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Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

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Christoph Lütz
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von Christoph Lütz »

Nach genauer Betrachtung von Videomaterial sowie der Visualisierung in der Italienischen Presse gehe ich davon aus, dass die Tragseilbremse am Mottarone folgendermaßen funktioniert:
Bild
Die hydraulische Steuerung dazu scheint sehr kompliziert zu sein und ist an Laufwerk und Gehänge sehr chaotisch verkabelt.

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icedtea
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von icedtea »

Christoph Lütz hat geschrieben: 30.05.2021 - 22:50 Nach genauer Betrachtung von Videomaterial sowie der Visualisierung in der Italienischen Presse gehe ich davon aus, dass die Tragseilbremse am Mottarone folgendermaßen funktioniert:
Bild
Die hydraulische Steuerung dazu scheint sehr kompliziert zu sein und ist an Laufwerk und Gehänge sehr chaotisch verkabelt.
Da außer Funktion gesetzt, ist die Diskussion über die Funktionsweise der Tragseilbremse eher akademisch, oder? 🤔

Edit: Es sei denn, man will darüber diskutieren, warum man sie überhaupt außer Funktion setzen wollte; das wird aber für die Straffindung eher untergeordnete Bedeutung haben denke ich 🤷‍♂️
Wo ich schon war:
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von Neandertaler »

Gut, jetzt ist klar, wie eine Tragseilbremse funktioniert. Es funktionieren aber alle Bremsen an Seilbahnen so: passiv. Das heißt, das die Bremskraft von Federn oder Gewichten erzeugt wird und diese elektromagnetisch oder hydraulisch geöffnet werden.

Nur der Ursprung des Unfall ist nicht klar. Warum haben sich Seil und Kabine getrennt? Produktionsfehler? Material fehlerhaft? Wasser eingedrungen? Wartungfehler? Berechnung nicht korrekt? Zeichnungen falsch gelesen?
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von ThomasK »

Skipapi hat geschrieben: 30.05.2021 - 10:02 Die vorübergehend Verhafteten wurden aus der Untersuchungshaft entlassen, da der Richter keine Flucht- und Verdunkelungsgefahr erkannte. Das ist völlig normal und kein Freispruch. Es erfolgt die Untersuchung, dann die Anklage, dann die Gerichtsverhandlung(en), bei Weiterzug vor verschiedenen Instanzen. Erst wenn ein rechtskräftiges Urteil vorliegt, wird es vollzogen und Verurteilte müssen ggf. ihre Haftstrafe absitzen.

https://www.srf.ch/news/international/s ... ierte-frei

Das Problem ist aber, dass mit der Freilassung die Mitarbeiter sich absprechen können, wer was sagt, um das Bestmögliche für alle herauszuholen.

Zwar kann man technisch den Unfall recht gut rekonstruieren.

Aber man kann nach der Haftentlassung nicht herausfinden, wer sich mit wem und wie abgestimmt hat.
Zwar ist eine Wiederholungstat ausgeschlossen; gleichwohl halte ich die Freilassung für ziemlich naiv, denn das sendet an die Weltöffentlichkeit ein fatales Signal bezüglich der Seilbahnbranche aus.

Das Gerichtsverfahren wird von der Weltöffentlichkeit ziemlich aufmerksam verfolgt werden.

Dies ist alles andere als ein normaler 0/8/15-Unfall.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von Kakadu »

icedtea hat geschrieben: 30.05.2021 - 22:56 Da außer Funktion gesetzt, ist die Diskussion über die Funktionsweise der Tragseilbremse eher akademisch, oder? 🤔
Nicht unbedingt – aber Du gibst Dir die Antwort gleich selbst ...
Edit: Es sei denn, man will darüber diskutieren, warum man sie überhaupt außer Funktion setzen wollte; das wird aber für die Straffindung eher untergeordnete Bedeutung haben denke ich 🤷‍♂️
Ersteres ist sehr wohl eine Frage hier – und letzteres könnte noch ein ernsthafteres Thema werden. Die Zugseile hätten ja ohnehin in 5 Monaten ersetzt werden sollen. In der RAI sprachen sie heute auch noch von Abrechnungsungereimtheiten bei den Finanzen. Da stellt sich sehr wohl die Frage, wo überall geschummelt wurde, um den maroden zustand wegen Fehlfunktionen zu vertuschen. Die beiden hohen Herren mögen zwar vorläufig aus der U-Haft entlassen sein (da nicht von Verdunkelungsgefahr ausgegangen wird) – aus dem Schneider sind sie aber noch lange nicht. Zudem wird weiteres Personal in die Ermittlungen einbezogen. Auch wurde ein Vergußkopf gezeigt (wie der aussieht und daß auf der Stirnfläche Datum und Ausführende eingeprägt ist) und in Erinnerung gerufen, daß der (resp. was von ihm noch übrig ist) auch noch aussagekräftig sein wird.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von Neandertaler »

ThomasK hat geschrieben: 30.05.2021 - 23:18 ...
Das Gerichtsverfahren wird von der Weltöffentlichkeit ziemlich aufmerksam verfolgt werden.

