Die BEST AG 100 Tage nach ihrem operativen Start
Markus Meili: «Wir können nicht mehr ausgeben als wir einnehmen»
Markus Meili, operativer Chef der Bergbahnen Engadin St.Moritz AG zieht nach 100 Tagen eine erste Bilanz.
Engadiner Post: Traumhaftes Wetter, viel Schne und viele Gäste: Sie müssen rundum zufrieden sein?
Markus Meili: Der Saisonauftakt war sehr gut, wir konnten bereits Mitte November eröffnen. Das war sehr wichtig denn der viele Schnee war ein nationales Medienthema und wir konnten unsere Schneekompetenz unter Beweis stellen.
EP: Sehr euphorisch tönt das noch nicht. Viele Experten erwarten einen Rekordwinter…
Meili: …unbestritten ist, dass das Festtagegeschäft hervorragend war und dieses steuert bei uns knapp einen Fünftel zum Gesamtergebnis bei. Es wäre aber falsch, diese Zahlen nun einfach hochzurechnen bis Saisonende. Deshalb finde ich es vermessen, jetzt bereits von einem Rekordwinter zu sprechen. Bei uns war der Dezember bedeutend besser als im Vorjahr. Weh getan hat die erste Woche Januar. Es waren zwar sehr viele Leute im Tal, wegen dem schlechten Wetter sind sie aber nicht auf die Berge gegangen. Die Januar-Wochenenden waren nicht sehr gut. Einmal hat es sehr stark gestürmt, ein anderes mal konnten wir wegen Lawinengefahr erst später öffnen. Der Februar ist bisher gut aber nicht berauschend. Die Osterfeiertage werden in diesem Jahr sehr früh sein. Ich will nicht jammern, der Winter ist bisher okay aber natürlich meilenweit entfernt vom Rekordwinter 2000/01.
EP: Es ist der erste Winter nach der Fusion von vier Oberengadiner Bergbahnen zur BEST AG. Wie fällt eine erste Bilanz aus?
Meili: Wir haben immer noch die gleichen Berge mit den gleichen Anlagen. Geändert hat sich auf den ersten Blick – vor allem für den Gast – nicht allzu viel. Intern merken wir, dass wir koordinierter vorgehen können. Bei der Kommunikation oder dem Festlegen einer gemeinsamen Strategie. Reklamierte ein Gast wegen einer schlechten Piste, musste er früher zuerst zum richtigen Unternehmen geschickt werden. Heute können solche Anliegen rascher und kompetenter behandelt werden.
EP: Was wurde bisher erreicht?
Meili: Wir hatten uns für diesen ersten Winter zwei Hauptziele gesetzt: Zum einen galt es die Organisation nach innen auf die Beine zu stellen, Stichwort Mitarbeiter. Zum anderen wollten wir gegen aussen eine gute und einheitliche Qualität bieten können…
EP: …und das ist gelungen?
Meili: Ja. Wir haben heute in der Region Corviglia einen einheitlichen Qualitätsstandard, der sicher nicht schlechter ist als vor der Fusion. Eher besser.
EP: Und die Mitarbeiter-Zufriedenheit? Nach aussen fällt der einheitliche Auftritt mit der gleichen Bekleidung auf. Ist dieses geschlossene Auftreten auch nach innen zu spüren? Oder anders gefragt, fühlt sich der frühere CBB- oder Diavolezza-Angestellte bereits als Teil des Unternehmens BEST AG?
Meili: Ich habe die Erfahrung nach der Übernahme der Muottas Muragl Bahn durch die Celeriner Bergbahnen bereits einmal gemacht. Es blieben immer die Muottas Muragl-Angestellten und die Marguns-Angestellten. Genau gleich heute. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass die Angestellten mit wenigen Ausnahmen einem Arbeitsort zugewiesen sind.
