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St. Moritz / 29.- 30.3.06 / Variantenschilauf

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gerrit
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St. Moritz / 29.- 30.3.06 / Variantenschilauf

Beitrag von gerrit »

Zwischen 25.3. und 30.3.06 war eigentlich ein Aufenthalt im Pitztal mit Variantenabfahrten und Schitouren inclusive Besteigung der Wildspitze vorgesehen, doch Regen, Schneefall und Sturm in den Nordalpen bewogen Helmut und mich zu einer kurzfristigen Umplanung. So suchten wir alpine Erlebnisse abseits präparierter Pisten in folgenden Gebieten:

Maseben / Langtaufers (25.3.06)

Sulden am Ortler (26. u. 27.3.06)

St. Moritz / Bernina (29. u. 30.3.06)


29.3.06 Bernina (Diavolezza – Lagalb)

Um 7 Uhr 15 ist es wieder Helmut, der als erster aus dem Fenster blickt und mir von Sonnenschein und Neuschnee berichtet, und schon 10 Minuten später sitzen wir beim Frühstück und stärken uns für den Tag. Die Nacht haben wir stilgerecht im Bernina-Hospiz am Scheitelpunkt des gleichnamigen Passes verbracht. Sogar das Auto muß von trockenem, windgepressten Schnee abgekehrt werden, es hat minus 9 Grad, kaum vorstellbar, dass wir vor 3 Tagen noch bei frühlingshaften Temperaturen durch schweren Schnee ins Martelltal abgefahren sind.
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Pistenplan Diavolezza - Lagalb

