Anfahrt:
Basel SBB - Bern - Interlaken Ost - Wilderswil. Mit dem IC von Basel und direktem Anschlusszug in gut 2 Stunden erreichbar
Wetter:
Kaiserlich... Sonnenschein bis ca. 16:00h, danach aufziehende Quellwolken. Trocken, warm und leicht windig.
Temperatur:
In Interlaken Nachmittags gute 26°, am Berg ca. 18 - 20°
Offene Anlagen:
Schynige Platte Bahn, Berner Oberland Bahnen, Männlichenbahn, Firstbahn, Wengernalpbahn
Geschlossene Anlagen:
Alles was es für den Wintersport braucht. Insb. sämtliche Sesselbahnen und Skilifte auf der First
Bewertung:






Es ist sowas wie die Ruhe vor dem Sturm, als ich um kurz vor sieben den Bahnhof erreiche. 31. Juli... morgen ist Nationalfeiertag. Und doch ist die Stimmung irgendwie anders. Vorfreude? Stolz? Man kann es kaum in Worte fassen, aber es herrscht einfach eine mystische Stimmung...
Punkt 07:01h setzt sich der Intercity in Bewegung und fährt in Richtung Olten. Auf der anschliessenden Neubaustrecke wird beinahe die Schallmauer durchbrochen. Bäume und Wiesen ziehen vorbei. Ein Bauernhof. Dann ein kurzes Wettrennen mit den Rasern auf der Autobahn. Bern wird erreicht und gleich wieder verlassen. Genauso ergeht es Thun, Spiez und Interlaken West. Schliesslich wird kurz vor neun Interlaken Ost erreicht. In der Schweiz haben auch Städte mit knapp über 5'000 Einwohnern mal zwei Bahnhöfe... kurz umsteigen in die Berner Oberland Bahn und nach vier Minuten Fahrt ist Wilderswil erreicht. Auf der anderen Seite des Perrons warten bereits zwei Züge der Schynige Platte Bahn.
Der Andrang ist gross und so wird ein weiterer Zug bereitgestellt. Rechts steht die Zugskomposition der Berner Oberland Bahn mit Niederflurtriebwagen. Links herrscht pure Nostalgie. Die Wagen und Lokomotiven der Schynige Platte Bahn könnten noch aus der Gründerzeit stammen. Es knarrt, es quietscht, es rumpelt. Wie damals 1893 als die Strecke eröffnet wurde...
Langsam setzt sich der Zug in Bewegung. Spätestens nach 100m wird klar, dass das Tempo sich nicht mehr steigern lässt. Die Lok fährt am Anschlag. Mit vielleicht 10 km/h. Die Entdeckung der Langsamkeit! So war Bahnfahren früher. Sehr sympatisch! Nach der Überquerung der Lütschine gehts auch schon steil bergauf zur Schynige Platte. Über etliche Kurven und Kehren, durch Tunnels und auf Brücken schnaubt sich der Zug nach oben. Bald ist die Station Breitlauenen erreicht und sogleich geht's weiter über eine langgezogene rechtskurve in den Grätli-Tunnel. Romantisch bis hierhin. Die Reisenden unterschiedlichster Etnien verständigen sich auf Englisch untereinander. Es werden Fotos geschossen. Eine Japanerin versucht zu schlafen. Jetlag vermutlich!
Nach dem Grätli-Tunnel sieht die Welt anders aus! Urplötzlich taucht das Dreigestirn am Horizont auf. Die Morgensonne taucht die Gipfel von Eiger, Mönch und Jungfrau in ein majestätisches Licht. Die gut erkennbare Bergstation auf dem Jungfraujoch wirkt wie ein Sandkorn im Meer. Rechts und Links davon ragen die von Schnee und Eis bedeckten Felswände fast senkrecht empor. Realität oder Modellbahnanlage? Einfach traumhaft.
Kurz darauf ist die Station Schynige Platte erreicht und ich mache mich sogleich auf den Weg in Richtung Faulhorn und danach weiter zur First. Die Wanderzeit wird mal mit fünfeinhalb mal mit sechs Stunden angegeben. Es ist bereits halb elf und die letzte Gondel fährt um sechs Uhr Abends... es sollte eigentlich reichen!
