13 Monate Pandemie mit mal mehr, mal weniger Lockdown haben ganz schön aufs Gemüt geschlagen. Lange reifte daher der Gedanke, endlich mal wieder rauszukommen aus der Stadt, in der man alle Nase lang an die aktuelle Situation erinnert wird. Sehr lange her war auch die letzte nennenswerte Lsap-Tour – schnell war der Plan einer Ein-Tages-Lsap-Ausfahrt gefasst. Und es sollte in die Eifel gehen, wo es für mich noch einige Flecken unbekannten Terrains gab. Das Sauerland ist dann doch inzwischen recht abgegrast.
Inspiriert zu dieser Tour wurde ich auch durch die Berichte von McMaf, der die wesentlichen Stationen in der Eifel bereits 2013 dokumentiert hat: viewtopic.php?f=49&t=47893
Überregionaler fasst Estiby die Skilift-Situation zusammen: viewtopic.php?t=39448
Nun ist die Eifel wahrlich kein Geheimtipp für einen Tagesausflug. Das hatte sich im schneereichen Corona-Winter mehrfach gezeigt, als praktisch jede Ortschaft mit rodeltauglichen Hängen von den Massen der – wie ich – ausflugssehnsüchtigen Großstädtern geflutet worden war. Strenge Kontrollen, gesperrte Wanderparkplätze und unmissverständliche Aufforderungen, doch bitte nicht in die einschlägigen Naherholungsgebiete zu kommen, waren damals die Folge.
Im April hatte waren dann zwar nicht mehr jene Massen Richtung Eifel und Sauerland unterwegs. Dennoch wählte ich vorsichtshalber – und auch um meine Ruhe zu haben – einen Tag außerhalb von Wochenenden und Feiertagen. Natürlich sollte auch das Wetter zum Fotografieren taugen und zeitgleich Vertretungen für meine sonstigen Verantwortlichkeiten organisiert sein. In Summe gar nicht so einfach. Aber der Tag kam. Und es sollte dann für ein paar Wochen auch erst einmal wieder der letzte mögliche Termin für eine solche Unternehmung gewesen sein. Denn mit steigenden Inzidenzzahlen wurden auch wieder die nötigen Corona-Schutzmaßnahmen erhöht.
Nun denn, früh morgens ging es los und ein erster Anflug von Urlaubsgefühl kam auf, als ich nach einer guten halben Stunde im Rheinland jenen Radius verlassen hatte, der in den vergangenen Monaten die maximale Reichweite meiner eingeschränkten Mobilität dargestellt hatte. Um auch die letzten Gedanken an die Pandemie zu verscheuchen, wurde das Radio ab- und meine Tour-Playlist angeschaltet. Das klappte auch ganz gut, bis ich in einem kleinen Dorf im Aachener Hinterland eine mobile Corona-Schnelltest-Station passierte. Aber gut, vollständig ausblenden lässt sich diese Situation nun einmal nicht. So wechselten die Gedankenspiele an diesem Tag vom freien Kopf zurück zur Pandemie und wieder zurück und so weiter – trotz allem war es auf jeden Fall eine Verbesserung zum sonstigen Alltag.
Monschau-Rohren: Ich seh gelb
Erster Tourstop: Monschau-Rohren. Keine Ahnung, was dieses abgelegene Örtchen außer dem stillgelegten Skilift für Fremde Besonderes zu bieten hat. Vor Ort wäre mir nichts aufgefallen. Vielmehr schienen die Anwohner an diesem Freitag dem üblichen Lockdown-Tagesablauf aus Kinderbetreuung, Arbeit und Vorgartenpflege nachzugehen. Am Ortseingang wird man jedenfalls freundlich begrüßt. Und mein erster Kontakt an diesem Tag mit der Farbe Gelb bedeutete hier lediglich, dass ich im richtigen Ort war.
Bis ins Jahr 2016/17 gab es hier ein kleines Skigebiet, bis ins darauf folgende Jahr wurde eine Sommerrodelbahn betrieben. Seitdem ist beides stillgelegt. Der Skilift ist schnell gefunden, viele Möglichkeiten zum Verfahren bietet der Ort nicht. Allerdings wechselte an dieser Stelle die Farbe Gelb ihre Bedeutung von einem freundlichen Hinweis hin zu einem unmissverständlichen Verbot. So würde das mit einer ordentlichen Lsap-Begehung nichts, dachte ich mir.
