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3S-Bahn
Verfasst: 27.09.2003 - 20:08
von Dresdner
Soeben bei seilbahn.net gelesen:
Kitzbühel: Spektakulärer Seilbahnbau
Eine weltweit einzigartige Gondelbahn wird in Kitzbühel gebaut. Die Gondelbahn, eine sogenannte 3S-Bahn mit 2 Tragseilen und einem Zugseil wird in 400 Meter Höhe über dem Tal von Berg zu Berg führen und die beiden Skigebiete Hahnenkamm und Jochberg (Grat des Pengelsteins über den Saukasergraben bis zur Bergstation des Jochberger Talsenlifte) miteinander verbinden.
Die Bahn wird nur eine Stütze mit 80 Metern Höhe haben . Der Abstand Gondel zum Talboden 400 Meter, die Gesamtlänge der Bahn wird 3,7 Kilometer. Die Seilspannung beträgt 400 Tonnen. Für 30 Personen sind die Kabinen konzipiert, die Fahrzeit beträgt 9 Minuten. Mit je zwei Tragseilen und einem Zugseil werden die Kabinen geführt. Die Bahn ist dadurch sehr windstabil und das Fahrgefühl ist wie auf Schienen. Eine eigene Bergebahn mit einer Kabine muß paralell gebaut werden, da das Abseilen der Fahrgäste aus dieser Höhe nicht zulässig ist. Diese Bergebahn kostet fast soviel wie ein kleiner Lift. Die gesamte Investitionssumme beträgt 12,5 Millionen Euro, die Inbetriebnahme der Bahn ist für die Wintersaison 2004/2005 geplant. Demnächst soll die Bauverhandlung abgeschlossen und offiziell mit dem Bau begonnen werden.
Einige Fragen an die Technikspezialisten: Was sind die spezifischen Merkmale dieser Seilbahnart? Gibt es schon derartige Anlagen? Was sind die Vor- und Nachteile gegenüber "konventionellen USB"?
Pendolino
Verfasst: 27.09.2003 - 20:10
von Tinel
Alpin-Express in Saas-Fee.
Verfasst: 27.09.2003 - 20:14
von Michael Meier
Sieht aus wie eine Pendelbahn nur das die Kabinen in den Stationen gewendet werden. Also eine Umlaufbahn. Die Stützen sind allerdings die gleichen. Auch Seilreiter. Aber die Kabinen besitzen 3 Zillings Tellerfederpakete!
Davon gibt es bis jetzt 3 Stück.
2 in Saas Fee von Von Roll und eine in Val d'Isere von Doppelmayr.

Verfasst: 27.09.2003 - 20:21
von k2k
Hi Pendolino, von dieser Bahn haben wir vieles schon im Kitzbühel-Topic unter "News in den Skigebieten" besprochen.
Das System wurde von vonRoll anfang der 90er "erfunden" und in Saas Fee erstmals eingesetzt. Nachdem das Know-How von vonRoll mittlerweile an Doppelmayr gegangen ist, haben die das System adaptiert und in Val d'Isere letztes Jahr eine erste solche Anlage gebaut. Das System ist windstabil, man kann grosse Spannfelder überbrücken und hohe Förderleistungen erreichen - ähnlich wie beim Funitel.
Leitner hat wohl ebenfalls eine derartige Bahn im Programm, aber noch nirgends gebaut.
Verfasst: 27.09.2003 - 20:26
von Dresdner
Danke für die Antworten, buchstäblich im Sekundentakt.
Hat jemand Bilder von den bereits bestehenden Anlagen? Michas Bilder scheinen von einer Messe zu stammen, oder irre ich mich da?
Pendolino
Verfasst: 27.09.2003 - 20:43
von Michael Meier
Hier mal ein Big Bild von der Bahn in Isere.
Gute Bilder gibts im neuen Doppelmayr Jahrbuch 2003 mit dem Blaunen Titelblatt.
Verfasst: 28.09.2003 - 11:46
von Michael Meier
Do hab i no eines.
Werbung von Von Roll
Verfasst: 28.09.2003 - 12:09
von Michael Meier
Hier noch eins. Hab das obere Bild nochmals überarbeitet und die Texte rausgeschnitten.
Verfasst: 28.09.2003 - 12:22
von Ram-Brand
Wenn man es genau nimmt ist es eine Zweiseilbahn:
http://www.seilbahntechnik.net/content/ ... sprache=de
Also gibt es noch keine 3S Bahn.
Verfasst: 28.09.2003 - 14:19
von GMD
Die Bahn im Val d'Isére sieht ja fast wie der Alpin-Express aus. Das nennt man dann wohl Technologietransfer durch Firmenübernahme. Aber warum baut Doppelmayr dort eine 3S-Bahn und kein Funitel? Das ist doch ihre Spezialität!
Interessant auch das Leitner-Laufwerk. Offenbar denkt man auch dort an diese Technik. Gibt es schon konkrete Projekte oder gar eine existierende Leitner 3S-Bahn?
Verfasst: 28.09.2003 - 15:02
von Michael Meier
Technologietransfer.
Das hat Doppelmayr Thun höchst persönlich gebaut!
