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San Bernardino per Fahrrad | 11.8.09

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piano
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San Bernardino per Fahrrad | 11.8.09

Beitrag von piano »

San Bernardino per Fahrrad am 11.8.09

Manche hier im Forum sind vermutlich ziemlich häufig auf dem Fahrrad anzutreffen, ich schaue mir ehrlicherweise öfter Velorennen im TV an als dass ich selber auf den Sattel steige. Trotzdem war die Idee einer Passfahrt schon seit längerer Zeit vorhanden, nun sollte sie umgesetzt werden. Wenn schon sollte es auch ein echter Pass sein, einer über den Alpenhautpkamm. Da bot sich zwangsläufig der San Bernardino an, denn dank der Fernverkehrsstrasse ist die eigentliche Passstrasse fast gänzlich vom Verkehr befreit. Ausserdem führt die Route 6 von Veloland CH über den San Benardino, weshalb über die ganze Strecke hinweg ein Veloweg markiert ist.
Bei Hin- und Rückreise am gleichen Tag war es mir zu mühsam, das eigene Bike immer mitzuschleppen, deshalb entschied ich mich, nach der Anfahrt über Zürich und Chur bei der "Rent a bike"-Station am Bahnhof Thusis ein Fahrrad zu mieten, welches ich abends in Bellinzona abgeben konnte. Es dürfte an der Natur der Sache liegen, dass man da kein Top-Velo erwarten kann, dennoch ist dies ein willkommener Service. Trotzdem ungewöhnlich, sich mit einem City-Bike auf eine längere Tour zu begeben. 100km zwischen GR und TI, von Thusis bis Bellinzona, total 1500 Höhenmeter sind die Hard Facts, doch mich interessierte mehr das Befahren verschiedener Landschaften und Höhenzonen, die 3 zu querenden Sprachregionen, oder auch einfach mal die Gelegenheit, den Kopf "durchzulüften". Verständlicherweise legte ich das Augenmerk dabei aber nicht auf das Fotographieren.
Nach kurzem Einkauf in Thusis gings dann um Viertel nach Neun auch endlich los und gleich rein in erste steile Rampen. Ein mulmiges Gefühl befiel mich beim Befahren der verschiedenen Tunnels rund um die Via Mala Schlucht. Unglaublich, wie viel Lärm da ein einziges Auto infolge Schallreflexion produzieren kann. Dann die erste Ebene im Val Schons mit seinen wunderbar erhaltenen Dörfern Zillis und Andeer. Besonders letzteres gefiel mir mit seinen verwinkelten Gässchen und dem allgegenwärtigen Kopfsteinpflaster.

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RhB Bahnhof Thusis, Startpunkt auf 697 m.ü.M.

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Tiefen der Via Mala

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einer der vielen Tunnels auf den ersten Kilometern

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weiterer Verlauf der Schlucht

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im Val Schons bei Zillis

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im Dorfkern von Andeer

Da die A13 während grossen Teilen in Tunnels geführt wird, hielt sich die Lärmbelastung sehr in Grenzen. Dabei sorgte auch die leichte Bewölkung stets für Temperaturen im angenehmen Bereich. Stetig gings bergauf, mal steiler, mal flacher, während der Durchfahrt der Rofla-Schlucht die ersten Serpentinen. Mit dem Stauwehr des Sufnersees erschien das erste Tagesziel ziemlich überraschend nach einem längeren Waldstück. Zeit für eine kleinere Rast in idyllischer Umgebung. Das Rheinwaldner Hochtal ist für mich sowas wie das kleine Engadin - dank dem Stausee und den lichten Nadelwäldern.

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Rofla-Schlucht

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auf dem Stauwehr des Sufnersees (1415 m.ü.M.)

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nochmals der Sufnersee, der sich schön in die Landschaft einfügt

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das Mietfahrrad, naja...