Was ich durch die Absperrung sehen konnte, scheint alles noch vorhanden zu sein: Abgebügelter Leitner-Skilift, Gastrohütte und Wiegand-Sommerbobbahn. Insbesondere Letztere dürfte der Grund für die akribische Absperrung sein - absolut nachvollziehbar aus Sicht des Inhabers, der die Anlage sicherlich aus Versicherungsgründen gegen unbefugtes Befahren sichern muss.
Naja, für mich gab es an der Bergstation also nichts weiter zu sehen. Aber vielleicht würde ein Feldweg die Lifttrasse kreuzen, dachte ich mir. Und so lief ich über öffentliche Wege parallel zur Trasse, immer auf der Suche nach einem erlaubten Zugang zum Skilift. Das hatte landschaftlich übrigens durchaus seinen Reiz.
Aber auch hier wartete irgendwann ein gelbes Schild auf mich. Hinten ist die Sommerbobbahn sichtbar.
Im Winterbetrieb hatte der Lift mehrere Pistenvarianten. Ob hier eine davon zu sehen ist, weiß ich nicht. Brauchbar ist das Gelände jedenfalls.
Einen empfehlenswerten Winterbericht hat McMaf 2015 verfasst: viewtopic.php?t=52956#p5016933
Zoom zu Lift und Sommerbobbahn. Näher kommt man von dieser Seite nicht heran.
Dafür sorgen unter anderem auch diese Kollegen.
Auf dem Weg zur Talstation wechselte mein Smartphone erst ins belgische Netz und dann wieder zurück. Prompt bekam ich folgende SMS:
"Die Bundesregierung: Willkommen/Welcome! Bitte beachten Sie die Test-/Quarantäneregeln; please follow the rules on tests/quarantine: https://bmg.bund.de/covid19"
Es war bis zu diesem Zeitpunkt sehr lange her, dass ich mich beim Reisen derart unwohl und unwillkommen gefühlt hatte. Inzwischen bekommt man als Grenzgänger ja nur noch den Hinweis darauf, in der EU denselben Tarif für die Telekommunikation zu zahlen, wie in seinem Heimatland. Und selbst vor 2017 gab es nur höfliche Hinweise auf die seinerzeit horrenden Roaming-Gebühren. Aber diese eine SMS zu den Covid-Schutzmaßnahmen hat mir – mitten in der Eifel in der Pampa – vor Augen geführt, welche Freiheiten man jahrzehntelang genießen konnte, und wie schmerzlich ich diese derzeit vermisse.
Gemütlichen Ganges kam nach knapp 20 Minuten die Talstation in Sicht. Ob zumindest sie frei zugänglich sein würde?
Mitnichten.
Aber da die Talstation direkt am Wanderweg liegt, konnte ich zumindest von dort aus knipsen - mit durchaus brauchbaren Ergebnissen, wie ich meine.
Der Skilift soll Baujahr 1978 sein und hat im Tal die typische Abspannkonstruktion von Leitner.
Die Trasse wird offensichtlich weiterhin gepflegt, sonst wäre sie bald 4 Jahre nach der Stilllegung wohl schon deutlich verwachsener.
So sieht übrigens das Gelände unterhalb der Talstation aus. Man könnte glatt meinen, dort führe eine Piste noch weiter nach unten. Potenzial für ein paar hundert Meter mehr Strecke wäre durchaus vorhanden gewesen.
180 Grad um die Anlage herum hatte ich bereits abgeklappert, jetzt wollte ich die 360 Grad rund machen und ging rechts des Skigeländes wieder hinauf nach Monschau-Rohren. Hier sieht man, wie weitläufig die Hänge sind. Bei guter Schneelage hatte man hier sicher seinen Spaß.
Irgendwo da hinten verlaufen Skilift und Sommerbobbahn.
Mittlerweile hatte ich mich damit abgefunden, nicht weiter zur Anlage vordringen zu können. Daran sollte sich auch nichts mehr ändern - der Besitzer hat es konsequent gemacht.
Nach rund 90 Minuten Umrundung hatte ich die Bergstation wieder erreicht. Dort ergaben sich noch diese beiden Zooms über den Zaun.
Hellenthal-Hollerath - Wo war der Lift?