Der Weg führt zuerst hinter der Schynige Platte auf ein kleines Hochplateau mit gewaltiger Flora und Fauna. Der intensive Duft der Alpenblumen und Gräser erfüllt, ja benebelt einen. Überall blühen Blüten in allen denkbaren Farben. Als Kuh stellt man sich so das Paradies vor! Es geht kurz bergab und sogleich ist der Panoramaweg erreicht. Auf dem Grat zum Loucherhorn bietet sich ein grandioser Tiefblick auf Interlaken, den Thuner und den Brienzersee sowie die umliegende Bergwelt. Der leicht kühlende Wind erinnert mich daran, dass dies die Realität ist. Fast zu schön um wahr zu sein.
Das Loucherhorn wird umrundet und das Sägistal wird sichtbar. Linkerhand steigt der Weg stetig an - vorbei an Schafen, Disteln und Geröll. Im Vergleich zur Schynige Platte eine völlig andere Landschaft. Unwirklich. Rauh. Kühl... Es geht weiter um den Berg herum und sogleich ist die Männdlenen-Hütte auf 2'344m erreicht. Ein kühles Bier, dann gehts direkt hinter der Hütte steil nach oben. Das Faulhorn mit Helikopterlandeplatz und Hotel wird sichtbar und erscheint doch in unerreichbarer Ferne...
Auf dem Grat steigt der Weg an nur um hinter der nächsten Kuppe wieder an Höhe zu verlieren. Über einige Kilometer geht dies so und das Faulhorn kommt endlich näher. Hundertscharen von Wanderern bereichern den Weg. Und doch kommt man sich nicht verloren vor. Der Weg ist belebt - nicht überfüllt. Vorbei am Faulhorngipfel ist der höchste Punkt auf knapp 2'600m erreicht und gleich danach geht es abwärts Richtung First. Der Bachalpsee kommt in Sichtweite und doch zieht sich der Weg über etliche Höhenmeter nach unten. Smaragdgrün ist das Wasser. Still. In der Wasseroberfläche spiegelt sich das Schreckhorn welches sich fast unbemerkt aufgebäumt hat. Im Vordergrund der liebliche, kleine Bachalpsee. Im Hintergrund die schroffen, steilen Felswände am Wetterhorn. Gegensätze könnten nicht schöner sein. Das Berner Oberland wohl auch nicht...
Wenige Minuten später wird die First erreicht. Wo im Winter Hochbetrieb auf den Pisten herrscht grasen im Sommer die Kühe. Sommerschlaf für die Sesselbahnen. Erholungspause für die sonst als Carvingautobahn genützen Pisten.
Die Gondelbahn bringt mich nach unten. Nach Grindelwald. Der Ort lebt. Auch hier tausende Touristen aus aller Welt. Die einen kommen von der First, die anderen fahren auf die kleine Scheidegg. Grosse Touristen. Kleine Touristen. Dicke, dünne, helle, dunkle, solche mit Pfannkuchengesicht und solche ohne. Alles friedlich. Der Eiger bewacht den Ort. Am Bahnhof angelangt gehts sogleich mit dem Zug zurück nach Interlaken Ost. Der Kreis schliesst sich wieder. Zurück nach Hause! Ja doch... Interlaken hat zwei Bahnhöfe verdient!
^^ Beginn der "Rundreise" in Wilderswil. Der Bahnhof ist nur besetzt, wenn die Schynige Platte Bahn fährt - also von Mai bis Oktober.
^^ Es geht bergauf und nach einigen Minuten Fahrt wird die Aussicht immer atemberaubender. Thunersee und Spiez im Hintergrund.
^^ Kurzer Halt am Bahnhof Breitlauenen, dann gehts gleich weiter rauf
^^ Panoramazug kurz nach der Station Breitlauenen. Eine malerische Strecke wie aus dem Bilderbuch
^^ Nach dem Grätlitunnel taucht das Dreigestirn auf. Ganz gewaltig!
