Die Skischulproblematik hatten wir ja schon im Ischgl-Thema, aber da der Standard heute eine recht gute Zusammenfassung hat starte ich mal ein eigenes Thema.
Die österreichweit höchste Sieben-Tage-Inzidenz hat der Tiroler Bezirk Kitzbühel. Er kratzt mit 992,6 an der Tausendermarke. Dahinter folgt der Bezirk Landeck mit 823,1. Tirolweit lag die Inzidenz am Dienstag bei 471,1, österreichweit bei 261.
Betrachtet man die aktiven Fälle in den Gemeinden, so lässt sich eines ganz klar sagen: Es sind die Skiorte, die mit steigenden Infektionszahlen kämpfen.
In Sölden und Lech am Arlberg mussten bereits erste Betriebe vorübergehend schließen, weil zu viel Personal infiziert war. Auch der Kitzbüheler Tourismusobmann Christian Harisch musste einen seiner Betriebe mangels Arbeitskräften vorübergehend schließen.
Heuer sind es St. Anton (21 Fälle) und Kirchberg (24 Fälle), wo sich ausländische Skilehrer angesteckt haben. Diese arbeiten meist als "Skilehrer-Anwärter", was sie zu billigen Arbeitskräften macht. Sie leben in eigenen Personalunterkünften, mitunter in Mehrbettzimmern, was die Ausbreitung des Virus begünstigt.
Die Inzidenz berechnet sich aus dem Quotienten von positiver Tests zu 100.000 Einwohner in 7 Tagen.
In typischen von Touristen frequentierten Orten steigt die Zahl der "Einwohner" in Spitzenzeiten stark an. Zum Teil um das zehnfache und mehr. Wenn man nun die entsprechend größere Zahl positiver Testergebnisse durch die konstant geblieben Zahl der (dort gemeldeten) Einwohner dividiert, welchen Einfluss hat dies auf das Endergebnis?
(ist mit Grundkenntnissen spätestens aus der Sekundarstufe I zu lösen)
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Die Inzidenz berechnet sich aus dem Quotienten von positiver Tests zu 100.000 Einwohner in 7 Tagen.
In typischen von Touristen frequentierten Orten steigt die Zahl der "Einwohner" in Spitzenzeiten stark an.
Zum Teil um das zehnfache und mehr. Wenn man nun die entsprechend größere Zahl positiver Testergebnisse durch die konstant geblieben Zahl der (dort gemeldeten) Einwohner dividiert, welchen Einfluss hat dies auf das Endergebnis?
Meinst du mit "Einwohner" Einwohner oder Gäste?
In Österreich werden die positiven Test den Wohnsitzgemeinden zugerechnet, nicht den Orten wo der Test stattfand. Tests von ausländischem Wohnsitz kommen demnach in der Statistik eigentlich gar nicht vor.
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hch hat geschrieben: ↑05.01.2022 - 14:11
In Österreich werden die positiven Test den Wohnsitzgemeinden zugerechnet, nicht den Orten wo der Test stattfand. Tests von ausländischem Wohnsitz kommen demnach in der Statistik eigentlich gar nicht vor.
Das wäre für mich neu. Aber auch dies wäre extrem unlogisch. Denn so würde jemand, der wegen eines positven Tests an seinem Urlaubsort in Quarantäne muss, die Inzidenz an seinem Wohnort nach oben treiben, obwohl er sich dort gar nicht aufhält.
hch hat geschrieben: ↑05.01.2022 - 14:11
In Österreich werden die positiven Test den Wohnsitzgemeinden zugerechnet, nicht den Orten wo der Test stattfand. Tests von ausländischem Wohnsitz kommen demnach in der Statistik eigentlich gar nicht vor.
Das wäre für mich neu. Aber auch dies wäre extrem unlogisch. Denn so würde jemand, der wegen eines positven Tests an seinem Urlaubsort in Quarantäne muss, die Inzidenz an seinem Wohnort nach oben treiben, obwohl er sich dort gar nicht aufhält.
Macht auch wenig Sinn, oder?
Ist aber so. Nach Testort mach ja auch noch weniger Sinn - alleine wenn man sieht wie viele Einpendler an ihrem Arbeitsorten testen. Dagegen fallen dir Urlauber gar nicht auf.