Das zweite Lsap der Tour liegt von Monschau-Rohren nicht weit entfernt. In Hellenthal-Hollerath befand sich einst ein weiterer Leitner-Skilift, der 1972 gebaut und 2008 stillgelegt worden sein soll. Das Forum kennt den Lift (natürlich), soweit mir bekannt, hat das Areal in den vergangenen Jahren aber niemand mehr dokumentiert. So hatte ich keine genaue Vorstellung davon, was mich erwarten würde.
Auch Hollerath ist nicht besonders groß - ohne einen Anhaltspunkt ist es aber ziemlich schwierig, den ehemaligen Skihang in dieser hügeligen Landschaft auszumachen. Bei der Suche am heimischen PC half mir ein Zufallsfund im Netz im Zusammenspiel mit den Informationen in diesem Forum. Dadurch startete ich vor Ort die Suche zwar an der richtigen Stelle, es dauerte dann aber doch unerwartet lang, den gesuchten Skiliftverlauf zu finden.
Exakt an der Stelle an der B265, wo man früher zum Skilift Hollerath abgebogen ist, steht der Wegweiser "Wintersportgebiet Udenbreth". In Udenbreth, ganz wenige Kilometer südlich von Hollerath, steht der letzte verbliebene und noch betriebene Leitner-Skilift der Region. Aber dazu später mehr.
Also, in Hollerath machte ich mich auf die Suche nach dem dort 2008 stillgelegten Lift. Und zwar an der ehemaligen Bergstation beginnend und dann die 300 Meter kurze Trasse hinunter zur Talstation. Nur fand ich die Bergstation nicht. Blick nach Westen, irgendwo unten in Bildmitte bei den (landwirtschaftlichen) Gebäuden sollte der Lift geendet haben.
Nur wo? Fundamente waren weder aus der Google-Perspektive noch vor Ort auszumachen. Eine mögliche Liftlerhütte gab es zwar bei Googlemaps, aber nicht mehr an besagter Stelle im April 2021. Einziger Anhaltspunkt waren daher die fünf kleinen Bäumchen auf dem Feld. Bei der genauen Richtungsbestimmung des ehemaligen Liftverlaufs halfen sie jedoch kaum.
Vermutlich hatte hier bis zuletzt eine Liftlerhütte gestanden. In der Wiese fanden sich noch passende Reste.
Nun ist es zwar so, dass Saschag79 den Lift 1997 dokumentiert und die Fotos eingestellt hat. Seine Fotos hatte ich während der Suche auch auf dem Smartphone geöffnet. Aber das half leider nichts. In den 14 Jahren hatte sich die Vegetation zu stark verändert.
Hier hat Saschag79 die wesentlichen Daten rund um die Stilllegung zusammengetragen:
Der Lift konnte nur von dort unten gekommen sein, so viel war klar. Aber verlief er links oder rechts der Tannen in Bildmitte? Leider fehlten nicht nur Fundamente, sondern auch die typischen sichtbaren Geländeanpassungen der alten Auffahrtsspur. Der Bauer scheint den Hang seit Ende des Skibetriebs ordentlich umgegraben zu haben.Saschag79 hat geschrieben: ↑07.01.2016 - 06:09 Leider hat die Gemeinde Hellenthal den Betrieb des Liftes nach dem Winter 2006/2007 eingestellt,weil es keinen Pächter gab war in der Presse zu entnehmen. Der eigentliche Grund war jedoch die im Sommer 2007 von der Gemeinde in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie für die Skiliftbetriebe in Hollerath und Udenbreth. Die Gemeinde Hellenthal hat eine Möglichkeit gesucht das Wintersportgebiet Hollerath-Udenbreth wieder etwas besser vermarkten zu können. Jedoch ist seit Jahren kein Geld in den Kassen und da zu dem Zeitpunkt die Skilifte von der Gemeinde betrieben wurden suchte man eine kostensparende Lösung. Diese Lösung war den Lift am weißen Stein wieder zu verpachten und den Skilift in Hollerath stillzulegen falls sich kein Pächter findet. Seit dem Winter 2007/2008 ist dieser wesentlich attraktivere Skilift nicht mehr in Betrieb. Die Gemeinde machte seither aber auch keinen versuch mehr einen Pächter oder Käufer für die Anlage zu finden.
