An meinem Abreisetag hatte ich keine großen Ambitionen mehr. Ich wollte ohnehin wegen den anstehenden Feiertagen frühzeitig nach Hause aufbrechen. Große Skigebietstouren braucht es daher heute keine mehr.
Am Morgen fiel die Wahl darauf, zwei der Kleinskigebiete rund um Chur abzuklappern. Als Deutscher hat man schon ein paar Probleme, die Ortsnamen auch nur halbwegs richtig auszusprechen :lach
Die beiden Gebiete fuhr ich ohne jegliche Erwartungen an. Angesichts der fehlenden Beschneiungsanlage rechnete ich ohnehin mit schwierigen Pistenverhältnissen, sodass heute auch mal wieder die ganz alten Ski zum Einsatz kamen – und das war sicher kein Fehler.
Den Skitag begann ich in Chur an der Talstation der Pendelbahn. Trägt man sich hinter dem Drehkreuz auf einem Zettel ein, so kann man am Stadthallen-Parkplatz kostenlos parken.
Mit der recht modernen Pendelbahn und uralten, klapprigen EUB ging es hinauf zum Brambrüesch. Das eigentliche Skigebiet ist leider aber nicht direkt mit der Gondelbahn verbunden. Es verkehrt in nicht klar ersichtlichen Abständen einen „Tschu-Tschu-Bahn“, welche man sonst von Seniorenrundfahrten durch Reiseziele, die ihre beste Zeit schon hinter sich haben, kennt. Im eigentlichen Skigebiet herrschte dann an sich Vollbetrieb. Es waren alle Pisten, außer natürlich die Abfahrt zum Känzeli, geöffnet, jedoch allesamt nicht präpariert. Es erstaunte mich, dass man nicht mal den flachen Schlussbereich am SL versucht hatte zu präparieren. Die Pisten waren allgemein sehr schneearm, sodass sehr viele Steine und Dreck durchkamen, Auch einige apere Stellen auf den Pisten gab es zu verzeichnen. Im Vergleich zu den in den letzten Tagen besuchten Großskigebieten wirklich eine andere Zeit. Vor allem am Brambrüesch kam ich mir mehrere Jahrzehnte zurückversetzt vor. Irgendwie war das schon auch mal ganz cool, aber diese Verhältnisse und den damit verbundenen „Skimord“ brauche ich dann doch auch nicht so häufig.
Um ca. 11:15 Uhr schnallte ich heute zum zweiten Mal an, dieses mal in Tschiertschen. Dort parkt man an einem großen Parkplatz am Ortseingang. Von dort bringt ein ein alter Kleinbus in die Nähe der Talstation der 4KSB. Die Talstation liegt so abseits, dass selbst eine Anfahrt mit dem Auto knapp werden würde. Parkplätze würde man dort nie einrichten können.
Aufgrund von Schneemangel sind in Tschiertschen zur Zeit nur die beiden Sessellifte in Betrieb. Der SL Jochalp war in Vorbereitung.
Auch in Tschiertschen waren aufgrund der fehlenden Beschneiungsanlage sehr viel Dreck und Steine auf den Pisten zu finden. Gerade neuralgische Punkte in Kurven oder hinter Kuppen konnten auch komplett schneefrei sein. Der Großteil der Pisten in Tschiertschen wurde jedoch noch frisch präpariert – und das an sich gar nicht mal schlecht.
Ein paar wenige Schneeerzeuger habe ich in Tschiertschen auf der blauen Talabfahrt doch gesehen. Scheinbar waren diese aber nie groß in Betrieb, obwohl es ja kalt genug gewesen sein muss, denn die Pisten waren dort genauso schneearm, wie an den unbeschneiten Stellen.
Tschiertschen wirkt zwar nicht ganz so abgerockt wie das Skigebiet Brambrüesch, aber trotz der relativ neuen Sesselbahnen wirkt auch in diesem Skigebiet die Zeit stehen geblieben.
Nachdem ich alle Pisten dann auch dort abgefahren war, ging es nun schon ungewohnt früh ins Auto, um „driving home for christmas“ zu machen.
Gefallen:




Nicht gefallen:





Daher:







Bilder:
Ausblick von der Bergstation Hühnerköpfe
Pistenstart am SL. Oben und unten, wo noch am meisten Schnee lag, waren die Pisten eigentlich gar nicht mal so schlecht. Klar, wenn eh niemand drüber fährt, werden Pisten auch nicht schlecht. In der Mitte, wo es am schneeärmsten war, war es aber schon grenzwertig
Schlussbereich SL Hühnerköpfe. Zumindest hier hätte eigentlich eine Präparation möglich sein sollen
Von der Bergstation der DSB hat man einen tollen Blick ins Rheintal. Die Pisten an der DSB waren aber wesentlich steiniger und schlechter, als die am SL
Die schwarze Abfahrt an der DSB
Stationsbereich Hühnerköpfe. Blöd, dass man den SL nicht etwas weiter hoch gezogen hat. So muss man immer vom SL zur DSB aufsteigen, wenn man zwischen den Liften wechseln will
Blaue Abfahrt am SL
Rückblick auf die blaue Piste am SL
Mit der Pendelbahn ging es dann um 10:40 Uhr wieder runter nach Chur
Nun der Wechsel nach Tschiertschen. Auffällig ist, dass es dort noch sehr viel schattiger ist. Hier der Blick auf die Verbindungspiste zwischen den beiden 4ern
Die andere Talseite (Südseite) ist schon fast wieder schneefrei.
Ausblick von der oberen 4SB
Bergstation 4SB
Eigentlich eine sehr schöne Abfahrt an der 4SB, nur eben leider schneemangelbedingt heute sehr steinig
Blick nach oben auf einer der Pisten der 4SB. Im Hintergrund sieht man auch den SL Gürgaletsch. Das sieht nach einer tollen Anlage aus. An eine Öffnung ist hier aber zur Zeit überhaupt nicht zu denken.
Blick zur Talstation der 4SB
Blick zur Talstation Gürgaletsch. Die Pisten hier hätten eigentlich alle viel, viel Potential, wenn mehr Schnee läge.
Auch zum Weisshorn in Arosa wäre es eigentlich nicht weit…
Schöne Bergstimmung
Piste Nr. 2 oder 3, wo es neben vielen Steinen und Dreck auch ein paar apere Stellen gab
Blick auf die Talstation der 4KSB in Tschiertschen
Tschiertschen scheint ein echt hübscher Ort zu sein
Ach, wenn mehr Schnee läge, dann könnten die Pisten so traumhaft sein. Aber so komplett retro-mäßig wie heute war auch mal eine nette Zeitreise
Die Abfahrt zum Parkplatz war noch nicht gepistet. Da ich aber nicht zu Fuß durch den ganzen Ort gehen wollte, quälte ich mich durch den Altschnee zum Auto
Fazit:
Was für eine Zeitreise. Kein Vergleich zu den modernen Großskigebeiten, bzw. Skigebietsverbünden in Flims-Laax, Arosa-Lenzerheide oder Davos-Klosters. Vor allem am Brambrüesch ist die Zeit ja echt stehen geblieben und auch in Tschiertschen ist die Zeit, trotz recht moderner Anlagen, noch nicht wirklich weitergelaufen.
Die Bedingungen heute waren aus modernen Gesichtspunkten natürlich miserabel, aber das konnte ich mir ja denken. Dennoch waren die Erstbesuche und das Retro-Skiing irgendwie schon besonders. Eigentlich liegen mir ja große, moderne Skigebiete, aber bei Vollbetrieb und v.a. besseren Schneeverhältnissen könnte ich mir tatsächlich vorstellen, beide Gebiete, vor allem aber Tschiertschen, erneut zu besuchen. Tschiertschen hat, so meine ich zumindest nach den heutigen ersten Eindrücken, verdammt viel Potential, was sicher eine zweite Chance verdient.