Dies ist alles andere als ein normaler 0/8/15-Unfall.
Bis das Verfahren den in drei oder vier Jahren statt findet ist alles schon wieder vergessen, kein Hahn wird mehr danach krähen.

Und es ist weder von der Anzahl der Verletzten und Toten noch von dem was passiert ist ein besonderer Unfall. Es sind 14 Menschen durch die Verkettung von zwei Ereignissen, der Trennung von Kabine und Seil so wie der mechanischen Überbrückung der Tragseilbremse, aus dem Leben gerissen worden. Die mediale Aufmerksamkeit kam daher, das es eine Seilbahn war, als ein anderes Fahrzeug wie ein Bus oder Eisenbahn.
Die Berichterstattung und Kommentierung mit Blick auf Katastrophen spielt für die Massenmedien eine erhebliche Rolle. Katastrophen sind unter der Rubrik Schaden ein zentraler Nachrichtenwert und gehören traditionell zu den Themen, die Medien vorrangig beachten und die beim Publikum auf großes Interesse stoßen. Auch die Kommunikationswissenschaft beachtet dieses Forschungsfeld seit langer Zeit sehr stark.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Katastrophe
Es ist tragisch für alle, die hier Angehörige und lieb gewonnene Menschen verloren haben.

Aber auf die Gesamtheit der Schwere diese Vorfalls ist es kein Ausreißer nach oben, da gibt es ganz andere Kaliber:
Seilbahn
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_v ... %C3%BCcken
Eisenbahn
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_s ... nenverkehr
Seefahrt
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_v ... chifffahrt

Es macht kein Sinn, als Laie jetzt schon ein Urteil zu sprechen, wir haben haben das Wissen nicht, keiner war von uns vor Ort und, wie schon gesagt, der Anfang von allem in dieser Tragödie ist nicht geklärt.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von daGuschtl »

Hier waren die Kabinen schon neu lackiert, die Gabeln aber noch nicht.
Sie scheinen also nicht während der Renovierung lackiert worden zu sein:
https://www.skiforum.it/skinews/199-ria ... arone.html

Fragen:
Sind diese Gabeln ein Standard? Gibt es noch andere Bahnen mit dieser Bauweise des Laufwerks?

Wie wird die TSB in moderneren Bahnen überbrückt? Elektronisch oder auch mit so "Gabeln"?

Hat man als Gast überhaupt die Möglichkeit das an der Bahn zu sehen? Bei der Mottarone-Bahn waren die Dinger (zumindest später) auffällig rot und gut sichtbar.
Hier wurde zumindest die Handauslösung auch kreativ gebrückt Bild 6.3.6):
https://www.bergbahnen.org/forum/viewtopic.php?t=437

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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von Christoph Lütz »

daGuschtl hat geschrieben: 31.05.2021 - 02:17 Hier wurde zumindest die Handauslösung auch kreativ gebrückt Bild 6.3.6):
https://www.bergbahnen.org/forum/viewtopic.php?t=437
Man kann auf dem Foto der Feuerkogelbahn aber nicht erkennen, ob man den Stab mit der schwarzen Kugel herausziehen kann.

Eine fixe Blockierung des Bremsgriffes gibt es aber definitiv an der Hochalmbahn in Garmisch-Partenkirchen, weil diese ständig schaffnerlos betrieben wird. Diese Bahn wird aber mit Maschinist gefahren, der die Stützenüberfaht einsehen und die Talstation über Videobild überwachen kann. Die Schlaffseilauslösung der Tragseilbremse funktioniert aber..
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Christoph Lütz
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von Christoph Lütz »

daGuschtl hat geschrieben: 31.05.2021 - 02:17 Hier waren die Kabinen schon neu lackiert, die Gabeln aber noch nicht.
Sie scheinen also nicht während der Renovierung lackiert worden zu sein:
https://www.skiforum.it/skinews/199-ria ... arone.html

Fragen:
Sind diese Gabeln ein Standard? Gibt es noch andere Bahnen mit dieser Bauweise des Laufwerks?

Wie wird die TSB in moderneren Bahnen überbrückt? Elektronisch oder auch mit so "Gabeln"?

Hat man als Gast überhaupt die Möglichkeit das an der Bahn zu sehen? Bei der Mottarone-Bahn waren die Dinger (zumindest später) auffällig rot und gut sichtbar.
Die alten Laufwerke am Mottarone hatten klassische Tragseilbremsen des Typs Bleichert-Zuegg. Diese einfach konstruierte Bremsen werden mit einer Spindel gespannt. Wird die Spannschraube nach Verrieglung nicht abgenommen, kann die Tragseilbremse nicht schließen.

