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Re: Mega-Erdbeben in Japan mit Stärke 8,9

Verfasst: 08.04.2011 - 22:57
von Fab
Biblis A gehört ja zu den zur Zeit stillgelegten Altreaktoren. Trotzdem gab es, wie ich heute gehört habe, ein Problem.
Es muß ja trotzdem gekühlt werden. Ein Umspannwerk eines Kraftwerks von dem Biblis seinen Strom bezieht ist ausgefallen. Beim Umschalten auf ein anderes hessisches Kraftwerk sind 2 von 4 Systemen ausgefallen. Die Diesel Notstromaggregate mussten und sind angesprungen.
Passiert ohne Erdbeben und Tsunami.
Wäre noch ein dritter Störfaktor dazugekommen, wäre Alarmstufe Rot gewesen.
Auch der Reaktor Forsmark/Schweden stand wg. Ausfalls verschiedener Komponenten kurz vor einer Kernschmelze.

Man stelle sich vor das Rhein-Main-Gebiet oder Basel-Zürich müssten evakuiert werden. Man könnte den Leuten nicht mit so abstrakten und abgehobenen Kosten-Nutzenrechnungen kommen.

Re: Mega-Erdbeben in Japan mit Stärke 8,9

Verfasst: 09.04.2011 - 02:13
von 3303
Widdi hat geschrieben:Übrigens Pikanterweise neulich in der TZ gelesen, dass D seitdem man die alten Meiler abgeschalten hat, nun aus Frankreich und Tschechien Atomstrom importiert.
Ergänzend dazu, was ich im Radio gehört habe:
Der Stromimport geschieht aus Gewinnmaximierungsgründen, nicht aus essentieller Erforderlichkeit heraus. Die Stromversorgung Deutschlands ist grundsätzlich auch ohne Kernkraft mit den vorhandenen Strukturen möglich. Nur ist der Strom aus externen AKWs oder manchmal sogar "Schrott-AKWs" eben billiger zu beziehen.

Re: Mega-Erdbeben in Japan mit Stärke 8,9

Verfasst: 09.04.2011 - 08:09
von Theo
Mal eine kurze Frage dazu. Wo geht dann der Strom hin wo in D die AKW's ersetzen könnte und anscheinend sinnlos produziert wird?
Über das Beben mit 7.4 hat man tatsächlich fast nichts gelesen. Wäre vorher nichts gewesen hätte man das 7.4 tagelang den Leuten als Megabeben verkauft.

Re: Mega-Erdbeben in Japan mit Stärke 8,9

Verfasst: 09.04.2011 - 08:53
von Foto-Irrer
Die AKWs produzieren ja keinen überflüssigen Strom und können auch variabel produzieren. Jetzt wo einige AKW vom Netz sind produzieren die anderen halt mehr und was fehlt holt man sich aus dem Ausland.

Re: Mega-Erdbeben in Japan mit Stärke 8,9

Verfasst: 09.04.2011 - 09:28
von Petz
Theo hat geschrieben:Mal eine kurze Frage dazu. Wo geht dann der Strom hin der in D die AKW's ersetzen könnte und anscheinend sinnlos produziert wird?
Die benötigte Strommenge ist ja nur zu Spitzenlastzeiten wie beispielsweise zu den Essenszeiten relevant. Ein Teil des Stroms wird in Spitzenzeiten durch Pumpspeicherkraftwerke geliefert - den Strom dafür kaufen beispielsweise nachts wo er am billigsten ist wir Österreicher billig von AKW´s zusammen, pumpen damit Wasser die Staubecken hoch und verkaufen Euch den am nächsten Tag zur Mittagszeit als teuersten Spitzenlastökostrom zum zehnfachen Preis wieder zurück - ne Lizenz zum Gelddrucken...:twisted:. Andere Spitzenlastabdeckung wird duch schnellstartfähige Gaskraftwerke erreicht. Die, durch die AKW - Stillegungen ausfallende Grundlast kann durch Windkraftwerke kompensiert werden; aber nur dann wenn diese geographisch über ganz Europa verteilt stehen und mehr Pumpspeicherwerke und ein entsprechend dimensioniertes Stromnetz zur Stromspeicherung zur Verfügung stehen.

Re: Mega-Erdbeben in Japan mit Stärke 8,9

Verfasst: 09.04.2011 - 10:10
von Jens
Hier ein interessanter Artikel, weshalb es zu den aktuellen Stromimporten kommt (2. Absatz).