Um 8 Uhr 15 nehmen wir die erste öffentliche Fahrt der Diavolezzabahn, und wenige Minuten später stehen wir südlich der Bergstation und bewundern das Panorama.
In der Bildmitte der Piz Palü (3901m), im Vordergrund der Vadret Pers Gletscher, der den weiter talauswärts liegenden Morteratsch-Gletscher speist.
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Hier trifft der Vadret Pers Gletscher den Morteratsch-Gletscher
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Das Diavolezza-Gebiet ist überschaubar, eine Pendelbahn führt von der Paßstraße (2095m) zur Diavolezza (2978m) , einer Einsattelung zwischen Sass Queder (3066m) und Munt Pers (3207), der oberste Bereich der Abfahrt über den verschwindenden Diavoletta-Gletscher wird noch von einer kuppelbaren Vierersesselbahn bedient, die bis 3004m etwas unterhalb des Sass Queder zieht.
Bald machen wir uns an die Abfahrt, von der Bahn aus haben wir gesehen, daß die Abfahrt „Schwarzer Hang“ nicht präpariert wurde, und so ist es an uns, die ersten Spuren in den Pulverschnee zu legen.
Helmut in Action!
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Unser Werk
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Lange haben wir nicht Zeit zum Bewundern, denn hinter uns kommen schon die Nächsten., deshalb geht es gleich weiter durch unverspurten Schnee, bis der „Schwarze Hang“ wieder auf die Standardabfahrt trifft.
Doch nicht lange bleiben wir auf der planierten Strecke, sondern weichen bald nach rechts auf die ebenfalls nicht präparierte „Bernina“ – Abfahrt aus. Im unteren Bereich hat jedoch der Wind seine Spuren hinterlassen, fallweise ist die Piste abgeweht und pickelhart, dann wieder stören festgepresste Triebschneezungen das rhythmische Schwingen.
Trotzdem erreichen wir bald wieder die Talstation, wenn wir auch etwas ins Schwitzen gekommen sind.
Nach der Bergfahrt benützen wir die Gletschersesselbahn und stehen damit am höchsten mit Aufstiegshilfen erreichbaren Punkt des Gebiets (3004m).
Von hier aus lässt sich das Val d´Arlas mittels einer Querung eines steilen Hanges und anschließenden kurzen Aufstiegs in ein Joch (3008m) erreichen, die Befahrung dieses – in den Panoramakarten nicht als Variante aufgeführten – nordseitigen Tales haben wir uns für heute vorgenommen. Doch wir sind nicht die ersten, die Traverse und der anschließende Aufstieg sind schon gespurt, wie wir später sehen werden, haben ein Snowboarder und 2 Alpinschifahrer hier schon die ersten Spuren gelegt.
Hier ein Bild der Traverse und des anschließenden kurzen Aufstiegs, allerdings erst am Nachmittag aufgenommen.
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Nun meine Wenigkeit, wie ich den steilen Hang heraufkeuche (Bild von Helmut)
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Vor uns liegt nun das Val d´Arlas.
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Eine kleine Wächte ist an der Einfahrt der Variante zu überwinden.
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Am Schnee gibt es nichts auszusetzen, nur im obersten, teilweise etwas abgewehten Teil muß man auf Steine achten. Die ersten 300 Höhenmeter werden in einer ostseitigen Rinne zurückgelegt.
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Die Rinne im Rückblick
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Dann dreht die Abfahrt nach links (Norden) und führt durch ein breites Tal.
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Helmut wirft einen prüfenden Blick auf die kommenden Hänge.
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Und schon ist er weit unten.
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Rückblick, von rechts sind wir aus der Rinne in den Talgrund gefahren.
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Auch ich werde beim Schweben über idealen Pulverschnee abgelichtet.
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Weil es so schön war, nochmals unsere Spuren
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Aber wir sind noch lange nicht unten.
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Die engen Girlanden sind unsere.
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Gegen Ende der Abfahrt geht es in einen Tobel.
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Nun haben wir das Tal des Berninabaches bei etwa 2150m erreicht und blicken zurück ins Val d´Arlas.
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Nun heißt es, neben den Geleisen der Berninabahn in Richtung der Talstation der Seilbahn zu schieben.
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Auch eine kleine Schlucht ist durch Begehen der Eisenbahnbrücke zu überwinden (Aufnahme vom nächsten Tag bei schlechterem Wetter).
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Knapp vor der Talstation der Lagalb-Bahn treffen wir auf die Berninastraße, und so beschließen wir, nun diesem Berg einen Besuch abzustatten. Hier gibt es als Aufstiegshilfe lediglich eine Pendelbahn, die von der Talstation bei 2107m ausgehend knapp unterhalb des Lagalb-Gipfels (2959m) eine Höhe von 2893m erreicht.
Auf der Terrasse des Gipfelrestaurants erholen wir uns von dem Fußmarsch.
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Und lassen das Panorama auf uns wirken (unten die Berninastraße mit dem Hospiz).
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In der Ferne sehen wir die Abfahrtsschneisen des Schigebiets von Aprica.
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Nachdem wir wieder frische Kraft getankt haben, erkunden wir auch die Varianten des Piz Lagalb.
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Doch im Gegensatz zur Abfahrt durch das Val d´Arlas ist das Geländefahren hier Schwerarbeit, die Neuschneeauflage ist hier durch Windverfrachtung größtenteils wesentlich dünner und der Untergrund besteht hauptsächlich aus gefrorenem Harsch, garniert mit einigen Steinen, sodaß mein Vorwärtsdrang durch meine „Lithophobie“ etwas gebremst wird.
Trotzdem legen wir einige Spuren in die Flanken des Berges, bis wir schließich eine Mittagspause an der Talstation einlegen. Die Rösti-Spezialitäten sind wirklich zu empfehlen.
Nachdem wir von den Preßschnee-Harsch-Steinabfahrten am Lagalb etwas erschöpft sind, benützen wir den Shuttle-Bus und besteigen wieder eine der gelben Kabinen der Diavolezzabahn.
Hier finden wir erstens menschenleere Pisten
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und zweitens unverspurte Pulvervarianten, die jedoch größtenteils im Schatten liegen und deshalb von uns nicht photographiert werden.
Dafür wollen wir um 16 Uhr noch einen Einkehrschwung im Self-Service-Bereich des Berghauses Diavolezza machen, jedoch sind alle Stühle bereits hochgeklappt und das aufwischende Personal legt uns mäßig freundlich das Verlassen des Etablissements nahe.
Dafür gibt es noch ein paar tolle Gletscheransichten im Nachmittagslicht.
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Und wieder der Piz Palü
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Nachdem uns aber nach einem Tagesabschluss auf einem Gipfel zu Mute ist, wechseln wir noch einmal das Gebiet und fahren mit der letzten Gondel um 17. Uhr 30 auf den Piz Lagalb, wo wir die Abendsonne auf der Terrasse genießen.
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Genüsslich schwingen wir gegen 18 Uhr die leeren Pisten hinunter zur Talstation und begeben uns dann in unser Quartier am Berninapaß.