Eine abgezäunte Aufforstung machte dann einen Umweg erforderlich und ich gelangte erst wieder über einen Forstweg zur Spurensuche. So dauerte das Unterfangen Lsap-Suche an diesem kurzen Hang unverhältnismäßig lang. Irgendwann jedenfalls war ich überzeugt, hier in die ehemalige Schlepplifttrasse zu blicken. Wie man sieht, sieht man nichts. Aber ich lag richtig.
Blick hinauf. Die Antwort auf die Frage zum vorletzten Foto: Der Lift verlief talwärts blickend links der Tannen.
Hier könnte ein Stützenfundament ausgegraben worden sein. Von Beton- oder sonstigen Resten war weit und breit nichts zu sehen. Bei der Demontage war man wohl sehr genau.
Hier sieht man den ehemaligen Talstationsbereich. Dieser ist von Saschag79 sehr gut dokumentiert (viewtopic.php?t=47893#p5057127) und lässt sich aufgrund der Topographie auch heute noch wiedererkennen.
Hier blicke ich die Trasse hinauf. Aus der Perspektive ist das ganze für das geübte Auge durchaus als Liftschneise zu erkennen.
Und in der Totalen: Links und rechts die ehemaligen Direktpisten und mittig der alte Liftverlauf.
Im Juli 2014 hat der Lift diesem Foto nach noch gestanden: http://geo.hlipp.de/photo/56369
Die Karte unter diesem Link war auch der entscheidende Tipp, als ich daheim die Lage des Lifts recherchiert hatte. Der links sichtbare Container steht heute vermutlich heute noch unweit des Ausstiegs bei den anfangs gezeigten landwirtschaftlichen Gebäuden. Davon habe ich leider kein Detailfoto.
Die linke Piste mit beginnender Aufforstung
Lifttrasse von der Seite. Die Suche an der Bergstation zu starten, war wohl der denkbar schlechteste Einstieg.
Die rechte Direktpiste. Warum "Direkt"-Piste?
Weil es daneben noch diese leichte Umfahrung gegeben hat.
Es ist schon etwas paradox: Da sind Innenstadt, Einzelhandel und Gastronomie seit Monaten ein riesiger Lost Place. Und mich zieht es in die Eifel, um dort nach aufgelassenen Skigebieten zu suchen und für ein paar Stunden die Tristesse der geschlossenen Großstadt zu vergessen. Lost Place verdrängt Lost Place.
Exkurs: Westwall
Weit mehr als die beschaulichen Angebote und Reste des Skisports hat die Eifel mit Bezug auf den Zweiten Weltkrieg zu bieten. In den Wäldern zeugen wohl noch viele Relikte von dem sinnlosen Gemetzel zwischen Wehrmacht und Alliierten kurz vor Kriegsende. Danach suchte ich nicht explizit. Am unübersehbaren Westwall kam ich zwischen Hollerath und Udenbreth aber zufällig vorbei und machte ein paar Schnappschüsse.
Zum Westwall liefert Google mehr Treffer als das Alpinforum Lsap-Fotos. Daher sei er an dieser Stelle nur kurz als Verteidigungslinie entlang der Westgrenze des Deutschen Reichs erklärt. Auf einer Länge von mehr als 600 Kilometern - von den Niederlanden bis zur Schweiz - sollte die Grenze geschützt werden mit Hilfe von Bunkern, Gräben und Panzersperren. Letztere stehen bis heute als so genannte Höckerlinie bei Hollerath noch in der Landschaft herum.
Hier erkennt man gut, dass die einzelnen Höcker aus Stahlbeton auf einem gemeinsamen Betonfundament stehen.
Hellenthal-Udenbreth - Der Letzte
Der Schlepplift im Skigebiet Weißer Stein in Hellenthal-Udenbreth ist der letzte von ehemals drei Leitner-Schleppliften der Region, der noch in Betrieb ist. Fast wäre es auch ihm schon an die Fundamente gegangen - ein Motorschaden Anfang 2020 (vor Corona) sollte sein Ende bedeuten. Und dann konnte er dem Abrissbagger doch noch von der Schaufel springen, dank tatkräftiger Unterstützung aus der Region (nachzulesen hier: viewtopic.php?t=13720#p5239924).
Antrieb und Ausstieg der Anlage von 1972. Mit knapp 500 Metern Länge auch eine eher kurze Angelegenheit.