Leitner hats im Programm braucht nur noch einen der eine solche Bahn will!
Verfasst: 28.09.2003 - 16:44
von kaldini
@guyd: schau Dir die Bilder der Bahn mal an. Irgendwo im Forum hatten wir die vor kurzem. Die Trasse ist meiner Meinung nach nicht für ein Funitel gemacht (zu steil, zu wenig Stützenmöglichkeiten). Und man konnte die Stützen der alten PB weiterbenutzen.
Verfasst: 28.09.2003 - 19:49
von Theo
Die Bahn wurde komplett neu gebaut. Da wurde gar nichts von der alten Bahn verwendet. Die neu hat auch ein anderes Trasse, leich links von drer alten.
Verfasst: 28.09.2003 - 19:51
von starli
Also die Antriebstechnik dürfte im Vergleich mit einer/einem Funitel "einfacher" sein, weil man ja nur ein Antriebsseil hat. Im Punkto Windstabilität wird aber die/das/der Funitel weit überlegen sein, oder?
Wär das nicht auch was für die Eisgratbahn im Stubai? Könnte man evtl. auch die alten Stützen weiterverwenden ...
Verfasst: 28.09.2003 - 19:59
von Michael Meier
Stimmt. Dazu habe ich auch irgend wo ein Bild!


Ich halt ehrlich gesagt nicht viel von Funitel. Ich weis nicht wie ihr das seht aber iregnd wie sieht das für mich nach murks aus wenn man eine Seilscheine während dem betrieb abschleifen muss nur damit beide Seile immer genau gleich laufen. Da hat eine 3S-Bahn schon mehr vorteile auch wenn die Seilspur nicht so Breit ist. Zudem ist der Energieverbrauch dank dem Tragseil wesentlich kleiner.
@Theo woher kennst eigendlich du die Bahn?
Verfasst: 28.09.2003 - 22:49
von SkiBachelor
Here are some pictures from my Doppelmayr CTEC book.

Verfasst: 28.09.2003 - 23:05
von k2k
starli hat geschrieben:Im Punkto Windstabilität wird aber die/das/der Funitel weit überlegen sein, oder?
Das glaub ich nicht mal. Funitel hat zwar den Vorteil der breiteren Seilspur, trotzdem sollte die 3S-Bahn mindestens genau so windstabil sein, schon allein vom Eigengewicht der Kabine her. Und bei der 3S-Bahn kann kein Förderseil entgleisen. Michi, hast du genaue Zahlen über die zugelassenen Windgeschwindigkeiten?
Re: 3S-Bahn
Verfasst: 04.10.2003 - 19:40
von Gast
Pendolino hat geschrieben:Soeben bei seilbahn.net gelesen:
Die Seilspannung beträgt 400 Tonnen.
What kind of cables will they use? A 52 mm cable will break at 350 T.
400 T. x safety factor...
Please continue in German.
Verfasst: 05.05.2006 - 15:40
von Wombat
k2k hat geschrieben:
Das glaub ich nicht mal. Funitel hat zwar den Vorteil der breiteren Seilspur, trotzdem sollte die 3S-Bahn mindestens genau so windstabil sein, schon allein vom Eigengewicht der Kabine her. Und bei der 3S-Bahn kann kein Förderseil entgleisen. Michi, hast du genaue Zahlen über die zugelassenen Windgeschwindigkeiten?
In Saas Fee können sie den Alpin Express bis 80kmh Wind laufen lassen.
So neu ist BTW das Konzept einer 3SB nicht. Wenn ich das richtig sehe, dürfte die erste Bahn auf dem Schauinsland so gebaut worden sein.
http://www.bergwelt-schauinsland.de/geschichte.html
Verfasst: 05.05.2006 - 16:51
von Seilbahnjunkie
Nein, die Schauinsland Bahn ist nicht das, was wir heute unter einer 3S verstehen. Diese Bahn hat zwei Zugseile und nur ein Tragseil.
Der Vorgänger dieser Bahn war übrigens die erste Umlaufbahn der Welt.
Verfasst: 05.05.2006 - 18:25
von Christoph Lütz
Das Förderseil einer Doppelseilumlaufbahn (Funitel oder DLM) unterliegt offensichtlich einem sehr hohen Verschleiss. Ich habe mal gelesen, dass es einige Versuche gebraucht hat, ein einigermaßen brauchbares Seil zu entwickeln. Die DLM-Bahn am Gaislachkogel in Sölden hat in der Anfangszeit jährlich ein Seil verschlissen.
Förderseilpaare gab es in der Vergangenheit öfter auch bei Pendelbahnen. Von Roll hat in den 60er-Jahren so was schon mal öfter realisiert:
z. B. Stechelberg-Mürren (bergseitig), Mürren-Birg, Bernina-Lagalb (beide tal- und bergseitig). Auch die Seilbahn Eibsee-Zugspitze von heckel hat zwei Zugseile, hier allerdings gespleißt. Die Schilthornbahn verzichtet seit dem Umbau in den 80er-Jahren auf das 2. Zugseil, die alte 60er-Lagalbbahn hatte nur Probleme, dort wurden bis auf einen alle Seilreiter entfernt.
