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Verfasst: 31.08.2005 - 21:35
von gerrit
dama hat geschrieben:ich denke der Gletscher geht hier soweit runter, weil die Mt. Rosa Wand hier so steil und hoch ist. Der Schnee wird dann teils in Form von Lawinen teils einfach als Gletschereis runter transportiert.
Und warum schreitet der Gletscher voran?
1. macht sich der Anstieg der Temperaturen an einem solch hohen und steilen Gebirgsmassiv in der Niederschlagssumme, die als Schnee fällt kaum bemerkbar.
2. es gab insgesamt in den letzten Jahren mehr Niederschlag als im Durchschnitt
==>es fällt insgesamt mehr für den Gletscher bedeutsamer Schnee.
Ich weiß es ist nur eine Theorie, aber was meint ihr dazu?
Dagegen spricht irgendwie, daß es beispielsweise im letzten Jahr sehr wenig Schnee gegeben hat, zumindestens in den mit Liften versehenen Bergen von Macugnaga.

Verfasst: 31.08.2005 - 21:48
von Nuno
dama hat geschrieben:ich denke der Gletscher geht hier soweit runter, weil die Mt. Rosa Wand hier so steil und hoch ist. Der Schnee wird dann teils in Form von Lawinen teils einfach als Gletschereis runter transportiert.
Und warum schreitet der Gletscher voran?
1. macht sich der Anstieg der Temperaturen an einem solch hohen und steilen Gebirgsmassiv in der Niederschlagssumme, die als Schnee fällt kaum bemerkbar.
2. es gab insgesamt in den letzten Jahren mehr Niederschlag als im Durchschnitt
==>es fällt insgesamt mehr für den Gletscher bedeutsamer Schnee.
Ich weiß es ist nur eine Theorie, aber was meint ihr dazu?
Ich habe mal einen ganz ander Erklärung gehört. Gletscher fliessen auf einer sehr dünnen Schmelzwasserschicht unter dem Eis (nur wenige nanometer dick); dieser Schicht verringert den Reibung und beschleunigt das Fliesstempo (gleich wie z.B> bei skier oder Schlittschuhe). Im Winter friert der Gletscher durch den niedrigen Temperaturen fast fest am Felsen; im Sommer ist mehr wasser vorhanden, d.h. höheres Geschwindigkeit. Vor allem in steiles Gelände könnte also einen höheren mittleren Temperatur einen Gletscher schneller fliessen lassen; in manche Situationen könnte dass sogar zu vorstossen der Gletscher führen, trotz höheren Temperatur.

Verfasst: 10.09.2005 - 16:55
von trincerone

Verfasst: 10.09.2005 - 17:19
von gerrit
Super, hab schon geglaubt, von der Bahn gibts keine Bilder mehr. Der Heidelbeerurwald war also eine ganz nette blaue Piste.....

Verfasst: 11.09.2005 - 18:35
von Emilius3557
Nunos Erklärung erscheint mir plausibel. Es gibt einen Fachausdruck über für einen derartigen raschen Gletschervorstoß, den ich leider vergessen habe. Der Vernagt-Ferner hatte so etwas Ende des 19. Jhd., da hat er in wenigen Jahren 300-500 Meter zugelegt, was den Kollegen damals wohl ordentliche Schrecken eingejagt hat. Schreibt doch mal an die Bayr. Akademie für Wissenschaften Sektion Glaziologie eine Mail, vielleicht wissen die Bescheid.

Verfasst: 12.09.2005 - 16:21
von Chasseral
Wow! Genialer Bericht @gerrit!
Eben erst gesehen!

@gerrit: Der Name der DSB klingt deutsch und viele zusätzliche Schilder in deutscher Sprache sind auch zu sehen. Ist hier mit einem Teil der Leute Verständigung in deutscher Sprache möglich?