Die ausführliche Dokumentation ließ ich an dieser Stelle aus. Denn das habe ich bereits in diesem Winterbericht von Februar 2018 getan:
viewtopic.php?t=59385#p5156713
Etwas Motivspielerei an der offenen Garagierung der Gehänge.
In dieser Ecke der Eifel verläuft die B265 wenige Meter bis Zentimeter an der deutsch-belgischen Grenze entlang. Naturgemäß gibt es auch den ein oder anderen Grenzübergang. Hatte ich die Corona-Pandemie während der Lifte-Knipserei bislang die meiste Zeit aus meinem Kopf vertreiben können (mal abgesehen von der SMS der Bundesregierung), war sie jetzt an einem der Grenzübergänge wieder sehr präsent. Zu normalen Zeiten wäre ich vermutlich im Laufe der Tour einmal nach Belgien rüber gewechselt, um mich an dicken Fritten mit dickmachenden Soßen satt zu essen. Doch statt eines sorglosen und kulinarisch vielversprechenden Länderwechsels, hatte die Grenze auf einmal etwas Bedrohliches (Stichwort Hochrisikogebiet, Quarantäne, Grenzkontrolle). Haben wir ein Glück in Europa zu leben! Die Pandemie wird einmal überstanden sein und dann sind die sorglosen Grenzgänge wieder möglich. In anderen Teilen der Erde ist den Menschen auch ohne Corona diese Freiheit und Freizügigkeit nicht vergönnt.
Für dieses Foto wagte ich mich bis auf wenige Meter an die Grenze heran. Ob dort kontrolliert wurde und wie genau die belgische Inzidenzlage zu dieser Zeit aussah, weiß ich nicht. Aber dass eine Grenze nicht nur eine Linie auf der Karte, sondern tatsächlich eine Grenze ist, wurde mir in diesem Moment unangenehm bewusst.
Prüm: Schwarzer Mann - Vorbeigefahren
An diesem Tag trat die bundesweite Corona-Notbremse in Kraft, mit möglichen Auswirkungen auf den Tourtag selbst. Zumindest, was dessen Ende anging. Denn ob nun schon an diesem Tag die Ausgangssperre ab 22 Uhr in Kraft treten würde oder nicht, war mir nicht klar. Zumal im Kölner Stadtgebiet – und damit auf einer meiner möglichen Routen für die Rückfahrt – bereits um 21 Uhr die Ausgangssperre definitiv galt. So lag also ein leichter Zeitdruck in der klimatisierten Luft meines Wagens und ich entschloss mich, das nächste Skigebiet auf der Route nicht anzufahren. Es wäre das Gebiet Schwarzer Mann in Prüm mit je einem PHB- und einem Stemag-Lift gewesen, die jedoch allesamt in meinem oben verlinkten Winterbericht aus 2018 dokumentiert sind.
Der Vollständigkeit halber je zwei Aufnahmen der beiden dortigen Lifte von 2018.
Schwarzer Mann 1, ein Stemag, fotografiert 2018.
Schwarzer Mann 2, ein PHB, fotografiert 2018.
Zurück ins Jahr 2021, weiter auf dem Weg südwärts.
Prüm: Wolfsschlucht - Bitte ein Bit
Kurz vor Prüm wollte mir die Technik einen Strich durch die Tourplanung machen. Den gesamten Tag über nutzte ich für die Navigation eine beliebte und hilfreiche App auf dem neuen Smartphone; inzwischen war der Akkustand auf 44 Prozent gesunken – Zeit zum Aufladen.
Ich wusste, dass ich das neue Smartphone mit seinem USB-C-Anschluss nicht einfach über die USB-A-Buchse im PKW würde laden können. Hier fehlte ein passender Adapter. Abhilfe schaffen sollte eine Powerbank, deren Anschluss ins neue Smartphone passte, wie ich am Vorabend bei einer Trockenübung festgestellt hatte. Allerdings war es nur eine Trockenübung gewesen – was sich nun kurz vor Prüm rächen sollte. Aus den 44 Prozent Smartphoneakku wurden wenige Sekunden nach dem Verbinden mit der Powerbank erst 43 Prozent, dann 42 und schließlich 41 Prozent.