30.3.06 Bernina (Diavolezza – Corvatsch)

Heute ist unser letzter Tag, und das Wetter macht uns den Abschied nicht wirklich schwer. Es ist zwar immer noch kalt, aber eine hohe Wolkendecke verdeckt den Himmel und verursacht damit sehr diffuse Lichtverhältnisse, die sich nur bedingt zum Geländefahren und Photographieren eignen. Weiter im Süden blitzt zwar immer wieder blauer Himmel auf, aber die Wolken über dem Bernina-Gebiet bleiben leider hartnäckig Trotzdem stehen noch 3 Punkte auf unserem Tagesmenue.
Wieder ist es die erste Gondel, mit der wir die Diavolezza erklimmen, diesmal geht es gleich über die Traverse ins Val d´Arlas, es sind im Vergleich zu gestern nur unwesentlich mehr Spuren, eigentlich wirklich toll, daß so ein schifahrerisches Kleinod ohne wesentliche Anstrengungen zu erreichen ist und trotzdem offenbar weitgehend unbekannt und unbefahren. Vielleicht ist es ja doch auch der etwas langwierige Hatscher neben der Bahn nach erfolgter Abfahrt, der die Leute abschreckt.
Die Sicht ist zwar deutlich schlechter, was sich vor allem im steilen oberen Teil bemerkbar macht, hier ist auch der Schnee durch die Südlage von der gestrigen Sonne etwas in Mitleidenschaft gezogen worden, aber im ostwärts verlaufenden Talboden können wir unbeeinträchtigt unsere Schwünge ziehen, auch wenn die Sache teilweise den Anstrich eines Blindflugs hat.
Den Abschluß unseres Unternehmens bildet nun der Corvatsch, hier möchte ich noch eine westseitige Rinne vom Gipfel Richtung Rabgiusa-Lift befahren, die mir schon bei meinem Aufenthalt im vergangenen Winter ins Auge gestochen hat, ebenso sollte ja nun auch die Hahnenseeabfahrt nach St. Moritz – Bad offen sein.

Pistenplan Corvatsch-Furtschellas

Problemlos stellen wir unser Auto fast direkt vor der Talstation der Bahn auf einem weitgehend leeren Parkplatz ab, und kurze Zeit später stehen wir an der Bergstation auf 3303m. Hier ist es ziemlich ungemütlich, heftiger Westwind bläst direkt aus der Scharte, die wir mit einer Überquerung einer Blankeisfläche etwas mühsam erreichen. Nun sehen wir, daß die Rinne durchaus steil und herausfordernd ist. Helmut ist bereits eingefahren.
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Etwas weiter unten.
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Nun wird der Hang etwas breiter.
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Hier die Abfahrt im Rückblick, wie üblich, kommt bei der Aufnahme von unten die Steilheit nicht so gut heraus.
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Der Schnee ist jedoch durchaus brauchbar, sodaß wir trotz der schlechten Sicht gut hinunterkommen. Nun fahren wir mit der 4KSB von Alp Surlej zur Mittelstation Murtel und von dort mit der PB nochmals hinauf zum Corvatsch, um einmal die normale Gletscherabfahrt zu befahren. Den Abschluß bildet nun die Auffahrt mit der höchst langsamen DSB Giand´Alva und die Talfahrt nach St. Moritz – Bad über die nicht immer offene Hahnenseeabfahrt, für mich eine typisch Schweizerische Talabfahrt, teilweise sehr eng durch waldige Passagen, dann wieder breiter mit netten Tiefblicken auf St. Moritz, zuletzt über einen Spazierweg bis fast an die Talstation der Signal-Bahn.
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Mit dem Schibus geht es dann zurück zur Corvatschbahn, und damit ist unsere kleine Ostalpentour vorbei. Wie man gesehen hat, gibt es in St. Moritz und Umgebung bei ausreichenden Schneeverhältnissen durchaus gute Variantenmöglichkeiten, selbstverständlich wären auch Hochtouren wie etwa die zum Piz Palü interessant, allerdings erfordern diese technisch und konditionell weitaus mehr als unsere Unternehmungen.
Zuletzt geändert von gerrit am 07.04.2006 - 11:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Emilius3557 »