Ich fahre auf meinem täglichen Weg zur Arbeit an einer Gruppe von Windrädern vorbei. Vor der Abschaltung der AKW's liefen diese sporadisch. Seit der Abschaltung laufen diese so ziemlich immer wenn ich daran vorbeifahre.

Re: Mega-Erdbeben in Japan mit Stärke 8,9

Verfasst: 09.04.2011 - 10:31
von mic
Foto-Irrer hat geschrieben:Die AKWs produzieren ja keinen überflüssigen Strom und können auch variabel produzieren.
http://www.strompreise.de/index.php?php ... p?ID=71848

Re: Mega-Erdbeben in Japan mit Stärke 8,9

Verfasst: 09.04.2011 - 11:49
von GMD
Foto-Irrer hat geschrieben:Die AKWs produzieren ja keinen überflüssigen Strom und können auch variabel produzieren.
Wenn ich es richtig im Kopf habe, kennen Kernreaktoren nur zwei Betriebszustände: Aus- oder eingeschaltet. Eine Leistungsregelung gibt es, soviel ich weiss, nicht. Klar kann man bei der Dampfturbine regulieren, aber da man den Dampferzeuger, sprich den Reaktor, nicht auch drosseln kann, verpufft man dabei Energie weil man den nicht benötigten Dampf nicht speichern kann und ihn einfach in die Luft entlassen muss.

Re: Mega-Erdbeben in Japan mit Stärke 8,9

Verfasst: 09.04.2011 - 17:53
von tigerfishli
Eigentlich alle thermischen Kraftwerke können Strom nur in einen engen Leistungsbereich produzieren. habe diese auch für mich neue Tatsache auch erst kürzlich erfahren. Aus diesen Grund können zb. ein AKW aber auch grosse konventionelle den Eigenbedarfsstrom ( ca. 10 % der Nennleistung) bei Ausfall des Verbundnetztes (ob durch Erdbeben/Tsunami wie jetzt in Japan, Blitzschlag, techn. Defekte in der Einspeisung zum Netz oder durch grossflächige Stromausfälle ist eigentlich egal) nicht selber produzieren/ einfach dem Generator entnehmen.
Während konventionelle Kraftwerke bei Ausfall des Netzes/ der Eigenversorgung nicht ganz so kritisch sind, wird das bei AKW's aufgrund der abzuführenden Nachzerfallswärme prekär.
Kleines Detail am Rande: auf der Notstromschiene hängt bei allen Kraftwerken unter anderem die Schmierung/ Lagerung der Turbinen/Generatorsätze, ein Ausfall dieser bei noch rotierenden Wellen ist nicht so gut.
Leider funktioniert gerade die Umschaltung Eigenbedarf / Notstrom bei den AKW's (auch in D! ) nichit immer so problemlos wie man sich das vorstellt - führt zu ungeliebten meldepflichtigen Ereignissen.

Weiteres interessantes Detail: Aufgrund des Eigenbedarfs ist es nach einem Netzausfall äusserst schwierig, ein thermisches Kraftwerk wieder anzufahren: Saugzuggebläse, Brennstofförderung, Kühl- und Speisewasserpumpen, Leittechnik müssen laufen, damit erstmal langsam Dampf erzeugt wird. Anschliessend wird mit wenig Dampf die Turbine langsam vorgeheizt und extern angetrieben gedreht, um Wärmespannungen im material zu vermeiden.

Re: Mega-Erdbeben in Japan mit Stärke 8,9

Verfasst: 12.04.2011 - 07:33
von mic
...japanische Atomaufsicht hat die Gefahrenstufe für die Katastrophe in Fukushima von 5 auf 7 erhöht. Das ist der gleiche Wert wie in Tschernobyl.

Re: Mega-Erdbeben in Japan mit Stärke 8,9

Verfasst: 23.04.2011 - 15:20
von Pilatus
Ich bin gerade noch über eine interessante Zahl gestolpert im Zusammenhang mit Krebs und Radioaktivität:

In der Schweiz werden Schätzungsweise 200-300 der 2700 jährlichen Lungenkrebstoten durch natürlich vorkommendes radioaktives Radon verursacht.