Da brat mir einer nen Storch, dachte ich, die Powerbank hätte doch das Smartphone laden sollen. Aber das genaue Gegenteil passierte. In der Folge hatte ich also noch nicht ganz den Zenit der Tour erreicht und würde bald auf unbekanntem Terrain ohne Zugang zur vernetzten Realität dastehen. Um es vorweg zu nehmen: Ich erreichte am Abend unter Zuhilfenahme des Flugmodus und anderer Stromspartricks die heimische Garage mit genau einem Prozent Akkuleistung. Und vorher war sogar noch Zeit, um beim Griechen meines Vertrauens kurz vor Ladenschluss noch einen Alexander-Teller zum Mitnehmen zu holen – natürlich mit Pommes statt Reis.
Letztlich kam ich auch mit reduzierter Navigationsleistung gut und sicher durch die Eifel. Dennoch fühlte sich das Touren deutlich unkomfortabler an als noch vor der Ladepanne. Was, wenn mir der Saft ausgehen würde, dann wäre ich doch völlig hilflos – derlei Gedanken kamen schnell und gingen dann wieder. Was auch für ein Blödsinn. Vor 10 Jahren hat es mit der Fundamentesucherei schließlich ganz ohne mobile Endgeräte auch ganz wunderbar geklappt. Aber so schnell gewöhnt man sich an die neue Technik und wähnt sich sogar von ihr abhängig.
Am Parkplatz des Skigebiets Wolfsschlucht begrüßt einen diese Tafel. Die Information am rechten Bildrand war leider falsch.
Fun-Fact: Die Eifel ist keine Doppelmayr-Hochburg. Im Gegenteil, die Anlagen aus Wolfurt sind dort sogar in der Unterzahl. Einer der beiden DM-Lifte steht im Gebiet Wolfsschlucht und wird vom Ski-Klub Prüm betrieben. Sein Baujahr steht nirgends geschrieben, die 1970er Jahre könnten meiner Meinung nach passen.
Etwa auf der Hälfte der Strecke gibt es eine gemütlich ausschauende Skihütte. Aufgrund des Lockdowns leider geschlossen.
Der Lift ist gute 350 Meter lang und macht dabei rund 75 Höhenmeter. Bergab war das ganz angenehm und schnell zu meistern.
Aber bergauf kam ich in der Sonne dann doch ziemlich ins Schwitzen. Brutal war der Gang vorbei an der geschlossenen Hütte. Das wäre der richtige Moment für eine kleine Jause gewesen und nach den anstrengenden Höhenmetern hätte mir sogar ein Bitburger geschmeckt.
Betrachtet man den Skihang auf Googlemaps, könnte es rechts der Anlage eine zweite Pistenvariante gegeben haben, die kurz vor der Talstation die Trasse querte. Das sah vor Ort aber eher aufgelassen aus.
Gern hätte ich mir in einem der Anker den anstrengenden (wenn auch kurzen) Anstieg erspart.
Für die punktuelle Beschneiung steht diese M18 zur Verfügung.
Daun - Skifahren am Abgrund
Am Mäuseberg in Daun steht der zweite von zwei DM-Skiliften in der Eifel. Mit Baujahr in den 1980ern dürfte es auch insgesamt die neueste Anlage der Region sein. Die Homepage des ortsansässigen Ski-Clubs Daun gibt leider nur das Jahrzehnt für den Bau des Schlepplifts an, der einen Vorgänger hatte - vermutlich mit niedriger Seilführung (http://www.ski-club-daun.de/chronik.html). Laut Skiresort.de wurde der neue Lift 1986 erbaut.
Man ist auf externe Besucher vorbereitet und weist Interessierten den Weg.
Hier habe ich bereits den Großteil der 440 Meter kurzen Trasse erklommen. Die Talstation versteckt sich unten im Loch unterhalb der Skihütte.
Ausstieg, Marke DM von der Stange.
Die Aussicht ist schon nicht schlecht.
Spontaner Perspektivwechsel
Am Einstieg stehend sollte man vorher seine Handschuhe nicht in der Hütte vergessen haben. Sonst wirds eine kalte Auf- und Abfahrt.
Von der Terrasse der Hütte aus hat man das gesamte Skiareal im Blick. Leider konnte ich diesen Ausblick nicht mit einer kühlen Erfrischung genießen - es durfte wegen des Lockdowns ja nichts verkauft werden. Und ein Außer-Haus-Verkauf dürfte sich dort kaum lohnen.
Gleich neben dem Skiareal tun sich Abgründe auf.