Phantastische Bilder und Respekt für die tollen Tiefschnee- und Variantenabfahrten, wie schon in Chamonix! Vielleicht geht sich ja nächstes Jahr zusammen die Wildspitze o.ä. aus - wobei ich betonen muss praktisch keine Skihochtourenerfahrung zu haben.
Fahrt ihr die Varianten egtl alle mit Piepser?
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gerrit
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Beitrag von gerrit »

Piepser, Schaufel, Sonde, also komplettes Programm. Hab ich eigentlich nahezu immer mit, egal wo ich fahre.
Schihochtouren sind m.E. weniger anspruchsvoll als solche im Sommer, und da hast Du ja schon einiges gemacht! Wär nett, wenn was zustande käme nächste Saison!
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Beitrag von Emilius3557 »

Habe Skihochtouren bislang immer egtl für die Königsdisziplin gehalten: nicht nur Kondition bergauf, sondern auch bergab, alle Schneearten, Sack voll Ausrüstung, Spaltengefahr, Abfahren am Seil, Klettern mit Skistiefeln, Kälte & Sturm... Aber man muss es ja nicht gleich so extrem angehen.
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oli
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Beitrag von oli »

Ich denke auch, dass das was Gerrit und Helmut da vorgelegt haben, ist ein guter Kompromiss. Eine Skihochtour muss nicht unbedingt am Seil oder mit Eisen in Zusammenhang stehen. Ein wenig in Liftnähe und die Vorzüge der bequemen Beförderung nutzen und ein wenig Abseits der Piste zu Tal. Ich würde mich gleich auf die Teilnehmerliste für 2007 setzen.
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gerrit
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Beitrag von gerrit »

Ist schon klar, man kann sich natürlich auch im Winter an die schwierigsten und spaltenreichsten Gletscher machen, aber mit zu viel Klettern oder Abseilen ist mir das ohnehin zu heftig. Der Vorteil an Wintertouren ist natürlich, daß - gute Schneelage vorausgesetzt - die Spalten zugeschneit und befahrbar sind (Ortskenntnis in Form eines Führers vorausgesetzt) und die Entfernungen durch die auf jeden Fall schnellere Fortbewegung bei der Abfahrt etwas schrumpfen, selbst bei schlechten Schneeverhältnissen. Natürlich muß man auch zwischen idealen Schigipfeln, die bis fast oben mit Fellen begehbar sind, und solchen, die dann noch Kletterei erfordern, unterscheiden, auch hier liegen mir die reinen Schigipfel sicher mehr, wobei es da durchaus sehr viele gibt, auch in den Ostalpen. Vor viele Jahren war ich mal eine Woche auf der Franz Senn Hütte in den Stubaier Alpen, da haben wir einige 3000-er gemacht, jeweils zwischen 1200 und 1400 Höhenmetern und fast überall mit den Schiern bis zum Gipfel. Einmal sind wir etwa 300 HM am Seil abgefahren, das möchte ich aber eher in die Kategorie "Interessant" als in "Genussvoll" einreihen.
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Beitrag von Gletscherfloh »

Marius hat geschrieben:Habe Skihochtouren bislang immer egtl für die Königsdisziplin gehalten: nicht nur Kondition bergauf, sondern auch bergab, alle Schneearten, Sack voll Ausrüstung, Spaltengefahr, Abfahren am Seil, Klettern mit Skistiefeln, Kälte & Sturm... Aber man muss es ja nicht gleich so extrem angehen.
@Marius ... Deine Beschreibung würd ich eher in die Kategorie Skibergsteigen einordnen. Bei uns stand eigentlich schon eher die Abfahrt deutlich im Vordergrund bzw. haben wir die nötigen Aufstiegshöhenmeter immer versucht zu minimieren (im Langtauferertal aber auch bei der Martelltour in Sulden haben wir überhaupt gleich auf die potentiellen Gipfel - Fussaufstieg - verzichtet und sind nur bis zu den jeweiligen Jöchern).