Re: Mega-Erdbeben in Japan mit Stärke 8,9

Verfasst: 23.04.2011 - 22:01
von Petz
Pilatus hat geschrieben:In der Schweiz werden Schätzungsweise 200-300 der 2700 jährlichen Lungenkrebstoten durch natürlich vorkommendes radioaktives Radon verursacht.
Gibt auch im Ötztal (glaube Längenfeld) nen Radonhotspot wo man vorbeugend bauseits Zwangsentlüftungen in den Kellern vorschreibt.

Re: Mega-Erdbeben in Japan mit Stärke 8,9

Verfasst: 23.04.2011 - 22:21
von Kris
Spiegel Berichterstattung:

(Beachte den Titel im Bild oben links)

Re: Mega-Erdbeben in Japan mit Stärke 8,9

Verfasst: 20.05.2011 - 14:16
von Foto-Irrer
Ist ruhig geworden hier.
Leider wurde hier der AKW-Thread einverleibt, also passt es nur hierher.
Die Stresstests der AKWs wurden von Titanic veröffentlicht.
AKW-Streßtests: Die Ergebnisse im Detail

Biblis A und B begannen schon bei minimalem psychischen Druck nervös mit den Füßen zu zappeln. "Wie meine Töchter!" so ein Tester konsterniert.

Neckarwestheim wurde hochfrequenten akustischen Streßreizen ausgesetzt ("Dubistnichtsicher, dubistnichtsicher, dubistnichtsicher") und erlitt dadurch einen schweren Schock.

Das Kernkraftwerk Grohnde gab an, es fühle sich nach kurzer Streßung "stark unter Druckwasser" gesetzt.

Gundremmingen benötigte für die Beantwortung der Fragen fast dreimal länger als ein vergleichbarer französischer Reaktor. Das Kernkraftwerk gab zu Protokoll, daß es eben "kein so wirklich schneller Brüter" sei.

Brunsbüttel weigerte sich am Test teilzunehmen, da es "wirklich viel besseres" zu tun habe, z.B. eine "Mordsgaudi zu veranstalten".
Die Tests ergaben zudem:
Wie robust sind eigentlich Flugzeuge?

Kein einziges deutsches Atomkraftwerk würde einem Flugzeugabsturz standhalten, es sei denn, das Flugzeug stürzt in sicherer Entfernung zu dem AKW ab. Dies hat ein Expertenbericht jetzt ans Licht gebracht. Besorgniserregend ist gleichzeitig, daß die meisten Flugzeuge eine Kollision mit einem Kernkraftwerk ebenfalls nicht überstehen würden. Ein entsprechender "Streßtest mit Großbauwerken" wurde bereits im September 2001 begonnen, der zuständige Versuchsleiter ist momentan allerdings "nicht zu sprechen".

Re: Mega-Erdbeben in Japan mit Stärke 8,9

Verfasst: 20.05.2011 - 19:01
von Petz
Jedenfalls reichte meiner Kenntnis nach auch die mir bekannte größte Wasserkraftwerkskatastrophe von Longarone mit etwa 2000 Folgetodesopfern nicht mal im Entfernten an die Größenordnung von Tschernobyl heran - insoferne rangieren die AKW´s bez. ihres Gefährdungspotentials sicher weit über jenem aller anderen Stromproduktionstechnologien.

http://de.wikipedia.org/wiki/Vajont-Staumauer

Allerdings machten sich unlängst in einer Phoenixrunde die Diskutanten auch mal paar Gedanken darüber, wie die z. B. Folgen eines Flugzeugabsturzes auf ein Chemiewerk sein könnten - hier wär der Handlungsbedarf je nach der Produktpalette in einigen Fällen sicher genauso gegeben wie bei den AKW´s.
In dieser Diskussion kam auch recht klar zum Ausdruck, daß heute keine einzige Kilowattstunde Atomstrom produziert würde, wenn alle Kosten aus Vergangenheit und Zukunft diesem zugerechnet werden müssten. So lässt sich ein direkter Vergleich mit der Hypothekenbankenkrise ziehen wo auch zuerst die Investoren / Eigentümer ihre Gewinne rauszogen aber die Länder sprich deren Bürger weltweit dann die Zeche zahlen dürfen...:boese:

Re: Mega-Erdbeben in Japan mit Stärke 8,9

Verfasst: 20.05.2011 - 22:35
von GMD
Selbst wenn es gelingt, einen Grossteil der betroffenen Menschen zu evakuiren, etwas bleibt: Bei einem Unfall in einem AKW wird die Gegend auf Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende verseucht. Nach einem gebrochenen Staudamm kann man aufräumen und dann ist die Gegend wieder bewohnbar.