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Blick auf die Gondelbahn ins Skigebiet Splügen - offenbar ohne Sommerbetrieb

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das dreisprachige Patrizierdorf Splügen mit seinem wunderbar erhaltenen Ortskern

Ich hatte keine Lust auf kilometerlanges Fahren mit 5 Metern Seitenabstand zur A13 und folgte deshalb nicht der eigentlichen Strasse, sondern dem markierten Fahrweg. Bereits zuvor beim Sufnersee führte dieser auf einem Schotterweg dem Südufer entlang, und nun sollte es doch recht heftig werden. Einerseits giftige Zwischensteigungen am Nordhang mit anschliessenden Abfahrten, andererseits der Saumpfad zwischen Medels und Nufenen. Landschaftlich zwar eine Wucht, doch Pfützen, Schlaglöcher, steinige Anstiege und gar einige Bachdurchquerungen waren definitiv nicht die geeignete Unterlage für das ungefederte City-Bike (und dessen Kette...) und zehrten folglich an den Kräften.

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zwischen Medels und Nufenen im Rheinwald

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immer den roten Pfeilen der Route 6 nach... Dank der vorbildlichen Beschilderung verfuhr ich mich kein einziges Mal.

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Nufenen, politischer Hauptort des Hochtals

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einer der Abschnitte parallel zur A13

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Nordportal San Bernardino auf 1610 m.ü.M., dahinter ist die Passstrasse erkennbar

Rund um Hinterrhein herrschte eine ziemlich düstere Stimmung - die Berggipfel waren von den Wolken verdeckt, die üblichen militärischen Schiessübungen bildeten dazu den Soundtrack. Ein letztes Mal Wasserflaschen auffüllen (am Dorfbrunnen), Rucksack anziehen und auf gings. Besonders die vergangenen Kilometer auf dem Schotterweg waren nun immer stärker in den Beinen zu spüren. Total 25 Kehren zählt die Nordrampe, die Meter für Meter anstrengender wurde. Die Fahrt entwickelte sich zum Kampf gegen die schmerzenden Beine. Zeit hatte ich genug, so gönnte ich mir bei einer Aufhellung ein Sonnenbad auf einer Steinmauer. Gegen Ende des Anstiegs wurde die Strasse nach und nach flacher, die Umgebung karger, bis schliesslich die Scheitelhöhe doch noch erreicht war und sich eine gewisse Freude breit machte.

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Scheitelsee auf der Passhöhe des San Bernardino (2065 m.ü.M.)

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das etwas baufällige Ospizio auf der Wasserscheide

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Beginn des kilometerlangen Kurvenlabyrinths der Passstrasse

Sprechen wir sonst von Pistentrassierungen, sei hier die geniale Strassentrassierung der Südrampe erwähnt. Das kilometerlanges Kurvengeschlängel, das weit mehr als 1000 Höhenmeter in die Tiefe führt, machte echte Spass zum Runterbrettern, mit Ausnahme der bitteren Gegensteigung beim Dorf San Bernardino. Auch im Misox - eines der 5 Bündner Südtäler - war wieder ein Fahrweg abseits der Strassen markiert, dieses Mal allerdings ein asphaltierter. Passend zur mediterranen Umgebung wurde es heisser und heisser, die 30°C sorgten für Schweiss... Nun zeigte sich, dass das Mietvelo so seine Tücken hatte; der Sattel rutschte immer wieder nach unten und provozierte so mehrere Zwischenstopps.

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Südportal des Strassentunnels

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Dorf San Bernardino

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Einfahrt ins Misox

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Mesocco an der Südrampe des Passes

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einer der vielen Wasserfälle im Misox

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Blick zurück nach Roveredo, dem Schweizer Glutofen

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endlich Tessin!

Nochmals kam ein längeres Stück Schotterweg zur Umfahrung der hier stark befahrenen Strassen. Dann endlich war Bellinzona auf gerade mal 230 NN erreicht, mehr als 50 km von der Passhöhe entfernt und in völlig anderem Ambiente. Fahrrad abgeben, waschen, umziehen, Nachtessen am Bahnhofskiosk kaufen und ab in den 19:00-Zug. Über den San Bernardino kam ich in den Süden, über den Gotthard sollte es zurückgehen. Infolge Tiefschlafs bemerkte ich davon aber nicht mehr allzuviel...