Es würde kaum Sinn machen quasi von oben zu verordnen, dass man sich gegen aussen nur noch als BEST-Angestellter geben darf. So etwas muss vorgelebt werden. Die Kleidung ist ein Zeichen um das Zusammengehörigkeits-Gefühl und das gesamtheitliche Denken zu fördern. Einfach aber ist es nicht
EP: Können Sie als Chef von rund 360 Angestellten überhaupt wissen, wie zufrieden diese sind?
Meili: Eine meiner Aufgaben ist es, viel unterwegs zu sein und mit den Leuten zu sprechen.
EP: Und was sagen sie?
Meili: Gewisse Leute sind nicht zufrieden, weil sie weniger Lohn verdienen. Andere sind nicht zufrieden weil sie sich die Arbeit anders vorgestellt haben. Viele – vor allem die langjährigen Mitarbeiter – sagen, dass sich eigentlich kaum etwas geändert hat. Und dann gibt es noch die, die nach der Fusion alles super finden und begeistert mitziehen.
EP: Geändert haben dürfte sich vor allem etwas für die Mitarbeiter, die weniger verdienen. Es ist von 500 bis 600 Franken pro Monat die Rede…
Meili…ob das genau so viel ist kann ich spontan nicht sagen. Unser Ziel war es, am 1. November 2007 neue Arbeitsverträge für alle zu haben und das auf gleicher Basis. Per Ende Juli haben wir die alten Verträge gekündigt und gleichzeitig einen neuen Vertrag angeboten. Um einen solchen anbieten zu können braucht es ein Organigramm der Firma, es braucht ein Lohnschema und das mussten wir in knapp zwei Monaten machen. Wir haben ein Personalberatungsbüro beigezogen, das unter anderem die Zermatter Bergbahnen beraten hat. Mit diesem Büro zusammen haben wir knapp 80 Funktionen definiert, haben die Löhne den Funktionen zugeordnet und daraus eine mittlere Lohnkurve gerechnet. Jetzt standen wir vor dem Problem, dass wir für die gleichen Funktionen unterschiedliche Löhne hatten. Die Abweichung betrug bis zu 30 Prozent! Wir mussten eine oberste Schmerzgrenze von 15 Prozent Abweichung festlegen. Im nachhinen gesehen war selbst das noch zu hoch, weil es immer noch zu Diskussionen führt. Aber wir haben uns damals so entschieden und das den Mitarbeitern auch kommuniziert. Es konnte also sein, dass ein Mitarbeiter im Extremfall 15 Prozent Lohneinbusse in Kauf nehmen musste.
EP: Was bei einem Lohn von 4000 Franken 600 Franken weniger sind.
Meili: Richtig. Es kann durchaus sein, dass gewisse Mitarbeiter heute 500 bis 600 Franken weniger verdienen. Es gibt aber auch die, die mehr bekommen. Man muss das Ganze aus der unternehmerischen Perspektive betrachten. Wir können nicht mehr ausgeben als wir einnehmen. Es ist bekannt, dass die St. Moritzer Bergbahnen seit zehn Jahren ein massives Ertragsproblem hatten, die Suvretta-Piz Nair AG hätte die Investitionen in die Schneeanlage schlussendlich nicht alleine tragen können, die Diavolezza Bahn AG ist zwar finanziell sehr gesund, erwirtschaftete aber zuwenig Cash-Flow, einzig den Celeriner Bergbahnen ging es finanziell gut. Wir würden gerne jedem mehr Lohn geben. Aber wir können es uns nicht leisten. Mit gutem Gewissen können wir sagen, dass unsere Löhne mehr als Branchenkonform sind.
EP: Aber Sie können nachvollziehen, dass einer, der bisher 4000 Franken nach Hause brachte und neu nur noch 3400 Franken verdient ein Problem hat?
Meili: Das kann ich nachvollziehen. Aber zum Lohn möchte ich doch noch etwas sagen. 80 Prozent des Lohns sind nach Funktion, zehn Prozent nach Leistung und zehn Prozent nach Betriebszugehörigkeit, dies um die zunehmende Erfahrung zu entlöhnen. Wie aber soll die Leistung beispielsweise bei einem Bahnbegleiter gemessen werden? Das ist rein subjektiv und hängt primär von der Einschätzung durch den direkt Vorgesetzten ab. Bei der Einstufung für das laufene Jahr mussten wir uns auf die vorhandenen Bewertungsgrundlagen verlassen. Zum Teil ist es während des Winters bereits zu Anpassungen nach oben gekommen. Dieser Prozess wird noch weitergehen.
