Jens, Oli und ich erreichten die Talstation nach problemloser Anfahrt um kurz nach 9 Uhr. Nach erfolgtem Kartenkauf ging es mit dem mangels Andrang im Halbstundentakt verkehrenden Pitzexpress um 9:30 Uhr hinauf ins Skigebiet. Eine Premiere für mich, gleich in doppeltem Sinn: Erstes Mal am Pitztaler Gletscher und erstes Mal Tunnel-SSB fahren. Obwohl diese Erschließungsvariante seit Kaprun kein sonderlich gutes Image mehr hat, fand ich persönlich die Fahrt sehr interessant. Das Rattern und Quietschen stört ein wenig, aber ansonsten hat es mit den Durchsagen vor Beginn der Fahrt und nach Ankunft ein bisschen was von Fliegen. Und genau so wie ins Flugzeug steigt man am Beginn der Reise ein, und kommt oben an in einer völlig anderen Welt.
Da wir nicht als Pauschalurlauber unterwegs waren, verzichteten wir auf den Beifall nach erfolgreicher Landung in der Bergstation und begaben uns direkt hinaus ins Freie. Dank der kalten Nächte konnte die Beschneiungsanlage hier oben bereits hervorragende Dienste leisten. An die 50 cm Kunstschnee bedecken den gletscherfreien Bereich vor der Bergstation, das untere Ende der Piste von den beiden Brunnenkogeln her sowie die Abfahrt hinunter zur gemeinsamen Talstation von 8EUB und 6KSB, und ermöglichen eine perfekt präparierte Abfahrt von 3440 m auf 2680 m, die um diese Jahreszeit ihresgleichen suchen dürfte.
Zum Eingewöhnen nach der Sommerpause ging es für uns aber erst mal in den Brunnenkogel-Schlepplift. Die Pisten erwiesen sich als hart aber durchgehend griffig und ohne Eisplatten oder ähnliches. Mit guten Kanten konnte man durchaus Spaß haben. Später folgten einige Fahrten mit der GUB, bevor wir gegen 10:45 Uhr auf tmueller und Ebi trafen. Maarten und Nuno, die bereits vor uns am Gletscher eingetroffen waren, fuhren uns unmittelbar danach ebenfalls über den Weg, und zusammen ging es nun hinunter zur neuen 8EUB. Diese kann zwar, wie erwähnt, von der Bergstation des Pitzexpress aus auf einem Kunstschneeband erreicht werden, von der Mittelstation her gibt es jedoch ein gletscherfreies Stück von geschätzten 300 m, an dem es - noch jedenfalls - keine Beschneiungsanlage gibt, und so war die Abfahrt an der unteren Sektion mangels Schnee auch noch nicht geöffnet. Da der SL Mittelberg 2 derzeit ohne Förderseil ist, blieb so nur der obere Abschnitt der EUB für Wiederholungsfahrten. Das bedeutete jedes Mal abschnallen - was im Falle der EUB auf voller Länge meiner bescheidenen Meinung nach noch tolerierbar wäre, aber im Fall von Skibetrieb ausschließlich an der oberen Sektion ein bisschen nervt. Deswegen bleibe ich auch nachdem ich die Sache vor Ort in Augenschein genommen habe, bei meiner vor einem Jahr im News-Topic geäusserten Meinung: Man hätte den alten Skilift auf verkürzter Trasse ab der Mittelstation stehen lassen sollen. Das wäre ein weiterer Lift, der ein bisschen Abwechslung bringen würde, ein paar Skifahrer binden könnte gegen zu volle Abfahrten, und - für diejenigen die es nicht mögen - das dauernde Abschnallen verringern könnte.
Für uns blieb es, wegen der im Vergleich zum Brunnenkogel eher flachen Abfahrt und auch wegen des aufkommenden Hungergefühls, bei genau drei Fahrten mit der EUB. Dann ging es zurück zur Bergstation des Pitzexpress zum Mittagessen.
Den Nachmittag verbrachten wir wiederum hauptsächlich an der GUB und der zugehörigen Abfahrt, die zwischenzeitlich nach Abzug der diversen Trainingsgruppen in voller Breite befahrbar war. Ab und zu schoben wir eine Fahrt mit dem SL dazwischen, gegen Ende ging es auch über die vollen 760 Höhenmeter zur Talstation der 6KSB. Und während am Vormittag der Himmel noch von einer milchigen Schleierbewölkung bedeckt war, kam mit fortschreitender Uhrzeit mehr und mehr blau zum Vorschein. So trug auch das Wetter seinen Teil zu einem gelungenen, vorgezogenen Saisonstart bei.
Um 15 Uhr endete der Skibetrieb, und nach einer kurzen Erfrischung an der Schirmbar machten wir uns auf den Weg gen Tal und weiter nach Hintertux.
Fazit für mich: Der Pitztaler Gletscher wird mich definitiv wiedersehen. Der Hang am Hinteren Brunnenkogel macht richtig Spaß, und auch wenn ich persönlich an so brettharten Pisten keine extreme Freude habe, machte dieser Tag auf jeden Fall Lust auf mehr. Auch und gerade wegen der Aussicht von 3440 m, mit dem Blick in die Dolomiten, in die Stubaier Alpen und in den Nordhang der Wildspitze.
Die Beschneiung der Mittelberg-Piste bis zum Gletscherrand, bergwärts gesehen links der EUB, wäre noch wünschenswert. Sie würde in einem Herbst wie diesem Quasi-Vollbetrieb ab Anfang Oktober ermöglichen. Aber auch so steht für mich der Pitztaler Gletscher nach Hintertux an Nr. 2 unter den fünf Tiroler Gletscherskigebieten, die ich gesehen habe. Und eine Fernerkogel-Erschließung wäre sicher äußerst interessant...
Einige Bilder:
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Oli und Jens auf der Piste vom Hinteren Brunnenkogl. Die offizielle Piste verläuft ganz links, der Rest des Hangs war morgens gesperrt für Trainingsgruppen.
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Stelvio-Feeling 1: Die Talstation des alten SL Mittelbergjoch 1 steht noch
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Die Bergstationen von 8EUB Mittelbergjoch und Pitz-Panoramabahn
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Die Panoramabahn mal aus einer etwas anderen Perspektive
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Stelvio-Feeling 2: Auch die Bergstation hängt noch
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Blick vom Hinteren Brunnenkogel zum Linken Fernerkogel und zum Rettenbachferner. Im Hintergrund die Stubaier Alpen, markant die Schaufelspitze über dem Windachferner, in etwa über der "Mitte" des Rettenbachferners sowie das Zuckerhütl, etwas links im Hintergrund hinter dem Gipfel des Linken Fernerkogels.
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Selbiges einen Stock tiefer am SL Brunnenkogel
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Wildspitze
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Bergstation am Hinteren Brunnenkogel, die Berge dahinter habe ich bereits benannt. Davor liegen zwei Holländer faul in der Gegend rum

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Hinterer Brunnenkogel im Gegenlicht
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Könnte eine nette Seilbahn geben: Linker Fernerkogel (rechts) vom Parkplatz aus gesehen.