Verfasst: 12.09.2005 - 16:27
von Gletscherfloh
Die Gegend ist eine alte Walserregion, d.h. die wurde ursprünglich von Norden von Walsern (die Schweizer/Vorarlberger wissen darüber sicher besser bescheid) besiedelt. Ebenso in Alagna und Greyssonaz. Teilweise ist das auch der Grund, dass in dieser Gegend - trotz der relativ abgeschiedenen Lage - deutsche Touristen schon recht früh anzutreffen waren. Lebendiges Walserdeutsch soll man aber angeblich am ehesten noch im Tal von Greyssonaz antreffen. Die internationale Walservereinigung hat übrigens recht gute Webdokumentationen über die Siedlungs- und Kulturgeschichte auch dieser Region (links hab ich aber grad nicht parat dazu).

Verfasst: 12.09.2005 - 16:34
von trincerone
Gerade in den letzten Jahren ist das mit dem Wlaserdeutsch als Sprache wohl relativ zurück gegegangen, andere Traditionen werden stärker auf recht erhalten (wie Baustil Trachten etc.). Gressoney ist sicher noch am stärksten walserisch, in Alagna habe ich aber auch im weitesten Sinne deutsch reden können mit ein zwei Leuten. Alagna heißt übrigens "ImLand" italienisch ausgesprochen.

Verfasst: 12.09.2005 - 17:29
von gerrit
Also ich hab eigentlich kein Deutsch gehört, hab es allerdings auch nicht probiert. Insgesamt hab ich überraschend viele Leute getroffen, die für italienische Verhältnisse ausgezeichnet Englich sprachen.

Verfasst: 12.09.2005 - 17:46
von Downhill
trincerone hat geschrieben:Alagna heißt übrigens "ImLand" italienisch ausgesprochen.
Da schließt sich ja ein interessierter Kreis: ein Deutscher mit italienischen Vorfahren mit seinem Lieblingsgebiet, einem ehemals von Deutschsprachigen besiedelten Ort in Italien :D

Verfasst: 12.09.2005 - 18:45
von trincerone
:) so habe ich das noch nie gesehen.... :D ;)

Verfasst: 12.09.2005 - 19:09
von CV
Marius hat geschrieben: Schreibt doch mal an die Bayr. Akademie für Wissenschaften Sektion Glaziologie eine Mail, vielleicht wissen die Bescheid.
mail an Ludwig ist unterwegs

Stefan

Verfasst: 12.09.2005 - 21:34
von Chasseral
Die Sessel der Belvedere-DSB - 1. Sektion erinnern mich übrigens stark an die Hardcore-Sesselbahn Assmannshausen-Niederwald.

Verfasst: 12.09.2005 - 21:51
von GMD
gerrit hat geschrieben:Also ich hab eigentlich kein Deutsch gehört
Vielleicht hast du es ja doch gehört, es aber nicht als Deutsch erkannt. Das ist gut möglich, denn Walserdeutsch ist ein so ein extremer Dialekt, dass du ihn wohl kaum nicht verstanden hättest. Es soll angeblich dem Schweizerdeutschen näher sein als dem Hochdeutschen, aber das hat mir auch nichts genutzt, als ich im Fernsehen mal Walserdeutsch gehört habe. Nicht einmal die Hälfte habe ich verstanden! Dasselbe gilt übrigens auch für den Walliser Dialekt, der dem Walserdeutsch sehr ähnlich ist. Kein Wunder, es haben ja beide den gleichen Ursprung.

Verfasst: 12.09.2005 - 22:25
von Harzwinter
Ganz kurz, da hier Off Topic:
Walserdeutsch wird südlich des Monte Rosa nur noch in Gressoney gesprochen, andernorts stirbt es aus. Italiener mit Walserdeutsch als Muttersprache sprechen bzw. verstehen kein Hochdeutsch. Zur Veranschaulichung der Lage der Walsersiedlungen unten noch ein Bild. Das Val Formazza (= Pomatt) gehört auch dazu. Daher gibt es auch dort deutsche Ortsnamen. Ein paar Walserlinks:
Der Grosse Walserpfad. Eine Reise in die Bergwelt um den Monte Rosa
Walserdeutsch in Alagna
Walser in Gressoney (italienisch)

In Nordostitalien gibt es weitere Siedlungen deutschsprachiger Auswanderer (z.B. Asiago= Schlagen; Sappada= Bladen) mit Wintersportbetrieb und alten deutschen Flur-/Bergnamen. Diese Kulturreste sind aber tirolerischer Abstammung.