Auch moderne Tragseilbremsen müssen eine Möglichkeit zur Blockade der Bremszangen besitzen, alleine schon, um an der Bremse arbeiten zu können (z. B. Wechseln der Bremsbeläge). Sonst sind mal ganz schnell bei Arbeitn am Laufwerk die Finger des Monteur ab.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von ThomasK »

Der aufgezeichnete Livestream mit zahlreichen weiteren Ansichten ist jetzt im Internet:

https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=Lv6MopcaDXY

Der Nachteil ist allerdings, dass man nicht weiß, ob und wenn ja, wann die seilbahntechnisch relevanten Einstellungen im Video zu sehen sind.

Mehr als 99 % aller Kameraperspektiven sind für uns wertlos.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von daGuschtl »

Christoph Lütz hat geschrieben: 31.05.2021 - 06:23 Auch moderne Tragseilbremsen müssen eine Möglichkeit zur Blockade der Bremszangen besitzen, alleine schon, um an der Bremse arbeiten zu können (z. B. Wechseln der Bremsbeläge). Sonst sind mal ganz schnell bei Arbeitn am Laufwerk die Finger des Monteur ab.
Das stell ich gar nicht in Abrede. Mir "gefallen" nur diese gut sichtbaren Gabeln. Mit dem Wissen von heute würde ich nie in eine Bahn steigen, wo ich das (mit dem Wissen von heute) sehen würde. Vielleicht sind aber moderne Bahnen dahingehend soweit elektronisch, dass so eine Überbrückung nur im Leitstand angezeigt wird, ich als Gast es aber nicht sehe wie bei der Mottarone-Bahn.

PS: Von der Hochalmbahn habe ich nur dieses Bild gefunden:
https://i1.wp.com/www.alpintreff.de/wp- ... 2500&ssl=1
Bzw: https://www.alpintreff.de/2018/08/hochalmbahn-garmisch/
Ob der rote Taster "Nothalt" jetzt die TSB auslöst, weiß ich natürlich nicht.
Hinter Glas, auf dem Tableau, gibt es noch "Nothalt-BB". Ich als Laie habe keinen Ahnung was der Unterschied zwischen "Nothalt" und "Nothalt-BB" ist.

Edit: Auch bei der Hochalmbahn gibt es den Wahlschalter "Unbesetzt" und "Besetzt". Einen solchen Wahlschalter "Occupato" "Non Occupato" gab es auch in der Mottarone-Bahn. Welchen Zweck hat das das?
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Hiro
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von Hiro »

daGuschtl hat geschrieben: 31.05.2021 - 11:44 Ob der rote Taster "Nothalt" jetzt die TSB auslöst, weiß ich natürlich nicht.
Hinter Glas, auf dem Tableau, gibt es noch "Nothalt-BB". Ich als Laie habe keinen Ahnung was der Unterschied zwischen "Nothalt" und "Nothalt-BB" ist.
Der "Nothalt" hat mit der Tragseilbremse nichts zu tun, sondern bremst die Anlage "normal" ab, d.h. zwar mit großer Verzögerung, aber mit normalen Mitteln.

Unterschied "Nothalt" und "Nothalt-BB" (Nothalt Betriebsbremse): Beim "Nothalt-BB" wird zusätzlich mit der Betriebsbremse gebremst, beim normalen Nothalt nicht, d.h. Verzögerung durch den Motor und erst zum Schluss durch das Einfallen der Betriebsbremse, um den Stillstand zu gewährleisten (grob gesagt bei Vist < ~0,3 m/s, je nach Bahn unterschiedlich).
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von Kakadu »

daGuschtl hat geschrieben: 31.05.2021 - 11:44 ... Mir "gefallen" nur diese gut sichtbaren Gabeln. Mit dem Wissen von heute würde ich nie in eine Bahn steigen, wo ich das (mit dem Wissen von heute) sehen würde. Vielleicht sind aber moderne Bahnen dahingehend soweit elektronisch, dass so eine Überbrückung nur im Leitstand angezeigt wird, ich als Gast es aber nicht sehe wie bei der Mottarone-Bahn.
Da könnte aber auch eine ganz andere Überlegung dahinterstecken – wofür auch die rote Farbe sprechen könnte: es wäre sehr wohl vorstellbar, daß eine Vorschrift formuliert werden könnte, die verlangt, daß während der Fahrt die Fangbremsenblockierelemente für die Passagiere gut sichtbar in einer Position anzubringen sind, die erkennbar nicht in Arbeitsposition ist – damit der Kunde die Kontrolle hat: die Fangbremse ist nicht überbrückt (da die Überbrückungselemente dort sind, wo sie hingehören, wenn die Fangbremse nicht überbrückt ist). Die Überwachungsbehörden müßten natürlich auch kontrollieren, daß nicht mit faulen Ersatzklammern etc. Schindluder getrieben wird (der Hersteller könnte elektronisch erkennbare Schlüssel vorsehen, daß nicht geschummelt wird etc.) ...