^^ Wie auf der Modellbahnanlage... Panoramazug kurz nach dem Grätlitunnel
^^ Dann sind wir oben. Die eigentliche Schynige-Platte befindet sich rechts den Berg hoch. Der Panoramazug fährt gerade ein
^^ An den Hang geklebte Bergstation Schynige Platte. Die Fahrleitungen oberhalb von Breitlauenen müssen jedes Jahr im Herbst abgebaut werden - Lawinengefahr!
^^ Erstes Hinweisschild... Siebeneinhalb Stunden sollten reichen

^^ Ein Blick Richtung Grindelwald mit Wetterhorn, Ewigschneehorn und Schreckhorn
^^ Stetige Begleiter auf der rechten Seite - Eiger, Mönch und Jungfrau
^^ Blick nach vorne. Irgendwo da führt der Weg durch. Irgendwo da versteckt sich das Faulhorn
^^ Wegmarkierung...
^^ Nach kurzem Abstieg ist der Panoramaweg erreicht. Hinten versteckt sich der Brienzersee mit grünem Wasser während der Thunersee blaues Wasser hat...
^^ Die Stadt zwischen den Seen
^^ Bauruine des Mystery Parks. Für solche Verbrechen sollte man eigentlich gehängt werden
^^ Zahnradbahn auf der andern Seite des Sees. Ungefähr gleich Steil wie die Schynige Platte Bahn... das Brienzer Rothorn
^^ Zoom zum Jungfraujoch. Das muss auch Kaiserwetter gewesen sein da oben!
^^ Schreckhorn mit Wolken
^^ Finsteraarhorn auch mit Wolken
^^ Zwei Schafe im Sägistal. Sehr schöne Hochebene da oben!
^^ Einmal um den Hügel rum kommt die Männdlenen-Hütte in Sichtweise. Da gabs ne schöne Diskussion mit einem Biker der partout nicht kapieren wollte, dass auf der Strecke First - Schynige Platte Fahrverbot herrscht.
^^ Gleich hinter der Hütte gehts steil nach oben Richtung Faulhorn. Sogar Weissbier gibts hier - und dazu noch billiger als in jeder anderen schweizer Beiz!

^^ Jetzt wissen wir auch, warum das Faulhorn Faulhorn heisst... hier ist man so faul, dass man sich vom Heli bedienen lässt!
^^ Zoom zum Männlichen. Im Winter eine wahnsinns Carving-Autobahn
^^ Berghotel am Faulhorn
^^ Der erste Blick auf den Bachalpsee - dahinter das Wetterhorn
^^ Majestätisch... traumhaft... Bachalpsee mit Schreckhorn. SO machen die Alpen Spass!
^^ Blümelchen
^^ Paraglider an der First... Teilweise mit Stillstandsversuchen. Teilweise mit thermischem Auftrieb - plötzlich waren die gut 200Hm weiter oben
^^ UFO... Talstation der 4KSB Oberjoch mit Stationsgaragierung
^^ Zoom zur Grossen Scheidegg. Zum Glück musste ich da nicht mit dem Rennrad hoch

^^ Nochmal Oberjoch Express. Die Kühe stehn mitten auf der Skipiste. Frechheit!
^^ Das Ziel ist erreicht. Offizielle Wanderzeit: 6h, benötigte Zeit inkl. Pausen: 5h 10'
^^ Die Von Roll Vorzeige-Anlage... einfach sympatisch mit den Felswänden im Hintergrund
^^ Abwärts gehts - vorbei an lebenden Milchmaschinen
^^ Blick zurück zur First. Die Bahn macht eine extreme Kurve in der Station Schreckfeld. So ungefähr 150°
^^ Grindelwald ist erreicht. Juhu!
^^ Blick zurück... irgendwo da oben geht der Wanderweg rum
^^ Wunderschönes Städtchen braucht schönen Bahnhof... Interlaken Ost. 5'000 Einwohner, zwei Fünfsternhotels, acht Viersternhotels, DAS Touristenzentrum im Berner Oberland... und dennoch konnte es seinen Charakter behalten...