EP: Langjährige Mitarbeiter haben den Betrieb auch verlassen.
Meili: Das stimmt, nur ist das normal bei einem solchen Zusammenschluss. Die Fusion war für jeden Einzelnen Gelegenheit zu einer persönlichen Standortbestimmung. Ich gehe davon aus, dass uns Ende Jahr noch einmal einge Saisoniers verlassen werden. Einfach weil sie das Gefühl haben, dass das was sie machen nicht das ist, was sie sich gewohnt waren oder was sie sich erhofft haben.
EP: Sind durch die Fusion auch Schwachstellen aufgedeckt worde?
Meili: Es ist einiges zum Vorschein gekommen. Sachen an die man nicht gedacht hat, die vergessen gingen oder für die die Zeit nicht reichte. Die Umstellung auf ein neues EDV-System beispielsweise war extrem kurz. Sämtliche Mitarbeiterdaten mussten neu erfasst werden was bei den ersten Lohnzahlungen zu gewissen Problemen geführt hat. Die Arbeitsbelastung war und ist seit dem vergangenen Mai für alle sehr gross. Wir haben uns ein halbes Jahr darauf vorbereitet wie der Betrieb funktionieren soll, waren letztendlich aber nicht darauf vorbereitet, was bei Betriebsausfällen passiert.
EP: Konkreter…
Meili:…den ersten Störungsfall hatten wir am 18. Dezember als die Standseilbahn Corviglia nicht lief, am 31. Dezember betraf es die Chantarella-Bahn. Am zweiten Wochenende im Januar war der Malojapass geschlossen und unsere Mitarbeiter konnten nicht zur Arbeit kommen. Solche Situationen hat es früher schon gegeben. Aber jede Unternehmung hat sie auf ihre Art gelöst. Die Kommunikationswege waren viel kürzer, man kannte die Mitarbeiter besser und diese standen quasi sieben Tage die Woche zur Verfügung für solche Notsituationen. Das ist heute mit diesem Mitarbeiterbestand nicht mehr möglich.
EP: Wechseln wir zu den Gästen. Wissen Sie wie zufrieden diese sind?
Meili: Grundsätzlich haben wir sehr viele Komplimente erhalten. Offensichtlich machen wir unsere Aufgabe nicht schlecht. Aber es gibt auch Reklamationen. Beispielsweise von Einheimischen die enttäuscht sind weil gewisse Sachen nicht mehr so sind wie früher…
EP: …Stichwort Lagalb…
Meili: …ja das ist ein Thema. Es wurde gesagt, wir würden dieses Gebiet vernachlässigen. Was nicht stimmt. Fakt ist, dass sich die Lagalb nicht bis oben beschneien lässt und dort diesen Winter nicht übermässig viel Schnee liegt da die extremen Stürme im November und Dezember diesen wieder weggeräumt hat wie man an den kahlen Bergrücken unschwer erkennen kann. Aber Reklamationen, die alleine auf die Fusion zurückzuführen sind, hat es eigentlich keine gegeben.
EP: Die frühe Eröffnung der Diavolezza scheiterte am Sturmwind, der den Schnee von der Piste blies. Das Gebiet blieb dann gleich bis Weihnachten geschlossen. Warum?
Meili: Da muss ich etwas weiter ausholen und unsere neue Strategie kurz erklären. Wir wollen 365 Tage im Jahr mindestens eine offene Bahn anbieten können. Das gibt es in der Schweiz nirgends ausser in den Gletscherskigebieten. In diesem ganzen Konzept spielt die Diavolezza als Frühjahrsberg eine sehr wichtige Rolle. Weil dort im Mai und Juni – wenn viele asiatischen Gäste da sind – ein tolles Angebot besteht mit dem eindrücklichen Panorama und den verschneiten Gletschern. Auf der anderen Seite hatten wir mit der Diavolezza im Winter ein Problem, weil durch den Gletscherrückgang von der Bergstation des Sesselliftes das Berggasthaus auf der Diavolezza kaum mehr zu erreichen war. Also wurde im vergangenen Sommer eine neue Traverse gebaut und eine Beschneiung für die Gletscherpiste.