Ich teile mit Gerrit die Meinung, dass bestimmte Gipfel im Winter tatsächlich eher einfacher (und dank Abfahrt genussvoller) zu machen sind als im Sommer. V.a. wenn man wie ich Knieprobleme hat (die sind beim Bergabgehen deutlich ärger, als beim Skifahren). Die richtigen Wetterverhältnisse natürlich vorausgesetzt.

Bei unserem hier vorgestellten Programm haben wir auch keine überschweren Rucksäcke benötigt. Ausser der erwähnten Sicherheitsausrüstung gabs nur ein paar Müsliriegel, ein Isostar (grml ... im Langtauferertal haben wir das im Auto gelassen ... der Durst oben war dann schon gross) und für Notfälle einen Biwaksack. Das Angenehme ist auch das komfortable Wohnen im Tal und das Nutzen der Aufstiegshilfen. Ich denke, uns ist da ein guter Kompromiss zwischen Sport und Vergnügen :wink: gelungen ...

Aus meiner Sicht wirds sicher eine Wiederholung einer ähnlichen Tour im nächsten Jahr geben. Vielleicht bzw. hoffentlich dann mit etwas grösserer Beteiligung von Forumsmitgliedern ... dem reinen Pistenskifahren hab ich eh schon vor längerer Zeit im Prinzip abgeschworen.

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Beitrag von Gletscherfloh »

Auch hier wieder einige Ergänzungen meinerseits ...

Diavolezza/Lagalb

Da die Diavolezzaseite die Morgensonne empfängt öffnet die Diavolezzabahn bereits um 8h15 (die Lagalb um 9h00). Im Gegenzug bleibt die Lagalb dann bis 17h30 in Betrieb. Dies ermöglicht einen besonders langen und intensiven Skitag.

Hier die charakteristischen gelben Gondeln der Diavolezzabahn:
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Obwohl an sich Traumwetter herrschte, blieb leider der Gipfel des Piz Bernina (mit 4048m der höchste Gipfel der Ostalpen) den ganzen Tag hinter Wolken versteckt. Ebenso der berühmte Biancograt, ein scharfer Firngrat, der von Norden bis knapp an den Berninagipfel hinaufführt.
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Wie Gerrit erwähnte hatten wir das Glück als erste die unpräparierten Hänge von ansonsten offiziellen Pisten zu verspuren:
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Toll ist die Kulisse dieser Abfahrten - mit schönem Blick auf die Passstrasse.
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Die weiten Hänge des Val d'Arlas erfordern nur eine überraschend kurze Querung bzw. Mini-Aufstieg.
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Von der Bergstation der Lagalb-Seilbahn lassen sich unsere Abfahrtsrouten durch das Val d'Arlas besonders gut erkennen.
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Meiner Meinung nach geht Gerrit etwas zu kritisch mit den Verhältnissen am Lagalb um (wohl ein Ergebnis seiner Lithosphobie :wink:). Der ganze Bereich links der Seilbahntrasse war ein Paradies für die wenigen Off-Piste-Enthusiasten dieses Tages.
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Was mich als Nicht-Autofahrer natürlich besonders begeistert ist der direkte Eisenbahnanschluss der Seilbahn, und dazu noch von so einer berühmten Bahn wie dem Bernina-Express der RhB.
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Fazit: Ich verwende das Wort eigentlich zu oft, aber Diavolezza/Lagalb ist einfach nur Kult. Bei guten Verhältnissen gibts da gar nichts dran auszusetzen. So sollen Skigebiete sein (natürlich persönliche Meinung): Wenige, aber aufregende Bahnen mit weitgehend "natürlichen" Pisten mit viel Platz dazwischen und lohnenden, einsamen Varianten, die man mit ein wenig Aufwand erreichen kann. Im Vergleich zu den vielen Standard-Skigebieten ist das einfach eine andere Liga ...

