Karl Peter konstruierte rund um die Mitte des 20. Jahrhunderts ein gutes halbes Dutzend Pendelbahnen. Im Seilbahnlexikon von Felix Gross wird Peter "Seilbahntüftler" genannt - warum, ist in dem kurzen Kapitel leider nicht ausgeführt. Sonderlich viel mehr scheint zur Person darüber hinaus (laut einer ersten oberflächlichen Recherche) auch nicht bekannt zu sein. In diesem Bericht wird Peter ein Ingenieurs-Titel zugeschrieben und seine Firma als "Bergbahnbau Garmisch" benannt: viewtopic.php?f=54&t=55714&p=5080071&hi ... r#p5080071. Peter selbst soll im Jahr 2005 verstorben sein.
Grundsätzlich bekannt sind folgende Anlagen von Karl Peter:
5-PB Lech-Oberlech, Lech (AT, 1947-1958)
4-PB Graseck, Garmisch-Partenkichen (D, 1954-heute)
10-PB Kranzberggipfel, Mittenwald (D, 1954-1982; stillgelegt)
11-Zweiseilbahn fix oder Gruppenumlaufbahn [je nach Definition] Laberberg, Oberammergau (1957-heute)
10-PB Arsizio-Serpiano, Arsizio (CH, 1958-heute; umgebaut)
12-PB Seefelder Joch, Seefeld (AT, 1958-2018)
30-PB Härmelekopf, Seefeld (AT, 1960-heute; umgebaut)
Laut Liftworld gab es zudem diese Standseilbahn:
9-SSB Burg Hochosterwitz, Sankt Georgen am Längsee (AT, 1992/93-2015)
Darüber hinaus gab es eine weitere Anlage - nämlich die allererste des Herstellers. Ich war etwas verwundert, dass die Anlage einen eigenen Wikipedia-Eintrag hat, laut Suchfunktion dem Alpinforum aber nicht bekannt ist.
Die Anlage verband die beiden Ortsteile Batschuns und Suldis der Gemeinde Zwischenwasser in Vorarlberg, wurde 1947 gebaut und 1962/63 demontiert. Laut Wikipedia investierte Karl Peter auf eigenes Bestreben, "um den Nachweis zu erbringen, dass eine Pendelseilbahn vollautomatisch, weitgehend ohne Personal, betrieben werden kann". Mit Erfolg: Nach erfolgreicher Abnahme durfte er im Anschluss vollautomatische Seilbahnen in Österreich bauen. Es folgten die eingangs genannten Seilbahnen.
Hier der vollständige Wikipedia-Eintrag:
https://de.wikipedia.org/wiki/Versuchss ... _Batschuns
Die Quellenlage zur Versuchsseilbahn Batschuns-Suldis ist dünn. Der Eintrag bei Wikipedia nennt eine einzige Quelle, an die ich nicht ohne Weiteres herankomme. Und zwar einen Zeitungsartikel der Neuen Vorarlberger Tageszeitung vom 22. März 1998, Seite 14. Man darf vermuten, dass der wesentliche Inhalt des Artikels seinen Weg in den Wikipedia-Artikel gefunden hat. Falls jemand an die Originalquelle herankommt, freue ich mich über eine PN.
Hier die technischen Daten:
Auf diesem Kartenausschnitt ist die Trasse eingezeichnet:https://de.wikipedia.org/wiki/Versuchsseilbahn_Batschuns hat geschrieben:Ausrichtung der Anlage: weitgehend von Nordwest (Talstation) nach Südost (Bergstation)
Seilhöhe in der Talstation: 683 m
Seilhöhe in der Bergstation: 825 m
Höhenunterschied: 142 m
Bahnlänge (waagrechte Länge): ca. 450 m
Betriebslänge (schräge Länge): ca. 472 m
mittlere Neigung: ca. 32 %
Stützen: 1 (etwa in der Hälfte der Strecke)
Tragseildurchmesser: ca. 16 mm
Zugseildurchmesser: ca. 11 mm
Gegenseildurchmesser: ca. 9 mm
Fahrbetriebsmittel: 2
Antrieb: Talstation, elektrisch
Die Versorgung der Bergstation mit elektrischer Energie sowie die Übertragung der Signale erfolgte über eine Freileitung.
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Luf ... schuns.pdf
Im September 2021 unternahm ich eine Erkundung vor Ort. Das ehemalige Talstationsgebäude liegt direkt an einer öffentlichen Straße. Dem aufmerksamen Betrachter fällt sofort die frühere Funktion des Gebäudes auf.