Daun: Rodellift aus Bayern
Der Vollständigkeit halber möchte ich an dieser Stelle den zweiten Lift dokumentieren, den es in Daun gibt. Ein Skilift ist es nicht, denn er läuft nur im Sommer für die Sommerrodelbahn im Wild- und Erlebnispark Daun (https://www.wildpark-daun.de/erlebniswe ... rrodelbahn). Die folgenden Fotos sind von August 2013.
Nicht irgendein Rodellift, sondern einer der Marke Seba mit einem Müller-Lizenz-Antriebsspannwagen (fotografiert 2013).
Konstruktion mit Seba-Logo (fotografiert 2013)
Die Anlage ist in etwa doppelt so lang, wie es hier sichtbar ist. Winterbetrieb gibt es nicht. Das Personal vor Ort erzählte mir damals, dass der Lift ursprünglich in Bayern seine Runden drehte und dann in Daun wiederaufgestellt wurde (fotografiert 2013).
Schlichte Umlenkung im Tal (fotografiert 2013)
Die Stützen sind die, die man von Seba kennt (fotografiert 2013).
Zum Abschluss dieses Rückblicks auf 2013 noch zwei Motive der Bergstation, weil es so schön ist.
Nürburg - Lsap im Schatten der Burg
Zurück in die Gegenwart, April 2021. Inzwischen war ich wieder Richtung Heimat unterwegs. Ich war noch ganz gut in der Zeit, das Licht tipptopp und meine drei verbliebenen Seilbahn-POIs lagen praktischerweise genau entlang meiner Route. Erste Station: Die Gemeinde Nürburg, mit Burg Nürburg, Nürburgring und dem stillgelegten Skilift Nürburg.
Der Ort ist fest in der Hand der Motorsportfreunde. Die Rennstrecke ist allgegenwärtig und verläuft teilweise neben, parallel und über den öffentlichen Straßen. So ergab sich beispielsweise dieser Schnappschuss auf die Gebäude am Start-Ziel-Bereich.
Zum dortigen Rennsport liefert das Internet Unmengen an Fotomaterial. Die Auswahl an Dokumentationen des stillgelegten Skilifts ist hingegen eher gering. Er liegt gleich unterhalb der Nürburg und zwar von hier aus gesehen hinter der Burg.
Dass sich die Lsap-Fraktion hier nicht regelmäßig die Knipse in die Hand gibt, ist kaum zu verstehen. Der rostende PHB-Lift ist ein tolles Motiv.
Als Baujahr liefert das Internet 1973, aber wann wurde der Lift stillgelegt? Die Trasse wird wohl rudimentär freigehalten, denn sonst müsste sie schon deutlich stärker verwildert sein. Das Forum kannte das Lsap bereits 2009 (viewtopic.php?t=33038).
Um zur Bergstation zu gelangen, war ich ein paar Wochen zu spät vor Ort. Auf den Kampf mit dem Gestrüpp wollte ich mich nicht einlassen. Von einem Besuch vor ein paar Jahren wusste ich, dass es dort oben außer den hier erkennbaren Details nicht viel mehr zu sehen gibt.
Stütze Nr. 4 ist zugleich die Ausstiegsstütze, vor der es durchaus recht steil ist. Der Verschlag unten ist bereits die Talstation.
Im unteren Verlauf ist die Trasse hingegen ziemlich flach. An Stütze 3 ist das Seil entgleist.
Oben ist das Gemäuer, das der ganzen Region seinen Namen aufdrückt. Die Talstation ist übrigens blickdicht verrammelt.
Leichter Rost im beginnenden Abendlicht
Auf Höhe der Bergstation gibt es noch diese Reste einer ehemaligen Sprungschanze.
Kaltenborn-Jammelshofen: Doppeltes Glück
Ein PHB-Lift mit Betrieb in Prüm, ein PHB-Lift ohne Betrieb in Nürburg, was kann da noch kommen? Eine Doppelanlage in Kaltenborn-Jammelshofen.
Nur 300 Meter ist das doppelte Vergnügen lang. Ohne die Straße direkt an der Bergstation wären vielleicht noch ein paar Meter mehr drin gewesen. Der rechte Lift stammt von PHB, Bj. 1972, der linke von der Nachfolgefirma PWH, Bj. 1984.
Links die neueren - aber inzwischen dann auch schon rund 40 Jahre alten - Vierkantstützen, rechts die alte Rundrohr-Ausführung.