Edit: zuerst wird wohl teilweise "irgendwie" gezählt, und dann bereinigt:
Aufgrund von Datenbereinigungen kann es zu Änderungen der Zahlen in einzelnen Bundesländern kommen und dadurch gegebenenfalls zu einer Verringerung der täglichen aktualisierten Gesamtzahlen. Wird etwa eine in Österreich ansässige Person an einem Urlaubsort positiv getestet, wird sie zunächst dort gezählt. Nach Rückkehr an den Heimatort wird diese Person an diesem erneut gezählt, die ursprüngliche Eintragung wird bereinigt.
hch hat geschrieben: ↑05.01.2022 - 14:28
Edit: zuerst wird wohl teilweise "irgendwie" gezählt, und dann bereinigt:
Aufgrund von Datenbereinigungen kann es zu Änderungen der Zahlen in einzelnen Bundesländern kommen und dadurch gegebenenfalls zu einer Verringerung der täglichen aktualisierten Gesamtzahlen. Wird etwa eine in Österreich ansässige Person an einem Urlaubsort positiv getestet, wird sie zunächst dort gezählt. Nach Rückkehr an den Heimatort wird diese Person an diesem erneut gezählt, die ursprüngliche Eintragung wird bereinigt.
Der von mir in dem Zitat fett hervorgehobene Satz entspricht genau dem, was ich eingangs erwähnt habe. Methodisch korrekt müsste man bei dieser Zählweise auch die Zahl der Einwohner um die der Urlauber und ggf. Saisonkräfte anheben. Passiert dies? Wenn nicht, dann steigen die Zahlen halt, weil mehr Menschen getestet werden.
Aus der Bereinigung wird am Ende ein Schuh draus. Wenn, etwa nach einer Woche, die Inzidenz wieder nach unten korrigiert wird, dann kann man immer einen Anstieg der Zahlen vermelden, selbst, wenn diese seit Wochen konstant sind. Denn der aktuelle Wert unter Berücksichtigung der Urlauber ist ja selbst bei konstantem Geschehen immer größer als der bereinigte Wert aus der Vergangenheit.
Ehrlich gesagt wundert mich gar nichts mehr.
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Die "Skilehrer-Anwärter-Cluster" gabs doch schon letztes Jahr in Ö, sogar während der Lockdowns, weil die beruflich da sind. Auch damals bspw. in Kitzbühel...
Da die beengt und zusammen untergebracht sind, ist das auch kein Wunder. Vergleichbar mit den Schlachtereien in D 2020, sind ja auch billige Arbeitskräfte...
NeusserGletscher hat geschrieben: ↑05.01.2022 - 18:25
Der von mir in dem Zitat fett hervorgehobene Satz entspricht genau dem, was ich eingangs erwähnt habe. Methodisch korrekt müsste man bei dieser Zählweise auch die Zahl der Einwohner um die der Urlauber und ggf. Saisonkräfte anheben. Passiert dies? Wenn nicht, dann steigen die Zahlen halt, weil mehr Menschen getestet werden.
Du kannst ja mal beim Bund oder Land nachfragen, meine bisherigen Versuche (vor fast 2 Jahren) vom Land Tirol dazu Informationen zu erhalten endeten aber erfolglos mit völlig sinnfreien Textbausteine. Saisoniers müssen aber eh gemeldet sein, und Urlauber sind nur dann relevant wenn sie Wohnsitz in Österreich haben.
Aber die werden sich wenn es sich irgendwie vermeiden lässt eh nur selten vor Ort testen lassen.
Übrigens spricht auch der Flachauer Bürgermeister selbst nur von "Einheimischen" und Saisonarbeitern:
Bei rund 60 Prozent der Infizierten handle es sich um Tourismus-Mitarbeiter oder Skilehrer, bei rund 40 Prozent um Menschen aus dem Ort.
Vielleicht waren davon ein paar noch nicht zum Stichtag für die Einwohnerzahlen gemeldet, aber für mich hört sich das eher nach der üblichen "Aber die Ausländer ausrede an" selbst 40% der Inzidenz wären noch verdammt viel.
Wenn man sieht was in den Hütten selbst in eher ruhigen Skigebieten abgeht, und weis wie manche Mitarbeiterunterkünfte aussehen, kann man eigentlich recht einfach kombinieren woher die überdurchschnittlichen Inzidenzen in den Skiorten herkommen.