Klar wäre es unerwünscht, zu solchen Maßnahmen zu greifen – aber eben: alles hängt am gut ausgebildeten und vertrauenswürdigen Personal ...
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von Neandertaler »

Hiro hat geschrieben: 31.05.2021 - 12:00
daGuschtl hat geschrieben: 31.05.2021 - 11:44 Ob der rote Taster "Nothalt" jetzt die TSB auslöst, weiß ich natürlich nicht.
Hinter Glas, auf dem Tableau, gibt es noch "Nothalt-BB". Ich als Laie habe keinen Ahnung was der Unterschied zwischen "Nothalt" und "Nothalt-BB" ist.
Der "Nothalt" hat mit der Tragseilbremse nichts zu tun, sondern bremst die Anlage "normal" ab, d.h. zwar mit großer Verzögerung, aber mit normalen Mitteln.

Unterschied "Nothalt" und "Nothalt-BB" (Nothalt Betriebsbremse): Beim "Nothalt-BB" wird zusätzlich mit der Betriebsbremse gebremst, beim normalen Nothalt nicht, d.h. Verzögerung durch den Motor und erst zum Schluss durch das Einfallen der Betriebsbremse, um den Stillstand zu gewährleisten (grob gesagt bei Vist < ~0,3 m/s, je nach Bahn unterschiedlich).
Psssst, nicht mit Tatsachen verwirren. Das wird dann sehr anspruchsvoll hier. Wir kommen dann bei Bremsrampen Kopierwerken und Festpunktkontrollen raus. Also besser lassen und bei der Tragseilbremse bleiben.

Es gibt auch wieder Neues aus der Zeitung:
Vor dem Seilbahnunglück am Lago Maggiore mit 14 Toten wurde offenbar das Notbremssystem außer Kraft gesetzt. Der technische Leiter der Seilbahn war daran aber nach eigener Aussage nicht beteiligt.
...
https://www.spiegel.de/panorama/justiz/ ... d7b040f0bc
Ist sein Recht, das zu behaupten. Allerdings hat er dann schlicht weg seine Arbeit nicht gemacht. Als verantwortlicher Techniker sollte man gelegentlich vor Ort sein und den Jungs mal auf die Finger schauen. Nur Rechnungen schreiben ist nicht die Garantie des Erfolges.
Selbst dran schuld jetzt in dieser Situation zu sein.
ThomasK hat geschrieben: 31.05.2021 - 09:22 Der aufgezeichnete Livestream mit zahlreichen weiteren Ansichten ist jetzt im Internet:

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Der Nachteil ist allerdings, dass man nicht weiß, ob und wenn ja, wann die seilbahntechnisch relevanten Einstellungen im Video zu sehen sind.

Mehr als 99 % aller Kameraperspektiven sind für uns wertlos.
Frage: befasst Du dich beruflich mit Unfällen? Ich denke nicht, das wir hier Unfallsachverständige sind. Denn wir haben keine Protokolle der Wartungsarbeiten, keinen Blick auf den, wie hier nur vermutet werden kann, Vergusskopf, der seinen Dienst wahrscheinlich versagt hat noch können wir in ein Betriebstagebuch schauen. Nicht einmal die Frage ob es Routine war, mit den Klemmgabeln im laufenden Betrieb regelmäßig zu fahren, können wir zuverlässig beantworten. Alles was hier über diese Sachverhalte geäußert wird ist reine Spekulation und nicht bewiesen denn einzelne Fotos und Videoaufnahmen sind keine durchgehende Beweiskette die ein Regelmäßigkeit darstellen sondern nur Momentaufnahmen, die einen Verdacht dar legen.
Es ist nach wie vor die Kernfrage offen, warum sich Seil und Kabine getrennt haben.
Zu diesem Sachverhalt wird kaum eine Person, die nicht in den Ermittlungen eingebunden ist, etwas sagen können geschweige Bild oder Videomaterial (wenn es welches geben sollte) liefern können. Dieses Forum kann keinen abschließenden Unfallbericht erstellen.

Auch die Schuldfrage können und dürfen wir nicht beantworten, das steht uns nicht zu. Dafür sind Richter ernannt worden deren Arbeit es ist, beide Parteien zu hören, das Gesagte zu hinterfragen und zu werten um danach das von den Parlamenten in Paragrafen gefasst Recht anzuwenden. Sonst keiner.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von Latesn »

Grundlegend gebe ich dir hier recht gerade was die Schuldfrage angeht. Man sollte den Ermittlungsbehörden keinesfalls vorgreifen.