EP: Ein Gletscher der beschneit wird?
Meili: Effektiv ist ja nur noch ein Drittel Gletscher. Auf diesem Hang liegen kaum grosse Steine also ist es dort relativ einfach, durch fortlaufende Beschneiung eine Piste für den Skibetrieb ab Ende Oktober hinzukriegen.
EP: Und diese braucht es?
Meili: Ja und ich will auch sagen warum. Im Winter 2006/07 hatten wir rein optisch nach den ersten Schneefällen anfangs Dezember mindestens eine so schöne Winterlandschaft wie Davos. Was ist passiert? Davos hat im November zwei kleine Pisten geöffnet. Die Leute hatten das Gefühl Davos hat Schnee, die Bergbahnen dort haben eine Rekordwinter hingelegt und wir zum dritten Mal in Folge ein Minus. Obwohl die Leute, die bei uns waren, sich mit der Pistenqualität sehr zufrieden zeigten. Aber zurück zur Strategie. Die Diavolezza soll in Zukunft ab Weihnachten geöffnet sein und zwar so lange, bis der Winterbetrieb auf Corviglia sichergestellt ist. Unsere Message ist die, dass im Engadin ab Ende Oktober Anfangs November Ski gefahren werden kann. Und zwar nicht auf dem Gletscher sondern auf einer beschneiten Piste auf der Diavolezza. Das hat leider in diesem Winter noch nicht funktioniert, weil der Wind uns 100 Meter Piste ganz einfach fortgeblasen hat.
EP: Aber man hätte die Diavolezza noch vor Weihnachten wiedereröffnen können?
Meili: Ja, aber das hätte keinen Sinn mehr gemacht. Am 17 November hatten wir rund um Corviglia ein Pistenangebot das viel grösser war als jenes auf der Diavolezza. Wenn wir nun Diavolezza auch noch geöffnet hätten, wäre deswegen kein einziger Gast mehr ins Engadin gekommen. Der Bergbahn-Kuchen wäre nicht grösser geworden, die Stücke wären lediglich ein wenig anders verteilt worden und das kann nicht das Ziel sein. Der Kuchen muss grösser werden. Kommt dazu, dass vor der Eröffnung an Weihnachten auch die Revisionsarbeiten gemacht werden müssen. Und diese dauern rund drei Wochen.
EP: Gehört es auch zur Strategie der BEST, dass die Preise für Einzelfahrten massiv erhöht worden sind? Signal retour 60 Prozent teurer, Piz Nair retour knapp 50 Prozent.
Meili: Die Einzelkarten der St. Moritzer Bergbahnen und der Suvretta waren bisher viel zu günstig. Das war ein politischer Preis, weit jenseits eines kostendeckenden Betrages, dies zeigt jeder Preisvergleich. Dazu kam das Problem der Anerkennung der einzelnen Tickets. Darum haben wir ein Punktesystem eingeführt. Jede Fahrt kostet jetzt neun Franken, damit ist das System viel transparenter geworden, auch für den Gast. Konkret kostet eine Retourfahrt mit der Signalbahn 18 Franken, eine Fahrt auf den Piz Nair und zurück sind sechs einzelne Fahrten, total also 54 Franken. Ganz generell geht die Bedeutung des Einzeltickets stark zurück – nicht zuletzt dank der Einführung des Angebotes Bergbahnen inclusive oder den vorteilhaften Einheimisch Jahreskarten.
EP: Die ganz grosse Fusion ist nicht zu Stande gekommen. Corvatsch und Furtschellas bilden eine eigene Gesellschaft und auch die AG Luftseilbahn Corviglia-Piz Nair steht gezwungenermassen abseits. Wie macht sich das bemerkbar?