Abgelaufen bin ich die Trasse nicht. Praktischerweise führt die Straße an der Talstation vorbei.
Zwei Generationen nebeneinander: Ähnlichkeit aber auch Weiterentwicklungen sind gut sichtbar.
Und noch einmal das Duo, diesmal vom Tal aus.
Altenahr: Es war einmal
Langsam aber sicher ging mir nicht nur die Zeit aus, sondern auch das Licht zum Fotografieren. Die Bilder des letzten Stopps sind alle etwas dunkel geraten - das passt zu den traurigen Resten der einst so beliebten Ausflugssesselbahn in Altenahr. Erbaut 1953, wegen Unrentabilität stillgelegt 2011, demontiert 2018.
Während hinter mir eine Handvoll Jugendlicher gegen die Corona-Kontaktbeschränkungen verstieß, widmete ich mich dem, was mal eine Talstation einer Hasenclever Doppelsesselbahn gewesen ist. Nun folgt zunächst eine kleine Zeitreise in 3 Motiven, daher bitte das Ständergerüst im Vordergrund einprägen, an dem einmal ein Zigarettenautomat hing. 2021 ist von der ehemaligen Talstation nichts mehr zu erkennen, lediglich die massiven Fundamente im Steilhang sind hier unten von der Sesselbahn geblieben.
2012, knapp ein Jahr nach der Stilllegung, war alles noch da, begann aber zu überwuchern.
Weitere Fotos von 2012: viewtopic.php?t=44385#p4859308 (Kurzbericht wieder online)
Und noch ein Jahr zuvor, nämlich 2011, konnte ich dort eine Fahrt unternehmen.
Weitere Fotos von 2011: viewtopic.php?f=49&t=39627&p=4768262#p4768262 (Bericht wieder online)
Viel mehr als einige Zooms gab es dort im April 2021 nicht mehr zu holen, hier die besagten Stützenfundamente.
Die Stützen selbst wurden 2018 sogar per Helikopter ausgeflogen, wie der General-Anzeiger berichtet: https://ga.de/helikopter-holt-900-kilo- ... d-43658915
Aber Halt, da oben ist ja doch noch was da. Was man links oberhalb der Geländekante sieht, ist ein kleiner Schwenkkran, mit dem vermutlich die Sessel (de-)montiert wurden. Um mehr zu erkennen, wechselte ich gleich noch den Standort.
Auf der Terrasse der Seilbahn-Gaststätte konnte ich 2011 noch ein fabelhaftes Schnitzel genießen. Das war mir am aktuellen Tourtag leider nirgendwo vergönnt.
Immerhin: Einen Sessel hat man hübsch hergerichtet und unweit der alten Talstation ausgestellt.
Zwei große Parkplätze legte man damals an, um alle Seilbahnenthusiasten empfangen zu können. Die Aufschrift "Nur für Bus" stammt wohl noch aus der goldenen Zeit.
Über diese Brücke war noch ein Ausweichparkplatz erreichbar (im Rücken des Fotografen).
Weitere Brücken überspannen die Ahr, vorne die alte und hinten die neuere Eisenbahnbrücke.
Standortwechsel zum Bahnhof Altenahr. Rechts ein altes Stellwerk und dahinter liegen die alten Eisenbahnbrücken. Aber deswegen war ich nicht hierhergefahren.
Sondern wegen der besseren Sicht auf die alte Lifttrasse. Mit dem leichten Tele habe ich an die Bergstation der Sesselbahn herangezoomt. Und siehe da, oben sind neben dem Schwenkkran auch noch die letzte Stütze sowie rote Sessel erhalten.
Für einen Besuch der Bergstation war es mir dann aber wirklich zu spät. Eine tolle Lsap-Dokumentation hat B-S-G 2016 veröffentlicht, sehr sehenswert: viewtopic.php?t=55892
Einen großen Fotofundus, sowohl aus den Anfangstagen als auch von der Demontage, bietet diese Homepage: https://ga.de/fotos/region/erinnerungen ... d-43658331
Mit diesem letzten Zoom zur Burg Are oberhalb von Altenahr beende ich diesen Bericht. Pünktlich vor der Sperrstunde und vor Küchenschluss bei meinem Lieblings-Griechen war ich dann wieder zu Hause in der Großstadt.