Von der Architektur her wurde an alles gedacht: Die technischen Anlagen sowie die Bahnsteige waren im Gebäudeteil mit dem Seilbahn-typisch abgeschrägten Dach untergebracht. Im langgezogenen Gebäudeteil daneben hätte man bei einem öffentlichen Betrieb - den es laut Wikipedia an der Anlage nie gegeben hat - sicher Fahrscheine, Souvenirs und etwas Verpflegung erhalten.
Blick auf die Trasse, die rechts oberhalb der Kuh durch den Wald verlaufen ist. Irgendwo bei der Kuh dürfte auch die einzige Stütze gestanden haben.
Leider habe ich bisher keine einzige zeitgenössische Aufnahme der Anlage auftreiben können. Bei der Vorarlberger Landesbibliothek habe ich lediglich diese beiden Panorama-Aufnahmen gefunden, auf denen vermutlich etwas zu sehen ist.
Im linken oberen Viertel verlief die Anlage. Fährt man mit dem Cursor über den kleinen Kartenausschnitt rechts oben, werden Pixel angezeigt. Ich glaube, hier sieht man die vermutete Stütze: 518px, 1214px
https://pid.volare.vorarlberg.at/o:244919
Etwas anderer Winkel: Ebenfalls im linken oberen Viertel ist die Schneise deutlich zu sehen. Die Stütze dürfte hier zu sehen sein: 327px, 424px
https://pid.volare.vorarlberg.at/o:244918
Ich bin nicht weiter um das heutige Wohnhaus, das noch in Familienbesitz sein soll, herumgeschlichen. Denn einen öffentlichen Zugang gibt es nicht. Dieses Wikipedia-Foto von 2016 dürfte aber noch recht aktuell sein. Die Dimensionen der Station zeigen, dass es sehr kleine Gondeln gewesen sein dürften:
https://de.wikipedia.org/wiki/Versuchss ... ion-03.jpg
Zum Gebäude heißt es im Artikel weiter: "Die Talstation [...] ist sehr gut erhalten, jedoch wurden inzwischen die meisten seilbahntechnischen Teile entfernt und der Spannschacht zu einem Keller umgebaut."
Eine Trassenbegehung unternahm ich dann nicht, sondern wechselte gleich zum Bergstationsbereich. Vom großen Parkplatz in Suldis ist sie in wenigen Gehminuten über einen Wanderweg erreicht und frei zugänglich.
Hier dann die Enttäuschung. Bis auf den Betonsockel hat man die Station kürzlich abgetragen.
Dieses Vergleichsfoto wurde 2016 etwa von dort aus aufgenommen, wo heute der Container steht. Die Seilbahn kam von links.
https://commons.wikimedia.org/wiki/File ... ion-17.jpg
Im Gebäude befanden sich zuletzt sogar noch Umlenkscheibe, Bremsgestänge und Tragseilpoller.
https://commons.wikimedia.org/wiki/File ... ibe-06.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/User ... ibe-03.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/User ... ibe-04.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/User ... ion-31.jpg
Rückansicht der ehemaligen Bergstation
Vgl. 2016:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File ... ion-01.jpg
Blick auf die frühere Trasse
Hier stehe ich vor der ehemaligen Stationseinfahrt.
Vgl. 2016:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File ... ion-32.jpg
Hier hat Wikipedia sogar eine kleine Sensation dokumentiert. Denn bei dem sichtbaren Metallschrott scheint es sich tatsächlich um die Reste eines der Kabinengehänge samt Laufwerk gehandelt zu haben:
https://commons.wikimedia.org/wiki/User ... erk-23.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/User ... erk-24.jpg
Die Reste von der anderen Seite aus gesehen
Laut Wikipedia wollte Karl Peter von Suldis aus eine weitere Sektion bis hinauf nach Furx anschließen. Meine Vermutung ist, dass Karl Peter damit per Seilbahn den Peterhof in Furx erschließen wollte - bei diesem Namen glaube ich hier nicht an einen Zufall. Denn der Peterhof war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wohl ein beliebtes Ausflugsziel und hatte zeitweise sogar seinen eigenen Skilift (dazu im nächsten Beitrag mehr).
Als man dann jedoch eine Straße hinauf nach Furx baute, wurde diese geplante Seilbahn-Verlängerung verworfen und 1962/63 auch die Versuchsanlage abgebrochen.