Wenn das Thema Walser von tieferem Interesse ist, sollten wir für diesen "Forscherstress" ein eigenes Topic aufmachen. Eigentlich geht's hier ja um die Piani Alti-Bahn ...

Verfasst: 13.09.2005 - 10:22
von CV
Marius hat geschrieben:Nunos Erklärung erscheint mir plausibel. Es gibt einen Fachausdruck über für einen derartigen raschen Gletschervorstoß, den ich leider vergessen habe. Der Vernagt-Ferner hatte so etwas Ende des 19. Jhd., da hat er in wenigen Jahren 300-500 Meter zugelegt, was den Kollegen damals wohl ordentliche Schrecken eingejagt hat. Schreibt doch mal an die Bayr. Akademie für Wissenschaften Sektion Glaziologie eine Mail, vielleicht wissen die Bescheid.

Antwort von Ludwig:

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Lieber Stefan,
was Ihr sucht ist wohl der Begriff "glacier surge" oder das galoppierende Vorstossen eines Gletschers, wie dies z.B. der Vernagtferner das letzte Mal gemacht hat um 1900.

Gruss,
Ludwig
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Verfasst: 13.09.2005 - 14:32
von Emilius3557
Das meinte ich, danke!

Bist du mit dem Dr. Braun (= Ludwig) per Du?

Verfasst: 13.09.2005 - 14:54
von CV
Marius hat geschrieben:Das meinte ich, danke!

Bist du mit dem Dr. Braun (= Ludwig) per Du?
ja, wir sehen uns gelegentlich

Stefan

Verfasst: 13.09.2005 - 15:18
von Emilius3557
Ich treffe ihn vielleicht Ende September oben am Vernagtferner, muss das aber noch verifizieren.

Verfasst: 13.09.2005 - 15:52
von CV
have fun! Übernachtungen auf der Pegelstation sind ja legendär :D

/OT

Stefan

Verfasst: 15.09.2005 - 22:22
von Kapitaen
Super Bericht - Vielen, vielen Dank!!!

:D :D :D

Re: Forscherstreß in Macugnaga

Verfasst: 01.12.2009 - 10:56
von gerrit
Nachdem ich endlich ein Panorama aus den 70-er Jahren gefunden habe (DSV-Skiatlas 76/77, dürfte der erste dieser Reihe gewesen sein), in der das Schigebiet Piani alti noch mit Liften eingezeichnet ist, stell ich das der Vollständigkeit halber noch hier rein.

Bild

Re: Forscherstreß in Macugnaga

Verfasst: 01.12.2009 - 13:00
von trincerone
mE ist 1975 / 76 der erste, bin mir aber nicht ganz sicher. Die ersten sind ohnehin weitgehend identisch, bis auf die Tatsache, dass ein paar mehr Gebiete behandelt wurden bzw. wieder weggefallen sind. Aber die Artikel / Pistenpläne / Bilder haben sich iA nicht geändert zwischen den Erstauflagen.

Re: Forscherstreß in Macugnaga

Verfasst: 01.12.2009 - 13:19
von gerrit
Das Buch heißt Ski-Atlas Alpen (also noch ohne Jahreszahl) und aus der Einleitung geht nicht sicher hervor, ob es sich um den ersten Jahrgang handelt, nur am Buchrücken ist 76/77 erwähnt. Es sind jedoch noch deutlich weniger Gebiete als in der Version 77/78 enthalten, dafür hier eben die Originalkarte Macugnaga, auf der in den Folgewerken (auch schon 77/78) einfach nur mehr die Lifte rausradiert wurden, während die Abfahrten noch drinbelassen wurden. In der 76/77 Ausgabe ist auch die einzige mir bekannte Karte vom Monte Bondone aus dieser Zeit drinnen.

Re: Forscherstreß in Macugnaga

Verfasst: 01.12.2009 - 20:51
von GMD
Mit dem Aus für Piani alti sind ein paar sehr interessant aussehende Abfahrten weggefallen. Schade!