Meili: Ich denke gegen aussen merkt man nichts. Der Gast hat früher schon nicht realisiert, dass auf so kleinem Raum so viele Unternehmungen tätig sind. Betrieblich gesehen ist es sehr schade, dass Piz Nair nicht dabei ist. Dass heute ein Übersichtplan der Skigebiete von St. Moritz und Celerina in meinem Büro hängt kommt nicht von ungefähr. Man macht sich auch immer wieder Überlegungen zur weiteren Entwicklung und da wäre es selbstverständlich viel einfacher, wenn wir den Piz Nair – mitten im Gebiet – in diese Überlegungen mit einbeziehen könnten.
EP: Wagen wir noch kurz den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus. Sie sind Vizepräsident der Bündner Bergbahnen und des nationalen Dachverbandes Seilbahnen Schweiz. Wie schlecht geht es der Branche?
Meili: Unterschiedlich. Es gibt starke Unternehmen und Schwache. Die Starken sind gut, weil ihre Strategien funktionieren und die Schwachen sind schwach weil sie ihre Hausaufgaben eben nicht so gut genug gelöst haben. Dazu kommt der Standort. Die Erwärmung lässt sich nicht wegdiskutieren. Wir bewegen uns von einer kälteren in eine wärmere Periode, wie es vor der kleinen Eiszeit vor knapp zweitausend Jahren auch schon einmal der Fall war. Zuerst trifft dieser Wandel die – ich nenne sie «Euphorie-Gebiete» – die in den 70er gebaut worden sind. Der Skisport hat sich damals gewandelt vom
«Werden von der Höhenlage profitieren»
Elitären hin zum Massensport. Das hat einen Boom ausgelöst und jeder wollte daran partizipieren. Jetzt schlägt das Pendel vielleicht wieder in die andere Richtung.
Unbestritten ist, dass wir in der Schweiz und im speziellen wir im Engadin mit unserer Höhenlage eher profitieren werden. Die Konkurrenz verschwindet, das Angebot wird knapper, der Sport vielleicht wieder elitärer. Es gibt eine Strukturbereinigung aber die, die ihre Hausaufgaben machen und sich den Gästebedürfnissen anpassen, werden gut überleben.
EP: Im Engadin gibt es auch kleine Unternehmen, Zuoz, Müsellas, Pizzet. Wie beurteilen Sie deren Zukunft?
Meili: Aufgepasst, klein bedeutet nicht unbedingt schlecht! Ich habe da in erster Linie an die kleinen Voralpengebiete gedacht. Kleine Gebiete wie wir sie im Engadin kennen haben ihre Berechtigung und auch ihre Chance. Die Grossen brauchen diese Anlagen um den Nachwuchs auf der Piste zu sichern. Und gerade dieser Winter zeigt, dass Gebiete wie Zuoz gut arbeiten. Wenn es Schnee hat und das Wetter mitspielt.
EP: Unbestritten ist, dass die Kleinen im Oberengadin von den Grossen über den Tarifverbund quasi quersubventioniert werden?
Meili: Ich möchte nicht von Subventionen sprechen. Aber ganz klar: Die Kleinen profitieren von der Besitzstandgarantie aus dem Pool. Müssen sie auch, weil sie die Mittel für die Sicherstellung des alpinen Winters, sprich der Beschneiung, selber nicht aufbringen können.
EP: Sprichwort Beschneiung. Vor nicht allzu langer Zeit war der Ruf der Bergbahnen nach staatlicher Unterstützung für die Beschneiung laut. Dieses Jahr ist davon kaum etwas zu hören. Liegt das am guten Winter oder haben Sie resigniert?
Meili: Nein, gar nicht! In St. Moritz hat die Gemeinde die Beschneiung bezahlt. Wir bei den früheren Celeriner Bergbahnen haben vor der Fusion intensive Gespräche mit der Gemeinde geführt. Diese sind dann wegen den Fusionndiskussionen vorläufig sistiert worden. Heute sind die Leistungen der Bergbahnen anerkannt. Es kann doch nicht sein, dass in gewissen Gemeinden mit dem Tankschlöschfahrzeug der Feuerwehr Loipen beschneit werden, während wir alles selber machen und bezahlen. Das geht nicht. Punkt!