Der Tourismus sollte für maximal eine Woche geschlossen werden, „um Mitarbeiter, Skilehrer und Personen im Tourismus zu boostern und PCR zu testen, um im Anschluss bestmöglich durch die restliche Wintersaison zu kommen“, so sein Vorschlag. Es müssen die Quarantäneregeln für K1, die zweimal geimpft sind, aufgehoben werden. Eine Schließung käme einem „Reset“ gleich. Am 10. Jänner würden ohnehin die meisten Wintergäste wieder abreisen, viele Mitarbeiter hätten zudem bis zu diesem Sonntag durchgehend gearbeitet. „Der Zeitpunkt ist perfekt“, fand Harisch. Außerdem stehe das Hahnenkammrennen vor der Tür.
Wer in der Woche kommen wollte, soll halt umplanen. Die Gäste sind ja super flexibel und buchen dann natürlich auf die Woche ab dem 17. um und anschließend auf die ab dem 22., weil der Lockdown doch nochmal spontan verlängert wird.
Fasching ist da auch viel zu kurz gedacht. Ich würde jetzt einfach mal einen harten Lockdown bis Mai machen, damit wir den wichtigen Pfingsttourismus retten. Da können die urlaubsfreudigen Deutschen Gäste ihren Skiurlaub auf den Bergwiesen nachholen, denn die Lust auf Skiurlaub in Österreich ist bei den Deutschen ungetrübt hoch!
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NeusserGletscher hat geschrieben: ↑05.01.2022 - 18:25
Der von mir in dem Zitat fett hervorgehobene Satz entspricht genau dem, was ich eingangs erwähnt habe. Methodisch korrekt müsste man bei dieser Zählweise auch die Zahl der Einwohner um die der Urlauber und ggf. Saisonkräfte anheben. Passiert dies? Wenn nicht, dann steigen die Zahlen halt, weil mehr Menschen getestet werden.
Du kannst ja mal beim Bund oder Land nachfragen, meine bisherigen Versuche (vor fast 2 Jahren) vom Land Tirol dazu Informationen zu erhalten endeten aber erfolglos mit völlig sinnfreien Textbausteine. Saisoniers müssen aber eh gemeldet sein, und Urlauber sind nur dann relevant wenn sie Wohnsitz in Österreich haben.
Aber die werden sich wenn es sich irgendwie vermeiden lässt eh nur selten vor Ort testen lassen.
In Deutschland werden sie der Heimatgemeinde bzw in dem Land gemeldet und zählen nicht im getestet Landkreis.
Vermute das das dort auch so ist sonst macht es ja kein Sinn.
Kann mir nicht vorstellen dass das rausrechnen ordentlich geht. Bei den Tests die wir im Urlaub gemacht haben, sollten wir uns jeweils mit der Adresse des Hotels registrieren (Tirol testet / Tirol gurgelt). Waren zwar alle negativ, aber bei einem positiven Ergebnis wäre das doch ein ziemlicher Aufwand, das händisch rauszusortieren...
Tobi-DE hat geschrieben: ↑06.01.2022 - 21:55
Kann mir nicht vorstellen dass das rausrechnen ordentlich geht. Bei den Tests die wir im Urlaub gemacht haben, sollten wir uns jeweils mit der Adresse des Hotels registrieren (Tirol testet / Tirol gurgelt). Waren zwar alle negativ, aber bei einem positiven Ergebnis wäre das doch ein ziemlicher Aufwand, das händisch rauszusortieren...
Über die Sozialversicherungsnummer sollte das recht einfach gehen, dann die hast du nicht.
Inzwischen hat übrigens jemand auf Twitter eine Antwort vom Land Tirol bekommen wie die Zahlen funktionieren:
Die Tests von Gästen werden dann wohl doch dem Tourismusort zugerechnet wo getestet wurde.
Mit mehr als 7.500 verzeichnet das österreichische Skigebiet Flachau aktuell eine Inzidenz, die beim ersten Hören unglaublich klingt. Nach den Ausführungen des Bürgermeisters wird sie plausibler – sie werfen aber auch ein Schlaglicht auf Tourismus-eigene Probleme in der Corona-Pandemie.
Der Artikel basiert doch auf der gleichen APA-Meldung wie der Ausgangsartikel im Standard. Und wie oben zitiert schiebt es ja nicht mal der Bürgermeister auf Touristen sondern "nur" auf die Saisonarbeiter und Skilehrer.