Zwei Förderseile haben eigentlich nur Nachteile, die 3S-Bahn ist weitgehend konventionell aus Bauteilen der Pendelbahn und der EUB konstruiert, das ist ihr großer Vorteil.
In den 90er-jahren hat Garaventa noch geglaubt, das Funitel werde sich im Gegensatz zur 3S-Bahn durchsetzen. Gebaut wurden bislang in der Schweiz aber nur zwei Funitel. Die dritte geplante Anlage in Zermatt wurde nicht gebaut. Somit mussten die Entwicklungskosten bei Garaventa, insbesondere für die Bergebahn, von zwei Anlagen getragen werden!
Von der 3S-Bahn gibt in der Schweiz ebenfalls 2 Sektionen mit etwa gleicher Summe an Betriebslänge. ...also patt!
Die Seilbahngesellschaft in Crans-Montana kann sich die Betriebskosten der Funitel aus meiner Sicht eigentlich dauerhaft gar nicht leisten. Ich meine, mit einer Pendelbahn mit 1000 P/h wären die zur Erschließung der einzigen Piste besser beraten gewesen.
Ich weiss, wovon ich spreche, habe dort über 10 Jahre Urlaub gemacht, immer in der Hochsaison an Weihnachten.
(Na gut, ich geb´s zu, bin Pendelbahnfan)
Verfasst: 05.05.2006 - 20:11
von Seilbahnjunkie
Die zwei Förderseile haben den Vorteil, das sie die Bahn windstabiler machen, aber natürlich nicht so stark wie zwei Tragseile.
Also bei Funitel vs. 3S gewinnt eindeutig das Funitel. mir sind in Europa nur drei 3S bekannt aber es gibt mindestens dreimal soviele Funitels. Wenn man es auf die Schweiz beschränkt hast du natürlich Recht. Aber diesen Sommer bekommen wir ja wieder eindrucksvoll bewiesen, dass das Funitel nicht durch die 3S abgelöst wurde wie einige im Forum schon behauptet haben.
Verfasst: 05.05.2006 - 20:15
von Wombat
@Seilbahnjunkie
Ok. Jetzt weis ich warum 2 der Seile so dünn aussehen auf den Bildern.
Rettungskonzepte
Verfasst: 05.05.2006 - 20:32
von Christoph Lütz
Jetzt aber nochmal eine Frage zu der unterschiedlichen Ausstattung der Bahnen in der Schweiz und in den übrigen Alpenländern:
Warum braucht man nur in der Schweiz bei einer Funitel oder 3S-Bahn eine unabhängige Rettungsbahn in Form einer einspurigen Pendelbahn, wenn das Gelände ein Abseilen nicht erlaubt. Der Aufwand für die Rettungsbahn ist enorm, wie bergen z. B. die Kitzbühler ihre Fahrgäste im Ernstfall? Was ist bei einem durch einen extremen Nothalt verursachten Seilüberwerfer des Zugseiles? Dieses kommt bei Pendelbahnen mit Doppeltragseil geklegentlich vor.
Es gibt offensichlich noch erhebliche Unterschiede bei den Bergungskonzepten in den einzelnen Ländern.
Verfasst: 05.05.2006 - 20:43
von k2k
Christoph Lütz hat geschrieben:Somit mussten die Entwicklungskosten bei Garaventa, insbesondere für die Bergebahn, von zwei Anlagen getragen werden!
Naja, so hoch waren die Entwicklungskosten von Garaventa vermutlich nicht. Die konnten sich am "Prototyp" in Val Thorens orientieren, da hatten sie (bzw. genauer WSO, die sie im Juli 1990 übernommen haben) ja immerhin schon Teile geliefert, der Kontakt war also da. Und die Bahnen ähneln sich auch sehr, z.B. identisches Antriebskonzept (auch wenn Garaventa ein doppelt gelegtes Förderseil statt zweier einzelner verwendet hat), selbe Gehänge, Klemmen usw.
Das 3S-Konzept ist der Funitel allerdings überlegen. Allein schon durch das Zweiseilkonzept benötigt eine 3S-Bahn weniger Antriebsenergie. Die Betriebskosten sind deutlich niedriger als bei einem Funitel (glaube ein Drittel oder so, müsste die Zahlen noch mal raussuchen).
Funitels sind komplex - zu komplex. Daher teuer, aber auch faszinierend 
Zur Rettungsbahn: Auch in Kitzbühel gibts eine Rettungsbahn, und der GB3 in Hintertux hat auch eine. Am GB3 fährt ein Wagen auf den Förderseilen zu den Kabinen. Wenn ich mich recht erinnere werden dann die Kabinen an diesem Wagen befestigt, die Seilklemmen gelöst und die Kabine zum nächsten Masten bzw. in siches Gelände bewegt. Kitzbühel funktioniert ähnlich (d.h. auch ein Bergewagen auf den Tragseilen), habe aber die Details im Moment nicht parat.
Ich würde aber diese konzeptionellen Unterschiede eher bei den verschiedenen Herstellern suchen als bei der Tatsache daß es sich um unterschiedliche Länder handelt.