Andererseits muss man schon sagen, dass man gerade wenn man hier etwas ausfiltert deutlich schneller und seriöser ist als die Medien. Noch extremer ist es bei den italienischen Kollegen von funivie.org - Dort hat es nach der ersten Medienmeldung die nur etwas von Verlautbarungen von Manipulation sagte kaum 1 Stunde gedauert, bis die ersten Bilder von der Gabel auftauchten, lange vor den Medien und auch weiterhin waren die Foren den Medien bei der Information relativ deutlich vorraus was technische Belange anging. Auch werden die bekannten Fakten nirgends so gut gesammelt präsentiert.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von Neandertaler »

Sagen wir es anders:
Der Teppich, unter dem etwas gekehrt werden könnte, liegt etwas fester als sonst.

Es ist auch nicht schlimm das die Öffentlichkeit ein Auge darauf hat wann was wie heraus kommt. Nicht um sonst und zum Dienste der Transparenz werden Verfahren im Normalfall öffentlich geführt. Die Beweise und Verdachtsmomente werden in diesem Moment öffentlich und jeder kann die Urteilsbegründung hören evt. sogar nachlesen. Das muss so sein, das ist ein Bestandteil des Rechtsstaates und der Demokratie.

Neu ist die digitale Komponente die Informationen in Echtzeit übermittelt. Hier tun sich viele Behörden noch sehr schwer entsprechend schnell eine passende Reaktion zu zeigen.

Auch die Nachschlagewerke wie Wikipedia und andere die zum Teil gute Kommentare zu Rechts- und Sachverhalten beinhalten. Hier sind auch die Möglichkeiten geringer geworden etwas in eine gewisse Richtung zu drehen.

So haben sich die Zeiten geändert, die Arbeit von Ermittlern und Behörden wird in Echtzeit unter die Lupe genommen solange noch ein Interesse daran besteht. Meist die aber weg, wenn die Aufmerksamkeit auf den nächsten Fall gelenkt wird.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von Lagorce »

Pilatus hat geschrieben: 30.05.2021 - 18:36 Wie funktioniert eigentlich die Zugseilbefestigung bei den zahlreichen fangbremsenlosen Kleinpendelbahnen die es in der Schweiz gibt? Gibt es da die gleichen Sicherheitsmassnahmen wie bei den grossen modernen fangbremsenlosen Bahnen (wahrscheinlich nicht...) oder begnügt man sich da mit der Tatsache, dass im unwahrscheinlichen Fall eines Seilrisses maximal 16 Passagiere betroffen sind? (Ältere fangbremsenlose Bahnen, die unter kantonaler Konzession entstanden sind, haben ja maximal 8er-Kabinen)
Bei Kleinstbahnen z.T. mit banalem Seilschloss gleicher Bauart wie man es im Fachhandel findet. Durch die stets hohen Sicherheitsfaktoren sind diese kleine Bahnen dennoch bei weitem ausreichend sicher auch wenn sehr einfach gebaut, zudem fahren ausser gelengentliche Touristen meist Einheimische, die an die Bahn gewohnt sind. Gibt übrigens auch eine sehr schnelle steile ökologische Pendelbahn (https://www.youtube.com/watch?v=VlXTO5CND-8, vermutlich nicht CEN-konform).

Leider werden die allermeisten Kleinst-Pendelbahnn Opfer der Normorkraten sowie der Sicherheitsintegristen und werden allmählich aussterben das Ersatzbahnen gem. aktuellen Vorschriften i.d.R. nie und nimmer finanziert werden können. Interessant, ist dass zahlreiche uralte Kleinstseilbahnen sehr sicher sind während sich Zwischenfälle (alle Seilbahntypen eingeschlossen) eigentlich in den letzten Jahren eigentlich doch erstaunlich viele recht moderne Bahnen betrafen.

Seilbahnführer des Kantons Uri: https://www.uri.swiss/fileadmin/user_up ... uehrer.pdf

Und hier noch was abenteuerlicheres aus Georgien (Bremse bei 00:01:45 beachten):
https://www.youtube.com/watch?v=fCr9bK6HOBs
(würde jedoch glaub trotzdem mitfahren).
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von gfm49 »

Lagorce hat geschrieben: 31.05.2021 - 20:13 zudem fahren ausser gelengentliche Touristen meist Einheimische, die an die Bahn gewohnt sind.
Gewöhnung ersetzt Sicherheit??
Lagorce
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von Lagorce »

Der Aufbau der Fangbemse ist dennoch von Bedeutung da angeblich wiederholte Fehlauslösungen zu Entscheid führten, die Bremszangen mit den roten Bügeln zu blockieren.
In solchem Falle hätte der Betreiber allerdings den Fehler Leitner melden sollen damit er behoben wird.