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Oscar
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Re: San Bernardino per Fahrrad | 11.8.09

Beitrag von Oscar »

MIt dem Rad? RESPEKT! Bin die Strecke auch mal gefahren alledings dann weiter zum Nufenenpass abgezweigt! Hat sich nicht viel geändert seit dem, kann miur aber vorstellen, dass dieses Fahrrad dir etwas Kraft gekostst hat
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GMD
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Re: San Bernardino per Fahrrad | 11.8.09

Beitrag von GMD »

Der Nufenenpass verbindet das Tessin mit dem Wallis, liegt also, trotz des Ortes Nufenen, woanders. Meintest du den Splügenpass?
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Re: San Bernardino per Fahrrad | 11.8.09

Beitrag von 3303 »

Schöne Tour und mein besonderer Respekt dafür, das auch noch mit diesem Fahrrad gemacht zu haben.
Die wunderbare Trassierung der Südrampe kann ich bestätigen.
Überhaupt ist der Pass auch einer der landschaftlich besonders schönen.
Leider kenne ich das Hospiz nur im Nebel, so dass ich unbedingt nochmal bei schönem Wetter hin muss :)
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Re: San Bernardino per Fahrrad | 11.8.09

Beitrag von DL1EL »

Respekt :!:
Mit diesem Fahrrad diese Strecke ist echt der Hammer. Das wiegt ja locker 25 kg und mehr.

Ich spreche aus langjähriger Erfahrung zu dieser Strecke, die ich bisher nur in Teilstücken mit dem MB gefahren bin.

LG
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piano
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Re: San Bernardino per Fahrrad | 11.8.09

Beitrag von piano »

Danke fürs Feedback.
DL1EL hat geschrieben:Das wiegt ja locker 25 kg und mehr.
Wir können die Kirche auch im Dorf lassen. Allzu schwer fand ich das Fahrrad nicht, wenngleich mir der Vergleich zu einem Rennrad fehlt.
3303 hat geschrieben:Die wunderbare Trassierung der Südrampe kann ich bestätigen.
Überhaupt ist der Pass auch einer der landschaftlich besonders schönen.
Alles oberhalb 1800 Metern ist schon etwas karg, aber darunter durchfährt man in der Tat die verschiedensten Landschaften. Apropos Trassierung möchte ich noch anmerken, dass ich es spannend fand, an den verschiedenen Rampen den Strassenverlauf der A13 und jener der "normalen" Strasse miteinander zu vergleichen. Einerseits die Variante am Hang mit weiten Schlaufen, vielen Tunnels und einigen Viadukten, und andererseits die schmale Strasse in nähe des Talbodens mit vielen engeren Kurven und einzelnen Rampen. MMn beide ansprechend und verhältnismässig in die landschaftlichen Gegebenheiten angepasst, ausser bei Pian San Giacomo gibt es nirgends übermässig Betonverhau.
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Vadret
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Re: San Bernardino per Fahrrad | 11.8.09

Beitrag von Vadret »

piano hat geschrieben:Bild
Hmm, die N13 im Misox braucht wohl auch langsam eine Gesamtsanierung 8O 8O
SEIT 150 JAHREN DAS EIN UND ALLES...
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Re: San Bernardino per Fahrrad | 11.8.09

Beitrag von xcarver »

cooler trip 8) und respekt mit dem fahrrad :D
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Re: San Bernardino per Fahrrad | 11.8.09

Beitrag von philipp23 »

Nicht schlecht, mit dem Fahrrad da rauf und runter... Bin den landschaftlich wirklich sehr schönen Pass selbst letzten Samstag in die andere Richtung gefahren, allerdings mit dem Auto. Sowohl die Straßentrassierung, als auch der See auf der Passhöhe haben mir sehr gut gefallen.
In Splügen (schöner Ort!) gibt es an der EUB wohl auch deshalb keinen Sommerbetrieb, weil die Splügenpassstraße (mit im übrigen äußerst spektakulärer Südrampe) mehrfach die Bahntrasse kreuzt. Ein Sommerbetrieb der Gondel hätte somit wohl erhebliche Baumaßnahmen entlang der Straßenkreuzungen zur Folge gehabt.
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