss, konnte ich nirgends klar sehen. In gewissen Fotos verdeckt der Baumstamm den Seilautrittsbereich eines Seilkopfes so dass es aussieht als dass das Seil nicht vorhanden wäre, ist jedoch vom Baumstamm verdeckt. Habe jedoch nicht näher nachgeschaut, ob es sich um das obere oder untere Zugseil handelt, da ich mich auf die Fangbrese konzentrierte.
Bin gespannt, weshalb das obere Zugseil "aus heiterem Himmel" (?) riss, sowas ist eigentlich sehr unerwartet. Wie bereits erwähnt muss abgeklärt werden, was am "Tag vorher" (?) genau beim diesem Betriebs-Zwischenfall vorging. Falls in diesem Zusammenhang keine Ursache gefunden werden kann, müsste man sich mal mit dem Zugseilverlauf in der Bergstation Monte Mottarone genauer befassen, ob dort eventuell was abnormales eintrat. Kombinierte Ursachen sind selbstverständlich ebenfalls als Möglichkeit zu berücksichtigen.
Ob das obere Zugseil beim Kopf abriss, konnte ich nirgends klar sehen. In gewissen Fotos verdeckt der Baumstamm den Seilautrittsbereich eines Seilkopfes so dass es aussieht als dass das Seil nicht vorhanden wäre, ist jedoch vom Baumstamm verdeckt. Habe jedoch nicht näher nachgeschaut, ob es sich um das obere oder untere Zugseil handelt, da ich mich auf die Fangbrese konzentrierte.
Bin gespannt, weshalb das obere Zugseil "aus heiterem Himmel" (?) riss, sowas ist eigentlich sehr unerwartet. Wie bereits erwähnt muss abgeklärt werden, was am "Tag vorher" (?) genau beim diesem Betriebs-Zwischenfall vorging. Falls in diesem Zusammenhang keine Ursache gefunden werden kann, müsste man sich mal mit dem Zugseilverlauf in der Bergstation Monte Mottarone genauer befassen, ob dort eventuell was abnormales eintrat. Kombinierte Ursachen sind selbstverständlich ebenfalls als Möglichkeit zu berücksichtigen.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Also Seilbahnen stehen ja öfters mal ein paar Monate, siehe Sommerpause für viele Bahnen.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21
Hm, wie kann das Auslösen der Tragseilbremse das Zugseil beschädigen ? Der Sinn der Bremse ist ja die Funktion bei fehlendem Zugseil ..Naturbahnrodler hat geschrieben: 26.05.2021 - 11:28 A: Die Fehlauslösungen haben das Zugseil oder dessen Fixierung beschädigt.
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