Beim Pic de Bure Unfall wo 20 Personen starben wurde infolge Fangbremsen-Fehlauslösungen die Fangbremse einfach unerlaubterweise ausgebaut und Pomagalski (Poma) lieferte damals sogar die eforderlichen Teile für den Umbau. Mit Fangbremse wäre der Unfall vermieden worden (gem. Experten).

Vor dem Umbau der Mottarone Bahn durch Leitner war ein "Poma Italia" Schild anstelle des Leitner Schilds vorhanden. Weiss allerdings nicht, ob Poma Italia quasi eigenständig war, oder ob es vom Hauptsitz in Frankreich aus gehandhabt wurde.

Poma (HTI Gruppe, mitttlerweile zusammen mit Leitner obwohl Auftritte oft getrennt sind, bei den aktuellen kuppelbaren Umlaufbahnen sind gewisse Teile identisch, auch die Direct Drives unterscheiden sich nur am Typenschild) als guter Hersteller von Umlaufbahnen.

Von den Poma (Zweisel-)Pendelbahnen halte ich jedoch denkbar wenig um es mal zivilisert auszudrücken. Als Beweis dafür kann man eine ganze Liste von Zwischenfällen inkl. schwere Unfälle wie Pic de Bure sowie Vaujany afführen.

Im Vergleich zur Anzahl (Zweiseil-)Pendelbahnen hat man in Frankreich wesentlich mehr Probleme mit dieser Seilbahnbauart als in den Nachbarländern + Österreich.
Umlaufbahnan haben die Franzosen jedoch wiederum sehr gut im Griff. Die Mühe mit den Pendelbahnen ist u.a. auf Denis Creissels zurückzuführen, der sehr oft anstelle das gut bewährte zu übernehmen, unnötig komplexe Spinnereien entwarf.

Gutes beispiel ist der Antrieb des Vanoise Express:
https://www.remontees-mecaniques.net/fo ... wtopic=895
Dort kann man das Zugseil von Hand abspannen um es seitlich von der regulären Antriebsscheibe auf eine Notantriebsscheibe zu versetzen.
Siehe auch der Antrieb der Aiguille du Midi Sektionen weiter unten in der Reportage hier, man beachte u.a. die Diabolo-Notröllchen:
https://www.remontees-mecaniques.net/bd ... -1000.html

Unnötig komplexes gibt's übrigens auch aus der Schweiz: Die Capucins Bahn in Brest von BMF über dessen Probleme man ein Fachbuch verfassen könnte, soviele Zwischenfälle bei derselben Pendelbahn gab's noch gar nie in der Seilbahngeschichte:
https://www.remontees-mecaniques.net/bd ... -6236.html
Zu erwähnen ist, dass die Steuerung von Seirel ist, nicht von einem der beiden etablierten Schweizer Steuerungsherstellern. Dies ist zu beachten, da sich ein Zwischenfall (öfffnen der Kabinentür auf der Strecke während einer Dienstfahrt) im Zusammenhang mit grobem Programmfehler der Sicherheitssteuerung ereignete.

Lagorce
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von Lagorce »

gfm49 hat geschrieben: 31.05.2021 - 20:18
Lagorce hat geschrieben: 31.05.2021 - 20:13 zudem fahren ausser gelengentliche Touristen meist Einheimische, die an die Bahn gewohnt sind.
Gewöhnung ersetzt Sicherheit??
Nein.
War so gemeint, dass nicht halbstarke Rapper-Idioten mitfahren.

Z.B. Jeton-Bahnen fahren nach Einwurf des Jetons nach einer bestimmten Zeit und Ablauf des Warntons ab egal was beim Einstieg los ist. Oft ist niemand der die Bahn überwacht, weder vorort noch woanders via Video. Mal wurde übrigens ein falschparkiertes Auto in der Talstation beschädigt. Türüberwachung sowie Nothalt im Fahrzeug nur bei gewissen Bahnen. Weiss nicht wie es heute ist. Theoretisch war damals ein sog. "Telealarm" (Telefonnetz Sprachalarm-Gerät mit superteuren speziellen Audio-Kassetten) vorhanden. NIcht sicher, ob die wirklich noch alle funktionierten. Handy ist jedenfalls ein Muss.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von Kakadu »

Lagorce hat geschrieben: 31.05.2021 - 20:21 Der Aufbau der Fangbemse ist dennoch von Bedeutung, da angeblich wiederholte Fehlauslösungen zu Entscheid führten, die Bremszangen mit den roten Bügeln zu blockieren.
In solchem Falle hätte der Betreiber allerdings den Fehler Leitner melden sollen, damit er behoben wird.
Der Mechanische Teil der Fangbremse (mit dem Federmechanismus) ist das eine – und ich will nicht ausschließen, daß es möglicherweise gar nicht dieser Teil war, der ausschlaggebend dafür war, daß daran gedacht wurde, sie zu überbrücken – sondern ein aufwendiges Hydrauliksystem, das danach ausieht, als ob es viele Möglichkeiten für kleine Leckagen geben könnte, die einen reibungslosen Betrieb beeinträchtigen würden.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von Christoph Lütz »