Auf diese Lastenverteilung werden wir sicher wieder zu sprechen kommen. Da muss auch der Öffentliche Verkehr ein Thema sein. Die Bergbahnen zahlen heute eine knappe Million Franken an das ÖV-Angebot im Oberengadin. Ist das gerechtfertigt?
EP: Was sind die nächsten Teilziele, die mit der Fusion erreicht werden sollen?
Meili: Diesen Winter galt es, die letzten Sommer auf dem Papier erarbeiten Konzepte in der Praxis umzusetzen. Das hat recht gut funktioniert, hat aber wie bereits gesagt auch gewisse Probleme gegeben. Aus diesen Erfahrungen wollen wir lernen, um besser zu werden.
EP: Und was darf der Gast im kommenden Sommer erwarten?
Meili: Die Diavolezza-Bahn wird wie erwähnt durchgehend geöffnet bleiben. Wir gehen davon aus, dass bis Ende Mai Ski gefahren werden kann. Die Signalbahn bekommt eine andere Gewichtung, indem wir den Vorsommer stärker pushen wollen. Die Wege um Signal eignen sich gerade für ältere Leute oder Ehepaare mit kleinen Kindern und Kinderwagen. Bike soll forciert werden. Alle Bergbahnen der BEST AG mit Ausnahme der Muottas Muragl-Bahn werden Fahrräder transportieren. Wanderwege und Bike-Wege sollen noch besser getrennt werden. Und dann wird die ganze Bergbahnen inclusive Geschichte weitergeführt. Obwohl der erste Sommer aus unserer Sicht schlecht gelaufen ist.
EP: Warum?
Meili: Das Bergbahnen inclusive ist Logiernächteabhängig. Die Logiernächte haben im vergangenen Sommer zugelegt, ergo hätte der Beitrag der Hotellerie höher ausfallen sollen. Ist er aber nicht, weil der Anteil an logiernächtepflichtigen Übernachtungen mit nur einer Nacht – welche nicht Bergbahn inclusive pflichtig sind – extrem höher ausgefallen ist, als wir das vermutet haben. Wir haben mit 20 Prozent gerechnet, effektiv waren es mehr als ein Drittel. Die Viersternehotellerie in St. Moritz hat über die ganze Sommersaison eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 1,5 Nächten! Für diese «Ein-Nächter» galt das Bergbahnen inclusive nicht – also haben wir dafür auch kein Geld bekommen. Eigentlich müssten wir die Öffnungszeiten der Standseilbahn auf Corviglia nach den Fünfsternehäusern ausrichten. Diese generieren die Übernachtungen und bringen uns die Leute auf den Berg. Aus unserer Sicht müssen wir klar sagen: Ziel nicht erreicht! Uns fehlen gegenüber Budget 100 000 Franken in der Kasse, vom LN-Zuwachs nicht zu sprechen. Da müssen mit den Hoteliers intensive Gespräche stattfinden. Es muss gelingen, die Tour Operators dazu zu bewegen, eine zusätzliche Nacht in St. Moritz anzuhängen.
Markus Meili
(ep) Der 43-jährige Celeriner Markus Meili ist seit Gründung der Bergbahnen Engadin St. Moritz AG (BEST AG) deren Geschäftsführer. Vor der Fusion war er Betriebsleiter der Celeriner Bergbahnen AG.
Meili ist weiter Vizepräsident von Bergbahnen Graubünden und ebenfalls Vizepräsident im nationalen Dachverband Seilbahnen Schweiz.
Quelle: Engadiner Post Autor: Reto Stifel
Ort: 7500 St. Moritz
Datum: 18.02.2008
Rubriken: Politik, Tourismus
Schade wurde nicht gefragt, ob und wie man beim Kader die Löhne angepasst hat