Noch ein Wort zu den (nicht vorhandenen) Wartezeiten: Wir konnten jedes mit der ersten Gondel fahren. In der Früh bei der ersten Auffahrt waren wir maximal zu fünft in der Gondel und auch am Nachmittag hatten wir in der Diavolezzabahn Sitzplätze (!) zur Verfügung. Ich hätte nicht gedacht, dass man selbt in derart bekannten Gebieten die Zwischensaison so stark spürt. Von den klimatologischen Gegebenheiten her sollte ja normalerweise März/April die Hauptsaison in derartigen Skigebieten sein.

Corvatsch

Der Weg zur Einfahrt in die Variante "Corvatsch-Westrinne" ist zwar kurz, aber war wegen des starken Windes und Blankeis auf dem Corvatschgletscher fast etwas ungemütlich:
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Rückblick zur Bergstation der Corvatsch Seilbahn:
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Der Beginn der Variante führt durch ein felsbegrenztes und durchaus steiles Couloir, was die Sache nicht unspannend macht:
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Rückblick auf den oberen Bereich der Variante. Ab hier sind dann die Hänge wieder offener.
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Nach diesem kleinen Abenteuer geniessen wir die fast leere Talabfahrt Hahnensee nach St. Moritz-Bad. Rückblick auf die durchaus ansprechenden Hänge dieser traditionsreichen Piste.
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Die Abfahrt führt direkt zum Hotel Kempinski St. Moritz, einer sicherlich netten Absteige ...
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Fazit: Der Corvatsch verdient seinen Ruf als einer der ganz grossen Skigipfel der Alpen sicherlich zu Recht. Besonders hübsch ist die Rückkehr aus der vergletscherten Hochgebirgswelt in das fast urban anmutende St. Moritz über die Hahnenseeabfahrt, während der man direkt in das breite Seental mit den zahlreichen Luxushotels dieses mondänen Orts blickt.
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Beitrag von Chasseral »

Gletscherfloh hat geschrieben:Die Abfahrt führt direkt zum Hotel Kempinski St. Moritz, einer sicherlich netten Absteige ...
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^^ Da drinnen hab ich im Sommer 2003 gewohnt! :) Ist wirklich ein sehr schönes Haus!

Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich habe dort keine Ferien gemacht sondern war beruflich da.

Zu euren Beircht und Bildern: Da könnte man unendlich neidisch werden.
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Beitrag von Gletscherfloh »

Jetzt wo alle Bericht über die Freeride-Ziele fertig sind, stelle ich auch mal die Übersichtskarte rein. Ein Tag (der Dienstag) war dem Gebietswechsel bzw. dem zollfreien Auftanken in Livigno gewidmet. An dem Tag herrschte ohnehin (nachmittags) Schlechtwetter (Region bis 1700m, oben tw. starker Schneefall).
Trotzdem haben wir uns natürlich auch das Skigebiet von Livigno ausführlich angesehen. Ein Bericht darüber folgt demnächst.

Pink=Reiserouten; Rot=besuchte Skigebiete; Blau=bereits geschlossenes Skigebiet Minschuns/Münstertal
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Beitrag von Gletscherfloh »

Ich hab jetzt kartographisch aufgerüstet :). Daher gibts nun auch aus der Schweiz entsprechende kartographische Illustrationen diverser Skirouten ...

Hier die zwei Highlights von unserer Engadin-Tour (Diavolezza: Val d'Alas und St. Moritz/Corvatsch: Corvatsch-Westrinne).

Vom Gesamtpaket her war das Val d'Alas aus meiner subjektiven Sicht meine vielleicht schönste Tiefschneeabfahrt des gesamten Winters. Obwohl ich woanders längere Abfahrten, besseren Schnee etc. vorgefunden hatte war die Gesamtsituation (irrsinnig lange, "ebenmässige" Hänge, keine "Konkurrenzspuren", langes unbeschwertes Schwingen ohne auf topographische Verhältnisse Rücksicht nehmen zu müssen etc.) hier einfach ideal. Den Tip vom Val d'Alas hatte ich übrigens von der offiziellen website der Diavolezza-Bahn. Hatte von der Route vorher noch nie gehört ...

Val d'Alas: Abfahrtsroute (gemessene Länge ohne Schiebe/Gehstrecke unten im Tal: 3.5 km, HU: 850m)
Bild

Westrinne-Corvatsch
Bild
Antworten

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