Es gab 2008 noch einen spektakulären Unfall mit einer Leitner-Pendelbahn. Es handelt sich um die Anlage Pragelato in Sestriere. Die Kabine ist nur nicht losgeschossen, weil sie sich an einem Querträger verklemmt hat. Den genauen Unfallhergang habe ich aber noch mehr im Kopf.
Bild
Ich verlinke mal dieses Bild Ich hoffe, das geht in Ordnung.
https://www.google.de/amp/s/www.montag ... solti/amp/
Zuletzt geändert von Christoph Lütz am 31.05.2021 - 21:41, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von Lagorce »

Neandertaler hat geschrieben: 31.05.2021 - 19:49 Sagen wir es anders:
Der Teppich, unter dem etwas gekehrt werden könnte, liegt etwas fester als sonst.
Kommt drauf an wo. In Frankreich wird einfach alles abgeriegelt. Interessant wie dort alle Mainstream-Medien stets in die gleiche Richtung blasen. Na ja, hunderte Millionen EUR Subventionen über die Jahre und die Haupt-Medien sind eh alle in Besitz von eine paar Superreichen, die auch sonst noch überall mitmischeln.

Leider verstehe ich kein Italienisch und zudem kenne ich eher grosse Pendelbahnen, also 2 Tragseile und klassische Willy Habegger/Von Roll Transportsysteme/Garaventa/(Doppelmayr) und dann eher so ab 80-100 Personen aufwärts, die Steurer kenne ich nicht. Die kleinen mit einem Tragseil kenn ich gar nicht gut und die ausländischen mit Vergusskegel kaum. Während in der Schweiz die grossen Pendelbahnen eigentlich noch etwas ähnlich sind, findet man bei den kleinen sehr viel mehr Varianten.

Zur Frage der Kleinst-Bahnen wie man gewisse im Seilbahneführer vom Kanton Uri findet (https://www.uri.swiss/fileadmin/user_up ... uehrer.pdf), bei den ganz kleinen alten habe ich gewä

Da ich Vergusskegel von Zugseilen kaum kenne, kann ich anhanden des Bildmaterials nicht beurteilen was geschah. Die einzigen gerissenen Zug- sowie Tragseile, die ich selbst gesehen habe, wurden während eines Brandes beschädigt und dort war die Dynamik der Seilbewegungen sehr erstaunlich und z.T gar nicht einfach zu rekonstruieren.
Vorort sind die Spuren viel einfacher auszuwerten da man im Gegensatz zu den Journalierenden genau weiss worauf man achten muss. Zugang war möglich da es sich um "Bergleute" handelte, glaub die Juristen reisten erst später an. Bin nicht einmal sicher, ob der genaue Verlauf der Seilrisse je untersucht oder gar dokumentiert wurde, da die Brandursache klar war (Dachdeckerarbeiten). Ein paar Bilder sind hier: viewtopic.php?f=35&t=60069


Wie bereits erwähnt, gehe jedoch davon aus, dass falls sehr gutes hochauflösendes Bildmaterial des Fahrzeuges, der Stützenteile (inkl. von der nicht beschädigten Spurseite als Vergleich) sowie Ground Zero (auch hier sowohl Gesamtaufnahmen um das Umfeld und Zusammenhänge einschätzen zu können wie auch Detailbilder) gewisse Forummitglieder hier recht gut den Vorgang rekonstruiren könnten. Insbes. frische Beschädigungsspuren sind sehr aufschlussreich wenn man sie richtig interpretiert.

Technische Daten werden eigentlich gas nicht soviele gebraucht. Sinnvoll wäre das Längsprofil sowie die Spanngewichte, Metergewichte der Kabel und Fahrzeugewichte.
Hätte man noch die Seilzugdiagramme, Trägheiten der Umlenk- sowie Antriebsseilscheiben und Fangbremsendaten könnte man einiges sehr seriös nachrechnen.

Jemand mit sehr viel Erfahrung kann sogar mit relativ wenig Daten nachberechnen. Habe früher mal kuriositätshalber einiges für eine echte Anlage nachberechnt, u.a. insbes. der ganze Antrieb sowie die Bremsen. War interessant, dass auch mit relativ basischen Daten, die Berechnungen nicht so gross von dem abweichten wenn man ausführlichere Daten berücksichtigt. Gewisse Nachweis-Berechnungen gem. CEN sind sehr einfach (z.B. die Pollerverankerung der Tragseile), andere nicht so trivial (z.B. gewisse dynamische Modelisierungen, die mit spezieller Software erstellt werden).