Setzt man die Zahlen in die Formel zur Berechnung der Inzidenz ein, dann ergibt sich aber genau dieses Bild:
230 Infizierte / 3.000 Einwohner * 100.000 = 7.666 Inzidenz, so, wie es im Artikel genannt wird.
Die Frage ist halt, ob bei so kleinen Ortschaften und Fallzahlen es überhaupt Sinn macht, die Inzidenz zu berechnen. Ein einzelner Infizierter in 7 Tagen hat ja bereits eine Wertigkeit von 33 Punkten (1/3.000 * 100.000). Das erinnert mich doch sehr stark an meine Schuljahre, als auch einige "Experten" blind Zahlen in irgendwelche auswendig gelernten Formeln reingehämmert haben, ohne je die Herleitung der Formel und damit deren Grenzen zu verstehen.
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Mathematisch korrekt wäre eh 7,5%. Das ist nämlich das, was bei 7.500/100.000 rauskommt.
Wobei die Einwohnerzahl, also der Nenner, auch falsch ist. Man müsste hier jeden, der im Ort übernachtet mitzählen, und das sind zur Hochsaison 22.000 und nicht 3.000.
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Interessante neue Daten von der Corona-Kommission im Standard:
Dann folgt eine bemerkenswerte Feststellung: "Rund 70 bis 80 Prozent der Fälle im Setting Freizeit sind der Après-Ski-Aktivität zuzurechnen." Dasselbe gelte "für einen relevanten Anteil der Fälle im Setting Hotel und Gastronomie."
...
Dass der Bereich Après-Ski eine erhebliche Rolle bei der Analyse von Clustern spielt, wird vonseiten der Corona-Kommission bestätigt. Demnach wurden "auffällig viele Cluster, und hier Cluster großen Ausmaßes, im Bereich von Après-Ski-Aktivitäten identifiziert", heißt es im Protokoll vonseiten der Ages. "Dies umfasst auch Personen mit Wohnsitz in Wien, die im Anschluss an Skifahr-Aktivitäten in anderen Bundesländern im Wohnbundesland als Fälle identifiziert wurden." Die Ansteckungen seien aber überwiegend "nicht im Zuge des Transports oder der Sportausübung, sondern direkt im Setting Après-Ski" passiert.
Das mit dem Après-Ski kann ich mir sofort vorstellen.
Aber das mit dem Hotel & Gastronomie stelle ich in Frage. Wenn dem so wäre, hätte es letzten Winter mit den offenen Hotels inklusive Hotelgastronomie in der Schweiz viel schlechter aussehen müssen, als in Österreich. Tat es aber nicht.
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ski-chrigel hat geschrieben: ↑14.01.2022 - 22:35
Das mit dem Après-Ski kann ich mir sofort vorstellen.
Aber das mit dem Hotel & Gastronomie stelle ich in Frage. Wenn dem so wäre, hätte es letzten Winter mit den offenen Hotels inklusive Hotelgastronomie in der Schweiz viel schlechter aussehen müssen, als in Österreich. Tat es aber nicht.
Welche Mutation war letzten Winter vorherrschend? Vielleicht macht das ja den Unterschied zu diesem Winter aus?
ski-chrigel hat geschrieben: ↑14.01.2022 - 22:35
Das mit dem Après-Ski kann ich mir sofort vorstellen.
Aber das mit dem Hotel & Gastronomie stelle ich in Frage. Wenn dem so wäre, hätte es letzten Winter mit den offenen Hotels inklusive Hotelgastronomie in der Schweiz viel schlechter aussehen müssen, als in Österreich. Tat es aber nicht.
Ich glaube es ist so gemeint, dass sich die Infizierten aus dem Bereich Hotel & Gastro ebenso wie die aus dem Bereich Freizeit jeweils überwiegend bei damit verbundenen Apres-Ski-artigen Aktivitäten infiziert haben
Also irgendwie im Umfeld "Hoch die Tassen" mit allerlei Leut. Kann mich aber auch täuschen
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Na also. Hier haben wir doch endgültig den Beweis erbracht, dass die Skigebietsschließungen (17.11.20 bis 23.12.20) und Beherbergungsverbote (17.11.20 bis 18.5.21 und 22.11.21 bis 17.12.21) epidemiologisch völlig sinnlos waren und man in Österreich in der Pandemiebewältigung so ziemlich alles falsch gemacht hat, was man falsch machen kann und auch weiterhin alles falsch macht, von der Offenhaltung der Skigebiete seit dem 24.12.20 mal abgesehen.
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