Re: Mega-Erdbeben in Japan mit Stärke 8,9

Verfasst: 20.05.2011 - 23:11
von noisi
Siehe auch hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Chastise

Die Anzahl der Todesopfer hielt sich doch "ziemlich" in Grenzen. Möhne- und Edertalsperre sind heute vom Volumen her die 3. bzw. 8. Größten Stauseen in Deutschland. Zum Zeitpunk der Zerstörung die 4. bzw. 2. größten.

Re: Mega-Erdbeben in Japan mit Stärke 8,9

Verfasst: 21.05.2011 - 12:44
von Petz
noisi hat geschrieben:Die Anzahl der Todesopfer hielt sich doch "ziemlich" in Grenzen.
Dies aber auch deshalb weil die Staumauern Edertal und Möhne durch das Bombardement nur partiell beschädigt wurden; in Longarone blieb ja die Staumauer praktisch unbeschädigt (und steht heute noch) aber aufgrund der Bergsturzes schwappte ne Riesenwassermenge auf einmal aus dem See wie wenn man in ne gefüllte Badewanne nen größeren Gegenstand reinwirft und deshalb und aufgrund des relativ engen Tals unterhalb der Mauer (praktisch "Binnenlandtsunami") waren die Folgen dort so gravierend.

Re: Mega-Erdbeben in Japan mit Stärke 8,9

Verfasst: 21.05.2011 - 13:56
von Rüganer
Ganz so einseitig kann man die "Gefährlichkeit" der KKWs auch nicht sehen.
1. Es sterben jährlich tausende Bergarbeiter beim Kohleabbau.
2. Im Extremwinter 1978/ 79 war das Kernkraftwerk Lubmin fast das einzige Kraftwerk hier im Norden der DDR, welches noch funktionierte. Die Braunkohlekraftwerke waren eingefroren.
Also hat die Kernkraft hier tausende Menschen gerettet. Ähnlich ist es auch in Russland usw. Die KKWs funktioniern bei -25 Grad erheblich zuverlässiger als Kohle, mit Windkraft hast du bei Kälte ein großes Problem(Vereisung).
Das ist natürlich immer eine Abwägung der Risiken, aber das ist Autofahren auch...

Re: Mega-Erdbeben in Japan mit Stärke 8,9

Verfasst: 22.05.2011 - 12:42
von mark13
Bei einem Unfall in einem AKW wird die Gegend auf Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende verseucht. Nach einem gebrochenen Staudamm kann man aufräumen und dann ist die Gegend wieder bewohnbar.
Nach wie vielen jahren ist die Halbwertszeit von Uran erreicht? War das nicht im 8-9 stelligen Bereich? :|

Re: Mega-Erdbeben in Japan mit Stärke 8,9

Verfasst: 22.05.2011 - 13:12
von ATV
Die Frage ist nicht Korrekt. Uran selber hat keine Halbwertszeit.
Das Natürlich vorkommende Uran besteht aus 99% den Isotopen Uran 238 welches eine Halbwerszeit von 4.468.000.000 Jahre (4,468 Milliarden) hat. Ist aber ein Alphastrahler.
0,7% sind Uran 235 mit 703.800.000 Jahre Für die Kernspaltung ist letzteres von Belang. Um die Spaltbarkeit zu erhöhen wird der Anteil von Uran 235 zu erhöht. Das nennt man Anreichern. Damit wird der Urangehalt von Uran 235 aur 5% angehoben. Das Abfallprodukt ist abgereichertes Uran mit 0,3% Uran 235. Teilweise benutzt man er wegen seiner hohen Dichte als panzerbrechende Munition oder als Uraniumpanzerung und als Strahlenschutzschild. Uran 238 wird in Brutreaktoren verwendet.

Re: Mega-Erdbeben in Japan mit Stärke 8,9

Verfasst: 03.03.2015 - 18:47
von Chlosterdörfler
Fukushima Daiichi – atomarer Albtraum ohne Ende
In Fukushima lagern noch immer Massen an hoch kontaminiertem Wasser. Doch das ist nicht die einzige Herausforderung. Vier Jahre nach dem Unglück ist ein Ende der Arbeiten noch immer nicht abzusehen.

In Block 2 sollen Arbeiten von Robotern erledigt werden die wenigstens ein paar Stunden in der Strahlung durchhalten.
Quelle mit Bilder: http://www.welt.de/wissenschaft/article ... -Ende.html