Edit:
Quote am Anfang des Texts hinzugefügt.
Zuletzt geändert von Lagorce am 31.05.2021 - 21:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von Christoph Lütz »

Kakadu hat geschrieben: 31.05.2021 - 20:58
Lagorce hat geschrieben: 31.05.2021 - 20:21 Der Aufbau der Fangbemse ist dennoch von Bedeutung, da angeblich wiederholte Fehlauslösungen zu Entscheid führten, die Bremszangen mit den roten Bügeln zu blockieren.
In solchem Falle hätte der Betreiber allerdings den Fehler Leitner melden sollen, damit er behoben wird.
Der Mechanische Teil der Fangbremse (mit dem Federmechanismus) ist das eine – und ich will nicht ausschließen, daß es möglicherweise gar nicht dieser Teil war, der ausschlaggebend dafür war, daß daran gedacht wurde, sie zu überbrücken – sondern ein aufwendiges Hydrauliksystem, das danach ausieht, als ob es viele Möglichkeiten für kleine Leckagen geben könnte, die einen reibungslosen Betrieb beeinträchtigen würden.
Ich vermute die Ursache der Störungen auch im Hydrauliksystem, das sehr chaotisch am Laufwerk und Gehänge verlegt ist. Interessant wäre ein Schemaplan des Hydrauliksystems. Ich gehe davon aus, das Fahrtrichtung des Laufwerks sowie berg- und talseitiger Seilriss getrennt erfasst werden. Dann wird es eine entsprechende Abstufung der beiden Bremsen geben.

Da die Tragseilbremse offensichtlich nicht mechanisch verriegelt wird, ist Druckverlust bereits problematisch, weil die nicht vollständig geöffneten Bremsbacken z. B. nicht profilfrei über die Stützensattel fahren. Die Öffnungsgeometrie der Bremse spielt dabei auch eine Rolle und ist abhängig von der Konstruktion. Die aktuelle Garaventa-Bremse ist diesbezüglich günstiger.
Lagorce
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Re: Seilbahnunglück Mottarone - Italien (Piemont) 23.05.21

Beitrag von Lagorce »

Kakadu hat geschrieben: 31.05.2021 - 20:58 Der Mechanische Teil der Fangbremse (mit dem Federmechanismus) ist das eine – und ich will nicht ausschließen, daß es möglicherweise gar nicht dieser Teil war, der ausschlaggebend dafür war, daß daran gedacht wurde, sie zu überbrücken – sondern ein aufwendiges Hydrauliksystem, das danach ausieht, als ob es viele Möglichkeiten für kleine Leckagen geben könnte, die einen reibungslosen Betrieb beeinträchtigen würden.
Meinte die Fangbremse als Ganzes, egal was zur Fehlauslösung führte.

Unbedingt abzuklären ist wie bereits mehrmals erwähnt die Vorspannung der Schlaffseilauslösung. Betone es nochmals, dass ich eine aktive hydraulische Vorspannung, was ich eigentliche für höchst blödsinnig halte, nicht ausschliesse da ich aufgrund des Bildmaterials nicht genau sehen kann wie die Vorspannung mittels klassischen Tellerfedern eingestellt wird (wäre im Forderen Teil mit der Gabel für die Anbindung an die Gehängeachse untergebracht).

Keine Ahnung, weshalb das keine Schnittzeichung vom gesamten Seilkopf (hier inkl. Gabelteil gemeint) auftauchte. Wird wohl kaum ein Unikum für 4 Laufwerke sein.

Möchte auch noch gerne wissen, ob da Creissels irgendwie mitinvolviert war oder nicht.


Edit:
@Christoph Lütz:
Richtig eingestellte Endschalter mit Zwangsbetätigung sobald mindestens eine Bremszange nicht mehr vollständig geöffnet ist, müssen vorhanden sein. Den miserablen Hydraulik-Schlauchsalat habe ich bereits weiter oben erwähnt.

Edit:
Hoffe, dass vertrauenswürdige Stellen wie z.B Dachverbände den Medien sachliche Informationen zulassen bzw. weiterhin sachliche Interviews geben werden, um den Image Schaden zu begrenzen. Ausserhalb Italien ging man jedoch bereits zur Tagesordnung über.

Schema hier ist wohl falsch:
https://www.tgcom24.mediaset.it/cronaca ... 102k.shtml
Antrieb ist in der Talstation von Sektion 2 und die Tragseilabspannung vermutlich in der Bergstation. Nebenbei sind die Gehänge nicht einmal spiegelbidlich dargestellt, jedoch ein klassicher Fehler in vielen Infografien und sogar in Artists Views von Architekten.
Zuletzt geändert von Lagorce am 31.05.2021 - 21:56, insgesamt 1-mal geändert.

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