Skifahren in Bodenmais? Die erste Assoziation dürfte da der Große Arber sein, der über dem Ort thront und ein kleines Skigebiet aufweist - aber eigentlich zur Nachbargemeinde gehört. In Bodenmais selbst erschließt die DSB Silberberg eine hellblaue Piste. Und sonst? Sonst hat der Kur- und Wintersportort Bodenmais heute insbesondere ein Angebot für Langläufer.
Aber das war nicht immer so. Mindestens einen größeren Skilift hat es noch im Ort gegeben. Mein DSV-Skiatlas 1979/80 spricht neben der DSB sogar davon, dass "für die Genießer der Skilauf-Seligkeit [...] 3 Schlepplifte ständig im Rotieren [sind]". Nun, einen dieser ehemaligen Lifte habe ich ausfindig gemacht. Er ist auf zeitgenössischen Ansichtskarten sowie in mehreren Jahrgängen diverser Skiatlanten gut dokumentiert. Das dürfte vor allem zwei Gründe haben: Zum einen gehörte der Skilift zum Hotel (vormals Pension) Riederin, dessen Betreiber gleich mehrere Motive ihres Geländes samt Skilift auf Ansichtskarten haben drucken lassen. Zum anderen war vom Skihang aus sowohl der Ort Bodenmais als auch der Große Arber sichtbar. Das machte den Hang wohl zu einem repräsentativen Motiv, das auch außerhalb der Hotelwerbung gern genutzt wurde.
Hier der Blick vis-à-vis vom Großen Arber auf den ehemaligen Skihang Riederin in Bodenmais. Neben der markierten alten Lifttrasse ist ein Großteil der Pistenfläche noch gut zu erkennen.
Zum Vergleich zwei der verfügbaren Ansichtskarten.
https://www.delcampe.net/de/sammlerobje ... 42414.html
https://www.delcampe.net/de/sammlerobje ... 61149.html
Die vorhandenen Ansichtskarten geben die wesentlichen Daten des Lifts wider: Es handelte sich um einen Doppelschlepplift der Marke Stemag, dessen Antriebsstation auf rund 660 Metern Höhe lag und der die Skifahrer auf knapp 400 Metern Länge (5 Stützen) rund 70 Höhenmeter nach oben beförderte (geographische Schätzungen gemäß Google Earth). Von dort war der Weg frei für eine breite Piste, die nach etwas anspruchsvollerem Einstieg unten flach am Hotel/Pension auslief. Weitere Eckdaten wie Baujahr, Betriebszeit, Verbleib der Anlage habe ich noch nicht herausfinden können. Die Gemeinde hat mich an das heute noch bestehende Hotel verwiesen, wo man bislang leider nicht auf meine Anfrage reagiert hat.
Deutlich ergiebiger als die bisherige Datenrecherche war die Lsap-Begehung Mitte Juni. Ich startete meine Tour im Bereich der ehemaligen Bergstation und hatte diese dank Luftaufklärung schnell gefunden. Auch nach vermutlich 30 Jahren der Stilllegung sind Trasse und Piste aus der Luft noch deutlich auszumachen - wenn man erstmal auf die Idee gekommen ist, dort zu suchen.
Als erstes stieß ich auf diesen Betonklotz: Das war entweder das Betonfundament der Bergstation oder das Spanngewicht.
Auf dem Beton stehend fällt der Blick auf die ehemalige Trasse rechts und die Liftlerhütte links. Der Schuppen dahinter könnte als Bügellager oder Werkstatt gedient haben.
Hier hing mal ein Notausknopf.
Alte Hütten, Betonreste und verwachsene Schneisen sind die Standardfunde vieler solcher Lsap-Touren. Doch manchmal hat eine Überraschung die Jahrzehnte überdauert – so auch hier: Zwischen den Hütten liegt ein Rest der Stemag'schen Stützen/Stations-Fachwerkkonstruktion.
Die Aufnahme war noch nicht ganz im Kasten, da hatte ich schon die üblichen Forumszweifler im Ohr: "Bist du sicher, dass das zum Lift gehörte?" Ja, bin ich. Und wer mir nicht glaubt, der betrachte bitte die nachfolgende Collage (das Vergleichsfoto ist vom Wolfingerlift in Ebbs Niederndorf ).
Dann machte ich mich daran, die kurze Trasse zu erkunden. Kurz vor der Bergstation ist sie (hier talwärtsblickend) unübersehbar.
Blick zurück auf den Ausstiegsbereich. Das Bergstationsfundament oder Spanngewicht versteckt sich hinten in dem kleinen Gebüsch. Auf weitere Betonfundamente stieß ich nicht mehr.
Auf dem Weg die Trasse hinab
Irgendwo dort könnte das linke Ansichtskartenmotiv entstanden sein:
https://www.delcampe.net/de/sammlerobje ... 82036.html
Darauf zu erkennen ist noch ein Pendelskilift, der den SL auf den ersten Metern gedoppelt hat.
Nach rund einem Drittel der Strecke wird die alte Trasse von diesem Forstweg zerschnitten. Hier wechselte ich auf die ehemalige Piste, die man geradeaus sieht.
Der flachere Teil der Abfahrt mit dem Hotel Riederin unten ist noch gut erhalten.
Auf dieser Mehrbildkarte ist ein Wintermotiv aus ähnlicher Perspektive zu sehen:
https://www.delcampe.net/de/sammlerobje ... 73173.html
Einleitend hatte ich vermutet, dass man den Skihang aufgrund seines repräsentativen Ausblicks auf Bodenmais und den Großen Arber auf diversen Ansichtskarten touristisch vermarktet und verewigt hat. Tatsächlich findet diese Vermarktung auch heute noch statt - allerdings etwas moderner als auf einem bedruckten DIN-A6-Format und natürlich ohne die Funktion des Skihangs. Regelmäßige Zuschauer der "Panoramabilder" auf 3SAT und Konsorten werden diesen Ausblick kennen:
https://www.bergfex.de/bodenmais-silber ... ams/c8399/
Der Skilift sollte links am Waldrand verlaufen sein und hatte seine Talstation hinter dem Chalet in Bildmitte. Die kleinere der Hütten unten links gehörte nicht zum Lift. Auf eine genaue Erkundung auf dem Hotelgelände verzichtete ich.
Wer sich von der Bademode nicht ablenken lässt, erkennt hinten rechts eine der Stützen:
https://www.delcampe.net/de/sammlerobje ... 87039.html
Anstelle der Erkundung im Tal ging es für mich über die Piste zurück zur Bergstation. Der oberste Teil der Abfahrt ist schon ziemlich verwachsen. In besseren Zeiten stand dem Skifahrer hier - laut einer der Ansichtskarten - eine Abfahrtslänge von insgesamt 600 Metern zur Verfügung.
Auf dem Rückweg zum Auto kam ich noch an mehreren Holzstapeln vorbei, auf denen weitere Stemag-Bauteile die Zeit überdauert haben.
Ein paar Meter abseits des ehemaligen Skihangs hat man diesen Blick auf Bodenmais und den Großen Arber.